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Kapitel 12 - Die Sammlung Deutscher Drucke des 18. Jahrhunderts | Übersicht |


117 Die wunderbaren Verwandlungen Ovids

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Publius Ovidius Naso:
Verwandlungen. In Kupfern vorgestellt, und mit nöthigen Erläuterungen versehen.
Wien: Ignaz Alberti, 1791.
Signatur: DD 91 A 33260 Rara
Provenienz: Sammlung Deutscher Drucke des 18. Jahrhunderts, 1991

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DD 91 A 33260 (Ausschnitt)
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„Obschon wir Jahrtausende über die Zeit der Fabeln hinaus sind; so hat sich doch ihr Andenken bis diese Stunde noch sehr lebhaft erhalten. Wir pflanzen sie in den Werken der Dichtkunst, des Griffels, Pinsels und Meißels fort ...“ (Vorrede Ovids Verwandlungen, 1791). Die Metamorphosen des römischen Dichters Ovid (43 v. Chr. – 17/18 n. Chr.) zählen zu den beliebtesten und wirkungsmächtigsten Werken antiker Autoren. Ihr Einfluss auf die europäische Literatur-, Kunst- und Kulturgeschichte kann kaum hoch genug eingeschätzt werden. In fünfzehn Büchern und rund 12.000 Versen wird von den Lieben und Intrigen der Götter und ihrem Eingreifen in die irdische Sphäre berichtet. In einem Kranz von Erzählungen um den ständigen Wandel, dem alles Belebte und Unbelebte unterworfen ist, spannt Ovid den Bogen von der Schöpfung der Welt bis zur Apotheose Julius Cäsars und zur Verherrlichung des Kaiserreichs.

Eine Fülle von Übertragungen in die Volkssprachen, Bearbeitungen und Kommentaren zeugt von einer nahtlosen Vermittlung seines Werks in allen Kulturen. Mit Beginn des Buchdrucks eroberte es sogleich den Markt. Seine Geschichten galten nicht nur als Vorbild der Erzählkunst, Hort enzyklopädischen Wissens und moralischer Werte; sie boten zudem ein enormes Motiv-Repertoire, aus dessen Vorrat Künstler jeder Profession jahrhundertelang schöpften. Die Metamorphosen waren so zum Inspirationsquell für mythologische Darstellungen geworden, und textbegleitende Druckgrafik – Holzschnitte, später Kupferstiche und Radierungen –, populäre Serien und Kopien ließen einen riesigen Fundus gewisser Darstellungstypen entstehen: eine Art Vorlagensammlung für bildende Künstler. So orientiert sich auch die dreibändige Wiener Ausgabe Ovids Verwandlungen. In Kupfern vorgestellt, und mit nöthigen Erläuterungen versehen, 1791 von einer Gesellschaft in Wien herausgegeben und bei Ignaz Alberti gedruckt, an einem französischen Prachtdruck von 1767. Im Jahr 1791 gab es überdies eine mit Albertis Druck nahezu identische Ausgabe, gedruckt bei Schwalbacher in Wien; aber Albertis Werk enthielt im Vergleich mit der Ausgabe seines Konkurrenten sieben zusätzliche Textseiten.

Vor jedem Kapitel findet sich in dieser Ausgabe ein Kupferstich mit erklärender Bildunterschrift, der Wesentliches der Haupthandlung darstellt. Die insgesamt 139 Tafeln mit drei Titelstichen, unten rechts signiert, stammen von den Graveuren Benedicti, Stöber, Mansfeld, Bauer, Grüner, Mark, Stenger, Ponheimer, Schindelmayer, Gerstner, Blaschke, Peni, Conti und Antropp. Zusammen schufen sie eines der Hauptwerke der Wiener Stecherschule und der klassizistischen Stechkunst in Wien überhaupt.

(SK)