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33 Das schönste Buch der Renaissance
Beschreibung | Großbild
Francesco Colonna:
Hypnerotomachia Poliphili.
Venedig: Aldus Manutius, Dezember 1499.
Signatur: 4° Fab. Rom. I, 7351 Inc. Rara
Provenienz: Auktion Thomas Osborne, 1753
Der Roman mit dem merkwürdig klingenden griechisch-lateinischen Titel, den man im Deutschen vielleicht mit Poliphilos Erzählung vom Kampf zwischen Liebe und Schlaf wiedergeben könnte, erschien 1499 anonym in einem berühmt gewordenen Druck des Aldus Manutius (1450 – 1511). Die 38 Kapitelinitialen bilden ein Akrostichon, das den Verfasser preisgibt: POLIAM FRATER FRANCISCUS COLUMNA PERAMAVIT. Es handelt sich um den Dominikanermönch Francesco Colonna (1433 – 1527) vom Kloster SS. Giovanni e Paolo in Venedig, der zwischen 1455 und 1472 als Lektor der Rhetorik und Grammatik sowie fremder Sprachen tätig war. Die Traumerzählung schildert, wie Poliphilo auf der Suche nach seiner Geliebten Polia, von wechselnden Personifikationen menschlicher Eigenschaften und Ideen geleitet, eine utopische Kunst- und Architekturlandschaft durchwandert, bis er schließlich der als Nymphe verschleierten Geliebten begegnet. Im Tempel der Venus gibt sich Polia endlich ihrem Geliebten zu erkennen. Nach dem Verlöbnis des Paares und einer Wanderung durch eine alte Nekropole werden die Liebenden von Amor zu Schiff auf die Insel Cythera gebracht, wo sie den Nymphen berichten, welche Hindernisse sie zu überwinden hatten, bis sie endlich glücklich vereint waren.
Wichtiger als der Inhalt des Romans ist jedoch die druckgeschichtliche Bedeutung dieses Buches, das wegen seiner überragenden Typographie und der hohen Qualität der Holzschnittillustrationen als eines der schönsten Bücher aller Zeiten gilt. Textblöcke und Illustrationen sind auch bei wechselnden Bildgrößen der Holzschnitte durchgängig harmonisch aufeinander abgestimmt. Durch Einzüge und trichterförmig auslaufende Abschnittsenden sowie durch Einsatz von Versalien und Einfügen von Initialen wird der streng aufgebaute Satz aufgelockert und wirkt dennoch immer ausgewogen und ruhig. Für die Hypnerotomachia Poliphili entwickelte Aldus Manutius eine eigene Antiqua-Type, die auf künftige Antiquaschöpfungen von Schriftkünstlern wie Collines, Garamond oder Caslon einen deutlichen Einfluss ausübte. Der Künstler der großartigen Holzschnitt-Illustrationen konnte bislang nicht bestimmt werden; er wird dem Umkreis von Mantegna und Bellini zugerechnet. Unter den zahlreichen Druckwerken aus der Offizin des Aldus Manutius nimmt dieses einzigartige Buch auch deshalb eine Sonderstellung ein, weil Aldus nur wenige mit Buchschmuck ausgestattete Werke herausgegeben hat.
(HR)