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Kapitel 5 - Buchhandel und Antiquariat | Übersicht |


42 Vulkanologische Lusterscheinungen

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Sir William Hamilton:
Campi Phlegræi : Observations on the volcanos of the two Sicilies:
As they have been communicated to the Royal Society of London.
Neapel [1776].
Signatur: gr. 2º Min. II, 556: Tafelbd Rara
Provenienz: Bauer & Treuttel (Buchhandel), Straßburg 1778

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gr 2° Min. II, 556: Tafelbd Rara (Ausschnitt)
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„Am Sonntag, den 25sten [1766], regnete es zu Neapel den ganzen Tag über kleine Asche: Sie schoß aus dem Crater des Vulkans empor … Aus der schwarzen Säule schossen unaufhörlich Strahlen eines blitzförmigen Feuers … Ich ergötzte mich ungemein an dieser Lusterscheinung.“

Diese und andere Beschreibungen wurden von ihrem Autor, dem britischen Gesandten Sir William Hamilton (1730 – 1803), Berichten aus Neapel angefügt, die er seit 1764 regelmäßig der englischen Regierung schickte. Mit der Zeit wuchsen sie sich zu eigenständigen vulkanologischen Reportagen aus, die Hamilton, zu diesem Zeitpunkt bereits Mitglied der Royal Society, ihrem Präsidenten, dem 14. Earl of Morton, zusandte. Die Schilderungen galten bald als die besten ihrer Zeit. Hamiltons insgesamt sechs Briefe aus dem Zeitraum von 1766 bis 1771 wurden schließlich in den Philosophical Transactions, den wissenschaftlichen Jahresberichten der Royal Society, veröffentlicht und stießen auf so großes Interesse, dass der Verleger und Buchhändler Thomas Cadell d. Ä. sie gesammelt in Buchform herauszugeben beschloss: 1772 erschienen die Observations on Mount Vesuvius, Mount Etna and other volcanos in zwei Bänden; im Folgejahr wurde bei Hermann Heinrich Holle in Leipzig auch eine deutsche Ausgabe gedruckt.

Der Golf von Neapel galt als „ideale Landschaft“, der Tourismus dort florierte und der Absatz von Hamiltons Buch ebenso. So lag die Entscheidung nahe, aus den Observations einen Prachtband zu machen. 1776 erschienen die Campi Phlegræi zweisprachig in englischer und französischer Sprache. Sie waren mit 54 handkolorierten Tafeln von vulkanischen Landschaften aus der Umgebung von Neapel, Vesuvausbrüchen, Gesteinsabbildungen und Kraterseen versehen. Der englische Maler Pietro Fabris (1756 – 1792) fertigte die Zeichnungen, die als Vorlage für die Stiche dienten, und aquarellierte sie. Stecher der Tafeln war der bekannte Landschaftsmaler und Kartenzeichner Paul Sandby (1725 – 1809). Er ist berühmt für seine beispiellose Beherrschung des damals noch neuen Aquatinta-Verfahrens, einer Methode des Tiefdrucks, die flächige Tonabstufungen ähnlich der Tuschezeichnung möglich machte. Fabris’ Naturwiedergaben faszinieren durch ihren Dokumentarcharakter und die Intensität der Darstellung, die die farbmächtigen Szenerien nahezu sinnlich erlebbar werden lassen. Sie machen die Vulkandarstellungen heute noch zu dem, was die Vulkanausbrüche selbst vor über 200 Jahren für Hamilton waren: eine „Lusterscheinung“.

(JI)