Aus Abenteuer wird Routine - 3 Jahre Dokumentlieferung in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Marianne Hesse-Dornscheidt, Düsseldorf
Was im Februar 1995 mit der landesweiten Einführung von JASON-NRW begann, gehört heute in der ULB Düsseldorf (fast) schon zum bibliothekarischen Alltag.
Seit 1996 ist die Bibliothek ebenfalls ein gefragter Lieferant für DBI-Link-Kunden und bietet als besondere Dienstleistung in ihrem "Service-Center" die Bearbeitung von Bestellwünschen, die weder über die Fernleihe noch mit JASON erledigt werden können, mit Hilfe weiterer Dokument-Lieferdienste wie SSG-S, UnCover, subito etc. an.
Zwar wird noch immer der überwiegende Teil der in Düsseldorf nicht vorhandenen Literatur über den konventionellen Leihverkehr bestellt, daneben werden aber immerhin in ca. 10 % der Fälle Bestellungen bei den neuen Dokument-Lieferdiensten aufgegeben, und jede vierte an die ULB Düsseldorf gerichtete Bestellung ging 1997 auf elektronischem Wege ein.
Hinsichtlich der Nutzergruppen von JASON bzw. DBI-Link bestehen erhebliche Unterschiede: während es sich bei JASON-Bestellern in erster Linie um nordrheinwestfälische Universitätsangehörige handelt, liest sich die Liste der DBI-Link-Kunden wie Hoppenstedts Handbuch der Großunternehmen - angesichts der unterschiedlichen Gebührenstrukturen sicherlich kein Zufall.
Der Vortrag berichtet über praktische Erfahrungen und Probleme, die sich im Umgang mit Dokument-Liefersystemen aus der Sicht der Bibliothek sowie des Benutzers ergeben und untersucht die besondere Rolle der Bibliothek als Vermittlerin zwischen Lieferdienst und Benutzer durch umfassende Information, Schulungsmaßnahmen und praktische Hilfestellung bei der Auswahl des geeigneten Liefersystems bzw. der Bestellaufgabe.
Dokumentlieferdienste an der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt
Dr. Gerald Lutze, Halle/Saale
Die Bibliothek der Martin-Luther-Universität arbeitet seit 1992 im Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV). Der Verbund, betrieben vom Bibliotheksrechenzentrum in Göttingen, ist somit zu einer Bibliothekslandschaft geworden, in der 170 Bibliotheken ihre Bestände in eine gemeinsame Datenbank einbringen und ihre EDV- Entwicklung in einem abgestimmten Konzept vorantreiben. Er ist dabei führend unter den Verbünden in Deutschland.
EDV in Bibliotheken ist kein Selbstzweck. Was also springt für die Benutzer in Halle dabei heraus, daß ihre Bibliothek in einem Verbund arbeitet?
Ziele aller derartiger EDV-Projekte sind:
Diese Ziele sind um so wichtiger, als die Preise der von einzelnen Bibliotheken laufend bezogenen Zeitschriften - insbesondere in Verbindung mit für uns unvorteilhaften Dollar- und Pfund-Kursen - in den letzten Jahren in erschreckendem Ausmaß gestiegen sind. Diese Entwicklung geht im übrigen einher mit real sinkenden Etats, vorerst noch in den Bibliotheken der alten Bundesländer.
Die Etat-Kürzungen führen im übrigen dazu, daß in dezentral organisierten universitären Bibliothekssystemen - wie in Halle - Zeitschriftendubletten immer weiter abgebaut werden müssen.
Die technische Infrastruktur an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg läßt die Nutzung solcher Lieferdienste zu.
Es werden neben der technischen Darstellung für den Lokalen Lieferdienst HARIEL, die auch für die Lieferdienste GBV-Direkt und subito genutzt wird, Informationen über Abrechnungsmodalitäten und Nutzerakzeptanz zur Diskussion gestellt.
Was werden solche Liefersysteme zukünftig leisten können?
Die hier dargestellten Dokumentlieferverfahren beruhen zunächst auf dem Digitalisieren von Dokumenten, die nicht auf Computern langzeitgespeichert werden. Zukünftig ist man national und international auf dem Weg, große Bestände an Literatur als Images zu digitalisieren oder in geeigneter maschinenlesbarer Form auf Dokumentservern abzulegen. Projekte in der Retro-Digitalisierung, WEBDOC oder Dissertationen online sind Beispiele hierfür.
