Vortragsveranstaltungen
Übersicht:
Dienstleistungen im europäischen Netz (Prof. Klaus-Dieter Lehmann, Frankfurt/M)
SUBITO - ein Schlagwort und was dahinter steht (Dr. Michael Chr. Hirsch, Bonn)
Organisation und Funktionalität der Literatur- und Informationsdienste (Prof. K.-D. Lehmann, Frankfurt/M)
Dokumentlieferung: kurzfristige Lösungen (Berndt Dugall, Frankfurt/M)
Prof. Klaus-Dieter Lehmann, Frankfurt/M
Eine europäische Bibliothekspolitik als zentral definierte Verantwortung muß in allererster Linie die Entwicklung einer entsprechenden technischen Informationsinfrastruktur zum Ziel haben. Dabei kommt der Vernetzung besondere Bedeutung zu. Darauf können die bibliothekarischen Dienstleistungen aufbauen.
Dargestellt werden die Netzanforderungen an europäische Bibliotheksdienstleistungen:
Ausgehend von der technischen Infrastruktur wird das Spektrum von Bibliotheksdienstleistungen beschrieben, wie es insbesondere durch das 3. und 4. Rahmenprogramm des Telematics-Programm der Europäischen Union gefördert und etabliert wird. Dabei werden Dienstleistungen von Nationalbibliotheken und Universitätsbibliotheken besonders berücksichtigt.
Nationalbibliotheken: Archivierung, Zugriff und bibliographische Kontrolle von elektronischen Publikationen, Modelle für kooperative nationalbibliographische Dienstleistungen in Europa und Optimierung des Vertriebs auf Netzen, die Rolle der Nationalbibliotheken als Knoten in einem verteilten Rechnernetz.
Universitätsbibliotheken: Suche in vernetzten OPACs, Volltextretrieval bei elektronischen Publikationen, Verknüpfen von Suchen, Bestellen und Liefern von Dokumenten, Navigieren durch strukturierte elektronische Dokumente, elektronische Textzentren, Pilotprojekte zur Planung und schrittweisen Realisierung einer virtuellen Bibliothek.
Die professionellen Anforderungen ändern sich durch das Aufgabenspektrum. Aus- und Fortbildung müssen darauf reagieren, um die Bibliothekarinnen und Bibliothekare in den geschilderten Servicebereichen zu qualifizieren.
Dr. Michael Chr.Hirsch, Bonn
SUBITO, die Bund-Länder-Initiative zur Beschleunigung der Literatur- und Informationsdienste.
Die Bedeutung der wissenschaftlichen Information für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Tugend einer Information: bequemer Zugang, zielgenaue und rasche Recherche, Relevanz für die eigene Arbeit, bequeme Bestellung, rasche Lieferung an den Arbeitsplatz und niedrige Kosten. Die Probleme, vor denen heute die Wissenschaftlichen Bibliotheken stehen, wenn sie eine derartige Dienstleistung anbieten wollen: Barrieren zur Fachinformation; steigende Zeitschriftenpreise, real sinkende Erwerbungsetats. Bemühung um Arbeitsteilung und Schwerpunktbildung zwischen den Bibliotheken.
Wachsende Bedeutung der Fernleihe, Probleme der roten Fernleihe: hohe Kosten, Langsamkeit.
Ziel von Bund und Ländern: ein neues Informationssystem, das die Möglichkeiten der modernen Elektronik und der Kommunikationstechnik nutzt. Spektrum von Recherche über Bestellung bis Lieferung. Richtiger Zeitpunkt: erste Erfahrungen mit DBI-LINK, JASON, TIBQUICK, RAPDOC u.a., Direktbestellsysteme, kommerzielle Anbieter.
SUBITO als eine Dienstleistung für Bibliotheken, die diese in die Lage versetzt, ihren Benutzern auch solche Informationen zugänglich zu machen und rasch zu beschaffen, über die sie selbst nicht verfügt. SUBITO wird die alte Fernleihe allmählich verdrängen. SUBITO soll kein Hyper-Informationssystem werden, sondern die bestehenden staatlichen Ressourcen und Informationsdienste ergänzen und zu einer leistungsfähigen Verbunddienstleistung zusammenfassen. Innerhalb von SUBITO werden die deutschen Lieferbibliotheken im Wettbewerb zu ausländischen Bibliotheken und kommerziellen Datenbank-Anbietern stehen.
Stufenweiser Ausbau von SUBITO: Sofortmaßnahmen, Zeitschriftenartikel, Monographien, elektronische Dokumente usw. Leistungs- und Finanzströme zwischen Zugangs- und Lieferbibliotheken. Die Lieferleistung wird der Bibliothek honoriert. Die Hochschule zahlt für ihre Studenten und Bediensteten. Keine Subvention für Leistungen an Nicht-Hochschulangehörige Organisation und Zeitplan der SUBITO-Gremien.
Prof.Klaus-Dieter Lehmann, Fankfurt/M
Literaturversorgung für Lehre und Forschung kann immer weniger nur von der jeweils zu-ständigen Bibliothek geleistet werden. Eine ständig zunehmende Titelzahl von Publikationen (besonders bei Zeitschriften), neuartige Veröffentlichungen und sinkende Etats schränken die autonome Literaturversorgung ein.
Kooperative Strukturen haben in Deutschland Tradition. Die jetzige Form des Leihverkehrs ist jedoch überfordert. Auch die bisherigen kommunikationstechnischen Verfahren schöpfen die vorhandenen Ressourcen nicht effizient aus. Defizite ergeben sich aus dem Fehlen einer systemübergreifenden Kommunikation und einem unzureichenden Funktionsumfang.
Computer und Netz bilden zusammen ein neues Medium. Die Verknüpfung von Literaturrecherche, Literaturnachweis, Literaturbestellung, Dokumentlieferung auf der Grundlage offener Schnittstellen erlauben neue Konzepte für kooperative bibliothekarische Dienstleistungsangebote:
Die Bund-Länder-Initiative Subito zur Beschleunigung der Literatur- und Informationsdienste hat sich diese Entwicklung zur Aufgabe gemacht.
Subito gliedert sich in drei Phasen:
Derzeit wird Phase 1 geplant, Zeithorizont 1996.
Subito ist eine Produktlinie.
Die Dienstleistung ist folgendermaßen definiert:
Für den Subito-Zugang gilt:
Die Bibliotheksverpflichtungen sehen wie folgt aus:
Als Lieferkonditionen gelten:
Moderne Informationsinfrastruktur für verbesserte und neuartige bibliothekarische Dienstleistungen sind kein Notprogramm, sondern ein notwendiges Strukturprogramm. Sie darf deshalb auch nicht als Kompensations für unzureichende Grundausstattung der Bibliotheken mißbraucht werden, sondern muß als leistungsfähige Weiterentwicklung genutzt werden.
Berndt Dugall, Frankfurt a.M.
Die Aufgabenstellung der Arbeitsgruppe 2 konzentrierte sich auf die Erarbeitung von Vorschlägen, mit denen die Lieferung von Dokumenten (Fernleihe) beschleunigt und gleichzeitig für die Benutzer/innen transparenter gestaltet werden kann. Ausgangspunkt waren dabei die bestehenden Gegebenheiten, wobei die vorhandenen Strukturen als grundsätzlich veränderbar angesehen wurden. Da die AG2 jedoch einhellig keine Chance auf die kurzfristige, flächendeckende Realisierung ausschließlich elektronischer Lieferdienste sieht, diese auch kurzfristig nicht für zwingend geboten erachtet, wurde das von der AG2 angestrebte Ziel in der zuverlässigen Erbringung einer Dienstleistung (hier Erledigung von Bestellungen innerhalb von 48 Std, nach Möglichkeit in der von Benutzern gewünschten Form) gesehen.
Die dazu erarbeiteten Vorschläge sehen folgende Gegebenheiten vor:
Struktur der Dienstleistung
Bestellungen von Benutzerseite können wahlweise über eine bestellende Bibliothek oder direkt von Benutzern an Lieferbibliotheken gesandt werden. Ebenso ist die Belieferung des Benutzers - zumindest in allen Fällen, in denen die Materialien zum Verbleib bei dem Endnutzer dienen - direkt oder auch über eine gewünschte Bibliothek möglich. Dahinter steht die Idee, die Anzahl der Schritte von der Bestellung bis hin zur Lieferung zu reduzieren. Dieser Vorschlag koppelt sich bewußt und absichtlich von den bestehenden Leihverkehrsstrukturen ab und favorisiert ein Modell, welches über international tätige Dokumentlieferdienste bereits existiert.
Um die Transparenz für Benutzer sicherzustellen, sollte die liefernde Bibliothek die Bearbeitung innerhalb von 48 Stunden - gerechnet ab Eingang der Bestellung - garantieren, bzw.im Falle einer Nichterledigung den Besteller darüber in Kenntnis setzen. Eine Weiterleitung der Bestellung an eine andere möglicherweise als Lieferant in Frage kommende Bibliothek ist nicht beabsichtigt.
Teilnehmende Bibliotheken
Grundsätzlich geht die Arbeitsgruppe davon aus, daß jede Bibliothek einen solchen Service leisten kann, wenn Sie über die notwendigen Strukturen verfügt. Ein solcher Dienst kann sich jedoch nur dann wirkungsvoll entfalten, wenn die jetzt den Leihverkehr wesentlich tragenden Bibliotheken sich dabei nicht ausschließen. Deshalb wurde der Vorschlag erarbeitet, in einem ersten Schritt zumindest all diejenigen Bibliotheken zu einer Beteiligung zu bringen, die schon jetzt im Rahmen des Deutschen Leihverkehrs mehr als 50.000 Bestellungen pro Jahr erhalten (und erledigen).
Teilweise verfügen diese Bibliotheken schon über besondere (kostenpflichtige) Service-leistungen, z.T. müßten sie jedoch für die Teilnahme an einem neuen Dienst erst noch gewonnen werden.
Darüber hinaus wäre es entscheidend, die Zahl der an DBI-LINK teilnehmenden Bibliotheken schnell zu erhöhen, da auf diese Weise eine direkte Beschleunigung der Dokumentlieferung erreichbar scheint.
Bestellform
Voraussetzung für die schnelle Umsetzung einer beschleunigten Dokumentlieferung ist nach einhelliger Auffassung das Aufsetzen auf bestehenden Strukturen. Ziel muß es deshalb sein, die existierende Vielfalt sinnvoll zu nutzen und zu kanalisieren, nicht aber, ausschließlich eine - zudem vielleicht noch wenig verbreitete Möglichkeit - zu favorisieren.
Die AG hat sich deshalb dafür ausgesprochen, Direktbestellungen zunächst in Form einer schriftlichen Bestellung per Post und per Fax ausdrücklich zuzulassen. Beide Formen sind auch in wesentlichen Teilen der Hochschulen immer noch als bevorzugte Varianten anzusehen. Dafür wurde ein kombiniertes Bestellformular entwickelt. Gleichzeitig soll jedoch auch die elektronische Bestellform über e-mail als Alternative angeboten werden, wobei auf bestehenden Lösungen (TIBMAIL) aufgesetzt werden soll. Die grundsätzlich ebenfalls ins Auge gefaßte Variante über DATEX-J wird dagegen eher zurückhaltend beurteilt, weil die wenigen Bibliotheken, die bisherper Post, per Fax und die elektronische Lieferung (FTP) als gleichrangig nebeneinanderstehende Lösungen angesehen werden. einen solchen Service anbieten, keine hohe Nutzungsrate haben.
Dokumentlieferung
Grundsätzlich sollen die Lieferung per Post, per Fax und die elektronische Lieferung (FTP) als gleichrangig nebeneinanderstehende Lösungen angesehen werden. Internationale und nationale Erfahrungen haben jedoch gezeigt, daß die weitaus überwiegende Zahl der Nutzer (noch) Fax oder Post gegenüber rein elektronische Formen bevorzugt.
Für die Fax-Lieferung sollen die Bibliotheken mit Fax-Kopierern ausgestattet werden, die eine einmalige Zwischenspeicherung der gewünschten Dokumente erlauben und eine zeitversetzte Stapelübertragung (Ausnutzung kostengünstiger Nachttarife) zulassen. Solche Geräte sind in der Praxis erprobt und bedeuten eine Investition in der Größenordnung von ca. 15.000 DM pro Anwendung. Auf diese Weise ist es möglich, die Endnutzer direkt zu bedienen. Die Versendung über FTP sollte jedoch ebenfalls angeboten werden, wenn die Besteller diese Form ausdrücklich wünschen.
Bei der Lieferung umfangreicher, nur für Leihzwecke gedachter Dokumente (z.B. Monographien), wird dagegen die Direktbelieferung an Endnutzer überwiegend skeptisch beurteilt.
Kosten
Da die Kosten- und Gebührenregelungen der einzelnen Bibliotheken länderweise große Unterschiede aufweisen, hält es die AG für ausgeschlossen, kurzfristig zu einer Harmonisierung zu kommen. Im Sinne eines schnellen Starts eines SUBITO-Programms müßte in Kauf genommen werden, daß die kostenrechtlichen Gegebenheiten von Bibliothek zu Bibliothek variieren.
Übersicht:
Brave New World (Stephen Vickers, Bosten Spa)
Information als Ware (Albert Bilo, Düsseldorf)
Sind kostenpflichtige Online-Kataloge ein Eigentor? (Dr. M. Mallmann-Biehler, Konstanz)
Stephen Vickers, Boston Spa
Neue Technologien bringen Veränderungen mit sich, die so bedeutend sind wie die Entwicklung des Druckes mit beweglichen Lettern. Sie verändern radikal die Art, wie Wissen entsteht, wie es gespeichert und weitergegeben wird, und sie verändern ebenfalls die Rolle sowie das Verhältnis zwischen Autoren, Verlegern und Bibliotheken.
Das British Library Document Supply Centre hat immer schon Automatisierung und neue Technologien genutzt, um seine Effizienz und die Kosteneffektivität interner Abläufe zu steigern, damit dem Kunden mehr Flexibilität geboten werden kann und um den Umfang der Servicemöglichkeiten zu erweitern. Neue Techniken sind bei fast jedem Schritt in der Kette zwischen Kunde und Lieferant angewandt worden.
Der Vortrag beschreibt einige dieser neueren Veränderungen, da sie
Das Document Supply Centre verwendet diese neuen Technologien, um einen kohärenten und integrierten Serviceansatz zu entwickeln, der den Endnutzern eine Kombination von Suche in seinen Current Awareness Datenbanken, eine automatische Bestellfunktion, die Lieferung innerhalb von zwei Stunden (oder eine negative Antwort) samt integrierter Bezahlung ermöglicht.
Obwohl das Document Supply Centre genau weiß, wie es seine Dienstleistungen weiter ausbauen möchte, so sind doch noch einige Hindernisse zu überwinden. Einige dieser Hindernisse hängen mit den Technologien selbst zusammen, andere mit dem juristischen Rahmen, innerhalb dessen die Services geleistet werden können. Andere wiederum sind bedingt durch die Bedürfnisse und Erwartungen des Benutzers. Der Vortrag befaßt sich mit der Notwendigkeit des Fortschritts in eben diesen Bereichen, ohne den Bibliotheken und ihre Nutzer die Vorzüge, die diese neuen Technologien mit sich bringen, wohl kaum genießen können.
Albert Bilo, Düsseldorf
Hochschulbibliotheken unterliegen auf dem gegenwärtig sich dynamisierenden Informations-markt einer wachsenden Konkurrenzsituation. Sie müssen im Verteilungswettbewerb um Hauhaltsmittel und in Konkurrenz mit neuen Informationsanbietern (elektronische Dienste) ein marktorientiertes Dienstleistungsangebot bieten. Mit dem Angebot elektronischer Medien als Informationsquelle ist ein neuer Markt für die Ware "Information" entstanden. Document-Delivery, Lieferung und Bereitstellung von Information als zentrale Dienstleistung von Hochschulbibliotheken bedarf betriebswirtschaftlicher Konzepte, damit sich Qualität in diesem Markt behauptet. Aus diesen Gründen sind Erkenntnisse über den Informationsmarkt, Analysen der Benutzerbedürfnisse und die Festlegung von Zielen und Zielstrategien unabdingbar. Die neue Aufgabenstellung fordert neue Konzepte und Organisationsformen heraus.
Die vorliegende Literatur zum Marketing, zum Thema Leistungsmessung oder Controlling in Nonprofit - Unternehmen liefert eine Reihe von Ansätzen, aber eine praxisbezogene Umsetzung und eine Prüfung, ob diese für den erwerbswirtschaftlichen Bereich durch die Betriebswirtschaftslehre entwickelten Handlungsstrategien für Bibliotheken hinreichend tragfähig sind, steht aus.
Der Vortrag wird die auf diesem Hintergrund für die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf erarbeiteten Überlegungen einer kosten- und leistungswirksamen Marketingstrategie vorstellen. Diese Überlegungen zielen auf die Aufstellung eines Maßnahmenkataloges, der die seit vielen Jahren formulierten Vorschläge zum Thema zu konkretisieren versucht. Thesenartig formuliert werden dabei die folgenden Bereiche einbezogen:
Die bestehende Nachfrage nach elektronischen Diensten wird durch die Hochschulbibliotheken erkannt, wahrgenommen, gesteuert und strukturiert. Sie besitzen die Kenntnisse, um diese Seite des Informationsmarktes als qualitative Ergänzung zur gedruckten Information anzubieten.
Die Qualität des Dienstleistungsangebotes der Bibliotheken wirkt auf die Effizienz des Studien- und Forschungsbetriebes und wird als Grad der Benutzerzufriedenheit gemessen. Die unter dem Stichwort "Qualitätsmanagement" eingeführten Instrumente sind anzuwenden. Bestandsaufbau, Erwerbungsprofil und die Analyse der Ausleihstatistik liefern hier ebenso Ansatzpunkte wie Buchdurchlaufzeiten oder Öffnungszeiten.
Es ist nicht nur die Nachfrage zu befriedigen, sondern es ist auch Nachfrage zu schaffen. Positiv ausgedrückt bedeutet dies, Bibliotheken haben auch die Informationen und Arbeitsressourcen anzubieten, die der "Kunde" noch nicht kennt oder die er nicht erwartet. Der Bibliothekar als Informationsspezialist ist Dienstleister im arbeitsteiligen Prozeß des Wissenschaftsbetriebes. Mit Schulungen und Lehrveranstaltungen durch die Fachreferenten wird Information und werden die neuen Informationsquellen vermittelt.
Die Zielfestlegung und die Zielvereinbarung ist Ausgangspunkt einer Marketingstrategie. Die Vereinbarung von Zielen für jeden Arbeitsplatz und im Rahmen einer Gesamtplanung gewährleistet, daß die Marketingstrategie auch eingesetzt und verwirklicht wird. Ein Marketingkonzept bewirkt die Veränderung von Organisationsstrukturen innerhalb der Bibliothek, ist Führungsinstrument und aktiviert Mitarbeiterpotentiale. Mit dieser Wirkung auf die "Unternehmenskultur" wird ein Prozeß der Personalentwicklung initiiert.
Die Bibliothek bietet in einem abgestuften System verschiedene Dienstleistungen an. Die Abstufung besteht in einer differenzierten Selbstverpflichtung, Leistungen in einem zu vereinbarenden zeitlichen und gebührenmäßigen Rahmen zu erbringen. Diese Kalkulierbarkeit der Informationsbereitstellung schafft Kundenzufriedenheit und ist Instrument der Marketingstrategie. Ebenso wie die Zielvereinbarung wird die Form der Vereinbarung auch für betriebinterne Abläufe angewendet. Die regelmäßige Abfrage und Prüfung, inwieweit die Vereinbarung gegenüber dem Benutzer oder bei den internen Geschäftsgängen eingehalten wurde, bilden einen internen Kontrollmechanismus, der Marketing kosten- und leistungswirksam macht.
