St.
Petersburg im 18. Jahrhundert
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Das ehemalige
Chemische Laboratorium, die ehemalige Müllersche Villa, Hausnummer 1 (heute
Junges Theater) und das benachbarte Accouchierhaus gehören zur den Höhepunkten
der Göttinger Architekturgeschichte, da sie einen direkten Vergleich zwischen
dem Baustil des ausgehenden 18. und dem fortgeschrittenen 19. Jahrhundert
erlauben. Als erster
Institutsdirektor lebte und arbeitete hier Johann Friedrich Gmelin. Von
1836 bis zum seinem Tod im Jahr 1882 wohnte und arbeitete der bedeutende
Chemiker Friedrich Wöhler im alten
Laboratorium.
Die Göttinger
Universität verlieh Lermontowa 1874 den Doktorgrad und dies, obwohl
Lermontowa ihre Doktorarbeit unter der Förderung des Chemieprofessors
August Wilhelm Hofmann in Berlin verfasst hatte. Dieser Umstand hat seinen
guten Grund: Es war damals schwierig, eine Universität in Deutschland
zu finden, die bereit war, eine Frau zu promovieren. Die Göttinger
Universität jedoch hatte bereits im Jahre 1787 eine Frau, Dorothea
Schlözer nämlich, promoviert, wenngleich bekanntlich nicht in
einem regulären Verfahren. Dem unmittelbaren Vorbild Kowalewskajas
folgend, die einen erfolgreichen Antrag auf eine Göttinger Promotion
in absentia gestellt hatte und - also wiederum nicht in einem regulären
Verfahren - promoviert worden war, reichte Lermontova am 25. Juli 1874
an der Göttinger Universität einen Antrag auf Zulassung zur
Promotion ein (Titel der Dissertation: "Zur Geschichte der Methylenverbindungen")
und bat in einem Schreiben vom 28. Juli 1874 um den Erlass der mündlichen
Prüfung. Beide Anträge wurden in der Göttinger Fakultätsratssitzung
am 9. August 1874 diskutiert; die Zulassung zur Promotion wurde befürwortet,
der Erlass der mündlichen Prüfung jedoch abgelehnt. Nachdem Lermontowa
am 18. September 1874 der Göttinger Universität mitgeteilt hatte,
dass sie bereit sei, sich einer mündlichen Prüfung im Hauptfach
Chemie und Nebenfach Physik zu unterziehen, wurde die Prüfung auf
den 24. Oktober 1874 festgelegt. Lermontowa wurde in der Wohnung des Dekans
Prof. Lotze von Prof. Wöhler (anorganische Chemie), Prof. Hübner
(organische Chemie) und Prof. Listing (Physik) geprüft und erhielt
das Prädikat "magna cum laude". |