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Kapitel 12
Die Sammlung Deutscher Drucke
des 18. Jahrhunderts



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Sammlung Deutscher Drucke

So bedeutend die Bereicherung des Bibliotheksbestandes durch den Zugang von Einzeltiteln, ganzen Sammlungen oder Teilen daraus in der Vergangenheit gewesen ist, so wichtig ist der Hinweis darauf, dass seltene, wichtige und schöne historische Drucke auch heute und in Zukunft einen Platz in den Bücherregalen der Universitätsbibliothek finden können. Ein Weg dahin ist schon vor Jahren durch die Teilnahme der Bibliothek an einem kooperativen Erwerbungsprogramm mit nationalbibliothekarischem Anspruch frei gemacht worden. Seit 1989 / 90 ist die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen Partner in der Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke mit dem Auftrag, fehlende Werke des 18. Jahrhunderts aus dem deutschsprachigen Raum auf dem Markt zu beschaffen und einem interessierten Publikum zur Verfügung zu stellen. Dieser besondere Sammelauftrag basiert auf einer 1983 von Bernhard Fabian vorgetragenen Konzeption: Um in Deutschland das Fehlen einer gewachsenen Nationalbibliothek wie zum Beispiel in England oder Frankreich zu kompensieren, sollten einige, an historischen Beständen besonders reiche Bibliotheken mit der Ergänzung ihrer Sammlungen und der Bildung einer „verteilten“ Sammlung des gedruckten Kulturgutes aus dem deutschen Sprachraum beauftragt werden. Partner des arbeitsteiligen Unternehmens sind bis heute die Bayerische Staatsbibliothek München (1450 – 1600), die Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel (1601 – 1700), die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (1701 – 1800), die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt / Main (1801 – 1870), die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (1871 – 1912) und die Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt / Main, Leipzig, Berlin (ab 1913). Mit beträchtlichem Einsatz hat die Stiftung Volkswagen während der ersten fünf Jahre die Finanzierung übernommen und damit nicht nur eine solide Basis geschaffen, sondern auch kräftige Impulse für die Weiterführung des Projektes gegeben.

Zum Erfolg können diese gemeinsame Anstrengung nur kontinuierliche Arbeit und ein langer Atem führen. Aufmerksame Beobachtung des Buchmarktes, intensive Kenntnis eigener Bestände, sorgfältige Bewertung der Objekte und nicht zuletzt ausreichende finanzielle Möglichkeiten sind die notwendigen Voraussetzungen für das große Ziel. Dennoch ist allen Beteiligten klar, dass eine lückenlose Dokumentation aller Druckwerke aus über 500 Jahren noch viel Zeit und Aufwand benötigen wird. Aber nicht ohne Stolz kann die Arbeitsgemeinschaft darauf verweisen, dass sie die Marke von 100.000 erworbenen Titeln schon hinter sich gelassen hat.

Darin enthalten sind auch die Göttinger Anschaffungen für das 18. Jahrhundert, mit denen die in der Bibliothek schon vorhandenen Titel regelmäßig ergänzt werden: Häufig handelt es sich dabei um ursprünglich fremdsprachige Literatur in deutschen Übersetzungen, auf deren Beschaffung im Zeitalter einer europäisch denkenden „Gelehrtenrepublik“ zu Gunsten einer Erwerbung des Originals verzichtet wurde, sogenannte graue Literatur, Gebrauchsliteratur oder Belletristik. Jede Anschaffung verbessert – vor Ort und darüber hinaus – die Versorgung mit historischen Dokumenten und schließt eine kleine Lücke im „kulturellen Gedächtnis“.

(JM)