Gustav
Ludwig
Hertz 
Fachliche Leistung
Gemeinsam mit dem Physiker James Franck führte Hertz Stoßversuche
zwischen Elektronen und Quecksilber-Atomen durch und studierte die Wirkung
von Elektronenstößen auf Atome. Grundlage ihrer Untersuchungen
bildete die Plancksche Hypothese der quantenhaften Absorption oder Emission
von Energie bei atomaren Prozessen. Danach erfolgt die Abgabe oder Aufnahme
von Energie nicht kontinuierlich, sondern nur in Portionen.
Die 1912 begonnenen Untersuchungen zeigten, dass die Elektronen von den Gasatomen
nach den Gesetzen des vollkommen elastischen Stoßes reflektiert werden,
solange ihre Geschwindigkeit unterhalb einer gewissen kritischen Größe
bleibt.
Im elektrischen Felde nahmen sie daher - praktisch unbeeinflußt durch
die Zusammenstöße - fortlaufend Energie auf, bis sie die kritische
Geschwindigkeit erreicht hatten. Dann erfolgte eine vollständige Energieabgabe
bei einem der folgenden unelastischen Stöße. Damit ließ sich
die vordem unerklärlich gewesene niedrige Zündspannung bei den Edelgasen
zum ersten Mal verstehen.
Die kinetische Energie eines Elektrons der kritischen Geschwindigkeit passte
nun genau zu der Quantenenergie der Resonanzstrahlung des beschossenen Atoms.
Besonders gut ging dieser Vergleich bei dem Experiment mit Quecksilberdampf
auf, bei welchem diese Energie zu Ekrit
= 4,9 e V gemessen worden war. Hertz und Franck machten die für die Entwicklung
der Quantentheorie bedeutende Entdeckung, dass die Atome mit der gleichen
Energie quantenhaft angeregt und durch UV-Strahlung abgeregt werden.
Die Ergebnisse dieser Experimente gelten als erster Beweis der Quantentheorie
des deutschen Physikers Max Planck. Franck und Hertz erhärteten damit
die Vorstellung von den getrennten, nicht kontinuierlichen (diskreten) Energieniveaus
und den Übergängen zwischen diesen bei Absorption bzw. Emission
von Energiequanten.
Erst 1917 wurde der Zusammenhang der Franck-Hertz-Versuche mit der Bohrschen
Atomtheorie erkannt. Die Franck-Hertz-Versuche hatten in der Tat den ersten
unmittelbaren Beweis für die Existenz der von Niels Bohr ad hoc postulierten
stationären Energiezustände der Atome geliefert. Sie erwiesen sich
als glänzende Bestätigung der Bohrschen Vorstellung von diskreten
Energieniveaus in der Atomhülle.
Für ihre Arbeiten zur Elektronenstoßmethode konnten Hertz und Franck
1925 den Nobelpreis für Physik in Empfang nehmen.
Ab 1927 entwickelte Hertz seine Gastrennungsmethode zur Isotopentrennung.
Das Verfahren ermöglicht es, chemisch gleichartige Atome, die sich nur
geringfügig in der Masse unterscheiden, voneinander zu trennen. Er errichtete
eine mit Diaphragmen arbeitende Trennkaskade, mit der ihm 1934 die Trennung
der Neon-Isotope 20 und 22 sowie die Reindarstellung des schweren Wasserstoffs
gelang.
Nach Kriegsende war Hertz der bedeutendste unter den rund 200 deutschen Forschern,
die in die Sowjetunion gebracht wurden. Bei Sotschi am Schwarzen Meer arbeitete
Hertz auf den Gebieten der Atomforschung und des Überschalls und an der
Entwicklung des Radars. Später war er zusammen mit anderen deutschen
Wissenschaftlern in der neu eingerichteten sowjetischen Atomforschungsstätte
Agudzeri bei Suchum am Schwarzen Meer tätig. Er verfügte dort über
einen großen Mitarbeiterstab von deutschen und sowjetischen Fachleuten.
Bei seinen dortigen Arbeiten ging es vor allem um die Trennung von Isotopen,
wobei Hertz eine erfolgreiche, auch auf industrieller Basis verwertbare Trennungsmethode
erarbeitete.
Außerdem wirkte er an der Errichtung riesiger Trennanlagen zur Anreicherung
des Uran-Isotops 235 mit.