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Kapitel 2 - Schenkungen vollständiger Sammlungen| Übersicht |


14 Portugal und Holland im Streit um Brasilien

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Francisco de Brito Freire:
Viage da armada da companhia do commercio, e frotas do estado do Brasil.
Lissabon: Joam Galram, 1655.
Signatur: Bibl. Klammer 102
Provenienz: Gerhard Klammer, 2003

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Bibl. Klammer 102 (Ausschnitt)
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Bis weit in das 17. Jahrhundert hinein blieb Brasilien ein Machtvakuum und Schauplatz rivalisierender Kolonisierungsversuche. Portugal zeigte sich zunächst wenig geneigt, die neu entdeckte Region einer intensiven Kolonisierung zu unterziehen, da sich das Hauptinteresse auf den Orienthandel richtete. Erst als portugiesische Hegemonialansprüche durch holländische Kaufleute und Siedler gefährdet waren, wurden verstärkte Anstrengungen unternommen, das Gebiet militärisch abzusichern. Die Herrschaft der Niederländer in Brasilien stellt ein kurioses Kapitel der Kolonialgeschichte des 17. Jahrhunderts dar. Recife, eine kleine Siedlung in Pernambuco an der Nordküste Brasiliens, wurde zwischen 1630 und 1654 als Hauptstadt Niederländisch- Brasiliens in die größte und fortschrittlichste Stadt des ganzen Kontinents verwandelt. Nach einer kurzen Blütezeit wurden die Niederländer 1654 in der Schlacht von Guararapes jedoch endgültig von den Portugiesen aus Brasilien verdrängt.

Francisco de Brito Freire († 1692) war als Admiral der portugiesischen Flotte maßgeblich an der Rückeroberung Nordbrasiliens beteiligt. 1654 wurde er außerdem Gouverneur von Pernambuco. Aufgrund seiner Position konnte er als sachkundiger Berichterstatter einen guten Einblick in die wirtschaftliche Situation Brasiliens geben. Seine Schriften gelten als die besten portugiesischen Quellen über die wirtschaftliche und militärische Situation Brasiliens um die Mitte des 17. Jahrhunderts. Nachdem auf dem Land die Vormacht der Portugiesen gefestigt war, sollte mit Hilfe der 1649 gegründeten Companhia Geral do Comércio de Brasil der Seeweg zwischen Brasilien und Portugal vor holländischen Kaperversuchen geschützt werden. Brito Freire schildert die Reise einer großen, 170 Schiffe umfassenden Handelsflotte, die erstmals nach der Rückeroberung Brasiliens reich beladen nach Portugal zurückkehrte und die er als Gouverneur und „General-Kapitän“ in einer Person befehligte. Für die Seefahrt gibt das Werk wichtige Informationen über die Navigation zwischen Brasilien und Europa.

Die großzügig gedruckte Publikation mit Holzschnitt-Initialen und -Vignetten stammt aus der Offizin Joam Galram in Lissabon und sollte mit den holländischen Veröffentlichungen der Zeit konkurrieren. Da die Portugiesen an den Verhältnissen in Südamerika jedoch kaum interessiert waren, blieb die Verbreitung der Schrift gering.

(MS/KN)