88. Bibliothekartag - Kurzreferate

Themenkreis XIV: Die Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke

Freitag, 5.6.98, 9.00 - 10.45, DDB


Bibliothek und Antiquariatsmarkt.
Olaf Hamann, Berlin

Auf dem Bibliothekartag 1982 bezeichnete der damalige Direktor der Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz Berlin, Dr. Richard Landwehrmeyer, "das Ausmaß, in dem Antiquariats-Kataloge von deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken ... nicht ausgewertet werden (können)..." als "... verborgenen nationalen Skandal." (ZfBB 29 (1982) S. 265)

Seitdem hat sich einiges getan. Wichtige überregionale Projekte zur Erfassung, weiteren Sammlung und inhaltlichen Erschließung historischer Buchbestände sind in deutschen Bibliotheken auf den Weg gebracht worden, wie z.B. das Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, das VD 17 oder die Sammlung Deutscher Drucke. Im Jahre 1996 verabschiedeten die Arbeitsgemeinschaft Antiquariat im Börsenverein und die Kommission für Erwerbung und Bestandsentwicklung des Deutschen Bibliotheksinstituts Empfehlungen zum Geschäftsverkehr zwischen wissenschaftlichen Bibliotheken und dem Antiquariatsbuchhandel.

Hat diese Entwicklung aber tatsächlich dazu geführt, daß heute in wissenschaftlichen Bibliotheken der Bundesrepublik Antiquariatsangebote in größerem Umfang ausgewertet und alte Drucke erworben werden? Der Referent geht dieser Frage anhand der Auswertung entsprechender Angebote durch die SDD-Bibliotheken nach. Gegenstand der Untersuchung sind u.a. die finanziellen Rahmenbedingungen der Bibliotheken für den Kauf alter Drucke, die Auswirkungen der o.g. Empfehlungen zum Geschäftsverkehr, die Beteiligung von Bibliotheken an Antiquariatsmessen und Auktionen. In der jüngsten Zeit mehren sich die Angebote von alten Büchern im Internet. Ist dies der Markt der Zukunft für alte Bücher? Können Bibliotheken damit etwas anfangen?


Die "Sammlung Deutscher Drucke" aus der Sicht des wissenschaftlichen Benutzers. Ein Praxistest an sperrigem bibliographischem Material
PD Dr. Reinhart Siegert, Freiburg i.Br.

Das von Holger Böning und mir erarbeitete bio-bibliographische Handbuch "Volksaufklärung" hat es mit bibliographisch besonders schwierigem Material zu tun: mit vielem ephemerem Schrifttum, mit Kleinschriften regionaler Bedeutung und oft obskurer Provenienz, mit Nachdrucken, Bearbeitungen, Massenauflagen, mit süddeutschen, österreichischen und schweizerischen Produkten fern der Leipziger Buchhandelssphäre. Das alles quer über viele Fachgebiete (v.a. Ökonomie, Medizin, Theologie; aber auch Belletristik, Recht, Geschichte, Politik u.a.m.) hinweg und durch das Augenmerk auf populäre Schriften immer an deren Rand, zumindest was die herkömmlichen Bibliothekssammelgebiete angeht. Der Schlußabgleich dieses Titelthesaurus mit der "Sammlung Deutscher Drucke" stellt somit einen Härtetest für deren Leistungsfähigkeit dar im Bestreben, die Lücken der gewachsenen Bibliotheksbestände gezielt auszufüllen. Diese Leistungsfähigkeit soll auch im Zahlenvergleich mit den Beständen einiger ausgewählter alter Bibliotheken konkretisiert werden.


Wege zum deutschen Buch: Informationsangebote, Dokumentlieferung und Digitalisierung
Gerd-J. Bötte, Göttingen

Durch kontinuierliche Ergänzungskäufe verdichten die in der Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke zusammengeschlossenen Bibliotheken Schritt für Schritt die Bestände in ihren jeweiligen Zeitsegmenten. Mit höchster Priorität werden von den fünf retrospektiv ausgerichteten Bibliotheken dabei solche Werke beschafft, die bislang an keiner öffentlichen Bibliothek nachgewiesen sind. Dadurch werden die Lücken in der Überlieferung des deutschen Schrifttums Zug um Zug geschlossen und wichtige Quellenmaterialien für die Forschung geborgen.

Im Rahmen des Vortrags soll dargelegt werden, welche Wege die SDD-Bibliotheken eingeschlagen haben bzw. künftig beschreiten wollen, um das von ihnen gesammelte Quellenmaterial den Benutzern zugänglich zu machen. Der thematische Bogen ist naturgemäß weit gespannt: Er reicht von konventionellen oder elektronischen Neuerwerbungslisten über die Bereitstellung alter Drucke im Leihverkehr und die Lieferung von Sekundärformen bis hin zur Digitalisierung besonders wichtiger Werke oder Bestandsgruppen im Rahmen der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten "Verteilten Digitalen Forschungsbibliothek".


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