Monika Cremer, SUB Göttingen

WebCAT
Erfahrungen bei der Katalogisierung von Internet-Dokumenten an der SUB Göttingen im Rahmen des WebDOC-Projektes 1

Jeder, der den Daten-Ozean des Internets kennt, weiß, daß man ihn nicht katalogisieren kann, jedenfalls nicht in toto und mit herkömmlichen Mitteln. Dennoch haben viele Bibliotheken den Wunsch, reine Internet-Dokumente nicht nur vorübergehend verfügbar zu halten - z.B. wenn man diesen Grundsatz der Sondersammelgebiets-Regelung hier auch in Zukunft aufrecht erhalten will. Dissertationen in Mikroform sind heute in Bibliotheken selbstverständlich, inzwischen gibt es bereits erste Beispiele für Dissertationen auf CD-ROM. In den Niederlanden - in Deutschland ist ein erstes Beispiel von der UB Konstanz bekannt - werden sie inzwischen auch als elektronisches Dokument im Internet angeboten. Bei der Library of Congress hat das Copyright Office am 27. Februar dieses Jahres das erste elektronische Dokument registriert (eine Dissertation von der Carnegie-Mellon-University in Pittsburgh)2. Die Zahl der Zeitschriften (vor allem Newsletters), die nur noch elektronisch angeboten werden, steigt ständig.
Bibliotheken müssen das Internet in ihr Dienstleistungsangebot einbeziehen, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben, doch einfach ist das nicht. Ich will hier nicht auf all die technischen und organisatorischen Schwierigkeiten eingehen, die die Bereitstellung dieser Dokumente verursacht - das würde den zeitlichen Rahmen erheblich sprengen. Ich werde auch nicht intensiv auf RAK-NBM eingehen, denn diese Regeln spielen im internationalen Kontext, in dem wir uns mit WebCAT bewegen, keine entscheidende Rolle. Wir sind dennoch auf deutschem Gebiet RAK-NBM-konform, doch dazu später mehr. Dr. Stefan Gradmann hat auf dem Bibliothekartag in Erlangen das WebDOC-Projekt im Rahmen der PICA-Verbundaktivitäten vorgestellt3. Ich werde auf das Projekt hier kurz eingehen, um die Umgebung unserer Arbeit deutlich zu machen.

Das WebDOC-Projekt ist ein erster Versuch von PICA, die neuen Realitäten des Internet auf der Basis des World Wide Web für den Dienst am Kunden einzubeziehen. Diese Testphase sagt nur vorläufig etwas aus über zukünftige Angebote oder Arbeitsweisen, die sehr stark dem technischen Wandel unterliegen werden und den internationalen Datentausch einbeziehen, wobei wir wieder bei der leidigen Formatfrage sind. Nicht nur MAB und MARC, auch RAK und AACR2 stehen auf dem Prüfstand und werden um Anpassungen für den Datentausch nicht herumkommen. Das REUSE-Projekt wird dazu hoffentlich brauchbare Ergebnisse liefern. REUSE ist ein Projekt der SUB Göttingen, des Göttinger Bibliotheksverbundes und OCLCs zur Untersuchung der Möglichkeiten/ Schwierigkeiten bei der maschinellen Übernahme von amerikanischen Titelaufnahmen ins MAB-Format unter Berücksichtigung von RAK-WB. Monika Münnich und Dr. Barbara Tillett von der Library of Congress haben dazu auf dem Erlanger Bibliothekartag vorgetragen4.
Der "Dublin Metadata Core Element Set" von OCLC und dem National Center for Supercomputing Applications (NCSA)5 kann ein weiterer Schritt auf dem Weg sein, den Datenaustausch in Zukunft zu erleichtern. Hier wird versucht, mit der Festlegung von Elementen zur Beschreibung von Online Dokumenten - die universell verständlich ist und von den Autoren und Informationsanbietern selbst erledigt werden kann -, ihre Auffindbarkeit im Internet zu erleichtern. Doch heute geht es hier um unsere aktuellen Erfahrungen mit der Katalogisierung von Internet-Dokumenten. RAK-NBM - die RAK-Mitteilung Nr. 16 ist auf dem DBI-Server inzwischen zugänglich und von der EG-RAK authorisiert - hat dafür inzwischen eine Grundlage6 geschaffen, die wir alle auf ihre Brauchbarkeit und Umsetzung in die Praxis prüfen werden. Bisher hat ja kaum eine Bibliothek Erfahrung mit dem Umgang von elektronischen Dokumenten im Fernzugriff. Zwar haben viele Bibliotheken auf ihrer Homepage Links zu elektronischen Dokumenten angelegt, doch sind diese Dokumente nicht im "normalen" Katalog (OPAC etc.) erfaßt und suchbar. Ein Problem sind die URLs (Uniform Resource Locator) der Dokumente. Die URLs sind die Adressen, also quasi die Standortsignaturen der Dokumente. Es kommt öfters vor, daß eine solche Adresse sich ändert. Wenn eine Bibliothek auf ihrer Homepage einen Link auf diese Adresse gesetzt hat, erfährt sie nicht ohne weiteres, daß die URL sich geändert hat. Wer kann schon regelmäßig diese Adressen prüfen? OCLC hat für sein Intercat-Projekt einen Versuch mit PURLs (Permanent Uniform Resource Locator) gestartet, doch inwieweit sich das bewährt, muß abgewartet werden. Für alle, die sich auch für das OCLC-Projekt "Aufbau eines Katalogs von Internet Ressourcen - Intercat" (Building a catalog of internet ressources - Intercat) interessieren, verweise ich auf die Homepage : http://www. oclc.org /oclc/man/catproj/catcall.htm. Dort erfahren Sie mehr dazu.

