Kapitel 11 - Autographa Lutheri | Übersicht |
115 Der kleine Katechismus
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Enchiridion: Der kleine Catechismus für die gemeine Pfarher vnd Prediger
Wittenberg: Nickel Schirlentz, 1536.
Signatur: 8° Aut. Luth. 1432
Provenienz: Autographa Lutheri
Der Kleine Katechismus Martin Luthers gehört zu den Bekenntnisschriften des Reformators, gleichsam zum Grundgerüst des lutherischen Glaubens. In dem Text fasste Luther die wesentlichen Elemente der christlichen Lehre knapp zusammen mit dem Ziel, dass die Kinder sie in der Schule auswendig lernen können. Der Katechismus enthält in Frage und Antwort Aussagen zu den zehn Geboten, dem Glaubensbekenntnis, dem Vaterunser, der Taufe, der Beichte und dem Abendmahl. Die Dialogform war aus der lateinischen Literatur übernommen und erwies sich als besonders förderlich für die Verbreitung der reformatorischen Ideen. Von Beginn an war der 1529 erstmalig gedruckte Katechismus als Lehrschrift für den christlichen Unterricht gedacht, und deshalb erschienen bis 1543 insgesamt elf Auflagen des Textes. Wegen ihres intensiven Gebrauchs im Unterricht existieren von diesen ersten elf Auflagen heute nur noch 15 Exemplare, und von der dritten Auflage aus dem Jahr 1536 hat sich nur dieses eine Stück erhalten. Das Werk wurde in Wittenberg von Nicolaus Schirlentz gedruckt, es ist mit insgesamt 24 Holzschnitten nach Lucas Cranach und mit zweifarbig gedruckten Holzschnitteinfassungen verziert.
Nicolaus oder Nickel Schirlentz ließ sich 1521 in Wittenberg nieder und druckte neben dem Kleinen Katechismus in Hoch- und Niederdeutsch unter anderem die niederdeutsche Ausgabe des Alten Testaments (1525) und zahlreiche Flugschriften der Reformatoren. Die Bibliothek erwarb den seltenen Druck 1996 beim Stuttgarter Antiquariat.
Der Kleine Katechismus ist eines der wenigen Lehrbücher des kirchlichen Religionsunterrichts, das in mehr oder weniger unveränderter Form auch heute noch Verwendung findet. Auf dem Titelblatt ist zu lesen, dass das Buch in erster Linie für die „gemeinen Pfarrherren und Prediger“ bestimmt sei, aber im Vorwort richtet sich Luther auch an die „Hausväter“ und empfiehlt, „dass sie sich täglich im Katechismus, so der ganzen Heiligen Schrift eine kurze Summa und Auszug ist, wohl üben und den immer treiben wollen“. Damit zeigt sich die Intention des Reformators, das Buch nicht nur für den schulischen, sondern insgesamt für den christlichen Glaubensunterricht einzusetzen. Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek besitzt heute eine Sammlung von mehr als 1.300 Lutherdrucken. Von den meisten der insgesamt ca. 3.900 Ausgaben ist der Erstdruck vorhanden.
(HR)