Günter Grass  


Fachliche Leistung

Mit seinem Roman Die Blechtrommel (1959) schuf Grass eines der bedeutendsten Werke der deutschen Literatur nach 1945. Sein Stil zeichnet sich durch drastischrealistische Detailbeschreibungen und grotesk-phantastische Handlungsabläufe aus.

In seinen meist zeitkritischen Texten benutzt er in Anlehnung an den Schelmenroman häufig satirische Mittel. Grass' Werke zeichnen sich insbesondere durch ihr politisches Engagement und Gesellschaftskritik aus.
Grass begann seine schriftstellerische Laufbahn als Lyriker. Seine Gedichtbände fanden allerdings wenig Beachtung beim Lesepublikum. Auch seine Theaterstücke waren im Vergleich zu den späteren Romanen wenig erfolgreich. Grass erster Roman Die Blechtrommel (1959) begründete seinen Weltruhm. Über die Figur Oskar Mazeraths, der im Alter von drei Jahren beschließt, mit dem Wachsen aufzuhören, wurde das engagierte Projekt einer Bestandsaufnahme von Kriegs- und Nachkriegsgeschichte aus der "Froschperspektive" eines bisweilen dämonisch-amoralischen Außenseiters formal wie thematisch brillant umgesetzt. Die 1979 entstandene filmische Bearbeitung von Volker Schlöndorff wurde mit einem Oscar für den besten nicht englischsprachigen Film ausgezeichnet. Gemeinsam mit der Novelle Katz und Maus (1961) und dem Roman Hundejahre (1963) wurde
Die Blechtrommel später zur so genannten Danziger Trilogie zusammengefasst.

1977 erschien mit Der Butt ein weiterer bedeutender Roman des Autors, der nach einer politisch-engagierten Schreibphase im Bestreben nach Authentizität wieder mehr von ästhetischen Interessen zeugt. Wie in der Blechtrommel, so wird auch hier Danzig zum Mikrokosmos eines historisch von der Jungsteinzeit bis in die Gegenwart gespannten Erzählraums, um von der Hybris der Menschheit angesichts ihrer drohenden Selbstvernichtung zu berichten.

Grass Roman Ein weites Feld (1995), in dem sich der Autor mit der Problematik der deutschen Wiedervereinigung auseinandersetzt, wurde äußerst kontrovers aufgenommen.

Sein Roman Mein Jahrhundert (1999) fügt sich mit seinen einhundert Geschichten zu einem epischen Bilderbogen des 20. Jahrhunderts. Nicht die Großereignisse liegen dem Autor am Herzen. Es sind die Nebenschauplätze, die er aufspürt, oft scheinbar Unwesentliches, das bei näherer Betrachtung aber schlagartig zur Erhellung des Ganzen beiträgt. Seine Romanfiguren gehören nicht zu denen, die Geschichte machen, sondern zu denen, die als Zeugen Geschichte erleben und erleiden.
Mit Im Krebsgang. Eine Novelle (2002) hat Grass der größten Katastrophe in der Geschichte der Seefahrt eine historische, dabei aktuell-brisante Novelle gewidmet. Seine Schilderung des tragischen Untergangs der "Wilhelm Gustloff" am 30. Januar 1945 mit 6.100 Flüchtlingen an Bord fördert ein menschliches Drama zu Tage, das bis in unsere Gegenwart hineingreift. 1999 wurde Grass für sein Lebenswerk mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.