Ich beschränke mich hier auf unser WebDOC-Projekt, d.h. auf die Katalogisierung von elektronischen Dokumenten für den WebCAT.
PICA startete im vergangenen Jahr mit WebDOC ein internationales Projekt zur Katalogisierung und Bereitstellung von elektronischen Dokumenten auf der Basis von Katalogisaten aus dem niederländischen PICA-Verbund und dem Göttinger PICA-Verbund für das World Wide Web. Diese Integration von Verbundsystem und World Wide Web über eine Software-Brücke ist bisher einmalig.
An dem Projekt sind z.Zt. 8 Bibliotheken in den Niederlanden beteiligt: die Königliche Bibliothek Den Haag sowie die Universitätsbibliotheken Amsterdam, Groningen, Limburg, Nijmegen, Rotterdam,Twente, Utrecht.
Die deutschen Partnerbibliotheken sind die SUB Götttingen, UB/TIB Hannover, BIS Oldenburg, SUB Hamburg gemeinsam mit dem Regionalen Rechenzentrum der Universität Hamburg, und die Gesamthochschulbibliothek Kassel .
Als erster Verlag arbeitet Kluwer an dem Projekt mit und bietet die Artikel seiner Zeitschriften an. Mit weiteren Verlagen laufen Verhandlungen. PICA hat außerdem eine Vereinbarung mit der Research Libraries Group in USA abgeschlossen, den WebDOC-Service gemeinsam anzubieten. Die WebCAT-Server sollen die Nachweise in USA und den Niederlanden jeweils spiegeln (d. h. soviel wie Kopieren) und somit noch besser und schneller verfügbar machen. Mit dem WebDOC-Projekt bietet PICA einen "Katalog" elektronischer Dokumente an, die es dem Benutzer erlauben werden, diese Dokumente direkt von den entsprechenden lokalen Bibliotheksservern abzurufen. Das Projekt wird bis 1997 laufen.

Alle elektronischen Dokumente, die eine Bibliothek beschafft, werden im PICA-Verbundkatalog katalogisiert. Die Dokumente werden auf dem lokalen Dokumentserver der Bibliothek gespeichert. Der Zugriff auf den zentralen Katalog der elektronischen Dokumente (WebCAT) erfolgt über WWW-Browser wie Netscape oder Mosaic. Der Zugriff auf die Dokumente selbst kann je nach den Lizenzmodalitäten, die vereinbart werden, gesteuert werden.