Dr. Marion Mallmann-Biehler, Konstanz
Zettelkataloge, lokale und teilweise auch regionale und überregionale Online-Kataloge sind kostenlos nutzbar. Einige Verbundkataloge sowie die über die Fachinformationszentren zugänglichen Datenbanken lassen sich nur entgeltplichtig nutzen.
Bundes- und Länderministerien vertreten die Ansicht, daß ein Teil der Ausgaben für den Betrieb der Datenbanken über Entgelte eingeholt werden muß. Mit der Entgeltpflicht ist jedoch eine Nutzungsbeschränkung verbunden, die die Zugänglichkeit zu deutschen Bibliotheksbeständen sowohl innerhalb, aber vor allem auch außerhalb Deutschlands erheblich begrenzt.
Die Verwaltungsvorgänge, um Dateien eingetragener Benutzer zu aktualisieren, Rechnungen auszugeben und den Zahlungseingang zu überwachen, erfordern einen Aufwand, den nur größere Institutionen wie Fachinformationszentren leisten können. Die Verwendung von Kreditkarten läßt sich zumindest in absehbarer Zeit nicht in deutschen Einrichtungen einführen. Auch andere Systeme wie die Smart-Card scheinen keine Lösung des Problems zu sein. Aber ist es überhaupt sinnvoll, bibliographische Daten kostenpflichtig anzubieten?
Über das Internet können weltweit Datenbanken von Bibliotheken und Verbundsystemen kostenlos abgefragt werden. Schließen sich die deutschen Verbundsysteme aus diesen Kommunikationsdiensten wie Gopher, World Wide Web etc. aus, so werden ihre ohnehin anders strukturierten Literaturdaten für die internationale Bibliothekswelt ohne Belang sein.
Die deutschen Verbundsysteme haben im Vergleich zu denen des Auslands bisher ein geringes Dienstleistungsspektrum. Selbst die Monographien sind größtenteils noch nicht einheitlich erschlossen und Fernleihsysteme erst im Ansatz sichtbar, so daß sie wenigstens ihre Daten auf den Netzen anbieten sollten.
Innerhalb Deutschlands haben sich schon jetzt gravierende Probleme für entgeltpflichtige Bibliotheken und Benutzer ergeben: beim Südwestdeutschen Bibliotheksverbund sind die vom Land Baden-Württemberg finanzierten Einrichtungen berechtigt, kostenlos zuzugreifen; die anderen Teilnehmer, vor allem aus Sachsen, Rheinland-Pfalz etc., müssen je nach tatsächlicher Nutzung Entgelte entrichten. Die Verbundarbeit erfordert standardisierte redundanzfreie Eingaben, die aufwendiger als das einfache Eingeben in autonome lokale Systeme sind. Daraus ergibt sich: wer sorgfältiger arbeitet, muß mehr Entgelt zahlen.
Die zuständigen Gremien und Ministerien sollten daher auf nutzungsbezogene Entgelte für Verbundkataloge verzichten, um Bibliotheken und deren Benutzern den Online-Zugriff zu erleichtern statt zu erschweren.
Ein möglicher Ansatz läge darin, Recherchen grundsätzlich frei anzubieten, während die Teilnahme an der Kooperation Sach und Formalerschließung mit pauschalisierten Entgelten bezahlt werden müßte. Auch die separaten Entgelte für Fernleihbestellungen und Bücherautos könnten hier miteinfließen, um eine effiziente Verwaltung zu ermöglichen.
Übersicht:
Relevanz von Kategorien anhand ihrer Häufigkeit in DB-MAB (HR Dr.Karl F.Stock, Graz)
MAB2, UNImarc, USMARC: strategische Überlegungen zur Formatdiskussion (Dr.Stefan Gradmann, Göttingen)
HR Dr.Karl F.Stock, Graz
Eine Durchforstung der aufgeblähten Kategorienschemata und Regelwerke ist notwendig. Rückschlüsse auf Notwendigkeiten und Überflüssiges in Kategorienschemata, Datenformaten und Regelwerken sind möglich, wenn bibliographisch-bibliothekarische Datenbanken in Bezug auf Häufigkeiten der einzelnen Datenfelder analysiert werden.
Für die Erfassung bibliographischer Daten wurden zu Beginn der Sechzigerjahre einfache Katagorienschemata entwickelt. Um 1968 entstand das MARC-Format und um 1972 das MAB-Format. Für jede Katalogisierungsregel und bibliographisch-bibliothekarische Entität waren entsprechende Datenfelder vorgesehen. Daraus ergaben sich diese kategorienreichen Schemata. Ist dieser Reichtum an Kategorien auch zweckmäßig und notwendig, oder wurde da nicht maßlos übertrieben? Vieles, was damals noch gar nicht ins Auge gefaßt wurde, hat man inzwischen auf Grund der Anwendungserfahrungen in weiteren Subschematas für Erwer-bungs-, Verwaltungs- und Ausleihtransaktionsdaten festgelegt, manches Feld aber, das damals wichtig erschien, wurde bis heute noch nie belegt.
Zahlreiche Experten entwerfen ihre Regelwerksbestimmungen ohne Rücksicht auf den wirklichen Bedarf und orientieren sich selten an praktischen Überprüfungen ihrer Ideen.Wie kann man aber feststellen, was wirklich notwendig und unverzichtbar ist von über 350 Kategorien, die wiederum auf so und so vielen Regelwerksparagraphen beruhen und diesen oder jenen Einfluß auf die Verkomplizierung der Datenformate, der Massenspeicherausnutzung und des Bearbeitungsaufwandes sowie der Rückstände haben? Das Optimum gilt es zu finden, das irgendwo zwischen den wenigen Kategorien auf der einen und den allzu vielen auf der anderen Seite liegen muß. Wir können nun im nachhinein durch Analyse besser feststellen, was zweckmäßiger und notwendig ist, als die Entwickler dieser Schemata, die nur auf Grund ihrer konventionellen Erfahrungen sich zu den Möglichkeiten eines brauchbaren Modells vortasten und auch entscheiden mußten. Solange wir selbst daran interessiert sind und uns bemü en, unsere Projektergebnisse zu überprüfen und zu evaluieren, und gegebenenfalls auf Grund dieser Evaluierungen zu verbessern und weiterzuentwickeln, solange haben wir es selbst in der Hand, daß wieder ein ausgewogenes Produkt entsteht. Denn der Druck und Zwang von außen zur Verschlankung führt nur zu Extremen, die uns auf Grund der Detailunkenntnis derjenigen, die uns dazu auffordern, zu weitreichenden Schwierigkeiten führen können. Nur wir selbst können die richtige Mitte unseren bisherigen Erfahrungen, mit den Erkenntnissen aus der Anwendung und den daraus resultierenden Ideen ansteuern.
An zwei bibliographischen Katalogisierungskomplexen, die Kategorienschema, Datenformat und Regelwerk betreffen, soll eine statistische Analyse aufzeigen, welche Kategorien in Wirklichkeit tatsächlich so oft vorkommen, daß man sie beibehalten soll und welche ohne gravierende Folgeprobleme weggelassen werden.
In dieser Untersuchung werden solche Kategorien, die 50 % und mehr als Belegungshäufigkeit erreichen, als unbedingt notwendig eingestuft. Kategorien mit Belegungshäufigkeiten von
1-49 % werden als wichtig, und solche unter 1 % als nicht wichtig bewertet. Da diese Werte in den Auswertungstabellen nachgeprüft werden können, können leicht auch andere Bereiche für die entsprechenden Wichtigkeiten festgelegt werden, was an dieser Auswertungs- und Bewertungsmethode an sich nichts ändert.
Bevor jedoch über die Wichtigkeit oder Unwichtigkeit von Kategorien Entscheidungen getroffen werden, müssen auch die Datenbestände von Bibliotheken und Verbundkatalogen, die bei der Katalogisierung tatsächlich MAB oder ein anderes Kategorienschema verwenden, in gleicher Weise analysiert werden.
Dr.Stefan Gradmann, Göttingen
Datenaustauschformate - nicht nur für bibliographische Daten - orientieren sich wesentlich an drei Paradigmata: an der inhaltlichen Strukturierung der in einem abstrakten Datenmodell codifizierten Objekte (Inhaltsebene), an dem DV-technischen Kontext, in dem die zu übermittelnden Informationen verarbeitet werden sollen (Verarbeitungsebene) und an den tech-schen Rahmenbedingungen für die eigentliche Datenübertragung (Übertragungsebene). Schließlich müssen Austauschformate banalerweise den spezifischen Anforderungen der austauschenden Partnerinstitutionen Rechnung tragen.
Die Grundstrukturen des in Deutschland maßgeblichen Austauschformates MAB sind in den achziger Jahren angelegt worden. Seitdem sind in der Verarbeitungs- und in der Übertragungsebene ganz erhebliche Veränderungen erfolgt. Zudem agieren die potentiellen Austauschpartner inzwischen auf sehr unterschiedlichen funktionalen Ebenen mit je spezifischen Verarbeitungsanforderungen: hier sind vor allem die nicht mehr isoliert, sondern im regionalen Funktionskontext der Verbundsysteme agierenden Lokalsysteme zu nennen. Mit der Vorlage von MAB2 hat der MAB-Ausschuß solchen Veränderungen Rechnung getragen, entsprechend insgesamt positiv ist auch die Reaktion der Verbundsysteme und der in deren Funktionskontext eingebundenen Lokalanwender.
Kritik kommt vor allem vonseiten der öffentlichen Bibliotheken. Zum einen kommen die Vorteile des Neuansatzes für diesen Anwenderkreis kaum zum Tragen, weil er (noch!) nicht in gleicher weise von den angedeuteten Veränderungen auf der Übertragungs- und Verarbeitungsebene betroffen ist. Dementsprechend schwerer wiegen für diesen Anwen-derkreis dann der mit der Formatumstellung verbundene Aufwand und die daraus resultierenden Kosten.
Schließlich stellt sich die Frage, ob anstelle des Übergangs nach MAB2 nicht die Anwendung eines international gängigen Austauschformats ins Auge gefaßt werden sollte.
In diesem Diskussionskontext versucht der Vortrag drei Hauptthesen herauszuarbeiten:
Übersicht:
Katalogisierung maschinenlesbarer Dokumente (Hans Pobst, München)
Überlegungen der Die Deutsche Bibliothek zur Erschließung elekton. Medien (R. Weber, Frankfurt/M)
Haben Hypertext-Kataloge im deutschen Bibliothekswesen eine Chance? (Dipl.-Ing. (FH) Thomas Dierig)
Elektronische Volltexe in Bibliotheksnetzen (Thomas Rieß, Bielefeld)
Elektronische Volltexte im Internet (Prof. Dr. Achim Oßwald, Köln)
Experimente zur (Selbst-)Versorgung bei Volltextdatenbanken (H. Fütterer, Göttingen/G. Freyschmidt, Köln)
Hans Popst, München
Für die Katalogisierung maschinenlesbarer Dokumente gibt es in Deutschland bislang noch kei-ne Regeln. Bei einem Round-Table im Juni 1994 in Frankfurt/M sind erste Grundsätze für solche Regeln vorgeschlagen worden. Als Ausgangspunkt und Orientierungsrahmen ist die "International Standard Bibliographic Description for Computer Files", die ISBD (CF) gewählt worden. Es handelt sich dabei um Regeln für die bibliographische Beschreibung von Computerprogrammen und Computerdateien auf Datenträgern und im Fernzugriff. Datenträger, auf denen solche Computerdateien gespeichert sind, sind derzeit Disketten, CD-ROMs, CD-WORMs, Magnetbandkassetten und Magnetbänder. Als Computerdateien im Fernzugriff gelten Dateien, die über Datenleitungen, Netzwerke oder Funk zugänglich sind, sowie auf Festplatten gespeicherte Dateien.
Wegen der weitgehend gleichen Struktur der ISBD (CF) und der ISBD (NBM) für Nichtbuchmaterialien, die den RAK-AV zugrundeliegt, wurde auf dem Round Table empfohlen, die Regeln für die Katalogisierung maschinenlesbarer Dokumente in die RAK-AV zu integrieren und diese zu Regeln für die alphabetische Katalogisierung von Nichtbuchmaterialien zu erweitern
Als primäre Informationsquelle für Computerdateien auf Datenträgern soll vorrangig das Behältnis und die Beschriftung auf den Objekten gelten. Erst danach wird der Eröff-nungsbildschirm herangezogen. Diese Rangfolge wurde festgelegt, um die Katalogisierung nicht von einer Installation abhängig zu machen, was zahlreiche Bibliotheken vor unlösbare Probleme stellen würde. - Bei Computerdateien im Fernzugriff wird allerdings der Eröffnungsbildschirm zur primären Informationsquelle erklärt, weil ohne diesen Zugang eine Katalogisierung keinen Sinn hätte.
Die bei Computerdateien häufig auftretenden Versionsangaben gelten als Bestandteil des Sachtitels, wenn sie mit der übrigen Sachaussage grammatisch verbunden oder im Anschluß daran fortlaufend geschrieben sind.
Die Voraussetzungen dafür, daß ein Programm auf einem Computer lauffähig ist oder eine Datei auf einem Gerät gelesen oder benutzt werden kann, werden Systemanforderungen genannt. Diese werden als Fußnote in der bibliographischen Beschreibung angegeben.
Wie audiovisuelle Materialien erhalten auch Computerdateien (auf Datenträgern und im Fernzugriff) die Haupteintragung unter dem Sachtitel. Unter der (besonders hervorgehobenen bzw. zuerst genannten) verantwortlichen Person und der (besonders hervorgehobenen bzw. zuerst genannten) verantwortlichen Körperschaft wird jeweils eine Nebeneintragung gemacht.
Renate Weber, Frankfurt a.M.
Die Deutsche Bibliothek hat ein per Gesetz klar definiertes Aufgabenprofil. In ihrer Funktion als Gesamtarchiv, nationalbibliographisches Informationszentrum der Bundesrepublik Deutsch-land und deutscher Partner in internationalen Gremien ist sie verpflichtet auf neuartige Publikationsformen betrieblich effizient zu reagieren. Nach dem Gesetz über Die Deutsche Bibliothek, der Pflichtstückverordnung, den Sammelrichtlinien und der vorläufigen Arbeits-anweisung "Sammlung von maschinenlesbaren Datenträgern durch DDB" vom 26.9.92 werden von beiden Häusern vervielfältigte und zur Verbreitung bestimmte elektronische Publikationen gesammelt, die auf einem physischen Datenträger vorliegen. Von der Sammelpflicht ausge-nommen sind:
Die Erweiterung um elektronische Publikationen im Fernzugriff, dies sind Computerdaten und Computerprogramme zugänglich über Netzwerk, Datenfernübertragung oder Festplatte, ist geplant.
Um ihre Aufgabe der bibliographischen Verzeichnung in den Reihen A, B und N erfüllen zu können, war die Erstellung einer Praxisanleitung zur Formalerschließung elektronischer Publikationen notwendig.
Diese Vorüberlegungen werden in der nächsten Sitzung der RAK-Expertengruppe (Anfang April in Augsburg) zur Diskussion gestellt, mit der Maßgabe, einen akzeptablen Konsens zu finden, um den Forderungen der Bezieher zentraler Dienstleistungen gerecht werden zu können.
In ihrer ersten Stufe umfaßt die Praxisanleitung Bestimmungen und Definitionen zur formalen Erschließung elektronischer Publikationen auf physischen Datenträgern, d.h. mit lokalem Zugriff. Sie ist begrenzt auf elektronische Publikationen monographischer Art und wird erweitert um Zusatzbestimmungen für Zeitschriften, Loseblattwerke, Schulbücher und Karten.
Dipl-Ing.(FH) Thomas Dierig
Konventionelle Online-Bibliothekskataloge, wie sie in Deutschland derzeit im Einsatz oder im Aufbau sind, bieten zwar gegenüber herkömmlichen Katalogen umfassendere Retrievalmög-lichkeiten, stellen vom Informationsgehalt her aber weiterhin nur auf dem Bildschirm übertragene Zettelkataloge dar. Können derartige Kataloge die zukünftige Informationsgesellschaft noch ausreichend bedienen?
Mit dem Hypertext-Katalog (kurz HT-OPAC) bietet sich ein Werkzeug, das ein weltweit verteiltes elektronisches Wissen dem Endnutzer (Wissenschaftler, Student usw.) und dem Bibliothekar gezielt und geordnet zuführen kann. Der HT-OPAC ist daher als Teil einer Um-struktuierung zu sehen, die durch drei Schwerpunkte bestimmt wird.
Ist dies nur eine Vision oder bereits Wirklichkeit?
Am Prototyp des HT-OPACs vom SWB-Verbund wird das Prinzip des Hypertext-Katalogs vorgestellt, seine Einbindung in WWW (World Wide Web), die Basis HTML (Hypertext Markup Language) und URL (Uniform Resource Locator).
Aus einer Menge offener Fragen sollen einige beispielhaft angesprochen werden:
Thomas Rieß, Bielefeld
Die Universitätsbibliothek Bielefeld führt derzeit ein von der DFG gefordertes Projekt durch. Konzeptionelles Ziel dieses Projektes ist es, elektronisch verfügbare Volltextdaten in das lokale Bibliotheksnetz der UB Bielefeld zu integrieren.
Dabei kann es sich um geschlossene, meist auf CD-ROM gespeicherte und kommerziell vertriebene Textsammlungen handeln.
Inzwischen hat sich durch die rasante Entwicklung des Angebotes von Volltextinformationen im Internet die Notwendigkeit ergeben, den Nutzern auch einen Zugang zu diesen Quellen zu eröffnen.
Zur Zeit ist nicht davon auszugehen, daß jedem Nutzer zu jeder Tageszeit dieses Angebot durch einen Internet-Anschluß zur Verfügung steht. Daher verfolgt die Universitätsbibliothek Bielefeld auch das Ziel, zumindest einen Teil dieser Informationen auf lokalen Speichermedien vorzuhalten, um einen raschen und umfassenden Zugriff sicherzustellen.
Die Akquisition dieses Datenmaterials geschieht durch entsprechenden Filetransfer (zu Details dieser Problematik sei auf das Referat von Herrn Dr. Hilberer am Freitag Vormittag verwiesen).
Die Erschließung dieses Materials geschieht durch Hypertext-Kataloge, die von Mitarbeitern der Bibliothek mit Hilfe von HTML-Editoren gepflegt werden.
Prof.Dr. Achim Oßwald, Köln
Informationsangebote im Internet sind immer häufiger nicht nur Referenzinformationen, sondern Textinformationen. Somit ist es die von den Interessenten bzw. Kunden gewünschte Information selbst, die - neben anderen medialen Informationsangeboten - als Textpublikation oder als Ausschnitt aus einer solchen Publikation mit den entsprechenden Retrieval- und Anzeigeinstrumenten direkt bereitgestellt wird.
Dabei handelt es sich um Texte, die ganz unterschiedliche Entstehungszusammenhänge haben. Zum einen sind es Texte, die speziell und gezielt als Internet-Informationsangebote neu erstellt wurden (z.B. Texte als HTML-Files für WWW-Informationsangebote), zum anderen sind es wissenschaftliche Publikationen, die im Interesse leichter und schneller Verbreitung als Preprints über das Netz bereitgestellt werden. In diesem Fall werden die Texte dann meist sowohl als ASCII-Version als auch als druckaufbereitete Postscript-Version angeboten.
Immer häufiger werden Texte jedoch über elektronische Zeitschriften direkt im Netz verbreitet, d.h. ohne jemals als gedruckte (verzögerte Parallel-) Publikationen zu erscheinen.
