Öffentlichkeitsarbeit bleibt! Besonders, wenn alles sich ändert
Marion Schmidt, Berlin
Öffentlichkeitsarbeit ist für wissenschaftliche Bibliotheken immer noch eine etwas unklare Aufgabe. Früher, als sie vor allem für das Bewahrende und Bleibende einstanden, meinten Bibliotheken, sich auf die öffentliche Billigung ihres Selbstverständnisses verlassen und Imagepflege und Öffentlichkeitsarbeit eher beiläufig wahrnehmen zu können. Änderungen jedoch müssen systematisch kommuniziert werden, damit sie verstanden und gestaltet werden können. Bibliotheken, die heute ihr Selbstverständnis neu definieren, müssen es auch öffentlich formulieren, damit ihr Änderungswille ebenso wie die Grenzen ihrer Wandelbarkeit ins öffentliche Bewußtsein dringen. Nur so können sie ihre Präsenz dauerhaft behaupten.
Der Vortrag beschreibt das kommunikative Netz, das eine Bibliothek zur eigenen Sicherheit knüpfen sollte. Diese konzeptionellen Vorschläge orientieren sich an den Maßgaben der neueren Public-Relations-Forschung, beziehen sich aber auch auf ganz praktische Erfahrungen: Im Wintersemester 1997/98 führte ein sogenanntes Praxisseminar Studierende des Studiengangs Öffentlichkeitsarbeit der Freien Universität Berlin in einige wissenschaftliche und Öffentliche Bibliotheken, wo sie ihre theoretischen Kenntnisse unter den Bedingungen des öffentlichen Dienstes umzusetzen versuchten. Der Vortrag berichtet auch über die Erfahrungen und Ergebnisse dieser ungewöhnlichen Kooperation und schlägt damit den Bogen zwischen Theorie und Praxis bibliothekarischer Öffentlichkeitsarbeit.
Öffentlichkeitsarbeit plant und steuert die Kommunikation innerhalb der Bibliothek und zwischen der Bibliothek und ihrer Umwelt. Diese existenziell wichtige Organisationsfunktion kann aber nur dann effektiv geleistet werden, wenn die Kommunikationsbereitschaft einer Organisation als Unternehmensziel definiert und akzeptiert ist, wenn also schon vorher über Öffentlichkeitsarbeit gesprochen wurde.
Öffentlichkeitsarbeit nach außen und nach innen am Beispiel der
Universitätsbibliothek Würzburg
Martina Leibold, Würzburg
Öffentlichkeitsarbeit nach außen
Seit vielen Jahren ist die Universitätsbibliothek Würzburg bemüht, den Benutzern bestmöglichen Informationsservice zu bieten. "Der Kunde ist König!"
An konkreten Beispielen wird erläutert, wie die Öffentlichkeitsarbeit des Hauses nach außen getragen wird:
Öffentlichkeitsarbeit nach innen
Neben der Öffentlichkeitsarbeit nach außen tritt die Orientierung nach innen mit dem Ziel, die Mitarbeiter/Kollegen gut zu informieren, ein hohes "Wir-Gefühl" zu vermitteln und die Motivation aufgrund besserer Kenntnis zu steigern. Es soll aufgezeigt werden, welche Möglichkeiten genutzt werden, um innerhalb des Hauses "öffentlich" zu sein; hier auch mit Hinweis auf Schwierigkeiten im zweigleisigen Bibliothekssystem mit vielen dezentralen Standorten, die Informationen, Neuerungen und Veränderungen schnell und informativ weiterzugeben.
Wissenschaftliche Bibliotheken - die Stiefkinder der Öffentlichkeitsarbeit im
Dienstleistungsbereich
Rita Riedl, Tübingen
Inhalt:
Aufgezeigt werden die Entwicklungen und Tendenzen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit während der letzten 25 Jahre an den großen wissenschaftlichen Bibliotheken (ab 1 Million Einheiten) in Deutschland. Mit einbezogen werden öffentliche Bibliotheken gleicher Größenordnung.
Das Ziel ist eine Standortbestimmung der Öffentlichkeitsarbeit 1997/98 an wissenschaftlichen Bibliotheken allgemein und innerhalb des Systems der nicht kommerziellen Dienstleister.
Ein Ausblick unter dem Gesichtspunkt zu erwartender Aufgaben und Anforderungen der nächsten Jahre soll Tendenzen aufzeigen und Hinweise für Neuorientierungsmöglichkeiten für wissenschaftliche Bibliotheken geben.
Fundraising in Bibliotheken
Prof. Dr. Dagmar Jank, Potsdam
Fundraising, das hier nach der us-amerikanischen Definition als ein systematisch und kontinuierlich betriebenes Einwerben von Geld, Sachmitteln oder sonstiger Unterstützung aus diversen Quellen (Privatpersonen, Unternehmen, öffentliche und private Institutionen) verstanden wird, ist eine wichtige Marketingstrategie. Auch in deutschen Bibliotheken setzt sich diese Einsicht durch. Es geht allerdings bei allen Fundraising-Aktivitäten nicht nur darum, zusätzliche Mittel zu beschaffen. Mindestens genauso wichtig ist der Aspekt des "Friendraising", also der Aufbau und die Pflege einer langfristigen Beziehung zu Freunden und Förderern der Bibliothek. Damit ist Fundraising auch ein Teilaspekt bibliothekarischer Öffentlichkeitsarbeit. Nur professionell betriebenes Fundraising kann allerdings zum Erfolg führen.
In dem Vortrag werden zwei Aspekte des Themas behandelt. Zum einen soll die anglo-amerikanische Literatur zum Thema "Fundraising in Bibliotheken" einer kritischen Analyse unterzogen werden. Was ist aus den zahlreichen "How-to-do-it-manuals", die vor allem in den USA entstanden sind, auf die Bundesrepublik Deutschland übertragbar? Können Bibliotheken und Archive kooperatives Fundraising betreiben, wie es eine Studie aus Großbritannien nahelegt?
Die Ausbildungseinrichtungen müssen auf die neuen Herausforderungen der Praxis reagieren. Wie kann das Thema "Fundraising" in der Ausbildung der Bibliothekarinnen und Bibliothekare vermittelt werden? Das Konzept der Lehrveranstaltung "Fundraising für Bibliotheken und Archive", die im Sommersemester 1998 am Fachbereich Archiv-Bibliothek-Dokumentation der Fachhochschule Potsdam angeboten wird, soll vorgestellt und diskutiert werden.