Kapitel 13 - Wissenschaftliche Nachlässe | Übersicht |
124 Einstein zur Habilitation
von Emmy Noether
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Albert Einstein:
18 eigenhändige Briefe an Felix Klein.
Berlin u. a., 1918.
Signatur: Cod. Ms. Klein 22 B
Provenienz: Nachlass Felix Klein, 1926
Albert Einstein (1879 – 1955) hatte am 20. März 1916 seine allgemeine Relativitätstheorie in den Annalen der Physik veröffentlicht. Die Korrespondenz mit dem Göttinger Mathematiker Felix Klein (1849 – 1925) aus dem Jahre 1918 behandelt zentrale Fragen der allgemeinen Relativitätstheorie wie Gravitation, Elektromagnetismus, Verteilung von Materie und Energie. Darüber hinaus erörtern die beiden Gelehrten die Anwendung von mathematischen Methoden auf die Grundlagenforschung in der Physik. Felix Klein entfaltete in Göttingen nicht nur in der mathematischen Forschung vielseitige Aktivitäten. Er sorgte dafür, dass David Hilbert (1862 – 1943) einen Ruf an die Georgia Augusta erhielt, setzte sich für die Förderung der Naturwissenschaften und der Mathematik durch die Industrie ein und regte die Gründung der Deutschen Mathematiker-Vereinigung an. Obwohl längst nicht so bekannt wie Einstein, gilt er als einer der bedeutendsten Mathematiker seiner Zeit.
In einem Brief vom 27. Dezember 1918 gratuliert Einstein Klein zu dessen 50-jährigem Doktorjubiläum: „Für uns alle ist es ein schöner Anblick, wenn wir auf die 50 Jahre glücklicher Arbeit zurücksehen, die Sie durchlebt haben; solch ein Rückblick muss für Sie selbst ein Erlebnis reinster Befriedigung sein.“ Am Ende des Briefs kommt Einstein auf den eigentlichen Anlass seines Schreibens zu sprechen. Er bittet Felix Klein eindringlich, sich um die Erteilung der Lehrbefugnis für die begabte Göttinger Mathematikerin Emmy Noether (1882 – 1935) zu bemühen. David Hilbert und Felix Klein hatten sich während des 1. Weltkriegs vergeblich um Noethers Habilitation bemüht – an preußischen Universitäten waren damals nur Männer zur Habilitation zugelassen. Einstein schreibt: „Beim Empfang der neuen Arbeit von Frl. Noether empfinde ich es wieder als grosse Ungerechtigkeit, dass man ihr die venia legendi vorenthält. Ich wäre sehr dafür, dass wir beim Ministerium einen energischen Schritt unternähmen.“ Ein Jahr später gestattete das Ministerium die Durchführung des Habilitationsverfahrens, aber trotz glänzender Forschungsergebnisse blieb Emmy Noether eine Universitätskarriere verwehrt. Am 25. April 1933 wurde sie aus politischen Gründen auf der Basis des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums beurlaubt, und ein halbes Jahr später entzog man ihr die Lehrbefugnis. Es gelang ihr, 1934 eine Anstellung als Gastprofessorin am Bryn Mawr College in Pennsylvania zu erhalten. Emmy Noether starb 1935 im Alter von 53 Jahren an den Folgen einer Tumorerkrankung.
(HR)