Ein Teil der Dokumente wird kostenpflichtig sein (z.B. die Volltext-Artikel des Kluwer-Verlags oder die Angebote der UB/TIB Hannover), andere Dokumente werden frei zur Verfügung gestellt. Ein Account- und Lizenz-Server registriert die kostenfreie oder kostenpflichtige Verfügbarkeit der Dokumente ebenso wie den Zugang des Endnutzers und seines Kontostands. Jeder Benutzer erhält einen Pincode (ähnlich wie bei der Kreditkarte) und kann nach Wahl Dokument-Kopien auf Vorrat kaufen (d.h. man zahlt auf sein "Benutzer-"Konto" ein).
Auf jeden Fall ist die Suche und der Zugang zum Abstract des Dokumentes kostenfrei. Erst der direkte Zugang zu einem Dokument wird je nach Vereinbarung ggf. zu Kosten führen. Die Kosten für den Zugang zum Volltext werden von den einzelnen Projekt-Partnern selbst bestimmt. Ein entscheidender Vorteil gegenüber den derzeitigen Suchmöglichkeiten im WWW besteht in der Katalogisierung der elektronischen Dokumente, die den direkten Zugriff über eine sachliche Erschließung (Basisklassifikation) auf inhaltlich zusammengehörende Dokumente ermöglichen, oder die Recherche nach allen Artikeln einer bestimmten elektronischen Zeitschrift. Auch die Auswahl und somit die Bewertung der Dokumente ist ein Qualitätsfaktor.

WebDOC Deutschland
Die deutschen Projektpartner haben z.T. definierte Pläne für die Einbringung von elektronischen Dokumenten:
Das BIS Oldenburg wird seine Verlagsproduktion bearbeiten und auf den Server laden, die UB/TIB Hannover will die deutschen Forschungsberichte umsetzen und auf dem Server (gegen Entgelt) verfügbar machen, die SUB Göttingen wird Literatur zu den Sondersammelgebieten Buch und Bibliothekswesen sowie Reine Mathematik anbieten, die (teilweise) nur noch im Internet verfügbar ist. Neu ist eine Vereinbarung mit der Universität, auch Publikationen der Institute (d.h. auch Dissertationen) in das WebDOC-Projekt einzubeziehen.
Hamburg will noch im Sommer aktiv werden, Kassel wird folgen.

SUB Göttingen
In der SUB Göttingen wurde für das WebDOC-Projekt eine Arbeitsgruppe geschaffen, in der der WebDOC-Projektleiter (Dr. Wilfried Enderle), einige Fachreferenten, der Leiter der Erwerbung, Mitarbeiter aus der Dienststelle Mikroformen und Neue Medien, der Zeitschriftenstelle, der Tausch- und Dissertationsstelle und der Titelaufnahme zusammenarbeiten.
Eine Harmonisierung der Arbeitsplatzausstattung auf Hardware- und Software-Ebene mußte erfolgen, um die PCs "webfähig" zu machen. Die Schulung der Mitarbeiter für das Internet war zwar generell bereits durch die Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung geschehen, umfaßte aber nicht die Integration aller möglichen "Werkzeuge" oder "Tools". Das erfolgte mehr oder weniger durch "Learning by doing", was auch Frust-Situationen schaffte. Wir standen manchmal vor einem Problem und wußten nicht, wie es zu lösen war, wenn der Ansprechpartner fehlte.

Geschäftsgang
Der Geschäftsgang für diese Dokumente ist natürlich noch im Teststadium.
Die Auswahl der Dokumente geschieht durch die Fachreferenten. Sie prüfent das Internet-Angebot und legen die Prioritäten für den Zugang bzw. die Bereitstellung fest, d.h.

1. Dokumente, die mittels Link in die Homepage der SUB Göttingen integriert werden;
2. Kostenfreie Dokumente, die für das WebDOC-Projekt beschafft und katalogisiert werden;
3. Kostenpflichtige Dokumente hierfür kommen vorerst auf eine Warteliste.
Dokument-Links werden an den Verwalter der Homepage weitergereicht.
"Erwerbungsvorschläge" für Dokumente für das WebDOC-Projekt werden an den Leiter der Erwerbung geschickt.
Die Bibliothek hat außerdem ein Abkommen mit der European Mathematical Society, daß die elektronischen Zeitschriften vom Server der Gesellschaft auf den Server der Bibliothek gespiegelt werden (z. Zt. 12 Zeitschriften). Das ist im Grunde der schnellste und bequemste Weg, diese Dokumente verfügbar zu halten.
Verhandlungen mit anderen Internetanbietern für solche Vereinbarungen sind angelaufen. Gerade auf dem Gebiet der Naturwissenschaften explodiert die Dokumentenmenge auf den Internet-Servern der Gesellschaften. Es ist unmöglich, sie sozusagen einzeln zu beschaffen. Oft werden die Dokumente dort nur für bestimmte Zeit angeboten. Wir aber wollen sie dauerhaft hier halten. Bei der Beschaffung der Dokumente hat die SUB Göttingen in diesem Falle einen relativ schwierigen Part übernommen, da sie bisher nicht auf eigene Dokumente zurückgreift, sondern auf Dokumente aus dem Internet zugreift, die in unterschiedlicher Weise angeboten werden, z.B. Angebote/Bestellungen per E-Mail oder FTP (File Transfer Protocol) oder World-Wide-Web-Angebote (was immer viel langsamer geht, wenn es sich um Dokumente aus Nordamerika handelt!).

