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37 Die Kunst des Destillierens

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Hieronymus Brunschwig:
Liber de arte Distillandi de Compositis.
Straßburg: [Johann Grüninger], 1512.
Signatur: 4° Med Chem. 72/7 Rara
Provenienz: Auktion Ansbach, 1776

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4° Med Chem. 72/7 Rara (Ausschnitt)
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Hieronymus Brunschwig wurde 1450 in Straßburg geboren. Er studierte Medizin in Bologna, Padua und Paris, vermutlich aber ohne einen Magistertitel zu erlangen, da ihn keines seiner Werke mit einem akademischen Titel erwähnt. Als praktizierender Arzt wagte er gegenüber den klassischen und arabischen Autoritäten der „Schulmedizin“ gelegentliche Abweichungen. Vorbildlich wurden seine Behandlungsweisen von Schusswunden. Nachdem er einige Jahre als Wundarzt und Chirurg im süddeutschen Raum tätig gewesen war, kehrte er am Ende des Jahrhunderts nach Straßburg zurück, wo er schließlich Stadtarzt wurde und um 1512 verstarb. Seine Bücher, darunter zwei Titel über das „Destillieren“, waren in deutscher und lateinischer Sprache abgefasst und wurden zuerst bei Johann Grüninger gedruckt. Sie fanden große Verbreitung.

Das Destillieren ist nichts anderes,
als das Subtile vom Groben
und das Grobe vom Subtilen
zu scheiden,
das Zerbrechliche oder
Zerstörbare unzerstörbar,
das Materielle unmateriell,
das Leibliche geistig,
das Unschöne schöner zu machen.
(Hieronymus Brunschwig, 1512)

Das Destillierbuch ist eines der frühesten Bücher über die Chemie und Pharmakologie und basiert auf der Untersuchung von 3.000 Pflanzen und ihren Bestandteilen. Erstmalig macht sich sein Autor Gedanken über chemische Prozesse und essentielle Pflanzenöle. Die Beschreibungen der Experimente und der dazu notwendigen Versuchsaufbauten und Gerätschaften sind mit mehr als 200 Holzschnitten, darunter allein 130 Abbildungen von Destillierkolben, illustriert. An der Schwelle zur beginnenden Neuzeit verfasste Brunschwig damit ein pharmazeutisch- technisches Handbuch, dessen Einfluss weit in das 16. Jahrhundert hineinreichte.

Im ersten Teil seiner Arbeit referiert Brunschwig Methoden und Apparate und berichtet über seine Beobachtungen der Destillation (hauptsächlich durch Dampf) von pflanzlichen oder tierischen Produkten. Der zweite Teil des Werkes, der eine Besprechung und Beschreibung von Heilpflanzen und ihrer Attribute enthält, ist eine Zusammenfassung der traditionellen Kräuterkundebücher mit Illustrationen. Auch der dritte Teil folgt der Gestaltung eines Kräuterkundebuches und gibt eine Liste von Heilmitteln und Rezepten, die nach den jeweiligen zu behandelnden Leiden geordnet ist. Dem vierten Teil, einem chirurgischen Arzneibuch, folgt im fünften ein Arzneibuch für arme Leute. Damit stellt Brunschwig sich in die Reihe jener Ärzte, die sich dem Berufsethos verpflichtet fühlten, kranken Menschen ohne Standesunterschied zu helfen.

(KN)