88. Bibliothekartag - Kurzreferate

Themenkreis XVI: Zur Neukonzeption der überregionalen Literaturversorgung

Freitag, 5.6.98, 9.00 - 13.00, HS V


DFG-Empfehlungen zur Weiterentwicklung der überregionalen Literaturversorgung
Dr. Andreas Degkwitz, Bonn

Das vom Bibliotheksausschuß der Deutschen Forschungsgemeinschaft vorgelegte Memorandum zur Weiterentwicklung der überregionalen Literaturversorgung nimmt Bezug auf Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen und des Informations- und Publikationswesens.

Die zentrale politische Veränderung, der es zu entsprechen gilt, ist die Vereinigung beider deutscher Staaten, aus der sich auch für den Wissenschafts- und Bibliotheksbereich neue Bedarfsanforderungen und eine entsprechende Ressourcenverteilung ergeben. Das bisher auf die Bibliotheken der alten Länder gestützte System der überregionalen Literaturversorgung muß auf wissenschaftliche Bibliotheken der neuen Länder ausgedehnt und als Gemeinschaftsaufgabe alter und neuer Länder weiterentwickelt werden.

Die Einbeziehung wissenschaftlicher Bibliotheken der neuen Bundesländer in das überregionale System steht dabei in engem Zusammenhang mit wissenschaftspolitischen Empfehlungen zur Integration und Weiterentwicklung der Forschungs- und Hochschulstrukturen in der Bundesrepublik Deutschland.

Weitere wichtige Veränderungen resultieren aus dem schnellen Wandel der Informationstechnik, die neue Kommunikations- und Publikationsformen mit sich bringt und unmittelbare Auswirkungen auf die Literatur- und Informationsversorgung hat. Für das System der überregionalen Literaturversorgung ergeben sich daraus neue Anforderungen und Dienstleistungen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Einbeziehung elektronischer Publikationen in den überregionalen Sammelauftrag an Sondersammelgebiets- und Zentralen Fachbibliotheken sowie die Erweiterung der Sammelschwerpunktaufgaben durch neue Serviceangebote.


Damit bleibt, was sich ändert: Zur Weiterentwicklung der "Verteilten Digitalen Forschungsbibliothek"
Dr. Ewald Brahms, Bonn

Mit dem neuen Förderbereich "Verteilte Digitale Forschungsbibliothek" hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft auf die grundlegenden Veränderungen in der wissenschaftlichen Kommunikation und Publikation reagiert und innerhalb der Bibliotheksförderung einen weiteren Schwerpunkt geschaffen. Damit unterstützt sie wissenschaftliche Bibliotheken in einem Bereich dynamischer und folgenreicher Strukturveränderungen.

Die Resonanz auf die beiden neu eingerichteten Förderprogramme "Elektronische Publikationen im Literatur- und Informationsangebot wissenschaftlicher Bibliotheken" sowie "Retrospektive Digitalisierung von Bibliotheksbeständen" ist auch weiterhin groß. Erfreulich und für die künftige Position von Bibliotheken innerhalb der Hochschulen förderlich ist, daß sich hier sowohl Bibliothekare als auch Wissenschaftler in vielfach enger Kooperation stark engagieren. Inzwischen zeichnen sich erste Schwerpunktbildungen ab, die für die Verteilte Digitale Forschungsbibliothek profilbildend wirken. Für die Zukunft läßt sich die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Bibliothekaren weiter ausbauen und intensivieren.

Das rasante Wachstum online und offline verfügbarer Informationen macht die Selektion und Bewertung wichtiger und hochwertiger Informationen zunehmend komplizierter. Die Informationsversorgung durch eine Bibliothek wird komplexer und erfordert in stärkerem Maße als bisher kooperative Bereitstellungsverfahren. Lösungsansätze bieten hier "Virtuelle Fachbibliotheken", die unter Federführung der Schwerpunktbibliotheken für die wissenschaftlichen Benutzer eine gebündelte Informationsversorgung ("one stop shopping") möglichst ohne Medienbruch realisieren. Damit werden Nutzer zukünftig in der Lage sein, sich an eine fachliche Organisationseinheit wenden zu können, in der die Nachweisfunktion, die Zuordnung und die Vermittlung fachlicher Informationen in gedruckter oder elektronischer Form organisatorisch vorbereitet und in der Durchführung kooperativ sichergestellt wird.


Erste Erfahrungen mit subito
Dr. Traute Braun-Gorgon, Berlin

Am 17. November 1997 haben der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, Herr Dr. Jürgen Rüttgers, und der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Herr Prof. Rolf Wernstedt, den Start des kooperativen Dokumentlieferdienstes der deutschen Bibliotheken subito in der Presse bekanntgegeben.

Der Bundesbildungsminister faßt die Leistung von subito wie folgt zusammen: subito "ist der größte Innovationsschub, den die überregionale Dienstleistung der deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken bisher erhalten hat. Ein entscheidender Schritt wird damit auf dem Weg zur digitalen Bibliothek geleistet. Für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft wird es immer wichtiger, Informationen schnell, zielgenau und umfassend zu gewinnen. Wissen ist der Rohstoff für Innovationen und die Basis für unsere technologische Leistungsfähigkeit und Beschäftigung in Deutschland".

Seit dem Startschuß sind acht Monate vergangen und wir können auf erste Erfahrungen zurückgreifen. So werden die Erfahrungen der Zugangssysteme, der Lieferbibliotheken und der Benutzer angesprochen, aber insbesondere die Probleme der Partner, die sich entweder aus organisatorischer Sicht beim Dienstleistungsangebot ergaben bzw. bei Inanspruchnahme des Dienstes aufgetreten sind. Informationen zur Benutzerakzeptanz werden sich aus den ersten statistischen Daten ablesen lassen.

Über den Erfahrungsbericht hinaus werden die weiteren Planungen für subito dargestellt, denn subito.1 ist der erste Schritt; folgen müssen für eine umfassende Literaturversorgung die Dienste subito.2 und subito.3.


Abrechnungsverfahren für Dokumentlieferung
Dr. Ludger Hüning, Tübingen

Nach einer einführenden Definition der Begriffe "Dokumentlieferung" und "Abrechnungsverfahren" behandelt der Vortrag schwerpunktmäßig die Themen Kreditkarten, Bankeinzug und Rechnungsstellung. Auf weitere bereits existierende Inkasso-Verfahren wird ebenfalls eingegangen. Die Umstände der Einführung von Kreditkarten an der Universitätsbibliothek Tübingen werden kurz erläutert, um danach die Vorteile von Kreditkarten in der Dokumentlieferung - sowohl für die Kunden als auch für die Bibliotheken -, ihre Kosten und die verschiedenen Transaktionsverfahren darzustellen. Nach einem Vergleich mit dem Bankeinzug im Lastschriftverfahren werden zentrale Fragen der Rechnungsstellung erörtert. Dabei wird die Bedeutung der Zusammenarbeit mit der Verwaltung hervorgehoben. Wenn möglich, wird auch das Rechnungsmodul in subito berücksichtigt. Nach einem Ausblick auf in Zukunft wünschenswerte bzw. mögliche Abrechnungsverfahren, schließt der Vortrag mit einem konkreten Erfahrungsbericht, einer Interpretation der Ergebnisse und einem transfer-orientierten Fazit.


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