Und schließlich stellen verschiedene Projekte Texte, für die keine urheberrechtlichen Ein-schränkungen mehr bestehen, als elektronische Parallelpublikationen den wissenschaftlich Interessierten zur Verfügung (z.B. das Projekt Gutenberg).
Von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Bibliotheken wird in Zukunft erwartet werden, daß sie sowohl von der Existenz solcher Informationsangebote wissen, als auch Erfahrungen haben, wie solche Texte den Kunden zugänglich gemacht werden können.
Der Vortrag wird die verschiedenen elektronischen Volltextvarianten vorstellen und ihre Spezifika sowie die Zugriffs- bzw. Bereitstellungsverfahren erläutern.
Heinz Fütterer, Göttingen/Günther Freyschmidt, Köln
Die Abteilung Bibliotheks- und Informationswesen (B&I) der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat 4500 Mitarbeiter an 6 Forschungszentren zu betreuen. Ein-sparungen an Personal zwingen zu Überlegungen, Dienstleistungen abzubauen, d.h. Tätigkeiten auf die Bibliotheksbenutzer zu übertragen.
B&I versucht Ansätze zu finden, die unter Ausnutzung der Informations- und Kommunika-tionstechnik den Nutzern attraktiv erscheinen (Disintermediation). Um auf beiden Seiten, beim Nutzer wie beim Bibliothekspersonal, Erfahrungen zu sammeln, sind Zusammenarbeit mit den Kollegen von der DV 3 Projekte begonnen. Sie betreffen:
Um den Wissenschaftler für das Selbstrecherchieren zu interessieren, muß die Hürde, die die gängigen Retrievalsprachen bilden, abgebaut werden. Diese Bedingung erfüllt zweifellos FirstSearch von OCLC (Online Computer Library Center). Im Rahmen eines Testbetriebes wird gegenwärtig erprobt, in welchem Umfang wenigstens ein Teil der Recherchen in Zukunft von den Endnutzern selbst gemacht werden können, ohne gleich unmäßige Summen für CD-ROMs auszugeben.
Durch das Ausnutzen der Möglichkeiten von Electronic Mail ist es inzwischen möglich geworden, Bestellung, Verwaltung und Kostenverrechnung von Fernleihen bei der Technischen In-formationsbibliothek Hannover mit minimalem Personalaufwand abzuwickeln. Die dabei ent-stehenden Kosten, einschließlich der Personalkosten, sind geringer als im Leihverkehr zwischen den DLR-Bibliotheken. Bezieht man noch den Aufwand mit ein, den ein Wissenschaftler betreiben muß, um sich einen Zeitschriftenaufsatz zu beschaffen, dann wird das Angebot von UnCover, aus den von ihr gelieferten Inhaltsverzeichnissen den Aufsatz gleich per Email anzufordern, auch kostenmäßig attraktiver. Es kostet den Wissenschaftler weniger Zeit und er bekommt ihn schneller, wenn er ihn selbst bestellt, als wenn er ihn über die Bibliothek beschaffen läßt.
Elektronische Zeitschriften haben gegenüber ihrer Papierversion den prinzipiellen Vorteil, daß man sie lesen kann, ohne seinen Arbeitsplatz zu verlassen. In der DLR mit ihren geographisch verteilten Arbeitsgruppen ist das besonders vorteilhaft, weil nicht alle Bibliotheken die benötigten Zeitschriften führen können. Das einzige Hindernis, vom Angebot Gebrauch zu machen, scheint zunächst ein überhöhter Preis sein zu können. Durch Beteiligung am Springer-Projekt:
"Numerische Mathematik Online" und durch ein Abonnement der "Electronic Letters Online", der Institution of Electrical Engineers sollen Erfahrungen gesammelt werden, wie sich die Lese-Software verhält, welcher Aufwand benötigt wird, um sie zu integrieren, welchen Einfluß die Lizenzpolitik des Verlages hat, welche Rolle die Bibliothek spielen muß, wie die Nutzer sich verhalten usw.
Da die Projekte noch laufen oder gerade anlaufen, wird erst bei der Präsentation in Göttingen näher darauf eingegangen werden.
Übersicht:
Die Bibliothek der Universität London als Innovator (Emma Robinson, London)
Bibliotheksnetze in Großbritannien (Dr.David M. Baker, Norwich)
Eine Universalbibliothek und die Infobahn (Graham Jefcoate, London)
Emma Robinson, London
Die Bibliothek der Universität London ist eine der größten britischen wisschenschaftlichen Bibliotheken mit einem Bestand von mehr als 1,7 Mio Bänden und mehr als 5 500 laufenden Zeitschriften. Die Bibliothek ist Mitglied von CURL; CERL und RLG:
Die Bibliothek ist die einzige, die eine spezielle Etat- und Management-Struktur besitzt, was dazu beigetragen hat, daß innovative Lösungen zu einer Reihe Management- und Kundendienstfragen gefunden wurden. Zusammen mit ihrer Rolle als Bibliothek der Universität London ist die Bibliothek von regionaler, nationaler und internationaler Bedeutung. Das sieht man auch darin, daß in diesem Geschäftsjahr kaum mehr als die Hälfte des Etats von der Universität London kommt. Die Bibliothek wirbt für Kunden bei anderen Hochschulen, Privat-firmen und einzelnen Personen. Um finanziell erfolgreich zu sein, ist es unbedingt nötig, daß das Preis/Leistungsverhältnis stimmt und beim Kundendienst ein hohes Niveau vorhanden ist. Die Bibliothek funktioniert zum großen Teil als Geschäftseinheit und die Strukturen innerhalb der Universität und der Bibliothek befinden sich in einem Prozeß der Veränderung.
Die Notwendigkeit, beweisen zu müssen, daß das Preis/Leistungsverhältnis stimmt, hat dazu geführt, daß alle Verfahrensweisen gründlich überprüft wurden. Ein Beispiel dafür wäre die Vereinigung der Abteilung für Erwerbung, Katalogisierung und Buchbearbeitung als "Bibliographic Services". Die Kosten, ein Buch in den Bibliotheksbestand aufzunehmen, wurden infolge von Verfahrensanalyse, Integrierung und Kalkulierung von Stückkosten um 57 % reduziert. Die Wichtigkeit realistischer Zielsetzung wurde stets betont.
Führungsinformation höchster Qualität ist unbedingt notwendig, um die Bibliothek als Geschäftseinheit zu entwickeln und zu führen. Eine der innovativen Lösungen dieser Frage ist die Entwicklung zusammen mit kommerziellen Partnern einer einzigartigen Software, um die Benutzung der Bibliothek und die Kundenzufriedenheit quantitativ und qualitativ abzuschätzen. Die Entwicklung einer PC-gekoppelten Zugangskontrolle ermöglicht eine ausführliche Analyse der Benutzergruppen und der Anzahl und Dauer der Besuche. Ein PC-Softwarepaket wurde entwickelt, welches der Bibliotheksführung ermöglicht, qualitative Umfragen über die gegenwärtige Kundenzufriedenheit und Wünsche für die zukünftige Entwicklung durchzuführen.
Marketing- und Geldbeschaffungs-Initiativen sind eine wichtige Seite der innovativen Strategie der Bibliothek. Dazu gehören die Entwicklung einer geeigneten Personalplanung, einer ausführlichen Strategie der Bibliotheksentwicklung und einer Marketing-Database. Das Bibliotheksentwicklungsteam ist für eine große Reihe von Aktivitäten verantwortlich, einschließlich Marketing, Geldbeschaffung, Publicity, Public Relations, Veröffentlichungen und Ausstellungen.
Eine ausführliche Informations-Strategie wird vorbereitet. Es wird geplant, den Benutzern die Kataloge, eine Reihe Databasen und Kundendienstleistungen innerhalb der Bibliothek und über externe Netze zur Verfügung zu stellen.
Dr.David M. Baker, Norwich
In diesem Vortrag werden die neuesten Entwicklungen in den britischen Bibliotheksnetzwerken verfolgt und gegenwärtige Tendenzen und Probleme im Kontext des Follett-Berichts untersucht. Danach beschreibe ich ein neulich an der Universitätsbibliothek von East Anglia angefangenes Projekt, das eine völlig integrierte Dienstleistung für die elektronische Suche, Bestellung und Lieferung von Dokumenten, einschließlich ihrer Buchhaltung, entwickeln wird. Behandelt werden auch wirtschaftliche und urheberrechtliche Fragen der elektronischen Dokumentenlieferung. Zum Schluß werden vorausblickend bibliothekarische und bibliotheksverwandte Entwicklungen der nächsten fünf Jahre besprochen.
Graham Jefcoate, London
Die British Library ist die Nationalbibliothek Großbritanniens und damit eine der größten und renommiertesten Forschungsbibliotheken der Welt.
Die BL bietet bereits eine Reihe von online services, darunter Kataloge und Datenbanken. Etwa die Hälfte der Belegschaft ist bereits an das Emailsystem angeschlossen. In den letzten Jahren sind diese Leistungen durch eine breitgefächertes Programm neuer Initiativen erweitert worden, die die Möglichkeiten der neuen Technologie nutzen sollen, um den Zugang zu den Bibliotheksbeständen zu verbessern. Dazu gehört das online-Informationssystem Portico, das zunächst als gopher inzwischen aber als Webserver-Prototyp, Benutzern des Internet aktuelle und umfangreiche Informationen über die Leistungen und Bestände der Bibliothek liefert.
Dennoch sollen weitere Möglichkeiten und Methoden untersucht werden, um im Sinne der veröffentlichten "Strategic objectives for the year 2000" die aktive und passive Nutzung des Internet voll in die Arbeit der Bibliothek aufzunehmen. Im Spätsommer 1994 wurde ein Projekt initiiert, das zum Ziel hat, einen Bericht zu erstellen, der als Grundlage einer neuen internen Politik für die British Library dienen soll. Die Erfahrungen sechs ganz verschiedener Bibliotheksabteilungen bei der Nutzung des Internet werden untersucht. Mitarbeiter dieser Abteilungen bilden eine "Kontrollgruppe", die durch browsing software leichten Zugang zum Internet und durch einen Einführungskurs erste Hinweise für ihre Benutzung bekommt.
Zu den Komponenten eines Abschlußberichts soll folgendes gehören:
Dazu wird eine Zahl anderer Organisationen, darunter führende Forschungsbibliotheken im In- und Ausland, nach ihrer hauseigenen Politik und Praxis in Sache Internet befragt.
Übersicht:
Sacherschließung in Online-Katalogen:Stand der Diskussion (Dr.F. Geißelmann, Regensburg/H.-J. Zerbst, Braunschweig)
Automatisierung in der Sacherschließung: Maschinelles Indexieren von Titeldaten (Dr. Klaus Lepsky, Düsseldorf)
Dr.Friedrich Geißelmann, Regensburg/Hans-Joachim Zerbst, Braunschweig
Die veränderten Präsentations- und Retrievalmöglichkeiten von Online-Katalogen, die zunehmende Vereinheitlichung in Verbundsystemen und der Aspekt der Fremdleistungsnutzung waren der Grund, daß das DBI eine Expertengruppe eingesetzt hat, die sich in zwei verschiedenen Sitzungskreisen mit den Auswirkungen von Online-Katalogen auf die Formal- und die Sacherschließung befaßt hat.
Die Ergebnisse der Expertengruppe zur Sacherschließung in Online-Katalogen sind in den DBI-Materialien Band 132 im Sommer 1994 vorgelegt worden.
Inzwischen hat es dazu Stellungnahmen gegeben und es hat ein Workshop stattgefunden, der dazu führen sollte, die Vorschläge unter Berücksichtigung aller eingebrachten Expertenmeinungen in konkrete Maßnahmen umzusetzen.
In dem Vortrag soll der Stand dieser Diskussionen zusammengefaßt werden, über die angestrebten Regelwerksänderungen berichtet und über weiter geplante Arbeiten informiert werden.
Wesentliche Aspekte sind dabei die Abstimmung von formaler und sachlicher Erschließung, die Kombination von verbaler und klassifikatorischer Erschließung und die Stärkung des Aspektes der einheitlichen Normdatenpflege.
Auswirkungen auf die Regelwerke RAK und RSWK werden vor allem bei der Vereinheitlichung der Ansetzungen und bei der Behandlung des Formaspektes liegen. Innerhalb der RSWK geht es u.a. um Fragen der Kettenbildung, der Zerlegung und des Pleonasmus.
Entscheidend ist nun die pragmatische Umsetzung der Vorschläge unter Berücksichtigung der bestehenden Verhältnisse in den Bibliotheken und gleichzeitig größtmöglicher Nutzung der Vorteile von Online-Katalogen.
Dr. Klaus Lepsky, Düsseldorf
Der zunehmende Einsatz von Online-Katalogen an den Bibliotheken und die stark ansteigende Zahl maschinenlesbarer Titeldaten führen zu neuen Anforderungen an Qualität und Quantität der Sacherschließung. Zur Zeit sind die Regeln für den Schlagwortkatalog (RSWK) das einzige, überregional von den Bibliotheken eingesetzte Mittel zur verbalen Sacherschließung. Bekannte Schwächen des Regelwerks und große Mengen gar nicht intellektuell erschlossener Bestände führen jedoch dazu, daß die sachlichen Suchmöglichkeiten in Online-Katalogen längst nicht optimal sind.
Eine Möglichkeit, ergänzend zur intellektuellen Erschließung, die Suche im OPAC zu verbessern, ist der Einsatz von Verfahren zur automatischen Indexierung. Diese erlauben die maschinelle Entnahme und grammatikalische Vereinheitlichung von Stichwörtern aus Titeln. Die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf hat im Rahmen des DFG-Projektes MILOS ein solches Verfahren, IDX, getestet, weiterentwickelt und eingesetzt. Durchgeführt wurde eine Indexierung aller deutschen, englischen und französischen Titel. Durch Grundformenreduktion, Dekomposition und Derivation konnte das Stichwortmaterial vereinheitlicht und neues Vokabular für die Suche gewonnen werden.
Zur Beurteilung der Auswirkungen der Indexierung auf die Recherche im Online-Katalog unternahm die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf einen umfangreichen Retrievaltest, der sich in der Anlage streng an praktischen Benutzerbedürfnissen orientiert. Die Ergebnisse dieses Tests bestätigen die Erwartung einer deutlichen Verbesserung der Suchergebnisse, wobei negative Effekte einer Indexierung ausbleiben. Insgesamt führt die automatische Indexierung zu einer Verdreifachung des Recall (mit gleichzeitig verbesserter Precision) im Stichwortretrieval, d.h. zu erhöhten Treffermengen bei geringerem Ballast.
Als eine Konsequenz aus dem Projekt wird die ULB Düsseldorf die automatische Indexierung zum festen Bestandteil ihres allgemeinen Sacherschließungskonzepts machen. Eine weitere Konsequenz besteht in der Ausweitung der Funktionalität von IDX auf eine Unterstützung von semantischen Funktionen (Nutzung von Synonymrelationen, Schlagwortgenerierung aus Stichwörtern, automatische Klassifizierung). Zur Entwicklung dieser Möglichkeiten wird im ebenfalls von der DFG geförderten Projekt MILOS II seit Januar 1995 an der Verbindung von Schlagwortnormdatei und automatischer Indexierung gearbeitet.
Zusammenfassend weisen die im MILOS-Projekt bislang gewonnenen Ergebnisse die Richtung, in der sich die zukünftige bibliothekarische Sacherschließung bewegen muß. Die rein intellektuelle Erschließung nach den RSWK ist weder das geeignete Mittel, dem Mengenproblem der Erschließung zu begegnen, noch ist sie, weil für Online-Systeme nur bedingt geeignet, dem Benutzer angemessen zu vermitteln. Die Alternative kann sicher nicht "automatische Indexierung" heißen, aber es sollte schon jetzt intensiv darüber nachgedacht werden, wie sich intellektuelle und manuelle Verfahren in Zukunft miteinander verbinden lassen.
Übersicht:
Ein Clearinghouse-Konzept für Fachinformation aus dem Internet (Dr.Diann Rusch-Feja, Berlin)
Fremdnutzung elektronischer Zeitungsarchive (Christine Jüttner, Göttingen
Computer Based Training zur Nutzung elektronischer Informationsmittel (Prof. W. Gödert, Köln)
Dr.Diann Rusch-Feja, Berlin
Die DFG-Sondersammelgebietsbibliotheken haben bisher sowohl eine Informationsaufgabe als auch eine Beschaffungsaufgabe gehabt, die gewährleisteten, daß die Fachgebiete mit einschlägiger inländischer und vor allem ausländischer Literatur ausgestattet wurden. Nun stehen Informationsquellen zur Verfügung, die nur in ähnlicher Weise wie das SSG-Programm zu bewältigen sind. Ob das mit dem Informationspersonal der SSG-Bibliotheken zu schaffen sein wird, oder ob Informationsvermittler an anderen Spezialbibliotheken für diese neuen Aufgaben mit einbezogen werden sollten, ist Thema dieses Vortrags. Anhand eines Clearinghouse-Konzeptes kann der strukturierte Zugang zu fachbezogenen Informationen in vernetzten Informationsquellen und vor allem im Internet geschaffen werden. Einige Aspekte des Clearinghouse-Konzepts sowie die Erfahrungen, Inhalte verteilter Informationsquellen mittels neuer Suchinstrumente zu bündeln, werden dargestellt. Die Verwendung von Gopher, Indices, ointers, Subject Trees, WAIS-recherchierbaren Datenbanken und anderen Werkzeugen bei der Aufgabe, einen relativ präzisen Überblick über die relevanten Quellen für einen bestimmten Interessenschwerpunkt herzustellen, wird erläutert. Auch die Möglichkeiten solch eines Clearinghouse-Konzepts für unterschiedliche Bibliotheken werden hier dargestellt. Durch den Zugang zu diesen neuen Informationsquellen ändert sich auch die bibliothekarische Arbeit. Somit wird auf neue Methoden der Ermittlung und Beschaffung fachrelevanter Dokumente hingewiesen. Die Konsequenzen für "Fernleihe" oder "Fernbeschaffungsstrategien" durch diese Dienstleistungen sollen ebenfalls angesprochen werden, obwohl diese unabhängig vom Einsatz eines Clearinghouse neue Impulse durch den Einfluß der vernetzten Informationsquellen bekommen. Neuartige Informationsquellen wie Diskussionslisten (LISTSERV) und Newsgroups können ebenso wichtig als ergiebige Informationsquellen sein. Da sich der bibl othekarische Beruf durch die neuen Aufgaben verändern wird, sollen zum Schluß die konkreten Arbeitsprofiländerungen erläutert werden.
Außerdem werden die Kooperationsmöglichkeiten für eine sinnvolle Bündelung fachbezogener Informationen und mögliche Arbeitsaufteilung bei der Bereitstellung bestimmter fachbezogener Informationsdienstleistungen angesprochen.
Christine Jüttner, Göttingen
Kernfragen der Nutzung digitaler Zeitungsarchive werden nicht die Handhabbarkeit und die technischen Voraussetzungen sein, sondern die Gestaltung und Strukturierung dieser Archive, die ihren Platz in einer Informationsgesellschaft finden müssen. Für regionale Zeitungen ist das auf den ersten Blick sehr einfach, weil sie mit Informationen handeln, die lokal begrenzt und in ihrer Sichtung, Wertung und Gestaltung spezifisch sind. Dazu ist es erforderlich, nicht nur die "nackte" Information digital sichtbar zu machen, sondern sie auch in ihrer Wertigkeit zu erkennen, sie in Relation beispielsweise mit anderen Themen oder Bildern auf einer Seite wiederzufinden. Diese Form wird der schnellen Information nützlich sein, bietet aber noch nicht das umfassende Material einer regionalen Tageszeitung, wenn wissenschaftlich vorgegangen werden soll. Das Göttinger Tageblatt bietet mittelfristig folgende Perspektiven an, die wir Online am 7. Juni 1995 vorstellen:
Prof. Winfried Gödert, Köln
Die wachsende Zahl der elektronischen Informationsmittel mit ihren verschiedenen Benutzungseigenschaften macht es wünschenswert, direkt am Gerät Einführungen in die Handhabung des jeweiligen Produktes abrufen zu können, ohne dafür ausschließlich auf die Handbücher oder Begleitliteratur angewiesen zu sein. Bisher stellt es eher die Ausnahme dar, daß die Produkte bereits vom Hersteller mit einer solchen Einführung ausgestattet werden.. Die Integration vieler Produkte - etwa in einem CD_ROM Netz oder lokalen Informationssystem - erfordern darüberhinaus Einführungen und Hilfestellungen für den Umgang mit diesen Systemen.
