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Kapitel 7
Göttinger Gelehrte



Franz
Johann Michael Franz (1700 – 1761)

Noch in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts war es durchaus üblich, dass die Professoren einer Universität sich nicht etwa auf eine zentrale Bibliothek stützten, sondern zu Zwecken der Lehre und Forschung eigene Büchersammlungen anlegten, die die Grundlage ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit bildeten. Ähnlich war es zunächst in Göttingen: So war der Kurator der Georgia Augusta Gerlach Adolph Freiherr von Münchhausen (1688 – 1770) in den Gründungsjahren der Universität eigens darauf bedacht, Professoren mit möglichst umfassenden Privatbibliotheken nach Göttingen zu berufen, um eine bestmögliche Informationsversorgung vor Ort aufbauen zu können. Mit der dank großzügiger finanzieller Mittel rasch vorangetriebenen Bestandsvermehrung der Universitätsbibliothek schwand die Notwendigkeit, eigene – in der Regel kostspielige – Handbibliotheken zusammenzutragen. Im Laufe des 18. Jahrhunderts verkleinerten sich die Göttinger Gelehrtenbibliotheken und wurden in der Regel nach dem Tode ihrer Besitzer an die Universitätsbibliothek veräußert.

Eine der ersten Erweiterungen des Bestandes der Göttinger Bibliothek ging freilich auf einen noch zu Lebzeiten des Besitzers veranlassten Ankauf zurück: Im Jahre 1754 ging die mit mehr als 3.000 Kartenblättern überaus reiche Kartensammlung des Johann Michael Franz (1700 – 1761) an die Universitätsbibliothek über. Sie bedeutete eine wichtige Ergänzung des Grundstockes der Kartensammlung, der im wesentlichen aus etwa 2.000 Karten der Bibliotheca Buloviana bestand. Der Geograph und Verleger Franz war nach dem Tode des Kartenverlegers Johann Christoph Homann im Jahre 1730 gemeinsam mit Johann Georg Ebersberger vom Geschäftsführer zum Erben des – nunmehr „Homännische Erben“ genannten – Verlages aufgestiegen. Unter seiner Federführung hatte sich 1746 die Kosmographische Gesellschaft gegründet. 1754 wurde Franz auf den für ihn neu eingerichteten geographischen Lehrstuhl nach Göttingen berufen, wo er 1761 starb.

Gesner
Johann Matthias Gesner (1691 – 1761)

Zehn Jahre nach diesem Ankauf, im August 1764, wurde die Bibliothek des Professors der Klassischen Philologie und ersten Bibliothekars der Universitätsbibliothek Johann Matthias Gesner (1691 – 1761) in Göttingen versteigert. Die Bibliothek erwarb insgesamt 729 Titel, darunter 23 Inkunabeln, dem Interessengebiet des Vorbesitzers entsprechend fast ausschließlich Autoren der klassischen und christlichen Antike. Gesner war wie sein Nachfolger Christian Gottlob Heyne ein Vertreter des Neuhumanismus, so dass in seiner Bibliothek die Altertumswissenschaften einen Schwerpunkt bildeten. Die Ausgaben griechischer und lateinischer Schriftsteller aus der Frühdruckzeit waren daher in diesem Bestand besonders zahlreich.

Wiederum zehn Jahre später, in den Jahren 1773 / 74, wurde die umfangreiche Bibliothek des Juristen Georg Christian Gebauer (1690 – 1773) verkauft. Seine Bibliotheca Germanica, die rund 3.500 Drucke der älteren deutschen Literatur aus allen Gebieten enthielt, wurde komplett aufgekauft, ebenso wie eine zweite Sammlung des bibliophilen Juristen, die Collectio canticorum, die etwa 300 ältere Gesangbücher umfasste.

Gebauer
Georg Christian Gebauer (1690 – 1773)

Weitere Erwerbungen aus Bibliotheken Göttinger Gelehrter werden in diesem Kapitel an Einzelbeispielen dargestellt, darunter der Verkauf des Insektenbuchs der Maria Sibylla Merian durch Johann Friedrich Blumenbach (1752 – 1840). Zum Abschluss werden Beispiele aus der Gauß-Bibliothek, dem etwa 1.500 Titel umfassenden erhaltenen Teil der Privatbibliothek des Mathematikers und Naturwissenschaftlers Carl Friedrich Gauß (1777 – 1855), und aus der Schlözer-Stiftung, der Hinterlassenschaft des Historikers und Publizisten August Ludwig von Schlözer (1735 – 1809) und seiner Nachkommen, vorgestellt.

(SG)