Otto Hahn  


Fachliche Leistung

Hahn war einer der Begründer und der erfolgreichsten Pioniere der Radiochemie.
Gemeinsam mit Lise Meitner und Otto von Baeyer gelang es ihm 1910 zum ersten Mal, Betastrahl-Spektren von einer Reihe radioaktiver Strahlen zu erhalten. Dieses Verfahren spielt in der modernen Atomforschung eine wesentliche Rolle. Gemeinsam mit Meitner entdeckte Hahn 1918 das Element 91, das Proactinium, welches den Schlüssel zur Klärung der Zerfallserscheinungen der radioaktiven Elemente darstellte.

1934 begannen Hahn und Meitner mit Fritz Straßmann ihre Versuche über die Vorgänge bei der Bestrahlung von Uran mit Neutronen. Ende 1938, als Meitner Deutschland bereits hatte verlassen müssen, kam Hahn mit Strassmann zu dem völlig unerwarteten Ergebnis, dass durch Bestrahlen des Urans mit Neutronen ein ganz neuartiger Prozess eintritt, nämlich die explosionsartig verlaufende Zerspaltung des Urans in mittelschwere Elemente.

Die Atommassen der beim Neutronenbombardement von Uran entstandenen radioaktiven Isotope der Elemente Barium, Lanthan und Cer waren etwa halb so groß wie die von Uran. Erklärbar war dies nur durch die Spaltung des schweren Uranatomkerns. Diese Spaltung war von der Freisetzung großer Energiemengen und energiereicher Neutronen begleitet, die selbst wiederum neue Kernspaltungen bewirkten. Sie konnte eine Kettenreaktion auslösen, die den Bau von Atomreaktoren, aber auch von Atombomben ermöglichte. Am 2. Dezember 1942 gelang es einer amerikanischen Arbeitsgruppe unter Enrico Fermi in Chicago erstmalig, in einem Atommeiler diese Kettenreaktion in Gang zu bringen.

Der beobachtete Zerfall des schweren Elements Uran bei Beschuss mit langsamen Neutronen in zwei mittelschwere Kerne hatte weitreichende Konsequenzen und machte Hahn zum "Vater des Atomzeitalters". Seine Entdeckung bildete den Ausgangspunkt für die von den Physikern der ganzen Welt durchgeführten Versuche zur Nutzbarmachung der Atomenergie, deren letztes Ergebnis die Atombombe war.

Am 6. und 9. August 1945 explodierten die ersten Atombomben über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki. Hahn war über diese Anwendung seiner Entdeckung tief deprimiert. Wiederholt ergriff er in Sorge über die nun mögliche Selbstvernichtung des Menschen das Wort für eine friedliche Anwendung der Kernenergie.