Mit Hilfe geeigneter Software ist es ohne übermäßigen Aufwand möglich, derartige Einführungen zu produzieren, indem Bildschirmfotos in einem erläuternden Kontext gesetzt und mit interaktiven Bedienungsfunktionen ausgestattet werden. Die so erstellten Produkte können den Benutzer zum produktspezifischen situationsbezogenen Selbstlernen angeboten werden.
In dem Beitrag sollen einige Beispiele vorgestellt und Möglichkeiten des Einsatzes diskutiert werden.
Übersicht:
Aufgabe und Funktion von universitären Bibliothekssystemen (Berndt Dugall, Frankfurt a.M.)
Advanced electronic networks serving small rural libraries (Henk Middelveld, Nijverdal)
Datenbankangebote unter organisatorischen und finanziellen Aspekten (Hans-Adolf Ruppert, Freiburg/Br.)
SWD und Fachreferentensystem (Wolfgang Binder, Bielefeld
Literaturrecherchen und Datenbereitstellung an der Universitätsbibliothek Dresden (Dr.D. Urbansky u. M. B. Queitsch, Dresden)
Berndt Dugall, Frankfurt a.M.
Die zunehmende Verbreitung und Nutzung elektronischer Medien erfordert von den Bibliotheken den Aufbau einer völlig neuen Infrastruktur. Dabei gewinnt der Zugriff auf vielfältige Formen der elektronischen Information, die teilweise lokal vorgehalten, teilweise jedoch auch "nur" auf externen Servern verfügbar ist, zunehmende Bedeutung.
Gleichzeitig entstehen hierbei gerade in zweischichtigen Bibliothekssystemen völlig neue Kooperationsformen. Zum einen ergeben sich wichtige Aspekte der Zusammenarbeit auf dem Sektor der Netzinfrastruktur mit den Hochschulrechenzentren, zum zweiten auch neue Formen der Erwerbungskooperation zwischen Zentralbibliothek und Instituten. Die campusweite Verfügbarkeit elektronischer Information läßt die Frage des optimalen Standortes (eines der grundlegenden Probleme in zweischichtigen Bibliothekssystemen) dagegen in den Hintergrund treten.
Am Beispiel der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt /Senckenbergischen Bibliothek sollen die Bandbreite des Angebotes (fast 100 CD-ROM Datenbanken, Internet-Zugang für die Benutzer und hausinterne Informationen) sowie die gefundenen technischen Lösungen dargestellt werden. Dabei sollen zum einen die Gegebenheiten eines mit einem 48 GB Festplattenspeicher betriebenen Informationsnetzes und seine Einbindung in ein mit 150 Mbit Übertragungsgeschwindigkeit arbeitenden Campusnetzes aufgezeigt, zum zweiten jedoch auch die Möglichkeiten des Einsatzes eines mit RISC-Rechnern ausgestatteten Workstation Clusters präsentiert werden. Möglich wurde dies hauptsächlich durch eine intensive Kooperation mit dem universitären Rechenzentrum, so daß dieser Fragestellung besonderes Gewicht beigemessen wird. Hinzu kommt ein Erfahrungsbericht über die Lizenzstrukturen insbesondere im Hinblick auf das Kopieren von Datenbanken ("precaching"), welches von der Bibliothek in
roßem Umfang genutzt wird.
Darüber hinaus werden Personalfragen (Betreuungsaufwand) und die bereits genannten Aspekte der Erwerbungskooperation anhand konkreter Beispiele sowohl auf der universitären, als auch auf einer landesweiten Ebene behandelt.
Außerdem sollen Erfahrungen mit dem direkten Zugang zu Internetdiensten durch die Bibliotheksbenutzer aufgezeigt werden. Durch relativ detaillierte Benutzerbefragungen ist es hier möglich, konkrete Aussagen über Vorstellungen von Nutzern und die Zusammensetzung der Nutzerschaft darzulegen.
Henk Middelveld, Nijverdal (Vortrag wird deutsch gehalten)
Overijssel, reich an Bibliotheken: Overijssel ist eine von 12 niederländischen Provinzen und liegt im Osten der Niederlande.
Overijssel hat ein dichtes Netz öffentlicher Bibliotheken, bestehend aus 106 festen Einrichtungen, 6 Fahrbibliotheken und diversen Spezialdiensten.
Einige Zahlen aus der Statistik von 1994: 233.127 Leser, 8.594.747 Ausleihen und ein
Bestand von 2.684.841 Medieneinheiten.
Bibliotheksautomatisierung
Overijssel hat 1995 sechs EDV-Systeme in Bibliotheken:
ALS - 84 Bibliotheken, 2 Fachhochschulbibliotheken, 2 VWO Schulen (Gymnasien), außerdem
DATAPOINT, PICA, VUBI und Kambi.
In Overijssel hat man sich bei der Automatisierung von Bibliotheken bewußt für eine Netzwerklösung entschieden. Aufgrund der geringen Größe einzelner Bibliotheken war weder das Wissen, noch das notwendige Geld vorhanden, um unabhängig von einander zu automatisieren. Die gewählte Lösung mußte daher sowohl die Vorteile eines zentralen als auch eines dezentralen Systems vereinen. Wegen der fantastischen Möglichkeiten bis hin zu den Parametern und der kurzen Antwortzeichen fiel die Wahl auf "ALS". Damit hat man sich gleichfalls für ein online-system entschieden.
Die Umstellung auf EDV begann 1982 und ist nun beinahe abgeschlossen. Das System besteht aus einem Zentralcomputer, der in Nijverdal steht, und dezentralen Terminals in den einzelnen Bibliotheken.
Das ALS-System kennt bis in die kleinste Bibliothek in Overijssel folgende Möglichkeiten:
Die Vorteile unseres Netzwerksystems sind deutlich:
Der Nachteil ist, daß man stets Rücksicht sowohl auf Großstadtbibliotheken wie auch auf viele kleine Bibliotheken nehmen muß. Man zieht in Erwägung, das ALS-System um das Modul "Infocentre" zu erweitern. Das würde die Möglichkeit bieten, dokumentarische Bestände aufzunehmen. Möglicherweise wird dieses Modul auch via "Internet" zu beziehen sein. Daneben entwickeln wir einen "WWW server" mit vollständigem Internet Zugang.
Abschließend läßt sich sagen, daß Oberijssel aufzeigt, daß Netzwerke eine Garantie für hochwertige EDV-Möglichkeiten auch in kleinen ländlichen Bibliotheken bieten.
Hans-Adolf Ruppert, Freiburg/Br.
Ausgehend von einer kurzen historischen Darstellung der Entwicklung der Informationsdienstleistung an der Universität Freiburg seit 1979 wird der heute erreichte Stand beschrieben und die kommenden Entwicklungen aufgezeigt.
An der Universität wird in einem kooperativen Projekt zwischen dem Rechenzentrum der Universität und der Universitätsbibliothek ein Managementsystem für ein breites Datenbankangebot für möglichst alle Fakultäten aufgebaut. Ziel ist es, den Wissenschaftlern/innen und Studierenden der Universität hinsichtlich technischem Zugang, administrativer Organisation und finanzieller Abwicklung mit einem möglichst einfachen und kostenfreien Verfahren Zugang zu diesen notwendigen Informationsdiensten zu schaffen. Dies unter dem besonderen Aspekt, daß die Vermittlung von Datenbankinformationen heute ein Basis-Infrastrukturdienst sein sollte.
Im Vortrag wird auf die heute unterstützten rechnischen Plattformen (DOS, Windows, UNIX/OVID, UNIX/ERL, externe Hosts - z.B STN) sowie ihre Grenzen und Möglichkeiten eingegangen. Weiterhin erfolgt eine Darstellung der technischen und finanziellen Ramenbedingungen. Die Zusammenarbeit mit externen Hosts wird am Beispiel des STN erläutert.
Anhand eines Kostenmodells wird dargestellt, wie die Verfügbarkeit unterschiedlicher technischer Plattformen zum Angebot von Informationsdienstleistungen die Beschaffungsentscheidungen in dem Freiburger Kooperationsmodell beeinflußt. Die Suche nach dem jeweils wirtschaftlichsten, aber auch für den Kunden annehmbarsten Angebot gestaltet sich auch unter den Aspekten des technischen Umfeldes einer alten, über die ganze Stadt verteilten Universität als schwierige, aber auch spannende Aufgabe.
Im abschließenden Teil des Vortrags wird die Notwendigkeit der Kooperation zwischen Rechenzentrum und Bibliothek bei der Organisation dieser Dienstleistung herausgestellt und Perspektiven in der Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen und Universitäten entwickelt.
Wolfgang Binder, Bielefeld
Das Fachreferentensystem ist ein Datenbank- und Geschäftsgangsystem, das primär die SWD-gestützte Sacherschließung (Beschlagwortung) unterstützt. Es wurde im Rahmen eines von der UB Bielefeld beantragten DFG-Projekts entwickelt
Das Kernstück des Systems ist die Bereitstellung der SWD als komfortabel suchbares Datenbanksystem, das auf der Basis des SWD-Diskettendienstes der Deutschen Bibliothek erstellt und aktualisiert wird. Für die SWD-Recherche stehen zum einen die traditionellen Möglichkeiten der Datenbanksuche zur Verfügung. Alle Felder der SWD-Datensätze (beispielsweise auch die Kommentarfelder) und der Indikator des Hauptschlagworts sind suchbar, teils über eigene Suchfelder, teils über eine gemeinsame Indizierung mehrerer Felder. Insbesondere sind die Begriffe, die auch das Alphabet der Mikroficheausgabe konstituieren (Einstiegsbegriffe), sowie die daraus gebildeten Stichwörter über gemeinsame Suchfelder "Schlagwort" und "Stichwort" abfragbar. Zum anderen bietet das Fachreferentensystem die typischen Suchmöglichkeiten einer Thesaurussoftware, indem man von einem angezeigten SWD-Begriff direkt zu einem verwiesenen Begriff (Oberbegriff, Unterbegriff etc.) echseln kann. Die Datensätze werden dabei wahlweise in einem editierten Format oder im Datenbankformat angezeigt mit einer Anzeigemöglichkeit für vorhandene Unterbegriffe.
Das Fachgreferentensystem entlastet den Referenten und bei geeigneten technischen Voraussetzungen auch den Katalogisierer von überflüssiger Schreibarbeit unter Vermeidung von Schreibfehlern. Die aus der SWD selektierten Schlagwörter werden aufgelistet und aus ihnen durch Eingabe von Bildungsmustern die gewünschten Ketten gebildet. Diese werden dann in MAB-konformer Felderung in elektronische Laufzettel übertragen, die an der UB Bielefeld aus den Erwerbungsdatensätzen generiert werden. Anstelle des letzteren können in Anpassung an den Geschäftsgang der Anwenderbibliothek auch andere geignete Titeldaten herangezogen werden.
Die systematische Sacherschließung wird insoweit unterstützt, als in den elektronischen Laufzetteln auch Lokaldaten und systematische Notationen erfaßt werden können, und über das neu entwickelte relationale Datenbanksystem zusätzlich ein Gesamtregister zu den Bielefelder Systematiken zur Verfügung gestellt wird.
Ein besonderer Vorteil des Systems besteht darin, daß mit Ausnahme der Beschlagwortung selbst alle Geschäftsgänge (Vorprüfung am Verbundkatalog mit SW-Datenübernahme, redationelle Formalprüfung und Dateneingabe) grundsätzlich unabhängig vom physischen Buchdurchlauf vorgenommen und somit flexibel gestaltet werden können.
Dr.Dagmar Urbansky und Manuela B. Queitsch, Dresden
Die TU Dresden wurde 1828 als Technische Bildungsanstalt gegründet. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts befindet sich der überwiegende Teil der Universitätsgebäude im Süden Dresdens. Inzwischen sind die Gebäude der Universität u.a. durch Integration anderer Bildungseinrichtungen über das gesamte Stadtgebiet bis hin in die weitere Umgebung (Tharandt) verteilt.
Die UB Dresden hat ein einschichtiges Bibliothekssystem. Dessen Handhabung ist durch die dezentralen Standorte der Fachbibliotheken in Fakultätsgebäuden erschwert. Um bibliothekarische Arbeitsabläufe effizient zu gestalten, ist der zügige Ausbau des Bibliotheksnetzes bei laufendem Betrieb notwendig.
Gleichzeitig fungiert die Bibliothek als Informationsanbieter über die Universität hinaus. Dazu gehören neben der Anbindung des Bibliotheksnetzes an das Campusnetz ein aktueller, allgemein zugänglicher OPAC und der Zugriff auf CD-ROM- und Online-Datenbanken vom Platz des Wissenschaftlers aus. Die enge Verzahnung zwischen UB und Universität spiegelt sich auch in den verschiedenen Ausbaustufen beider Netze wider.
Ausgangspunkt für die Bibliotheksautomatisierung war 1978 die Einführung der Ausleihverbuchung in der Studentenbibliothek (offline). Der nächste Schritt bestand darin, Titelaufnahmen für Neuerwerbungen computergestützt zu erfassen. Die Programme zur Ausleihverbuchung und Titelaufnahme waren gemeinsame Entwicklungen der UB und des Rechenzentrums der TU.
Mit Beginn der Online-Katalogisierung im Südwestdeutschen Bibliotheksverbund im März 1992 wurde eine neue Stufe erreicht. Schrittweise kamen die Module Erwerbung, Inventarisierung und OPAC hinzu. Vorläufiger Abschluß bildete die Einführung eines Online-Ausleihsystems. Parallel dazu verläuft die Erweiterung der bibliothekarischen und informatorischen Dienstleistungen im Netzbetrieb.
Die Autorinnen geben einen Überblick über den derzeitigen Stand der Bibliotheksautomatisierung an der Technischen Universität Dresden und über die weiteren Ausbaustufen des Bibliotheks- und Campusnetzes.
Übersicht:
Der Markt der CD-ROMs als Profilierungsangebot für Öffentliche Bibliotheken (Dr.N. Kamp, Düsseldorf)
Spielwelten im Computer- Entwicklungen und Tendenzen (Michael Aßmann, Paderborn)
AV_Medien (Gabriele Gromann, Halle)
Dr.Norbert Kamp, Düsseldorf
Am 30. Juli 1994 haben die Stadtbüchereien Düsseldorf mit der Ausleihe von CD-ROMs begonnen. Das Angebot, das zunächst auf die Zentralbibliothek beschränkt blieb, war vom ersten Tag an ein großer Ausleiherfolg. Schon früh fiel deshalb die Entscheidung, das neue Ausleihmedium auch in den Stadtteilbüchereien anzubieten.
Der Referent wird in seinem Vortrag zunächst begründen, warum in Düsseldorf bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine Entscheidung für die Ausleihe von CD-ROMs getroffen wurde. Daneben sollen erste praktische Erfahrungen über den bibliothekarischen Umgang mit CD-ROMs vermittelt werden. Eingegangen werden soll auf konkrete Probleme bei der Marktsichtung, dem Bestandsaufbau, der Einarbeitung der Medien sowie der Ausleihmodalitäten. Außerdem wird der Referent die Fage der künftigen Präsentation von CD-ROMs in Öffentlichen Bibliotheken problematisieren. Schließlich wird auf die Akzeptanz "Neuer Medien" bei den politischen Entscheidungsträgern einer Kommune - insbesondere vor dem Hintergrund leerer Kassen einzugehen sein.
Michael Aßmann, Paderborn
Im Vordergrund bei Empfehlungen zum Thema "Computerspiele" soll der Gedanke stehen, daß ein solches Spiel Spaß macht, daß es dem Spielenden zu seiner Zerstreuung eine Zeit der guten Unterhaltung bietet. Das Computerspiel soll, wie jedes andere Spiel auch, einladen zu einem zweckfreien Tun. Es kann, durch seine so viele Sinne gleichzeitig erreichende Konzeption, in besonderem Maße zu einem Entdecken neuer Situationen und Erforschen immer wieder neuartiger Aufgaben führen. Das Computerspiel nimmt seinen Spieler sehr schnell fast vollkommen gefangern und versetzt ihn, auf für manche Menschen gar beängstigend aggressive Weise, in künstliche Welten, aus denen ein Entkommen häufig schwerfällt.
Dennoch, Computerspielen erscheint mir empfehlenswert!
Immer wieder wird man feststellen können, daß das vielzitierte Manko der Computerspiele- in stiller Einsamkeit vor dem Bildschirm zu sitzen und ersatzkommunikativen Umgang mit der Maschine zu haben - ein Fehlurteil jener Pädagogen und Psychologen ist, die über Spiele sprechen, ohne selbst zu spielen. Spaß, Freude und - gegebenenfalls - ein Lerneffekt beim Nachdenken über Strategien und Taktiken können beim gemeinsamen Erlebnis des Spiels vor dem Bildschirm auch Nicht-Spieler zum Computerspielen motivieren. Die Bandbreite der ständig neu erscheinenden Computerspiele ist riesig groß: Vom einfachen reaktionsfördernden Geschicklichkeitsspiel bis hin zu komplexen Wirtschaftssimulationen reicht das Spektrum. Hinzu kommt eine völlig unüberschaubare Zahl von Sharewarespielen; vertrieben werden auf diese Art Spiele, die teilweise nichts anderes sind als Varianten der auch kommerziell vertriebenen Spiele, oft erscheinen hier aber auch Spiele mit vielen neuen Ideen und The
en, die den Vergleich mit der teueren kommerziellen Software nicht zu scheuen brauchen.
Durch eine Einteilung der Spiele in verschiedene Kategorien, kann Ordnung in das Chaos des immens großen Ausstoßes an Spieleveröffentlichungen gebracht werden und dem interessierten Nutzer ein Anhaltspunkt zu einer ersten Orientierung gegeben werden. Bei der Auswahl der Spiele für eine Öffentliche Bibliothek spielt der Gesichtspunkt, die verschiedenen Spielegenres zumindest ansatzweise präsentieren zu müssen, eine sicherlich nur untergeordnete Rolle.Ein Schwerpunkt sollte bei vielseitigen Logikspielen liegen, die es sowohl als rein abstrakt gehaltene Denkspiele, als auch im spannungsreich umkleideten Mäntelchen als Adventurespiel gibt.
Vom psychologischen Standpunkt problematisch bleibt allerdings bei vielen Computerspielen die eingeengte Zielorientiertheit, die nur perfekt eingeübtes, stereotypes Verhalten toleriert und belohnt. Daher sollte das Hauptaugenmerk auf vielschichtiger ablaufende Spiele gerichtet sein, die z.B. strategisches Vorgehen ermöglichen und Handlungsalternativen vorsehen. Insgesamt erscheint es wichtig, die eher nebenher ablaufenden pädagogischen Absichten mancher Spiele zu unterstützen und bei der Auswahl einer "Computer-Spielothek" durch gezielte Auswahl und Ausrichtung akzeptable Schwerpunkte für Spieler aller Altersstufen bei wirklich spielenswerten Spielen zu schaffen.