Bei der Beschaffung dieser Dokumente spielen folgende Faktoren eine Rolle:

1.) Wo ist der Server ? Die Zugriffszeiten in USA sind tagsüber langsam!
2.) Wie wird das Dokument angeboten?
Braucht man a) bei komprimierten Dateien "Entpacker"?
b) bestimmte "Viewer" (Software) zum Lesen von Formaten (pdf, teX, tiff usw.)
3.) Woher bekomme ich die Werkzeuge (Tools) zum Entpacken bzw. zum Lesen der Dokumente?
Berücksichtigt werden muß außerdem, daß im WebCAT z.Zt. nur die folgenden Formate bedient werden:
HTML = Hypertext Markup Language
PDF = Portable Document Format
PS = Postscript
TIFF = Tagged Image File Format
TeX.

Die entsprechende Software zum Lesen dieser Formate ist für die Projektpartner vom FTP-Server von PICA in Leiden abrufbar.
Wie schon erwähnt, bereitet die Beschaffung der Dokumente aus USA erhebliche Schwierigkeiten, wenn es sich um WWW-Dokumente handelt, da die Zugänge tagsüber überlaufen sind. Hier kann man nur morgens früh gut arbeiten.
Auf manchen Servern liegen die Dokumente nur vorübergehend und werden dann abgeräumt oder verschoben. Das kann zu unliebsamen Überraschungen führen, wenn man nicht sofort zugreifen kann.
Die Werkzeuge für das Entpacken und Lesen der Dokumente müssen installiert sein, damit die Dokumente weiter bearbeitet werden können.

Die ersten Tests laufen in der Dienststelle Mikroformen und Neue Medien, d.h. hier wurden anhand von Adressen und Nachrichten des Erwerbungsleiters Dokumente vor allem per E-Mail, aber auch via FTP beschafft. Über das World Wide Web haben wir bisher nur sehr wenig für WebDOC heruntergeladen.
Abonnements oder Ähnliches gibt es im Internet noch selten, jedenfalls läuft das bei den kostenlosen Angeboten nicht wie gewohnt. Bei einigen Zeitschriften wird man nach ca. 4-6 Monaten aufgefordert, die Subskription zu bestätigen bzw. erneut auszuführen, doch das ist nicht die Regel. Der Aufwand für die Beschaffung dieser Dokumente ist für die Bibliothek sehr groß und zeitaufwendig.

Die Archivierung der Dokumente ist eine schwierige Frage und für unsere Bibliothek auch noch nicht gelöst:

- Soll man alle Dokumente zur Archivierung auf alterungsbeständigem Papier ausdrucken?
- Sollen jährlich Magnetbänder oder -platten archiviert werden, die natürlich auch gepflegt, d.h. in Abständen erneut kopiert werden müssen?

Wir suchen noch nach der praktischen und dauerhaften Lösung!

