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Kapitel 1 - Der Grundstock im Jahre 1734 | Übersicht |


7 Die Farbe des Lichts

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Isaac Newton:
Opticks or a Treatise of the reflexions, refractions, inflexions and colours of Light.
Also two treatises of the species and magnitude of curvilinear figures.
London: Samuel Smith and Benjamin Walford, 1704.
Signatur: 4° Phys. III, 2200 Rara
Provenienz: Königliche Bibliothek Hannover, 1734

Trommler
4° Phys. III, 2200 Rara (Ausschnitt)
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Isaac Newtons (1643 – 1727) Opticks hatte ein völliges Umdenken in der Bewertung von Licht und Farben zur Folge. Das Werk entstand in jenem annus mirabilis von 1666 bis 1667, als er gezwungen war, London wegen der Pest zu verlassen und auf dem Landsitz seiner Mutter Zuflucht zu suchen. Dort machte Newton drei grundlegende Entdeckungen: die allgemeine Schwerkraft, die Infinitesimalrechnung und die Zusammensetzung des weißen Lichts. Newtons Aufsatz „New Theory of Light and Colors“ über die Zusammensetzung des weißen Lichts erschien 1672 in den Philosophical Transactions. Darin beschreibt er sein berühmtes doppeltes Prismen- Experiment, in dem ein Strahl weißen Lichts auf ein Prisma trifft und mittels eines Vorgangs, der heute als Dispersion bezeichnet wird, ein Spektrum erzeugt. Mit dem Experiment bewies Newton, dass Licht aus Strahlen zusammengesetzt ist, die unterschiedlich brechbar sind.

Unmittelbar nach der Veröffentlichung traten Kritiker auf den Plan, die an der neuen Theorie zweifelten. Newton geriet in eine Krise, die ihn beinahe von einer weiteren Beschäftigung mit diesem Thema abgebracht hätte. Erbittert stritt er für seine Überzeugung und bemühte sich um eine deutlichere Formulierung seiner Forschungsergebnisse. Die Auseinandersetzungen führten zu einer Abkühlung der Beziehungen mit den führenden Fachkollegen Newtons, darunter Robert Hooke in England, Gottfried Wilhelm Leibniz in Deutschland, René Descartes in Frankreich und Christian Huyghens in Holland, die sämtlich die Meinung vertraten, dass Licht sich wellenförmig in einem Äther ausbreite.

Mehr als drei Jahrzehnte später erschien Opticks (1704) als ausführliche Darstellung der Newtonschen Theorien über Licht und Farben. Auf sorgfältigen Experimenten basierend, definierte es gleichzeitig die Farben nach mathematischen Prinzipien und legte damit die Grundlage für eine neue Forschungsrichtung in der physikalischen Optik. Zusätzlich beschrieb Newton seine Methode in einer Reihe von Anhängen oder „Queries“. Hier verteidigte er seine Vorstellungen über die Schwerkraft gegen diejenigen seiner Gegner, die die Gravitation als „okkulte Qualität“ bezeichneten. Newtons Gesamtwerk blieb während des 18. Jahrhunderts umstritten. Zu seinen Gegnern zählte auch Johann Wolfgang von Goethe, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Farbenlehre entwickelte, die Newtons Werk in Frage stellte (s. Nr. 43).

(KMO)