Neben einer Kategorisierung in verschiedene Spielegenres versucht die Spielebranche in den letzten Monaten Ordnung ins selbstverursachte Chaos der Neuerscheinungen zu bringen. Seit neuestem regiert eine "Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle" (USK), die sämtliche Spieleneuerscheinungen prüft und schließlich mit einer Altersfreigabe kennzeichnet. Man verwechsle allerdings die Altersfreigabe der "Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle" nicht mit einer Altersempfehlung, die Aussage trifft über eine Eignung des Programms für Heranwachsende bestimmter Altersgruppen.
Gabriele Gromann, Halle
Audiovisuelle Medien spielten als selbständige Publikation in der Erwerbungspolitik der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt bisher eine unbedeutende Rolle. Mit dem zunehmenden Interesse weiterer Fachbereiche, AV-Medien in die Lehre einzubeziehen, ist die Bibliothek gefordert, sich intensiv auch um diese Art der Publikationsform zu bemühen, damit absehbare Nutzererwartungen erfüllt werden können. Im Referat soll am Beispiel des Aufbaus einer Mediothek an der Medizinischen Fakultät das erarbeitete Konzept für eine möglichst effiziente Zusammenarbeit zwischen Bibliothek, Medienzentrum und Fakultät vorgestellt werden.
Der Bibliothek obliegt die bibliothekarisch-organisatorische Verantwortung für die Mediothek. Zu ihren Aufgaben gehören Quellenrecherche zu allen Fachgebieten der Medizin, Auswahl der Bestellungen in engem Kontakt mit dem Nutzerkreis, sowie Katalogisierung im PICA-System und Bereitstellung der auf dem kommerziellen Markt erworbenen AV-Medien.
Die sachlich-inhaltliche Mitarbeit der Kliniken und Institute beim Bestandsaufbau für das betreffende Fachgebiet, einschließlich Evaluierung soll über die hierfür ernannten Wissenschaftler erfolgen. Das Studiendekanat der Medizinischen Fakultät behält sich als Finanzgeber letztlich die Entscheidung über den Kauf der AV-Medien (hard- und software) vor.
Das Ende 1993 als zentrale Einrichtung der Universität gegründete Medienzentrum bietet der Bibliothek seinen medientechnischen Service und der Medizinischen Fakultät die Umsetzung von AV-Produktionsvorhaben für Lehr-, Studien- und Forschungszwecke der Kliniken und Institute an. Archivierung, Katalogisierung mit Dokumentation und Bereitstellung von AV-Medien, die selbst produziert oder von Rundfunk- und Fernsehsendungen mitgeschnitten wurden, sind ein weiterer Aufgabenbereich und zugleich eine eindeutige Abgrenzung vom Angebot der Bibliothek. Nach Absprache mit der Bibliothek soll die mediographische Erfassung und Sacherschließung auch in der Mediothek unter Zugrundelegung des PICA-Systems erfolgen. Damit wäre die Voraussetzung für den angestrebten Datentransfer und die Recherchierbarkeit aller universitär verfügbarer AV-Medien im lokalen Netz gegeben.
Übersicht:
Vom Kulturbau zur Auffahrt auf die Datenautobahn? (Prof. Wolfram Henning, Stuttgart)
Die Beziehungen zwischen Außen- und Innenarchitektur (Dr. Ingo Kolasa, Frankfurt a.M.)
Prof. Wolfram Henning, Stuttgart
Dr. Ingo Kolasa, Frankfurt a.M.
1984 setzte sich die Architektengemeinschaft Arat-Kaiser-Kaiser mit ihrem Entwurf im 2. Wettbewerb um den Neubau der Deutschen Bibliothek in Frankfurt a.M. durch. Die Baugenehmigung wurde 1989 erteilt, und 1992 begann man endlich mit den Bauarbeiten. Der Entwurf zeichnet sich dadurch aus, daß er sich einerseits an die städtebauliche Situation anpaßt und andererseits seine architektonische Sprache aus dem funktionalen Inhalt des Gebäudes entwickelt.
Der ausgewählte Standort ist ein 19.000 m² großes Grundstück an der Kreuzung zweier vielbefahrener Magistralen. Der Gebäudekomplex ist so angeordnet, daß die Straßenkanten dieser Magistralen geschlossen wurden. Der Bibliotheksbau setzt sich aus mehreren Komplexen zusammen: Ein Verwaltungstrakt mit den Arbeitsräumen der Mitarbeiter; in spitzwinkliger Form auf der anderen Seite des Grundstücks das Areal der Lesesäle; davor der Kubus des Konferenztraktes. Auf der den Straßen abgewandten Seite ist den Lesesälen und dem Verwaltungstrakt ein kleiner Bibliotheksgarten vorgelagert. Am Schnittpunkt der genannten Gebäudeteile liegt ein Vorplatz, eine "Piazetta". Von hier aus erschließt sich der gesamte Gebäudekomplex über ein zentrales Eingangsfoyer in Form einer Rotunde mit einer flachen Glaskuppel. Die Funktionen der einzelnen Gebäudeteile bestimmen die Formensprache des Gesamtgebäudes.
Das Magazinareal ist in drei unterirdischen Geschossen mit einem Gesamtareal von fast 30.000 m² angeordnet und teilweise vom Bibliotheksgarten bedeckt. Die nur 4- bzw. 5-geschossigen Außenfassaden sind zu den Straßenseiten in den oberen Etagen bis auf wenige Öffnungen geschlossen. Ein architektonisches Grundprinzip besteht darin, daß im wesentlichen 4 Grundmaterialien bei den gestalterisch besonders akzentuierten Bauelementen zur Anwendung gelangen. Dies sind Beton, Stahl, Glas und Holz.
Maßgebend für die äußere Gestalt des Gebäudeteils entlang der Eckenheimer Landstraße ist eine geschickte Anordnung der Bauteile zum Bibliotheksgarten hin sowie die Abkehr der meisten Mitarbeiterräume und anderer funktionaler Bereiche von der lauten Straße hin zum ruhigen Garten. Die gesamte Fassade auf der Gartenseite ist großzügig verglast, was für die Versorgung der Büroräume und der zum Garten kaskadenartig abfallenden Lesesaallandschaft mit Tageslicht optimal ist. Für den Verwaltungstrakt mit den meisten Mitarbeiterräumen ist charakteristisch, daß Großraumbüros vermieden wurden und die Mehrzahl der Räume (etwa 80 %) als Zweierzimmer ausgelegt sind. Dies hat den Preis, daß man die Räume zur lauten Straßenseite im wesentlichen als Funktionsräume ohne Dauerarbeitsplatzcharakter mit geringerer Tageslichtausbeute ausgebildet hat. Dies war nicht 100 %ig umsetzbar. Leider hat die lange Planungs- und Umsetzungsphase vom ersten Raumbuch bis z r Ausführungsunterlage dazu geführt, daß bedingt durch strukturelle und Veränderungen in den Mitarbeiterzahlen Modifikationen in der Zweckbestimmung verschiedener Räume vorgenommen werden mußten, was eine sinnvolle auf Funktionalität ausgerichtete Verteilung und Ausstattung der Mitarbeiterräume erschwerte. Der Zuschnitt der Räume und die Tatsache, daß meist zwei Mitarbeiter in einem Raum unterzubringen waren, setzte von Anfang an der Möbelierung gewisse Grenzen. Der Frage der Arbeitstische im bibliothekarischen Bereich wurde besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Ausgangspunkt ist die Überlegung, daß das Zentrum des Arbeitsplatzes ein Mehrflächenarbeitstisch bildet, der im wesentlichen für drei Typen von Arbeitsvorgängen die Basis bilden soll:
Aus diesem Grund wurden besonders große Arbeitstische (240 x 90 cm). In Zusammenarbeit mit dem Personalrat konnten weitere Rahmenkriterien für den Mehrflächenarbeitstisch und die Arbeitsstühle herauskristallisiert werden. So wird der Arbeitstisch wahlweise mit durchgehender oder mit einer ein Drittel zu zwei Drittel geteilten, unterschiedlich höhenverstellbaren Arbeitsplatte bestückt sein. Auch die weiteren Ausstattungselemente der Arbeitszimmer sind nach dem Modulprinzip gewählt worden. In den Flur- und Bürotrennwänden sind Regalschienen eingearbeitet, die den flexiblen und variablen Einsatz von Regalbrettern bzw. einhängbaren Schrankmodulen gestatten. Mit diesem Prinzip der Raumausstattung kann man zum einen die Flächen rationell nutzen, und die Möbelierung läßt sich flexibel auf die Anforderungen des einzelnen Arbeitsplatzes bzw. der Dienststelle verändern. Auch Veränderungen im Geschäftsgang bzw. im Abteilungsgefüge lassen ich, bezogen auf die Arbeitsmittelausstattung, so weit wie möglich nachvollziehen. Bei der Ausstattung der öffentlichen Bereiche (Lesesäle, Ausstellung, sonstige Funktionsräume) wurde nach den gleichen Kriterien verfahren. Anliegen der Inneneinrichtung und Innenarchitektur ist es, eine möglichst große Harmonie mit der Gesamtgebäudearchitektur zu bilden, aber dabei auch die größtmögliche Zweckmäßigkeit beim Interieur für Mitarbeiter und Nutzer herauszuholen; dieser letzte Aspekt wird mitunter zu sehr vernachlässigt.
Übersicht:
Mehr verwalten, mehr rechnen, mehr leisten (Ulla Wimmer, Berlin
Erfahrungen mit dem neuen Steuerungsmodell (I. Kohlmeyer, Unna/Dr.V. Pirsich, Hamm)
Die öffentliche Bibliothek als Eigenbetrieb. Chancen, Gefahren, Folgen (Ulrich Moeske, Dortmund)
Die Städtischen Bibliotheken Dresden als Pilotprojekt der dezentralen Ressourcenverwaltung (Dr. Arend Flemming, Dresden)
Ulla Wimmer, Berlin
Die öffentliche Verwaltung gerät im Moment von allen Seiten unter Druck - knappe Mittel, wachsende Aufgaben und zunehmende Kritik an ihrer Unbeweglichkeit (auch aus den eigenen Reihen) zwingen sie zum Umdenken. Begriffe wie "Budgetierung", "Dezentrale Ressourcenverantwortung", "Eigenbetrieb" oder "Neues Steuerungsmodell (NSM) " stehen für Versuche, das Verwaltungshandeln flexibler und v.a. wirtschaftlicher zu machen.
Die Zahl der Bibliotheken, die 1994 Elemente des NSM anwendeten, liegt schätzungsweise bei 25. Jedoch haben nur sehr wenige Bibliotheken (ca. 10-12) Erfahrungen über einen Zeitraum von mehr als ein bis anderthalb Jahren.
Die Einführung des NSM geschieht meist über Pilot-Einrichtungen (oft die Bibliotheken) oder seltener in "kleinen Schritten" für die Gesamtverwaltung. Ausschlaggebend für den Erfolg der Reformen sind dabei ein bedächtiges, planvolles Vorgehen, das Einbeziehen aller beteiligten Mitarbeiter und der "good-will" der beteiligten Personen. Da der Wunsch nach schnellen Einsparungen bei den Reformen jedoch oft im Vordergrund steht, werden diese wichtigen Punkte nicht immer ausreichend beachtet. Immer öfter arbeiten Bibliotheken bei diesem Prozeß mit externen (Unternehmens-)Beratern zusammen.
Art und Umfang der verwirklichten Maßnahmen variieren beträchtlich; neben strukturellen stehen vor allem haushalts- und finanztechnische Veränderungen im Mittelpunkt, v.a. die Auflösung der Sammelnachweise und die Verwaltung dieser Mittel durch die Bibliothek. Damit verbunden ist eine Flexibilisierung der haushaltsrechtlichen Vorschriften. Das bedeutet einen erweiterten Handlungsrahmen für die Bibliothek, gleichzeitig aber auch viele zusätzliche Aufgaben und Verantwortungen in z.T. unbekannten Sachfragen. Probleme ergeben sich oft bei der Ermittlung der Kosten, die der Bibliothek aus den Sammelnachweisen übertragen werden.
Parallel dazu werden Controlling-Komponenten erarbeitet, die dazu führen sollen, daß sich die politische und fachliche Steuerung stärker an der Leistung der Bibliothek orientiert. Dazu gehören zunächst lang- und mittelfristige Zielsetzungen der Bibliothek - ein Punkt, der häufig vernachlässigt wird. Im Vordergrund stehen meist die einzelnen Bibliotheksleistungen, denen möglichst präzise die jeweiligen Kosten zugeordnet werden sollen. Häufig stehen Bibliotheken zur Zeit vor der Aufgabe, ihre Leistungen in Form von "Produkten" definieren zu müssen, und zwar nach Art, "produzierter" Menge und Qualität. Gleichzeitig sollen sie eine entsprechende Kostenrechnung erarbeiten. Bei der Gestaltung dieser "Kosten-Leistungs-Rechnung" sind sowohl wirtschaftlich-methodische als auch politisch-taktische Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Weil dafür praktikable Vorlagen fehlen, hat das Deutsche Bibliotheksinstitut ein Projekt initiiert (g
fördert vom BMBF), dessen Ergebnis eine Arbeitshilfe zum Thema Produkte und Kostenrechnung sein wird (Publikation Mitte des Jahres).
Obwohl das NSM durch die akut schlechte Finanzlage häufig zur "selbständigen Mangelverwaltung" führt und die Bibliotheksleitung mit einer Vielzahl von zusätzlichen Aufgaben deutlich belastet, wird die flexiblere Arbeitsweise von den meisten betroffenen Bibliothekaren und Bibliothekarinnen begrüßt. Gefahren sind für die Bibliothek aber dann mit dem NSM verbunden, wenn sich die Gemeinde in einer so gravierenden Finanzkrise befindet, daß Tariferhöhungen zu Katastrophen werden und das Budget der Bibliothek nicht vor Eingriffen von außen sicher ist. Will sich die Bibliothek in neue Verwaltungsstrukturen behaupten, ist es elementar wichtig, aktiv am Reformprozess teilzunehmen und die Bibliothek als aufgeschlossene, kompetente Verwaltungseinrichtung zu profilieren.
Ingrid Kohlmeyer, Unna/Dr.Volker Pirsich, Hamm
Hamm: | Unna: | |||||||
Art des Steuerungsmodells: | ||||||||
Eine von zwei Pilotdienststellen zur Erprobung neuer Steuerungsmodelle in der Komunalverwaltung | Umstrukturierung der gesamten Stadtverwaltung; Einteilung in Fachbereiche; Zuordnung der Stadtbibliothek zum Fachbereich 3: Kultur und Sport | |||||||
Zeitliche Abfolge: | ||||||||
Beginn September 1993; 1994 Auflösung des Sammelnachweises B (sächliche Kosten); Frühjahr 1994: Ausgliederung aus dem StA 41 (Kultur- und Fremden kehrsamt); Sommer 1994: Verlagerung von Aufgaben und Kompetenzen aus den Querschnittsämtern besonders auf Büchereileitung und Arbeitsplatz -Rechnungslegung | Beginn 1.1.1994; 1994 Auflösung des Sammelnachweises für Sachkosten;Verlagerung von Aufgaben und Kompetenzen aus den Querschnittsämtern besonders auf Büchereileitung und Arbeitsplatz Rechnungslegung; 1.1.1995Auflösung des Sammelnachweises Personalkosten (auf Ebene des Fachbereichs) | |||||||
Haushaltsrechtliche Auswirkungen: | ||||||||
echte und unechte Deckungsfähigkeit für alle Einzelhaushaltsstellen des Verwaltungs und Vermögenshaushalts (getrennt); Minderausgaben/Mehrreinnahmen verbleiben zu 80 % in der Dienststelle, Ansparmöglichkeit über 3 Jahre. Negativabschlüsse nicht erlaubt; Zahl der Haushaltsstellen 1993: 15; 1994: 33 | echte und unechte Deckungsfähigkeit für alle Haushaltsstellen des Verwaltungshaushalts im UA 3520; Einrichten eines Deckungskreises = Budget der Stadtbibliothek; Haushaltsstellen 1993: 7; 1994: 23 | |||||||
Betriebwirtschaftliche Kostenrechnung: | ||||||||
ja (seit IV Quartal 1994) | in Vorbereitung | |||||||
Verfahren des Jahresabschlusses:Handhabung als Globalhaushalt; Berechnung durch StA 20 (aufgrund notwendiger Schlüsselungen und Umlagen), Überführung der Einsparsumme in die allgemeine Rücklage in den UA 3520 | Kostenträgerrechnung Handhabung als Globalhaushalt auf der Ebene des UA 3520 Verbleib der Überschüsse noch nicht endgültig geklärt | Auswirkungen im Personalbereich: | 1/2 Stelle des gehobenen Verwaltungsdienstes zusätzlich für Kostenrechnung und Controlling; zusätzliche Stunden für Rechnungslegung/HÜL-Führung bewilligt, jedoch aufgrund Einspardrucks nicht umgesetzt; | Qualifizierung über verwaltungsinterneFortbildungen; durchgängige Projektbegleitung keine zusätzliche Stelle; Qualifizierung über verwaltungsinterne und -externe Fortbildungen sowie Berater | Organisatorische und technische Veränderungen: | qualitative Veränderung in der Bibliotheksorganisation: vom rein bibliothekarischen zum betriebswirtschaftlichen Denken und Handeln;technische Verbesserungen: PC-Ausstattungim Verwaltungsbereich; i.Vb: automatisierte Erstellung von Überweisungsträgern und HÜL-Führung, organisatorisch: Veränderung des Geschäftsgangs Medienbearbeitung in Richtung ganzheitliche Bearbeitung, Überprüfung aller Geschäftsgänge, auch durch Mitwirkung im Betriebsvergleich Öffentlicher Bibliotheken; seit 1.1.95 Angliederung der Verwaltungsbücherei an die Stadtbücherei | qualitative Veränderung in der Bibliotheksorganisation: vom rein bibliothekarischen zum betriebswirtschaftlichen Denken und Handeln; technische Verbesserungen: keine; organisatorische Veränderungen: neue Modelle der Bestandskalkulation (Medienetat); regelmäßig manuelle Kontrolle der Einnahmen-/Ausgabensituation und Lagerhaltung | |
Ulrich Moeske, Dortmund
Der Eigenbetrieb ist nach dem Kommunal- und Eigenbetriebsrecht einzelner Bundesländer die Organisationsform für wirtschaftliche Unternehmen von Kommunen. Der Eigenbetrieb bildet rechtlich eine Einheit mit der jeweiligen Trägergemeinde, ist aber als Sondervermögen aus der Haushaltswirtschaft von Kommunen ausgesondert. Organe der (politischen) Willensbildung sind Werksausschuß (Aufsichtsrat) sowie Werkleitung (zuständig für die laufende Geschäftsführung und verantwortlich für die wirtschaftliche Betriebsführung). Dem Rat einer Kommune sind durch rechtliche Bestimmungen Eingriffe in den Eigenbetrieb gestattet (Beschluß Wirtschaftsplan). Zudem hat, je nach Betriebssatzung, die Kommune weiterhin ein Durchgriffsrecht auf den Eigenbetrieb. Die Werkleitung erstellt die Wirtschaftspläne, den Jahresabschluß sowie Vierteljahresübersichten oder vierteljährliche Zwischenberichte, Ergebnisse der Betriebsstatistik und Selbstkostenrechnungen. Die Wirtschafts
örderung richtet sich nach dem Eigenbetriebsrecht und der Formulierung des Wirtschaftsjahres. Grundlage für die Personalwirtschaft ist lediglich eine Stellenübersicht.