Katalogisierung
Die niederländischen Partner und die deutschen Partner katalogisieren jeweils in ihrem eigenen Zentralsystem nach ihrem jeweiligen Regelwerk. Die Daten werden anschließend (aus Deutschland offline) in den WebCAT überführt .
Für die Katalogisierung von Online Resources, wie es bei PICA heißt, wurden spezielle Richtlinien erstellt. Die für beide Länder verbindliche Fassung ist die englische Version der "Guidelines for the cataloguing of electronic documents" vom August 1995. Ich habe daraus eine deutsche Version erstellt "Richtlinien für die Katalogisierung von elektronischen Dokumenten" (1. Vorläufige Fassung Januar 1996). Im März 1996 erschien eine neue niederländische Version der Richtlinie, deren Änderungen (vor allem die Verkürzung der Zugangsadresse auf die URL) inzwischen in das Update der deutschen Richtlinie vom Mai 1996 aufgenommen wurden.
Anhand dieser Richtlinien haben wir unsere ersten Versuche der Katalogisierung unternommen, zusammen mit den Kolleginnen aus Hannover und Oldenburg. Das Rechenzentrum Hamburg und auch die GH Kassel waren zu diesem Zeitpunkt noch mit der Klärung der technischen Fragen (Server, Personal usw.) beschäftigt.
Ein Einführungs-Workshop in das WebDOC-Projekt und die WebCAT-Katalogisierung fand im Februar 1996 in Hannover unter Leitung von Francien van Bohemen statt, die seit Dezember 1995 Projektleiterin ist. Viele Fragen konnten geklärt werden, aber viele werden sich noch in der Zukunft stellen. Bei der Kgl. Bibliothek in Den Haag - sie hat das Konzept für WebDOC mit entwickelt - wurde ein "Helpdesk" für Katalogisierungsfragen eingerichtet, der schon oft befragt wurde.
Für WebDOC ist die Katalogisierungssprache englisch, d.h. auch die Abstracts, die möglichst jedem Dokument beigegeben werden, sollten auf englisch vorliegen. Ist das nicht möglich, kann man auch auf deutsche zurückgreifen. Jedes Dokument sollte über ein Abstract verfügen, das dem Benutzer Auskunft darüber gibt, ob das Dokument für ihn relevant ist oder ob er darauf verzichten kann. Zumindest englische Stichworte sollten vorhanden sein.

Die PICA-Philosophie bedingt immer die (Bestell-)Katalogisierung im Zentralsystem. Daran werden auf lokaler Ebene die Daten für die Erwerbung und Aufstellung usw. angehängt. Das geschieht auch für WebDOC-Dokumente.
Wenn die Dokumente vorliegen, werden sie auf dem Server der SUB zwischengespeichert. Für die Titelaufnahme wird ein Ausdruck mit den relevanten Daten erstellt. Nach der Inventarisierung werden die Dokumente auf eine Export-Datei verschoben. Studentische Hilfskräfte setzen die Dokumente für den WWW-Server der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung Göttingen (GWDG, wird von der Universität und den Max-Planck-Instituten gemeinsam betrieben) um, auf den sie anschließend geladen werden. Die Katalogisate werden vorerst ca. wöchentlich offline an den WebCAT-Server in Leiden geschíckt.

Bei der Katalogisierung im GBV -Zentralsystem legen wir die RAK-NBM zugrunde. Diese Titel werden bisher nicht im Lokalsystem angezeigt. Sie werden offline für den zentralen WebCAT selektiert, der für die WebDOC-Partnerbibliotheken zugänglich ist. Es gibt daher für diese Dokumente noch keine ISBD-Anzeige für den OPAC. Folglich sind auch einige Festlegungen aus RAK-NBM hier nicht nachzuvollziehen, da der WebCAT anderen Bedingungen unterliegt.

RAK-NBM für Online-Dokumente zielt vor allem auf folgende Punkte:

RAK-NBM § 115: Informationsquellen
Bei Computerdateien im Fernzugriff werden herangezogen:
- der Eröffnungsbildschirm, sowie
- andere interne, zur Vorlage gehörende Informationsquellen.
Bei elektronischen Dokumenten im Internet erhält man als erstes den sogenannten "Eröffnungsbildschirm", der teilweise durchaus wie das Titelblatt einer Papierausgabe gestaltet wird, aber nicht immer. Deshalb muß man häufig auch auf die anderen internen Quellen zurückgreifen.

RAK-NBM § 131a : Allgemeine Materialbenennung
Dafür hat PICA in der Kategorie 0500 (Bibliographische Gattung und Status) den Code "O" für Online Resources eingeführt.

RAK-NBM § 161a : Systemvorraussetzungen
Die Systemvoraussetzungen sind für alle Verbünde neu. PICA hat dafür eine eigene Fußnote (4251) eingerichtet, die allerdings für WebCAT nicht ausgewertet wird, da alle Projektpartner die entsprechenden Systemvoraussetzungen für den Zugang zu den Dokumenten implementiert haben. Die Angabe zum Zugang (Internet oder WWW) wird bei diesem Projekt ebenfalls automatisch vorausgesetzt. Für die spätere ISBD-Darstellung im OPAC werden diese Hinweise am besten vom System generiert.

