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Kapitel 13 - Wissenschaftliche Nachlässe | Übersicht |


123 Karl Otfried Müller –
Philologe, Archäologe, Althistoriker

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Karl Otfried Müller:
Tagebuch der Italienreise.
Papierhandschrift,
Italien, 1839.
Bl. 31r: Eintrag Montalto, 20. November 1839.
Signatur: Cod. Ms. K. O. Müller 7, 2a
Provenienz: Karl Otfried Müller, 1926

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Cod. Ms. K.O. Müller 7, 2a (Ausschnitt)
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Als Verfechter einer universalen historischen Betrachtung des Altertums hat Karl Otfried Müller (1797 – 1840) in den nur wenig mehr als zwanzig Jahren seines Gelehrtenlebens in ganz unterschiedlichen Bereichen grundlegende Werke, teilweise die ersten Gesamtdarstellungen geschaffen, deren Wirkung bis in die Gegenwart fortdauert. Müller stammte aus einer schlesischen Pastorenfamilie und verbrachte seine Kindheitsjahre in Brieg und in Ohlau. Zu Ostern 1814 begann er an der wenige Jahre zuvor gegründeten Universität Breslau ein breit angelegtes Studium, das sich unter dem Einfluss von Ludwig Friedrich Heindorf aber zunehmend auf historischphilologische Studien ausrichtete. Nach zwei Jahren wechselte er an die Berliner Universität und hörte hier Friedrich Schleiermacher und Karl Solger, Friedrich August Wolf und Philip Buttmann. Sein wichtigster Lehrer in der Klassischen Philologie war allerdings August Boeckh, unter dem Müller in unermüdlichem Arbeitseifer und Forschungsdrang die Grundlage für sein universales Wissen in seinem Studiengebiet legte. Er schloss sein Studium 1817 mit einer Dissertation über die Geschichte der Insel Ägina ab.

Im Juli 1819 erhielt Müller den Ruf auf eine außerordentliche Professur an der Georgia Augusta in Göttingen und wurde schon 1823 zum ordentlichen Professor ernannt; zugleich nahm ihn die Göttinger Sozietät der Wissenschaften als Mitglied auf. 1832 erfolgte die Ernennung zum Hofrat, mit der die hannoversche Landesregierung seine großen Verdienste für die Lehre und Forschung an der Göttinger Universität würdigte. Im Spätsommer 1839 konnte Müller den lang gehegten Plan verwirklichen, die antiken Stätten Italiens und Griechenlands zu besuchen. Von dieser Reise kehrte Müller nicht zurück. Beim Kopieren von Inschriften in Delphi zog er sich eine schwere Hirnentzündung zu, an deren Folgen er am 1. August 1840 starb. Sein Grab fand er auf dem Kolonoshügel im Norden Athens, wo noch heute eine Grabstele an ihn erinnert.

Das Blatt aus Müllers Reisetagebuch zeigt den Ponte dell’Arcobaleno bei Montalto di Castro in Etrurien. Die Brücke stammt aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert und überspannt den Fluss Fiora in einer Höhe von 30 Metern.

(HR/JM)