Göttinger Cimeliennavigation

Kapitel 7 - Göttinger Gelehrte | Übersicht |


71 Das Insektenbuch der Maria Sibylla Merian

Beschreibung | Großbildweiterzurück

Maria Sibylla Merian:
Metamorphosis insectorum surinamensium.
Amsterdam: Maria Sibylla Merian, um 1705.
Signatur: gr. 2° Hist. nat. zool. VI, 3904 Rara
Provenienz: Johann Friedrich Blumenbach, 1786

Vorschau
gr 2° Hist. nat. zool. VI, 3904 Rara (Ausschnitt)
Klick aufs Bild für Großbild

In Amsterdam erschien 1705 ein eindrucksvolles Werk über die Entdeckungen einer entomologischen Forschungsexpedition in die niederländische Kolonie Surinam. Die Metamorphosis insectorum surinamensium der Forscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian (1647 – 1717) entstand nach einer zweijährigen Reise (1699 – 1701) in den Nordosten Südamerikas. Merian, Tochter des berühmten Künstlers und Verlegers Matthäus Merian d. Ä. (1593 – 1650), lernte bereits in ihrem Elternhaus das Zeichnen, die Aquarellmalerei, das Zubereiten von Farben, das Stechen von Kupferplatten und das Drucken. Als Dreizehnjährige begann sie am Beispiel der Seidenraupe das Studium der Insekten. Ihre erste Veröffentlichung war das dreiteilige Blumenbuch mit je 12 Kupfertafeln (1675 – 1680). Ihre erste insektenkundliche Arbeit, Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung, erschien in zwei Teilen mit je fünfzig Tafeln 1679 und 1683. Merian verwendete bereits dort ein besonderes Darstellungsprinzip, auf welches sie später in ihrem Werk über Insekten zurückgriff: Neben den einzelnen Entwicklungsstadien von Schmetterlingen auf einer Illustration bildet Merian die verschiedenen Insektenarten um die jeweilige Nährpflanze ab.

Während ihres von 1685 bis 1690 dauernden Aufenthaltes bei den Labadisten, einer protestantischen Gemeinschaft auf Schloss Waltha in Westfriesland, entwickelte Merian ihr Interesse an tropischen Pflanzen und Insekten. Die anschließende, mit eigenen Mitteln finanzierte Forschungsreise nach Surinam unternahm sie zusammen mit ihrer Tochter Dorothea Maria. Bei ihren Expeditionen in den Urwald sammelten und beobachteten sie Insekten und zeichneten deren Entwicklungsstadien und Futterpflanzen auf kleine Pergamentblätter. Hinweise auf die jeweilige ornamentale, kulinarische und medizinische Verwendung von Pflanzen und Tieren erhielt Merian von den Einheimischen.

Trotz anfänglicher finanzieller Schwierigkeiten konnte Merian das Kupferstichwerk mit sechzig Tafeln publizieren. Bei ihrer Gesamtdarstellung verzichtete sie auf eine perspektivische Illustration der Objekte und auf eine maßstabsgetreue Wiedergabe der Größenverhältnisse. Den Eindruck der Dreidimensionalität erzielte Merian durch sorgfältige Modellierung mit Farben. Im Vorwort widmet sie ihr Buch sowohl den „Kennern der Kunst“ als auch den „Liebhabern der Insekten“. Die Universitätsbibliothek erwarb 1786 Merians Kunstwerk von dem Göttinger Professor der Medizin und Inspektor der Naturaliensammlung Johann Friedrich Blumenbach (1752 – 1840).

(AK)