RAK-NBM §§ 697-699: Haupt- und Nebeneintragungen
Nach den NBM-Regeln erhalten Online-Dokumente die Haupteintragung unter dem Sachtitel (ausgenommen sind davon fortlaufende Sammelwerke), d.h. Verfasser werden zu beteiligten Personen. Für die Recherche im WebCAT spielt das keine Rolle, da alle Personen suchbar sind.

Mehrbändige Werke
Bei mehrbändigen Werken kollidieren die deutschen RAK-Regeln mit den US-MARC-Anwendungen der amerikanischen Bibliotheken, denn US-MARC kennt unsere hierarchische Struktur bisher nicht. Hier besteht Regelungsbedarf, nicht nur im Rahmen des WebDOC-Projektes (ab Herbst 1996 werden die RLG-Bibliotheken in den USA mitarbeiten!), sondern generell für den zukünftigen internationalen Datentausch. Das REUSE-Projekt wird dazu ca Ende 1996 Ergebnisse bringen, doch werden wir für WebDOC kaum auf die Umsetzung dieser Ergebnisse warten können.
Das bedeutet: im Rahmen dieses Projektes werden mehrbändige Werke mit Stücktiteln unter den Stücktiteln katalogisiert werden müssen...! Bisher haben wir solche Publikationen zurückgestellt, doch das ist keine Dauerlösung. Wir hoffen, daß spätestens zum Ende des Projektes 1997 die entsprechenden Gremien zu praktikablen Entscheidungen gekommen sind.

In Göttingen katalogisierten wir bisher kostenlose Dokumente aus dem Internet: Monographien, Zeitschriften und Zeitschriftenartikel. Zu jedem Typ folgt ein Beispiel.

Monographien
An Monographien haben wir erst wenige Titel erfaßt, da wir ja die Masse der Preprints mit den herkömmlichen Möglichkeiten nicht bewältigen können.

Beispiel Monographie

0500 Oau
1100 1995
3010 Kevin@Hughes
4000 From webspace to cyberspace / $ 3101
4020 Version 1.1 : July 1995
4030 Menlo Park, Cal. : Enterprise Integration Technologies
4031 Göttingen : Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek [Host]
4060 264 p. = 3,4 Mb, text
4083 pdf =A http://www.webdoc.sub.gwdg.de/edoc/aw/hughfrom.pdf
207 The state of the Internet is an indicator of how we choose to act and react and of the ways in which we inform, learn, and dominate aver others. Cyberspace is an interconnected [usw.].....
5301 !10640315X!06.00 Information und Dokumentation

Nach RAK-NBM erhalten elektronische Dokumente die "Haupteintragung" unter dem Sachtitel, d.h. der Verfasser wird zur beteiligten Person (Kategorie 3010). Für die Suche im WebCAT hat das keine Auswirkung.
Der Host, auf dem das Dokument gespeichert vorliegt, erhält einen eigenen Eintrag (Kategorie 4031). Der Umfang des Dokuments (Kategorie 4060) ist wichtig, denn das hat ggf. Auswirkungen auf die Kosten des Dokuments. PICA gibt hier außerdem an, ob es sich um Text, Image, Video, Audio, Multimedia oder Software handelt. Möglich ist auch die Angabe "Document", wenn keine genaue Zuordnung möglich ist. Die URL (Kategorie 4083) oder Internet-Adresse ist natürlich unumgänglich, denn sie fungiert wie die Signatur als Standortangabe für das Dokument. Wichtig ist das Abstract (Kategorie 4207), gerade bei kostenpflichtigen Dokumenten möchte man vorher wissen, ob die Ausgabe sich lohnt. Es folgen die Sacherschließungselemente (hier Basisklassifikation, Kategorie 5301), die auch recherchierbar sind.

Zeitschriften
Wir haben in den letzten Wochen auch einige Zeitschriften katalogisiert, und zwar handelt es sich um

1. Die Zeitschriften der European Mathematical Society, die gespiegelt auf unserem Server vorliegen.
2. Einige Newsletters zum Buch- und Bibliothekswesen, die wir per E-Mail abonniert haben.
3. Die Zeitschrift "Bibliothek Forschung und Praxis" des Saur Verlags, deren Artikel von uns auch einzeln katalogisiert werden.
Katalogisiert wird bei diesen Zeitschriften das Titelblatt. Der Zugang zu den einzelnen Heften erfolgt über den lokalen Web-Server. Unsere Zeitschriftenangebote sind derzeit kostenlos.