Diese "trockenen" Grundlagen werden seitens der Eigenbetriebe mit Inhalt gefüllt. Die Chancen liegen in einer größeren Selbständigkeit des täglichen Handelns im Gegensatz zu Amtsstrukturen oder Regiebetriebe. Entscheidend ist, daß die Kosten des Betriebes, die sich aus Einnahmen und Zuschüssen addieren, als eine Summe mit gegenseitigen Deckungsfähigkeiten darstellen. Sie enthalten auch die Personalkosten. Es obliegt dem Eigenbetrieb, mit dieser Summe "wirtschaftlich" zu handeln. Daraus ergeben sich je nach Ausformung der Spielregeln erhebliche Handlungsfreiheiten des Eigenbetriebes, die sich über die Einteilung verschiedener Finanzpositionen und völlig unabhängiger Marketing- und PR-Tätigkeit bis hin zur Personalwirtschaftung erstrecken können.
Die Gefahren einer solchen neu gewonnenen "Freiheit" liegen auf der Hand. Sie bestehen in einer unbeabsichtigten oder fahrlässigen Über- bzw. Unterschätzung der finanziellen und handlungsgemäßen Ressourcen. Unabdingbare Grundlage für jede Form erfolgreichen Handelns im Eigenbetrieb ist daher ein funktionierendes "Controlling".
Auf der Basis dieser Gegebenheiten ergeben sich für öffentliche Bibliotheken eine Fülle von Veränderungen in der Praxis. Die Notwendigkeit einer hohen Einnahme aus eigener Leistung ist Vorbedingung für "kundenorientiertes Handeln" des Eigenbetriebes. Zu überprüfen ist, wie weit eine konsequente Kundenorientierung Folgen zeitigt für den Bestandsaufbau einer Bibliothek, nicht nur in Bezug auf seine inhaltliche Komponente, sondern auch auf die schnelle Bedienung von Kundenwünschen. Folgen kann es auch geben im Bereich der Betriebsorganisation. Sind es doch die Betriebsteile "vor Ort", die die Einnahmen zu erwirtschaften haben.
Dies bedeutet, daß die "Dienstleister" eines Bibliotheksbetriebes den kundenorientiert arbeitenden Betriebsteil zuarbeiten müssen, und zwar weitestgehend nach deren eigenen Vorstellungen. Marketingkonzeptionen erfahren verstärkte Relevanz.
Somit präsentiert sich die Bibliothek als "modernes" Organisationsgefüge innerhalb sich im Umbruch befindender Verwaltungsstrukturen. Und hier zeigt sich auch, daß die Arbeit der Bibliotheken in der Vergangenheit bereits "fortschrittliche" Elemente enthielt: Unternehmungen wie Lektoratskooperation, Katalogisierung in Verbünden oder Marketingstrategien, wurden im Bibliothekswesen bereits diskutiert und teilweise realisiert, als sich der Gedanke an eine straffere Organisationsform in der allgemeinen Verwaltung erst entwickelte.
Dr. Arend Flemming, Dresden
1. Darstellung der Ausgangssituation
Im Mittelpunkt der Erläuterungen stehen die Besonderheiten einer Großstadtbibliothek mit DDR-Vergangenheit. Nach der Neubesetzung der Betriebsleitung im Oktober 1990 fand 1991 eine interne Strukturreform statt. Eine Amtsbildung zur Korrektur der externen Einbindung war jedoch bisher nicht möglich, obwohl dies dem bisher üblichen Sturkturmodell einer Großstadtbibliothek entsprechen würde.
Als Reaktion auf stark sinkende Nutzungszahlen 1989 und 1990 wurden kontinuierlich neue Dienstleistungen angeboten. Als überzeugendes Ergebnis ist der Anstieg der Nutzung zu nennen, in einigen Bereichen bis zu 50%. Damit war 1993 die Leistungsgrenze erreicht. Nach nochmaligen Kürzungen müssen wir seit dem Frühjahr 1994 auch das Erreichen der Spargrenze feststellen. Damit ergaben sich zwei wichtige Motivationen, um erneut in die Strukturdiskussion einzusteigen:
Die Erfolgsaussichten sind gut, weil:
2. Strategie und Zielstellung des Pilotprojekts
Nach Diskussion zum Trägerwechsel und Eigenbetriebsformen schlugen wir die Städtischen Bibliotheken als Pilotprojekt zum Einstieg der Stadtverwaltung in die dezentrale Ressourcenverantwortung vor.
Mit den Zielstellungen: Verwaltungsunabhängigkeit und Flexibilität der Haushaltsführung verfolgen wir die Erarbeitung folgender Schwerpunkte:
3. Ergebnisse und weitere Entwicklung
Dargestellt werden die im Rahmen einer seit Dezember 1994 arbeitenden Projektgruppe der Stadtverwaltung diskutierten Ergebnisse auf den Gebieten Arbeits- und Verantwortungstei lung, Budgetierung, Outputsteuerung einschl. der politischen Reaktionen von Stadtrat u. Ausschüssen.
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Übersicht:
Christine Geist, Erfurt/Jürgen Kraft, Potsdam/Bärbel Walther, Leipzig
Die Kreisgebietsreform hat in allen neuen Bundesländern gravierende Auswirkungen auf die Gestaltung der Bibliothekslandschaft in den Landkreisen.
Die veränderten Verwaltungsstrukturen sind Grundlage für die Gestaltung der Öffentlichen Bibliotheken und bilden gleichzeitig Möglichkeiten für neue Formen von Bibliotheksnetzen und -verbünden zur flächendeckenden Informations- und Literaturversorgung der Bürger. Die Landkreise sind gefordert, in ihrer Verantworung für die Daseinsvorsorge und Chancengleichheit der Bürger sich zu dieser Aufgabe zu bekennen.
Die in Auswirkung der Kreisgebietsreform erfolgte Halbierung in der Anzahl der Landkreise verlangt von den Staatlichen Fachstellen für Öffentliche Bibliotheken und den Öffentlichen Bibliotheken neue Strategien bei der Informations- und Literaturversorgung sowie anderen bibliothekarischen Dienstleistungen für die Bevölkerung.
Vorrangiges Ziel des Ausbaus des öffentlichen Bibliothekswesens ist der Abbau von Versorgungsunterschieden zwischen Städten und ländlichen Gebieten. Den Bürgern muß die Möglichkeit geboten werden, sich in angemessener Zeit mit Medien der Bildung, Information und Unterhaltung versorgen zu können.
Diesen Aufgaben kann nur durch ein leistungsfähiges effizientes Bibliotheksnetz entsprochen werden.
Die Effizienz eines kreislichen Bibliotheksnetzes wird im wesentlichen durch die Leistungsfähigkeit eines Bestands- und Bibliothekszentrums geprägt.
Entsprechend den Voraussetzungen in jedem Landkreis sind in Zusammenarbeit zwischen Landkreis, Kommunen und freien Trägern neue Organisationsformen und Finanzierungsmodelle zu entwickeln. In diesem Prozeß sind die Staatlichen Fachstellen für ÖB ein wichtiger Partner.
Ausgehend von bereits bestehenden Erfahrungen sind Bestandszentren in den Landkreisen entsprechend den neuen Bedingungen weiter auszuformen. Die Bestandszentren in den Landkreisen garantieren durch geeignete Betriebsformen Mehrfachnutzung der Medien-bestände und anderer Dienstleistungen. Öffentliche Bibliotheken können den ständig wachsenden Anforderungen ihrer Benutzer nur gerecht werden, wenn sie in einem abgestuften Bibliotheksnetz mit dem Bestandszentrum kooperativ verbunden
Moderation: Ute Klaassen, Gütersloh
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 6. Management-Seminars der Bertelsmann Stiftung und des VBB stellen ihre Arbeitsergebnisse vor.
Um ein Unternehmen wie die Öffentliche Bibliothek erfolgreich zu führen, ist es notwendig, Unternehmensziele zu formulieren. Es werden neben den globalen Unternehmenszielen intern Zielvereinbarungen mit Mitarbeitern getroffen.
Über Ziele für den öffentlichen Bereich, und damit auch für Bibliotheken, ist eine Diskussion entstanden, die zum Teil mit Überlegungen der Verwaltungsreform zusammenhängt. Die oft zitierten "neuen Steuerungsmodelle" für die öffentliche Verwaltung beruhen auf Zielvereinbarungen. Diese Vereinbarungen oder Kontrakte werden zwischen Verwaltung und Politik geschlossen, z.B. bei einem output oder produktorientierten Haushaltsplan. Zielvereinbarungen werden ebenso zwischen dem Fachamt Bibliothek und der Kulturverwaltung geschlossen und letztendlich schließt die Bibliothek Zielvereinbarungen mit Mitarbeitern ab innerhalb der Dezentralisierung von Ressourcen und Verantwortung.
Die Zielvereinbarungen bei gleichzeitiger Übertragung von Verantwortung, auch finanzieller, werden aus den verschiedenen Bedingungen erforderlich.
Die Zieldiskussion in öffentlichen Bibliotheken hat also begonnen. Bibliotheken sind vor die Notwendigkeit gestellt, über die eigene Steuerung nachzudenken und Controllingsysteme einzuführen. Dieser Prozeß ist noch ganz am Anfang.
Die Herausforderung heißt, eine Kongruenz zu erreichen zwischen dem, was Mitarbeiter in Bibliotheken täglich tun und dem Selbstverständnis der Bibliothek, das sich in ihren Zielen ausdrückt.
Übersicht:
Bibliotheken im Internet: Ordnungselemente in einer neuen Wissensordnung (Dr.Steffen Wawra, Potsdam)
Internet für Bibliotheksbenutzer: Erfahrungen aus dem Göttinger Projekt (Monika Cremer, Göttingen)
Internet fürBibliotheksmitarbeiter/-innen: Erfahrungen aus der UB Dortmund (Barbara Jedwabski, Dortmund)
Angebot, Nachweis und Nutzen elektronischer Zeitschriften in Bibliotheken (Michael Uwe Möbis, Mönchengladbach)
Digitale Bibliotheken - die Projekte OMNIS/MYRIAD und VD17 (Prof. Rudolf Bayer, München)
Dr.Steffen Wawra, Potsdam
Bibliotheken sind zunehmend in der Lage, sich als offene Systeme zu gestalten. Die gleichzeitige Entwicklung von Telekommunikation und spezieller Netz-Werkzeuge (Ressource Network Tools) im INTERNET ermöglicht einen Wandel des "klassischen" Informationsangebotes in Bibliotheken: hinausgehend über die Gewährleistung des Zugriffes auf eine geschlossene Umgebung (Quellen innerhalb der Bibliothek) und des Zugriffes auf eine definierte äußere Umgebung (Quellen eines Hosts, Quellen anderer Bibliotheken) stellt sich die Aufgabe des Angebotes eines strukturierten Zugriffes auf eine offene, nicht oder nur ansatzweise geordneten und sich ständig verändernden Umgebung. Hierzu muß die Entwicklung von intelligenten Filter- und Retrieval-Komponenten in der Zusammenarbeit von Informationswissenschaften/Rechenzentrum/Bibliothek verfolgt werden. Dies wäre ein Ansatz, über den Bibliotheken im Informationszeitalter, dessen Wissensordnung häufig als Wissensunordnung ersch int, nicht nur als abbildend (über eine bibliothekarische Wissensordnung) sondern als ordnend wirken könnten.
Monika Cremer, Göttingen
Im Spätsommer 1994 konstituierte sich an der SUB Göttingen eine Internet-Arbeitsgruppe mit dem Ziel, Internet-Informationen und -Dienste den Benutzern der Bibliothek zur Verfügung zu stellen. Schwerpunkte der ersten Sitzungen bildeten folgende Fragen:
Nicht alle Punkte konnten bis heute (März 1995) geklärt werden, vor allem die Frage der Kosten ist noch offen.
Die Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung Göttingen (GWDG), der auch die Max-Planck-Institute angehören, übernahm die erste Internet-Schulung der Mitarbeiter (3 Vor-mittage). In der Bibliothek wurde der Prototyp eines WWW-Informations-Servers entwickelt, der allgemeine Informationen zur SUB und insbesondere zu ihren Beständen anbietet. Es ist geplant, von hier aus auch den Zugang zu elektronischen Katalogen anderer Bibliotheken (VK, ZDB, WWW-Server des SWB usw.) anzubieten. Current-Contents-Dienste, CD-ROM-Datenbanken, elektronische Publikationen sowie Internet-Fachinformationen zu den Sonder-sammelgebieten der SUB Göttingen sind im Aufbau. Die Einbindung von Internet-Informationsdiensten wie OCLC-FirstSearch wird überlegt.
Neben dem Swets Current-Contents-Dienst und dem PICA RAPDOC-Service wird das WebDoc-Projekt von PICA vorgestellt, an dem die SUBGöttingen teilnimmt.
Von der GWDG wird ein InformationsServer eingerichtet, der für die Informationssysteme der Max-Planck-Institute und der SUB Göttingen genutzt werden soll.
Das Göttinger Internet-Projekt ist noch in der Entstehungsphase.
Barbara Jedwabski, Dortmund
1994 wurde in der UB Dortmund damit begonnen, die Möglichkeiten des Internet für bibliothekarische Aufgabenstellungen systematischer zu untersuchen.
Dazu wurde eine Arbeitsgruppe INTERNET eingesetzt, in der versucht wurde, das Thema zu bearbeiten. Die Arbeitsgruppe setzt sich zusammen aus Bibliothekaren/-innen des höheren und gehobenen Dienstes und aus Mitarbeitern aus der ADV-Gruppe. Es wird von den einzelnen Arbeitsschritten in der Arbeitsgruppe berichtet, den Schwierigkeiten und Erfolgen bei der Erforschungf des Internet-"Chaos" und den konkreten Aufnahmen, die für die Praxis eingeleitet wurden.
Dazu gehörte eine kleine Reihe von Fortbildungsveranstaltungen, die es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglichte, ins Internet "reinzuschnuppern" und sich einen Eindruck davon zu verschaffen, was das Internet ist.
Anhand konkreter Beispiele überwiegend aus der bibliothekarischen Bibliographierpraxis wurden in den Kursen Zugänge zu den Katalogen anderer Bibliotheken ausprobiert, wobei Telnet, Gopher und WWW herangezogen wurden. Darüber hinaus wurde ein Kurs speziell zu FTP abgehalten.
Abschließend wird über erste Erfahrungen mit Internet über verschiedene bibliothekarische Einsatzbereichein der UB Dortmund berichtet. Diese sind in erster Linie im Bibliographierdienst, in den Fachreferaten, in der Auskunft und Erwerbung anzusiedeln. Eine kritische Bewertung der Möglichkeiten des Internet zum Abschluß soll als Anregung für weitere Diskussionen in der bibliothekarischen Fachwelt dienen.
Michael Uwe Möbis, Mönchengladbach
Die anhaltende Expansion der Computernetze und die ständig steigende Zahl ihrer Nutzer fördert die Entstehung und Verbreitung von elektronischen Publikationen vielfältiger Art. Hierzu sind auch die Pendants zu den aus dem Printbereich bekannten forlaufenden Sammelwerken zu rechnen, für die ich hier den Begriff 'elektronische Zeitschriften' benutzen möchte.
Die zunehmende Anzahl elektronischer Fachzeitschriften, deren Artikel der traditionellen Peer-Review unterzogen werden, läßt nun auch - in den Vereinigten Staaten von Amerika schon seit einiger Zeit - Bibliotheken aufmerksam werden.
Aus deren Sicht stellen sich bezüglich dieser Nicht-Standard-Publikationen einige Fragen, denen ich schwerpunktmäßig nachgehen möchte:
Wie erhält man Informationen über elektronische Zeitschriften und wie greift man auf sie zu? Wie können sie in den Geschäftsgang einer Bibliothek integriert werden? Und schließlich: Wie werden dem Bibliotheksbenutzer elektronische Zeitschriften zugänglich gemacht?
Prof. Rudolf Bayer, München
Bibliotheken müssen Literatur sehr unterschiedlicher Natur bereitstellen und verwalten, von alten wertvollen Handschriften bis zu elektronischen Zeitschriften und multimedialen "Büchern".
Dabei spielt Digitalisierung eine immer wichtigere Rolle. In dem Vortrag werden das digitale Bibliothekssystem OMNIS/Myriad an der TU München sowie bei den DFG-Projekten Oettingen-Wallerstein und VD-17 diskutiert.
Übersicht:
Handschriften, Handschriftenmikrofilme und Computer (Dr.Arno Mentzel-Reuters, München)
Handschriftendatenbank: Überlegungen im Rahmen des DFG-Förderprogramms Handschriftenkatalogisierung (Dr.Hermann Leskien, München)
Altes Buch und moderne Medien (Dr.Thomas Bürger, Wolfenbüttel)
Dr.Arno Mentzel-Reuters, München
Die Handschriftenabteilung gilt immer noch als beschaulich-verstaubte Nische für verhinderte Geisteswissenschaftler, die es mangels sonstiger Stellenchancen in die Bibliothek verschlagen hat. Mit ihr beschäftigt sich die Bibliothek nur dann, wenn für eine astronomische Summe irgendeine Zimelie angeschafft oder für irgendein Jubiläum eine Schau solcher Zimelien veranstaltet wird. Die großen bibliothekarischen Themen sind dort außer Kraft, die Uhren gehen anders (falls sie überhaupt gehen). Dabei sind in der Wissenschaft durch die technischen Innovationen der letzten zehn Jahre die Arbeitsbedingungen des Mediävisten radikal verändert worden. Die Beschäftigung mit mittelalterlichen Handschriften ist ohne zumindest mittelbare Einbeziehung der EDV - vor allem durch CD-ROM-Editionen - nicht mehr möglich; die Benutzung der Handschriften ist durch die Verbesserung und größere Verbreitung moderner Reproduktionstechniken nicht mehr an die lokale Handschriftenabt ilung gebunden; es haben sich z.B. weltweit autarke Mikrofilmarchive gebildet, die zunehmende Zahl von Faksimilierungen schafft ebenfalls die Möglichkeit der Handschriftennutzung ohne Einschaltung der besitzenden Bibliothek. Gleichzeitig ist die Zahl der verfügbaren Hilfmittel zur Textbestimmung in Handschriften so groß geworden, daß ein Überblick kaum mehr möglich ist. Die gedruckten Handschriftenkataloge mit lokalen Nachträgen in Zettelkästen oder Handexemplaren können mit dieser Entwicklung nicht mehr Schritt halten. Die sachliche und personelle Infrastruktur der meisten Handschriftenabteilungen ist darauf nicht eingestellt; der stille, aber zähe Widerstand gegen mehr EDV, den wir vor Jahren in den Katalogabteilungen kennenlernen konnten, hat hier eine neue Kampflinie. Die Entwicklung der Wissenschaft macht aber eine grundlegende Neukonzeption von Handschriftenabteilung und Handapparat der Abteilung notwendig. Die Nutzung von Datenbanken und CD-ROM mit ihren Retrieva sprachen schafft neue Chancen und Arbeitsgebiete. Die Handschriftenabteilung muß in die Lage versetzt werden, den neuen Anforderungen gerecht zu werden.
Dr.Hermann Leskien, München
Die DFG fördert seit 1960 die Katalogisierung mittelalterlicher Handschriften in deutschen Bibliotheken. Mittlerweile liegen etwa 130 moderne Handschriftenkataloge vor; hinzu kommen 10 Kataloge, die in der DDR entstanden und im Standard vergleichbar sind.Seit 1993 bietet das DBI einen Gesamtindex (GI) an, der von der Staatsbibliothek zu Berlin redaktionell betreut wird und in den die Register der modernen Kataloge verarbeitet wurden. Der Bibliotheksausschuß beauftragte 1994 eine Arbeitsgruppe, Zielvorstellungen sowie ein Grobkonzept für ein datenbankgestütztes Verfahren für Handschriftenkatalogisierung zu entwickeln. Das erarbeitete Konzept wurde im Frühjahr 1995 vom zuständigen Unterausschuß und vom Bibliotheksausschuß gebilligt. Die Umsetzung soll schrittweise in Angriff genommen werden.