DOD (Document Order and Delivery) - Konkurrenz oder Ergänzung: Bericht aus der UB Regensburg zum Einsatz von DBV-OSI
Dr. Albert Schröder, Regensburg
Für die Teilnahme am Dokumentlieferdienst subito wurde an der Universitätsbibliothek Regensburg bundesweit die erste DOD-Station (Document Order and Delivery) eingerichtet. Mit der Installation weiterer DOD-Stationen an anderen Bibliotheken und dem offiziellen Start von subito am 17. November 1997 hat sich der Dokumentlieferdienst subito stark ausgeweitet. In den ersten beiden Monaten 1998 verdoppelte sich an der Universitätsbibliothek Regensburg jeweils das Bestellaufkommen im Vergleich zum Vormonat. Im Februar 1998 waren es 20 Bestellungen pro Arbeitstag. Mit diesen Daten lassen sich bereits einige Aussagen zur Entwicklung von subito machen. Im Vergleich zum Lieferdienst DBI-Link, der von der Universitätsbibliothek Regensburg ebenfalls angeboten wird und vor allem von kommerziellen Kunden genutzt wird, wird subito vorrangig von Hochschulen und staatlichen Forschungseinrichtungen genutzt. Obwohl in subito die elektronische Lieferung (e- mail, File Transfer) am preisgünstigsten ist (Grundpreis 5 DM zu 8 DM für Postlieferung) wird mehr als die Hälfte auf dem Postweg erledigt. Auch aus den Rückfragen der Kunden zeigt sich, daß der Umgang mit der elektronischen Lieferung zum Teil Schwierigkeiten bereitet. Die Kundenbetreuung ist für die Lieferbibliotheken mit einigem Arbeitsaufwand verbunden.
Technisch gesehen besteht eine DOD-Station aus einer Unix-Workstation, auf der die Auftragsverwaltung abgewickelt wird, und einer Scan-Station. Das Konzept der DOD-Station sieht vor, jedes Dokument unabhängig vom Lieferweg zuerst zu scannen. Durch den hohen Preis der Scan-Station werden an der Universitätsbibliothek die Bände aus den dezentralen Teilbibliotheken zur zentral aufgestellten Scan-Station transportiert.
Bereits jetzt läßt sich absehen, daß der Dokumentlieferdienst subito von den Kunden gut angenommen wird und mit weiteren Steigerungen im Bestellaufkommen zu rechnen ist.
Kommerzielle Dokumentlieferdienst-Nutzung in der UB der Wirtschaftsuniversität Wien
Michael Bracsevits, Wien
Als wir vor ca. drei Jahren an der Bibliothek der WU mit der Nutzung kommerzieller Dokumentlieferdienste begannen, war noch nicht absehbar, welch rasante Entwicklung dieser Bereich nehmen würde.
Anfangs eher als Zugeständnis für Benutzer mit exotischen Bestellwünschen gedacht, tritt Document Delivery mehr und mehr in Konkurrenz zur traditionellen Fernleihe und hat sie in manchen Bereichen mittlerweile praktisch komplett ersetzt. Es zeigt sich aber auch, daß Bewährtes und Neues nicht im Widerspruch zueinander stehen muß, eher im positiven Wettbewerb, zum Vorteil des Kunden der Bibliothek.
Gerade auch die Fernleihe kann und sollte die Möglichkeiten und Vorteile moderner Informationsbeschaffung nutzen, vom Ergänzen unklarer Literaturzitate bis zur Beschaffung auf herkömmliche Art nach einer elektronischen Recherche, sind der Anwendung keine Grenzen gesetzt.
An der WU haben wir ca. 30 verschiedene Dokumentlieferdienste in der Praxis getestet, dazu kommen Online- und e-mail-Bestellungen bei hunderten Bibliotheken weltweit. Unsere Erfahrungen sind ebenso unterschiedlich wie die Anbieter. Eines ist aber kein Diskussionsthema mehr: Die Informations- und Dokumentenbeschaffung auf elektronischer Basis und durch kommerzielle (aber auch öffentliche) Anbieter ist längst Alltag in der Bibliothek geworden.