Beispiel Zeitschrift

0500 Obu
1100 1991 $ 1991-
1800 n
2010 1046-3410
3260 Pricing newsletter
4000 Newsletter on serials pricing issues
4025 No. 1 (May 1991) -
4030 Chapel Hill, N. C. : Univ. of North Carolina, Office of Information Technology
4031 Göttingen : Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek [Host]
4060 Text
4083 html =A http://www.webdoc.sub.gwdg.de/edoc/aw/nspi/contents.htm
4207 Acquisition, prices, serials
5301 !106402811!06.30 Bibliothekswesen
Kategorie 1800 = Erscheinungsfrequenz (hier: unregelmäßig)
Kategorie 2010 = ISSN
Kategorie 3260 = Weiterer Titel
Kategorie 4000 = Titelangaben
Kategorie 4025 = Erscheinungsverlauf

Zeitschriftenartikel
WebCAT weist auch Zeitschriftenartikel nach. Derzeit liegen die Zeitschriftenartikel des Kluwer-Verlags im WebCAT vor, die auf jeden Fall kostenpflichtig sind. Dabei gibt es aber gestufte Regelungen:
Bibliotheken, die Kluwer-Zeitschriften im Abonnement haben, können diese ihren Benutzern gegen eine Pauschale kostenlos anbieten. Alle übrigen Zeitschriften (ohne Abonnement) bleiben kostenpflichtig.
Die Katalogisierung der Artikel von "Bibliothek Forschung und Praxis" wird in Göttingen vorerst ein Sonderfall bleiben, solange eine SGML-Auszeichnung (SGML = Standard Gemeral Markup Language) der Artikel von den Zeitschriften nicht mitgeliefert wird. Eine maschinelle Umsetzung dieser Artikel aus dem SGML-Format ins PICA-Format ist generell möglich.

Beispiel Zeitschriftenartikel

0500 Osu
1100 1996
3010 Clemens@Deider
4000 Videokonferenzen im Bibliothekswesen / $3010
4031 Göttingen : Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek [Host]
4060 p. 95 - 99, text
4070 /v20/j1996/a1/p95-99/t5
4083 pdf =A http://www.webdoc.sub.gwdg.de/edoc/aw/bfp/1966_1/95-99.pdf
207 Videoconferencing in libraries
4241 In: Bibliothek Forschung und Praxis, ISSN 0341-4183
5301 !06402811!06.30 Bibliothekswesen

Bei Zeitschriftenartikeln wird immer die Gesamtseitenzahl des Dokuments angegeben (s. Kategorie 4070: /t5), wegen der ggf. anfallenden Kosten.
Kategorie 4070 = Differenzierende Angaben zur Quelle.
Kategorie 4241 = Verknüpfung zur größeren Einheit.

Preprints
Die unendliche Masse der Preprints, die hier natürlich vor allem im Bereich der Reinen Mathematik vorliegen, können nicht in herkömmlicher Form katalogisiert werden, dafür fehlen die personellen Ressourcen. Hierfür werden andere Wege gesucht werden müssen.

WebCAT7
Mit WebCAT haben wir einen internationalen "Katalog" oder besser einen Titeldatennachweis, der nicht auf RAK-Regeln aufgebaut ist. Die niederländischen Bibliotheken katalogisieren nach ihren Regeln, die Research Libraries Group-Bibliotheken nach AACR2, wir nach RAK-NBM.

Der WebCAT bietet folgende Suchschlüssel:

Alle Wörter (d.h. Titelstichwörter, Abstracts, Serientitel, Kongress, Körperschaften).
Titelstichwörter,
Personen,
Basisklassifikation

Wir katalogisieren im Göttinger Bibliotheksverbund nach RAK-NBM. Für den WebCAT werden die Normdatenverknüpfungen für Personen, Körperschaften, Serienhauptansetzungen bisher nicht mitgeliefert, da sie mit den niederländischen (oder amerikanischen) nicht übereinstimmen. Dazu gibt es einige Unterschiede in der Belegung der PICA-Kategorien, die per Programm umgesetzt werden.