Für Wahl und Bewertung der Verfahren erwiesen sich grundsätzlich drei Aspekte als besonders wichtig: das Mengengerüst des zu erschließenden Materials, die Sicht der Handschriftenbearbeiter und der Bedarf von Benutzern bzw. des bibliothekarischen Auskunftsdienstes.
Trotz aller Unsicherheiten beim Mengengerüst lassen sich Größenordnungen abschätzen. Der Gesamtbestand mittelalterlicher Handschriften in deutschen Bibliotheken dürfte sich auf etwa 60.000 belaufen. Die Relation der Zahlen zueinander führt zur Gewichtung der Aufgabenstellung: Weniger als 1.000 Katalogisate entstehen pro Jahr, 18.000 liegen in publizierten Katalogen vor, 42.000 sind unzureichend oder gar nicht erschlossen. Daraus ergibt sich, daß nicht die Entwicklung von Produktionsverfahren für neue Kataloge im Vordergrund des Interesses stehen darf, sondern die Konvertierung der bisherigen Erschließungsarbeiten bis hin zu den hausinternen Instrumenten. Dies kommt auch dem alltäglichen Bedarf von Benutzern, Auskunftsdiensten und Bearbeitern entgegen. Im Gegensatz zur Katalogisierung von Büchern ist unter Effizienzgesichtspunkten Online-Update keine zwingende Forderung.
Die Arbeitsgruppe untersuchte Vor- und Nachteile von drei Modellen: klassisches Verbundmodell, Client-Server-Modell und Workstation-Modell. Letzteres schien unter Kosten-/Nutzenerwägungen mittelfristig die beste Option und wurde zur Realisierung in Teilprojekten empfohlen. Zunächst wird angestrebt, das sachliche und technische Kernsystem für Datenhaltung, Dateneingabe und Datenausgabe zu entwickeln. Dabei sollen auch Normdateilen (PND) und fachspezifische elektronische Hilfsmittel eingebunden werden. Danach werden vorliegende Katalogisate konvertiert und in die Datenbank überführt, bevor das System schließlich in den laufenden Katalogisierungsunternehmen zum Einsatz kommt und allgemein zugängliche Informationsdienste aufgebaut werden.
Als mögliche Kooperationspartner sind zur Antragstellung eingeladen das Bildarchiv Foto Marburg (mit den Vorleistungen beim MIDAS-Projekt der VW-Stiftung) sowie die Staatsbibliotheken in Berlin und München. Mit der konkreten Umsetzung könnte vielleicht schon um die Jahreswende 1995/96 begonnen werden.
Dr.Thomas Bürger, Wolfenbüttel
Mit Recht ist bei diesem Bibliothekartag mehr von neuen Medien als von Büchern die Rede: viele Leser und Benutzer sind davon überzeugt, daß die Bücher künftig rund sind und die virtuelle elektronische Bibliothek den Gang in unsere Institutionen mit ihren komplizierten Katalogen und Ausleihprozeduren erübrigt.
Angesichts dieser Erwartungen wird versucht, die bibliothekarische Arbeit mit dem alten Buch zu beschreiben. Dabei geht es nicht primär um die schon oft gestellte Frage, ob elektronische Medien Bücher ersetzen können, sondern um Überlegungen, wie das vielseitige alte Buch multimedial erschlossen werden kann.
Diese drei Gesichtspunkte sollen zur Sprache kommen:
Zugrunde liegt die Hypothese, daß das seit Gutenbergs Zeiten konventionell gedruckte Buch in seiner typographischen und bildkünstlerischen Vielfalt nur mit Hilfe neuester Methoden adäquat erschlossen werden kann. Diese sollen anhand konkreter Projekte (VD17, Bildarchive etc.) zur Diskussion gestellt werden.
Übersicht:
Regelwerk und Datenverarbeitung bei der Nachlaßerschließung im Deutschen Literaturarchiv Marbach (Ulrich von Bülow, Marbach)
Das DFG-Projekt Autographen-Datenbank und -OPAC (Dr.Harald Weigel, Hamburg)
Die Zentralkartei der Autographen (Dr.Jutta Weber, Berlin)
Ulrich von Bülow, Marbach
Das Referat behandelt den Stand der EDV-Planungen in der Handschriften-Abteilung des Deutschen Literaturarchivs.
Das Marbacher Konzept einer integrierten Bestandverwaltung mit Hilfe der EDV erfordert das Zusammenwirken der verschiedenen Abteilungen und ihrer einzelnen Datenbanken. Handschriften-Abteilung, Bibliothek, Dokumentationsstelle (Zeitungsausschnitte und audiovisuelle Medien) und Bild-Abteilung werden ihre Objektdatensätze mit einer gemeinsamen Namenstammdatei verknüpfen, die ihrerseits mit der PND gekoppelt werden soll. Wir planen Verknüpfungen von Objektdatensätzen der verschiedenen Abteilungen, so daß etwa ein Foto, das sich als Briefbeilage in der Handschriften-Abteilung befindet, zugleich in der Datenbank der Bildabteilung nachgewiesen wird. Mit den Objektdatensätzen der Handschriften-Abteilung werden weiterhin Erwerbungs- und Restaurierungs-Datensätze verknüpft, die die Verbindung zur Buchhaltung und zur Restaurierungs-Abteilung herstellen und so Geschäftsgänge ratio-nalisieren. Im Moment diskutieren wir die Frage, ob eine Verwaltung von Benutzerdaten per EDV sinnvoll wäre oder aus organisatorischen Gründen weiterhin konventionell abgewickelt werden soll. Alle diese speziellen Datensätze und Verknüpfungen sind Marbacher Besonderheiten.
Die Einführung der EDV in der Handschriften-Abteilung soll die Arbeit erleichtern. Beispielsweise könnten die einmal erhobenen Daten für das Bedrucken von Mappen genutzt werden. Die Möglichkeit, in einer komplexen Datenbank mehr Informationen als bisher zu speichern, darf nicht dazu führen, daß sich die Erschließungszeiten pro Bestand verlängern.Weil unsere Arbeitskapazitäten auf diesem Gebiet schon jetzt voll ausgelastet sind, bemühen wir uns, die Datenverarbeitung so zu organisieren, daß auch Daten aus nur grob geordneten Beständen in die Datenbank eingespeist werden können. Listen mit den wichtigsten Korrespondenzpartnern in weniger erschlossenen Beständen müssen bisher zusätzlich zu unseren Gesamtkatalogen durchgesehen werden, da diese nur fein erschlossene Bestände verzeichnen. In Zukunft sollen auch solche rudimentären Datensätze ohne Orts-, Datums und Kollationsvermerke in die Datenbank eingehen, so daß für weniger ichtige oder weniger häufig benutzte Bestände der Zwang zur Feinerschließung entfällt
Die Anforderungen an eine Marbacher Datenbank, die wir in einem "Pflichtenheft" beschrieben haben, beinhalten zusätzlich zu den für die Berliner Zentraldatei nötigen Kategorien eine Reihe von Datensätzen, Kategorien, Verknüpfungen und Sortierschlüsseln, die sich aus lokalen Besonderheiten ergeben und nur zum Teil verallgemeinerbar sind. Wenn im Laufe diesen Jahres die Ausschreibung beendet sein wird und die konkreten Entwicklungsarbeiten beginnen, wird sich zeigen, inwieweit sich alle Vorstellungen realisieren lassen.
Dr.Harald Weigel, Hamburg
Von einer Arbeitsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft waren 1991 unter dem Titel "Der Einsatz der Datenverarbeitung bei der Erschließung von Nachlässen und Autographen" (=Dbi-Materialien 108) Richtlinien zur Nachlaßerschließung vorgelegt worden, die zunächst noch einen provisorischen Status hatten und durch verschiedene Projekte in Zusammenarbeit mit der Zentralkartei der Autographen überprüft werden sollten. Das Regelwerk (RNA) wird durch eine Neubearbeitung wahrscheinlich noch 1995 seine verbindliche Form erhalten und 1996 neu veröffentlicht werden.
Das Hamburger DFG-Projekt hatte seinen Schwerpunkt in der Entwicklung eines überregional einsetzbaren Erschließungsinstrumentes auf der Basis der RNA unter Einsatz des Datenbanksystems allegro-C. Wesentliche Vorarbeiten lagen in Form der allegro-basierten Datenbank HANS (Handschriften, Autographen, Nachlässe, Sondermaterialien) in der SUB Hamburg bereits vor (vgl.Bibliotheksdienst 26.1992,S. 1534 ff.).
Projektziele:
Der Vortrag soll erläutern:
Eine Beschreibung der Datenbank allegro-HANS erhalten Sie auf Anforderung, von der SUB Hamburg, ebenso die HANS-Dateien (wenn Sie eine leere und formatierte 1,44 MB-Diskette schicken). Das Grundprogramm allegro-C (Version 14) muß bei der Universitätsbibliothek Braunschweig erworben werden.
Dr.Jutta Weber, Berlin
Übersicht:
Die Empfehlungen zur Migration des Bibliotheksausschusses der DFG (Berndt Dugall, Frankfurt a.M.)
Das Kooperationsvorhaben "Neuentwicklung eines Verbundsystems" (Heinz-Werner Hoffmann, Köln)
Kooperation der Partner mit der PICA-Stiftung (Reiner Diedrichs, Göttingen
Berndt Dugall, Frankfurt a.M.
Auf Bitten mehrerer Länder hin befaßte sich die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Sommer 1994 mit der Frage der Ablösung bzw. Weiterentwicklung der bundesdeutschen Verbundsysteme. Im Ergebnis führte dies zu einem vom Bibliotheksausschuß der DFG beratenen und vom Präsidium verabschiedeten Positionspapier, in welchem die unterschiedlichen, für die Thematik relevanten Aspekte behandelt und Empfehlungen ausgesprochen wurden.
Ausgehend von den Gegebenheiten der letzten 10 Jahre wurde die zukünftige Aufgabe von Verbundrechnern (-servern) einer Neudefinition unterzogen. Diese läßt sich in der These "vom Katalogisierungs- zum Informationsverbund" zusammenfassen.
Neben der zukünftigen Rolle von Verbundsystemen werden deren softwareseitige Anforderungen näher ausgeführt. Hierbei geht die Deutsche Forschungsgemeinschaft davon aus, daß in weitaus größerem Umfang als bisher die Kommunikationsstrukturen von Hoch schulen und anderen (internationalen) Wissenschaftseinrichtungen berücksichtigt werden müssen. Proprietäre Lösusngen sollen grundsätzlich zugunsten offener Systeme aufgegeben werden. Der Verwendung von Standardsoftwarebausteinen ist der Vorzug vor maßgeschneiderten "Insellösungen" zu geben. Allerdings wird anerkannt, daß ein solcher Prozeß zügig, jedoch evolutionär verlaufen muß, weil in breitem Umfang für die tägliche Arbeit eingesetzte Systeme nicht Gegenstand "forschungsorientierter Experimente" sein können. Dabei ist es nicht immer einfach, die Balance zwischen weitgehender Standardisierung und leichter Portierbarkeit auf der einen, sowie hoher Funktionalität und der R
alisierung bibliotheksspezifischer Ansprüche auf der anderen Seite zu finden.
Von bibliothekspolitisch hohem Gewicht sind die Aussagen zur Homogenität bzw. Heterogenität der Verbundlandschaft. Hier ist es die Absicht des Referats, auf die Gründe für die Empfehlung einzugehen, zwei, aber nicht mehr als zwei konkurrierende Produkte nebeneinander einzusetzen, und die sich daraus ergebenden Implikationen näher zu erläutern.
Die mit der Realisierung eines solchen Ziels verbundene Vorgehensweise wird ebenfalls dargelegt, wobei jedoch deutlich werden muß, daß es die Unterhaltsträger der vorhandenen Verbundsysteme selbst sind, die den Schlüssel zur Verwirklichung der empfohlenen Konzeptionen besitzen.
Welche Lösung letztlich von den Verbünden favorisiert wird, ist in den Empfehlungen nicht vorgegeben. Hier stehen die Neuentwicklung und die Übernahme eines (ausländischen) Systems weitgehend gleichberechtigt nebeneinander.
Eingegangen wird darüber hinaus auch auf die Frage, warum aus Sicht der DFG die Problematik der Migration von Verbundsystemen nicht mit weiteren Grundsatzfragen wie beispielsweise dem Umstieg der deutschen Bibliotheken auf ein international verbreitetes Regelwerk verknüpft worden ist.
Heinz-Werner Hoffmann, Köln
Der Bibliotheksverbund Bayern, der Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg, Nordrhein-Westfälischer Bibliotheksverbund, der Südwestdeutsche Bibliotheksverbund sowie das Deutsche Bibliotheksinstitut als Anbieter überregionaler Dienstleistungen für Bibliotheken in Deutschland wie ZDB, GKD und VK wollen gemeinsam ein Bibliotheksverbundsystem auf der Basis eines Standard-Betriebssystems und einer Standard-Datenbank entwickeln und anschließend in den jeweiligen Verbundzentralen einsetzen.
Der Terminplan sieht vor, daß bis zur Jahresmitte 1995 ein Pflichtenheft als Grundlage für eine gemeinsame Ausschreibung erarbeitet wird. Die Ausschreibung und die Bewertung der Angebote sollen in der zweiten Jahreshälfte 1995 erfolgen, die Auftragsvergabe zur Jahreswende 1995/1996. Die Fertigstellung des neuen Systems wird zur Jahresmitte 1997 gefordert, so daß unter Berücksichtigung der für einen Systemwechsel erforderlichen Zeit ab Anfang 1998 der Routine-Einsatz in den Verbundzentralen erfolgen kann.
Um verläßliche Aussagen über die Leistungsfähigkeit relationaler Standard-Datenbanken bei bibliothekarischen Verbundanwendungen zu erhalten, entwickelt das Hochschulbibliothekszentrum zusammen mit dem Institut für Informatik III der Universität Bonn einen Prototypen für ein neues Verbundsystem auf der Basis einer relationalen Standard-Datenbank. Im April und Mai 1995 sollen auf zwei unterschiedlichen Hardware-Plattformen mit diesem Prototypen Leistungsmessungen durchgeführt werden.
Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Kurzfassung (Anfang März 1995) steht eine "politische" Entscheidung der Unterhaltsträger und Geldgeber zur kooperativen Neuentwicklung eines Verbundsystems noch aus. Eine verbindliche Finanzierungszusage muß vor Beginn der Ausschreibung vorliegen, wird aber wohl erst zu erreichen sein, wenn die Ergebnisse der Leistungsmessungen des Prototypen vorliegen.
Reiner Diedrichs, Göttingen
Der Bibliotheksverbund Niedersachsen stand 1990 vor der Notwendigkeit, die Software des Verbundsystems kurzfristig abzulösen.
Eine europaweite Markterkundung führte dann zu dem Ergebnis, daß das Niederländische PICA-System das zur Zeit modernste und funktional vollständigste System in Europa ist. Die Entscheidung für dieses System wurde vom Niedersächsischen Beirat für Bibliotheksangelegenheiten, Sektion W, im Sommer 1990 einstimmig beschlossen.
Die Deutsche Bibliothek entschloß sich ebenfalls zur Übernahme des PICA-Systems im Rahmen eines Kooperationsvertrages.
In der Planungs- und Umstellungsphase fand eine enge Einbindung von Mitarbeitern der PICA-Stiftung in die Projektgremien statt. Eine längerfristige Institutionsanalysierung der Gremien war in dieser Phase nicht möglich.
Das Ergebnis der Zusammenarbeit in der Anfangsphase war eine weitgehende Anpassung des niederländischen Systems an bundesdeutsche Normen und Standards, insbesondere im Bereich der Formatstruktur, der Datenstruktur für mehrbändige Werke und der Entwicklung eines MAB-Eingangs. Die Portierung des Systems auf eine hardwareunabhängige Basis wurde ebenfalls im Kooperationsvertrag verankert.
Anfang 1994 waren die Verbundsysteme im Bibliotheksverbund Niedersachsen/Sachsen-Anhalt und der Deutschen Bibliothek voll in Betrieb. Damit war der Zeitpunkt für die Schaffung einer längerfristigen Kooperationsstruktur gekommen. Am 16./17.Februar 1994 fand in Leiden das erste PICA-Partnertreffen statt, auf dem die Form und Gremien der Kooperation festgelegt wurden. An diesem Treffen waren auch die künftigen Partner aus Hessen und dem Norddeutschen Bibliotheksverbund beteiligt.
Auf dem ersten Partnertreffen wurden ebenfalls die Gremien und Zuständigkeiten festgelegt:
Der bisherige Verlauf der PICA-Einführung bei den deutschen PICA-Partnern zeigt, daß das vereinbarte Kooperationsmodell sehr erfolgreich ist.
Übersicht:
Kommunikationsszenario bei einem internationlen Library Supplier (FriedemannWeigel, Wiesbaden)
Die Einbindung des Fachreferats in automatisierte Erwerbung (Hermann Havekost, Oldenburg)
Konsequenzen der EDI-Anwendung für die Erwerbungsorganisation (Margot Wiesner, Frankfurt/M)
Ein EDI-fähiges Erwerbungsmodul: URICA von McDonnel Information Systems (Susanne Munz, Stuttgart)
FriedemannWeigel, Wiesbaden
Der Library Supplier steht in der Handelskette zwischen Produzent/Verlag und Endabnehmer/wissenschaftlicher Bibliothek. Die effiziente Abwicklung der Kommunikation mit seinen Partnern beider Seiten ist für ihn eine Aufgabe von existentieller Bedeutung. Die sich für die nächsten Jahrte abzeichnenden Kommunikationsformen mit seinen Lieferanten und Kunden haben die gleiche Entwicklungsrichtung, auch wenn die jeweiligen Standardisierungsbemühungen unterschiedliche Produktschwerpunkte haben. Die vier wesentlichen Kommunikationskanäle werden sein:
Jede dieser Kommunikationsformen hat ihre Existenzberechtigung, keine ist in der Lage, eine der anderen Formen gänzlich abzulösen. Dennoch ist absehbar, daß EDI ein sprunghaftes Anwachsen erleben und in den nächsten Jahren volumenmäßig den größten Anteil erringen wird.
Im Rahmen der elektronischen Kommunikation zwischen Library Supplier und Verlag liegt der Schwerpunkt der Standardisierungsarbeiten auf dem Produkt 'Zeitschrift'. Hier wurden die benötigten Nachrichtentypen durch die ICEDIS-Gruppe (International Committee on Electronic Data Interchange for Serials) definiert. Sie finden bereits Anwendung oder sind in der Einführungsphase. Die EDI-Bestrebungen auf der Händler-Bibliotheks-Schiene konzentrieren sich dagegen auf das Produkt "Monographie". Die im Rahmen des EDILIBE-Projektes (Electronical Data Interchange for Libraries and Booksellers in Europe) entwickelten Nachrichten Angebot, Bestellung, Meldung und Rechnung sind jeweils Untermengen von entsprechenden EDIFACT-Nachrichten und decken den Geschäftsgang weitestgehend ab. Sie werden zur Zeit im Markt erprobt.
Der Austausch der strukturell wie inhaltlich standardisierten Information beinhaltet gravierende Rationalisierungspotentiale für beide Seiten. Diese liegen insbesondere in der präzisen Abstimmung des Geschäftsvorganges und in der weitgehenden Automatisierbarkeit der Weiterverarbeitung eingehender Nachrichten. Als Frage bleibt allerdings, warum auf dem deutschen wissenschaftlichen Buchmarkt diese Möglichkeiten nur so verhalten aufgenommen werden, obwohl andere Industrien sie bereits vor vielen Jahren für sich entdeckt haben.