Göttinger Beispiele im WebCAT:

Monographie
Anlage 1: From Webspace to cyberspace

Zeitschrift
Anlage 2: Newsletter on serials pricing issues

Zeitschriftenartikel
Anlage 3: Videokonferenzen in Bibliotheken

Ausblick
Zusammenfassend möchte ich Probleme, Wünsche und Folgerungen nennen, die sich aus unserer bisherigen Arbeit im Projekt ergeben haben. Als ein großes Problem bei der Einbeziehung von Internet-Dokumenten in den Bestand der Bibliothek erweist sich der Zeitaufwand, besonders bei der Auswahl und Beschaffung, aber auch bei der Katalogisierung. Manche Abstracts sind sehr lang (Schreibfehler!), wenn sie fehlen, müssen sie erstellt werden oder zumindest Stichwörter zum Inhalt (in Englisch) angegeben werden. Ein weiteres großes Problem ist die Frage der Sicherung bzw. dauerhafte Archivierung der Dokumente.
Natürlich kamen auch sofort Wünsche auf, um die Arbeit zu erleichtern. Einige davon lassen sich möglicherweise schon bald erfüllen oder sind bis Ende des Projektes realisiert:

- die automatische Überprüfung und Korrektur der URLs bei Änderungen
- Dokumente im SGML-Format (oder einem ähnlichen Format), was die maschinelle Umsetzung dieser Dokumente ins PICA-Format erlauben würde.
Es ist klar, daß die personellen Ressourcen der Bibliothek für diese zusätzliche Leistung nicht ausreichen, solche Angebote aber von den Kunden erwartet werden. Es wird also zu Verlagerungen kommen bzw. auch zu einer Umstrukturierung der Dienstleistungsangebote. Je nach Bibliotheks- und Universitätsprofil wird sich das stärker oder schwächer bemerkbar machen. Die SUB Göttingen kommt allerdings an solchen Angeboten auf keinen Fall vorbei.
Hier heißt es, sehr sorgfältig den Aufwand und den Nutzen abzuschätzen, der bei der Katalogisierung und der lokalen Bereitstellung oder bei der Nutzung von Clearinghouse-Angeboten oder durch Links für die Bibliothek und ihre Kunden entstehen.
Die Auswahl muß auf jeden Fall unter Berücksichtigung von
- Relevanz
- Nutzen
- Kostenfaktoren
getroffen werden.

Qualitätssicherung , d.h. Auswahl, Ordnung, Angebot, sind immer noch die klassischen Aufgaben der Bibliothek. Von diesen Qualitätsmerkmalen wird sich keine Bibliothek trennen, also wird sie versuchen, sie auch für ihr Angebot aus dem Internet umzusetzen. Das WebDOC-Projekt wird uns dafür eine große Hilfe sein.

Monika Cremer, SUB Göttingen


1 Erweiterte Fassung eines Vortrags, gehalten auf dem 86. Deutschen Bibliothekartag in Erlangen , im Rahmen der Veranstaltung "Internet in der Praxis: Vom Konsumenten zum Anbieter", 30.5.1996


2 Nierman, Judith: Major milestone : Copyright Office receives first digital deposit. In: Library of Congress Information Bulletin 55 (1996) n. 4, S. 73-74


3 86. Deutscher Bibliothekartag in Erlangen, Themenkreis III: Planungen und neue Entwicklungen im Verbundbereich: Göttinger Verbundprojekt WebDOC (erscheint im ZfBB-Sonderheft)


4 86. Deutscher Bibliothekartag in Erlangen, Themenkreis XIV: Formal- und Sacherschließung; Annäherung von RAK und AACR2 (erscheint im ZfBB-Sonderheft)


5 Stuart Weibel et al.: OCLC/NCSA Metadata Workshop Report. Internet-Adresse: http://www.oclc.org:5...blin_core_report.html


6 Regeln für die alphabetische Katalogisierung von Nichtbuchmaterialien (RAK-NBM). RAK-Mitteilung Nr. 16
(Vorabinformation). Internet-Adresse: http://www.dbi-berlin.de/dbi_koo/kommiss/kfe_rak_01.htm


7 Sie können die WebCAT-Demodatenbank natürlich auch von Ihrer Heimatbibliothek anwählen: http://www.pica.nl - Webservices - WebDOC