Außerdem: Die EDI-basierende Kommunikation könnte in Verbundsystemen als Sache der "Zentrale" verstanden werden und darauf aufbauend könnte sich die Auswahlentscheidung der Bezugsquelle von der "lokalen" Bibliothek zum "Zentralsystem" verlagern. Die damit verbundene Erhöhung der Marktzutrittsschranke ist grundsätzlich abzulehnen.
Hermann Havekost, Oldenburg
Mit der Vernetzung der Referentenarbeitsplätze eröffnet sich auch die Möglichkeit, die Dokumentenauswahl und Buchbestellung beim Handel direkt vom PC-Arbeitsplatz im Fachreferat zu erledigen.
Nach der erfolgreichen Umsetzung des EDI-Projektes stehen in den Bibliothekssystemen neben verschiedenen Fremddaten aus laufenden nationalen und internationalen Bibliographien auch noch aktuellere Angebotsdaten des regionalen und überregionalen Buchhandels zur Verfügung.
Vorgestellt und erörtert wird ein Modell "Arbeitsplatz für die Fachreferenten", in dem die Selektionsvorgänge im Bestandsaufbau unter einer Windows-Oberfläche abgebildet werden, wobei gleichzeitig Vorakzession, Verbunddatenrecherchen, bibliographische Kontrolle sowie Etat-überwachung eingebunden sind. Die Arbeitsvorgänge münden alternativ direkt als elektronische Nachricht beim Handel, in der Erwerbungsabteilung oder im Desideratenverzeichnis des Referats.
Das Modell eröffnet Möglichkeiten und Perspektiven der völligen Dezentralisierung von Katalogisierungs- und Erwerbungsvorgängen einschließlich der Rechnungsbearbeitung im Fachreferat.
Margot Wiesner, Frankfurt/M
Mit der Einführung der Automatisierung in der Erwerbung entstehen zwangsläufig neue Organisationsformen. Auch wenn die Arbeitsschritte des konventionellen Geschäftsgangs auf die automatisierten Abläufe übertragen wurden, ergeben sich doch durch die Systemlogik neue Möglichkeiten, aber auch Zwänge, z.B. für den Personaleinsatz.
Ein entscheidender Unterschied zur konventionellen Erwerbungspraxis und wohl auch der größte Gewinn liegt in der Chance, bereits bei der Bestellung Fremddaten nicht nur für einen Eintrag in der Bestelldatei, sondern schon für ein endgültiges Katalogisat zu übernehmen. Die daraus resultierende Integration von Erwerbungsvorgängen und Titelaufnahme verändert die Arbeitsstrukturen.
Die Doppelerfassung von Daten zu vermeiden gilt seit Einführung der Verbundkataloge als anerkannter Grundsatz, der jetzt auf die Erwerbung übertragen wird. Dabei wird zunächst und vordringlich nur an die bibliographische Beschreibung der zu erwerbenden Materialien gedacht, und als Fremddatenquelle werden bislang ausschließlich die zentralen Datenpools der Bibliotheken in Betracht gezogen.
Für die Erwerbung müssen die Datenbestände des Buchhandels in die Überlegungen einbezogen werden. Die Datenübernahme darf nicht auf Titeldaten beschränkt, sondern muß auf alle Daten ausgedehnt werden, die einmal erfaßt wurden und für den Geschäftsverkehr relevant sind.
Die Realisierung des elektronischen Datenaustauschs (EDI) zwischen Bibliotheken und Buchhandel war Auftrag des von der Kommission der Europäischen Gemeinschaften geförderten Projekts EDILIBE (Electronic Data Interchange for Libraries and Booksellers in Europe).
Mit EDI erhält der Geschäftsverkehr eine neue Qualität. Händler- und Bibliothekssysteme werden über eine standardisierte Schnittstelle miteinander verknüpft, die Geschäftspartner werden gegenseitig zu Datenlieferanten.
Der dem Projekt zugrundeliegende Datenfluß umfaßt elektronische Ankündigungen von Neuerscheinungen und antiquarische Angebote, daraus resultierende Aufträge oder Bestellungen aus anderen Quellen, Meldungen über Lieferverzögerungen und Rechnungen. Weitere elektronische Nachrichten, vor allem Reklamationen, werden hinzukommen.
Der elektronische Versand und der Empfang von Daten aus den unterschiedlichsten Partnersystemen sind jedoch nur eine Komponente des elektronischen Geschäftsverkehrs. Entscheidend ist, daß ankommende Angebote, Meldungen und Rechnungen im Erwerbungssystem automatisiert weiterverarbeitet und vom System bereitgestellt werden können. Die hierfür notwendige Weiterentwicklung der Software bedeutet den größten Aufwand bei der Einführung von EDI.
Ziel eines standardisierten Datenaustauschs mit dem Handel ist es, durch normierte Abläufe den Geschäftsverkehr zu straffen, Fehlerquellen auszuschalten, Transparenz zu schaffen, den Versandweg zu verkürzen und durch die Reduzierung des Erfassungsaufwands Arbeitszeit einzusparen.
Das qualitative und kostensenkende Potential, das im elektronischen Geschäftsverkehr liegt, wird erst durch eine längere, breitgestreute Anwendung voll ausgeschöpft werden.
Die EDI-Fähigkeit muß als Grundanforderung an kommerzielle Erwerbungs- und Buchhandelssoftware gestellt werden.
Susanne Munz, Stuttgart
URICA ist ein integriertes Bibliothekssystem mit den Modulen "Katalogisierung", "Recherche", "OPAC", "Ausleihe", "Zeitschriftenverwaltung" und "Erwerbung".
Die Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt/M entschied sich 1993, URICA für die Erwerbungsabteilung einzusetzen. Um die Software weiterzuentwickeln und an die Bedürfnisse der Bibliothek anzupassen, wurde ein umfangreiches Pflichtenheft erstellt.
Parallel dazu begannen die Überlegungen, wie das Erwerbungsmodul von URICA EDI-fähig gemacht werden kann.
Der Beitrag wird zwei Themenschwerpunkte erhalten:
Aufgaben und Schwierigkeiten bei der Integration von EDI in URICA Die Integration von EDI in URICA stellte MDIS und die Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt/M vor zwei Aufgabenbereiche:
Vorstellung des EDI-fähigen Erwerbungsmoduls
Anhand von Beispielen aus der Praxis werden folgende Arbeitsvorgänge vorgestellt:
Übersicht:
Lust und Last einer Pilotierung (Marianne Groß, Regensburg)
Geschäftsgangmanagement (Christoph Ritter, Basel)
Opertion "New Library": Zur Einführung des integrierten Bibliothekssystems PICA-LBS3 (Dr. Hartmut Zillmann, Osnabrück)
Arbeitsabläufe in der öffentlichen Bibliothek - traditionell oder rationell (Prof.Dr. Konrad Umlauf, Berlin)
Der Buchbestand im Unternehmen (Dipl. Bibl. P. Stadler/Dr. phil M. Gretz/Dr. med. M. Thomas/Boehringer Mannheim GmbH, Mannheim)
Marianne Groß, Regensburg
Die bayerische wissenschaftlichen Bibliotheken (außer den UBB München und Augsburg und der Bayerischen Staatsbibliothek) werden im Laufe dieses Jahres mit dem integrierten Bibliothekssystem SISIS-ONL der Firma Siemens-Nixdorf ausgestattet. Das auf UNIX basierende Produkt wurde aus dem System SISIS-SB, das im öffentlichen Bibliothekswesen eingeführt ist, weiterentwickelt und den Bedürfnissen wissenschaftlicher Bibliotheken angepaßt. Die UB Regensburg als Pilotbibliothek testete von Mitte Juni 1994 bis Ende Januar 1995 diese erweiterte Software für folgende lokale Funktionen:
Nicht getestet wurde das Erwerbungssystem SIERA.
Im September 1994 erfolgte die Abnahme des OPAC, im Februar 1995 die von SIAS.
Der Erfahrungsbericht will darstellen:
Zuletzt sollen die Vorstellungen für die Zukunft skizziert werden.
Christoph Ritter, Basel
Die Gründung der Verteilstelle der UB Basel ist eine Folge der Einführung der EDV-Katalogisierung und der entsprechenden organisatorischen Anpassungen. Zuvor waren die Fachreferentinnen und Fachreferenten sowohl für die sachliche als auch für die formale Erschließung ihrer Bestände verantwortlich. Für letzteres waren ihnen Katalogisierende zugeteilt.
Die Einführung neuer Katalogisierungsregeln und der EDV führte zur Gründung der Katalogabteilung, also zur Trennung der Kompetenzen zwischen formaler und sachlicher Erschließung.
Als Bindeglied zwischen den beiden Abteilungen entstand die Signier- und Verteilstelle mit dem Profil der "Zuweisung der Laufnummer, dem Eintrag und der Vergabe der Feinsignatur" sowie der "Verteilung auf die Katalogisierenden unter Berücksichtigung von Dringlichkeit, besonderen Kenntnissen und der Bearbeitungskapazität".
Wegen der Verbesserung und des Ausbaus des EDV-Systems hat sich das Anforderungsprofil der Verteilstelle im Verlaufe der letzten 15 Jahre jedoch stark gewandelt.
Die Verteilstelle ist nicht mehr nur mechanisch tätig, sondern sie hat sich zu einer Vermittlerin zwischen den Abteilungen entwickelt und kommuniziert quasi mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Die Aufgabe des Inhabers der Verteilstelle wird als diejenige eines "Geschäftsgangmanagers" dargestellt, und zwar in der "klassischen" Umschreibung von Henry Mintzberg:
"Manager verhalten sich nicht wie nachdenkliche und systematische Planer, sondern sie arbeiten unablässig in einem Wirbel von kurzen, ganz verschiedenartigen und fragmentierten Tätigkeiten. Sie lieben die rasche Aktion und nicht das grundsätzliche Nachdenken".
Dr. Hartmut Zillmann, Osnabrück
Nach vergleichsweise kurzer Vorbereitungszeit wurde die Verbundkatalogisierung in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt im Januar 1993 auf das in den Niederlanden entwickelte System PICA umgestellt. Nahezu zeitgleich erfolgte in drei Bibliotheken des Landes (Göttingen, Hannover, Osnabrück) die Hardware- und Netzwerkinstallation für die lokalen PICA-Komponenten des LBS3 (Lokales Bibliothekssystem, Version 3). Für die Inbetriebnahme der einzelnen Software-Module des lokalen Systems (OPAC, Ausleihverbuchung, Erwerbung) übernahmen diese Bibliotheken im Wechsel die Rolle der Pilotinstallation. Ende 1993 war die UB Osnabrück die erste deutsche Bibliothek, die alle Module des Lokalsystems im Einsatz hatte. - Mittlerweile sind in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt weitere PICA-Lokalsysteme installiert worden.
Der Vortrag gibt am Beispiel der UB Osnabrück - nach einem kurzen Überblick über Hardware und Netzwerkstruktur, sowie die Funktionalität des lokalen PICA-Systems - einen Einblick in die wesentlichen Implementierungsschritte für die einzelnen Software Module und die dabei zu lösenden speziellen Probleme.
Bereits aus der Perspektive einer einigermaßen konsolidierten "Nach-PICA-Ära" soll im Anschlußdaran thematisiert werden, wie sich die Bibliothek - insbesondere im Hinblick auf den Umgang mit einem integrierten System - organisatorisch auf PICA eingestellt hat. Dabei stehen die erforderlich gewordenen neuen Kommunikationswege und -strukturen, ein neues Verständnis der Kooperation unter den Abteilungen, und nicht zuletzt die erheblichen Anforderungen an ein verantwortliches EDV-Management für die Bibliothek im Vordergrund.
Abschließend wird dargestellt, inwieweit eine lokale PICA-Installation, schon aufgrund der damit verbundenen modernen Hardwareausstattung und Netzwerkkonfiguration, als Plattform für eigene neue Aktivitäten und Neuentwicklungen genutzt werden kann (WWW, Document Delivery, Expertensysteme in der Sacherschließung und der Benutzerinformation).
Prof.Dr. Konrad Umlauf, Berlin
Am 22. - 24. März veranstalteten VBB und ekz Reutlingen einen Workshop zum Thema Arbeitsabläufe - traditionell oder rationell. Referate von Praktikern und aus betriebswirtschaftlicher Sichtweise sowie intensive Diskussionen und Arbeitsgruppen sollten die Teilnehmer/innen instand setzen, die organisatorischen Abläufe bei der Lektoratsarbeit, bei Bestellwesen, bei der Erschließung und bei der technischen Medienbearbeitung in ihren eigenen Bibliotheken kritisch zu durchleuchten und zu optimieren. Arbeitsabläufe mit und ohne EDV-Einsatz wurden berücksichtigt. Die Ergebnisse - aufbereitet anhand von Verfahren der Kreativitätstechniken - werden hier präsentiert.
Dipl. Bibl. P. Stadler/Dr. phil M. Gretz/Dr. med. M. Thomas/Boehringer Mannheim GmbH, Mannheim
Unselbständige medizinisch-wissenschaftliche Veröffentlichungen in Büchern sind im allgemeinen schwer nachweisbar, da die großen biomedizinischen Literaturdatenbanken zumeist nur Zeitschriften auswerten. Wenn Bücher bzw. Buchbeiträge aufgenommen werden, finden in der Regel nur englischsprachige Werke Berücksichtigung, und dies mit großem Zeitverzug.
Angesichts dieser Situation wurde bei Boehringer Mannheim (BM), einem Unternehmen der deutschen forschenden pharmazeutischen Industrie, vor einiger Zeit damit begonnen, die unselbständigen Buchbeiträge von vorhandenen oder neu erworbenen Büchern aus der Zentralbibliothek in eine Teildatenbank der Inhouse-Literaturdatenbank aufzunehmen. Dieses Vorgehen bringt für alle beteiligten Seiten Vorteile:
Dieser neue Service bedeutet eine Aufwertung der Zentralbibliothek und der IuD-Abteilungen durch bessere Nutzung des Buchbestandes, also der eigenen Ressourcen. Dem Personalaufwand für die Eingabe in die Review-Datenbank stehen der Nutzen für die Nutzer, die IuD-Abteilung, die Bibliothek und der Wertschöpfungsprozeß für das Unternehmen gegenüber.
Der Vortrag erläutert die praktische Vorgehensweise beim Aufbau dieser Teildatenbank, zeigt den Nutzen für die verschiedenen Beteiligten und weist auf Schwierigkeiten beim Aufbau und bei der Recherche hin. Die Ausführungen werden durch Fallbeispiele ergänzt.
Übersicht:
Literarische Texte über das Internet (Dr.Thomas Hilberer, Düsseldorf)
Neue Wege des Lektorats im elektronischen Zeitalter (Thedel von Wallmoden, Göttingen)
Dr.Thomas Hilberer, Düsseldorf
Aufgabe der Universitätsbibliotheken ist es, die für Lehre und Forschung benötigte Literatur zu erwerben, zu erschließen und bereitzustellen. Im Bereich der elektronischen Bücher kommt hinzu: die Bibliothek muß die Dozenten derzeit noch meist erst einmal darauf aufmerksam machen, daß elektronische Texte über das Internet verfügbar sind. Dafür kann die Lieferung der gewünschten Texte u.U. durch eine Unterrichtung der Interessenten darüber, wie sie sich solche Texte selbst besorgen können, ersetzt werden.
Auf jeden Fall muß der Bibliothekar - und das meint insbesondere: der Fachreferent - auch in diesem Feld beweisen, daß er der Informationsspezialist der Hochschule ist.
In dieser Vorführung soll gezeigt werden, welche Quellen literarischer Texte es im Internet gibt und wie man sich diese Literatur beschaffen kann.
Dabei möchte ich die Beschaffung via elektronischer Post, ftp, Gopher und evtl. auch WW-Browser vorführen.
Zielgruppe sind, was die Internet-Erfahrungen anbelangt, "Anfänger mit Vorkenntnissen" - interessierte Geisteswissenschaftler, keine Computer-Spezialisten.
Sie finden die Adressen der vorgestellten Quellen unter http: //www.rz.uni-duesseldorf.de/WWW/ulb/litint.txt oder erhalten sie durch Nachricht an thomas hilberer uni-duesseldorf.de.
Thedel von Wallmoden, Göttingen
Zunächst werden im Sinne einer begrifflichen Klärung die vier wichtigsten, zum Teil sehr verschiedenen Aspekte elektronischen Publizierens beschrieben:
In gestraffter Form wird dabei auf die technischen Grundlagen, wie auch auf die ökonomischen Aspekte der verlegerischen Verwertung elektronischer Publikationen eingegangen.
Ferner werden die unterschiedlichen Aspekte und Grade der Anwendbarkeit elektronischer Publikationsformen in verschiedenen Segmenten des Buchmarkts betrachtet.
In einem weiteren Schritt werden die Veränderungen beschrieben, die etwa für die Berufs- und Tätigkeitsbeschreibung "Lektor" aus den Gegebenheiten elektronischen Publizierens resultieren.
Besonderes Augenmerk verdient dabei die Tendenz zur Aufhebung klassischer Arbeitsteilung zwischen Lektorat und Herstellung im Verlag, bis hin zur Neudefinition des Berufsbilds "Lektor-Hersteller" oder "Copy-editor".
Abschließend werden mögliche Perspektiven elektronischen Publizierens unter folgenden Stichworten dargestellt:
Übersicht:
Der Bibliothekar als Kultfigur in Cyberspace: Tagträume eines deutschen Benutzers (Alois Payer, Ofterdingen)
Cybrarian real: vom Tagtraum zur konkreten Utopie (Margarete Payer, Stuttgart)
Alois Payer, Ofterdingen
In Veröffentlichungen von Cyber-Gurus findet man wahre Lobeshymnen auf Bibliothekare. Dies nehme ich zum Anlaß, ohne Rücksicht auf Verwirklichungsmöglichkeiten auszumalen, zumalen, wie Bibliothekare ihre Fähigkeiten und Kenntnisse in die Virtuelle Bibliothek des Global Village einbringen könnten.
Welche Dienstleistungen und Aufgaben in einer solchen Global Village Library bedürfen der Bibliothekare auch angesichts von zukünftiger Software, die traditionelle Aufgaben des Bibliothekars übernehmen wird?
Margarete Payer, Stuttgart
Es werden Überlegungen zum professionellen Informationsserving als konsequente Fortentwicklung der deutschen Bibliothekstradition vorgetragen: wie kann es den Bibliotheken gelingen, sich im weltweiten Informations- und Kommunikationsfluß unentbehrlich zu machen? Anders gesagt: wie vermeiden es die Bibliotheken zu reinen Buchmuseen zu werden, weil schon jetzt fast alle lebenswichtigen Informationen über die Netze an den Bibliotheken vorbeifließen?
Das Referat beschäftigt sich insbesondere mit der Frage, wie Erschließung im Netzzeitalter aussehen könnte: nicht mehr eine bestimmte Vorlage ist zu katalogisieren, sondern die Information als solche ist zu beschreiben (Abschiednehmen von der ISBD). Die OPAC's sind so zu strukturieren, daß der Benutzer je nach Wunsch seinen Text (Musik, Video usw.) per Datenfernübertragung erhalten kann (unabhängig davon, wo das Gewünschte tatsächlich liegt).
Es wird die These vertreten, daß ein bibliothekseigener OPAC durchaus noch sinnvoll sein kann, sofern dieser speziell auf die Bedürfnisse seiner Benutzer zugeschnitten ist (z.B. durch bestimmte Voreinstellungen und Vorauswahl), daß aber die Erschließung für den OPAC weltweit geschieht.
Zu folgenden Referaten sind leider bis zum Drucktermin keine Abstracts eingegangen:
Stefan Budel / 01.08.1995