Konferenz für Regelwerksfragen: Ziele, Aufgaben, Ergebnisse
Heinz-Werner Hoffmann, Köln
Neue Medien und neue Techniken erfordern veränderte bzw. neue Regeln für die formale und inhaltliche Erschließung. Die Einbindung von Bibliotheken in Verbundsysteme, die Nutzung von Normdateien, die Übernahme von Fremdleistungen und die Vernetzung der lokalen, regionalen und überregionalen Erschließungssysteme setzen eine einheitliche Regelwerksanwendung voraus. Im Laufe des Jahres 1996 hat der Fachbeirat des Deutschen Bibliotheksinstituts intensiv über eine Verbesserung der Organisation der Regelwerksarbeit diskutiert und schließlich einstimmig eine Empfehlung verabschiedet, der das Kuratorium des DBI mit einem Beschluß im Dezember 1996 gefolgt ist. Entsprechend diesem Beschluß, der in verschiedenen bibliothekarischen Fachzeitschriften veröffentlicht worden ist, sind zu Beginn des Jahres 1997 beim DBI eine "Konferenz für Regelwerksfragen" und eine "Arbeitsstelle für Regelwerksfragen" eingerichtet worden.
Fachbeirat und Kuratorium des Deutschen Bibliotheksinstituts haben der Konferenz für Regelwerksfragen folgende Vorgabe gemacht: "Betriebliche und finanzielle Aspekte der Umsetzung in den Bibliotheken und Verbundsystemen der Bundesrepublik Deutschland müssen bei der Erstellung und Modifikation von Katalogisierungsregeln Berücksichtigung finden, ebenso Aspekte der Benutzerfreundlichkeit sowie der Kompatibilität zu anderen nationalen Standards und zu internationalen Regeln. Diese Aspekte sind zusammen mit den Regelwerks-Entwürfen zu veröffentlichen, damit vor einer Beschlußfassung Vor- und Nachteile, Kosten und Nutzen ausreichend diskutiert werden können."
Die Zusammensetzung der Konferenz wurde so gewählt, daß die wichtigsten Datenproduzenten, Datenbankbetreiber und die Sektionen des Deutschen Bibliotheksverbandes in ihr vertreten sind. Die Konferenz hat auf ihren ersten Sitzungen Leitlinien für die künftige Regelwerksarbeit formuliert. Sie sollen rechtzeitig vor dem Bibliothekartag in der bibliothekarischen Fachpresse veröffentlicht werden, so daß nach dem Vortrag auf dem Bibliothekartag Gelegenheit zur Diskussion besteht.
Reform der Regeln im Hinblick auf Migration und Globalisierung: Ergebnisse der Arbeitsgruppe Formalerschließung
Monika Münnich, Heidelberg
Die Arbeitsgruppe Formalerschließung (AGFE) und die ihr übergeordnete Entscheidungskommission, die Konferenz für Regelwerksfragen (KRF), stehen vor einer schwierigen Aufgabe:
Und: die wesentlichen Veränderungen sollen möglichst noch vor der Migration der Kooperationspartner (BVB, DBI, HBZ und SWB) erreicht werden, damit eine Umsetzung der Veränderungen schon beim Neuladen erfolgen kann. Natürlich darf keine Abkoppelung der PICA-Verbünde erfolgen, schon gar nicht vom Datenlieferanten DDB. Des weiteren müssen die Änderungen auch im MAB-Format rechtzeitig nachvollzogen werden.
Zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Abstracts hat die AGFE (auf der Basis von Vorschlägen der KRF-Untergruppe "Codes", die mit Formal- und Sacherschließern besetzt ist) über Codierungen von verschiedenen Titelarten beraten, um die Recherche effektiver zu machen und die Erfassung zu erleichtern.
Die Neuerungen könnten bei der Migrierung automatisch umgesetzt werden. Es steht auch zu erwarten, daß Sacherschließungsdaten für die Codierung von Kongressen abhaltender Körperschaften genutzt werden können.
Weitere entscheidende Schritte sind in Vorbereitung:
Der wichtigste Globalisierungsaspekt ist jedoch die Mitarbeit an internationalen Normdateien, nur diese öffnet das Tor zur automatischen Austauschbarkeit von Daten aus dem AACR-Bereich.
Es muß abschließend betont werden, daß es sich hier um Vorschläge der AGFE handelt, die - wie oben erwähnt - erst von der KRF verabschiedet werden müssen, bevor sie Regelcharakter haben.
Das Metadaten-Projekt deutscher Bibliotheken (META-LIB)
Dieter Höchsmann, Berlin
Die enorm anwachsende Menge von Informationsressourcen in elektronischen Netzen wie dem WWW und die teilweise recht unbefriedigenden Ergebnisse des Auffindens mit den bisher eingesetzten Suchmaschinen macht die Frage nach effizienten Erschließungsmethoden und darauf basierenden Verfahren der Informationsvermittlung zu einem vorrangigen Thema. Strukturierte Grundinformationen z. B. über ein Dokument zum Zweck der eindeutigen Identifizierung, Auffindbarkeit und Bereitstellung - also Daten über Daten (= Metadaten) - sind für Bibliotheken nichts Unbekanntes. Und auch nicht die Diskussion über die Struktur von "Metadaten" und den Standardisierungsgrad der einzelnen Elemente: ein ausdauernder Meinungsstreit zu Aufbau, Inhalt und Anwendung bibliothekarischer Regelwerke.
Die Diskussion zur Erschließung muß jetzt vor dem Hintergrund der beschränkten und zum Teil abnehmenden Kapazitäten in den Bibliotheken und der Fülle und Verschiedenartigkeit von zu erschließenden und anzubietenden Objekten stattfinden und zu Veränderungen führen, wenn die Bibliotheken ihre Rolle als Informationsvermittler weiterhin wahrnehmen wollen. Die international vorgeschlagenen und teilweise bereits in der Erprobung befindlichen Lösungen für die Erschließung elektronischer Ressourcen interessieren aus vielerlei Gründen - bis hin zum Einfluß auf bisher in Bibliotheken praktizierte Erschließungsmethoden.
Im Rahmen des Förderbereichs "Verteilte digitale Forschungsbibliothek" finanziert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) 1997 - 1999 das hier vorgestellte Projekt META-LIB, das als Ziel die Entwicklung von Richtlinien für den Einsatz von Metadaten, insbesondere des Dublin-Core-Set, zur Erschließung digitaler und digitalisierter Ressourcen in wissenschaftlichen Bibliotheken hat. Außerdem sollen auch mögliche Konsequenzen für "traditionelle" Regelwerke aufgezeigt werden.
An dem Projekt, das vom Deutschen Bibliotheksinstitut koordiniert wird, arbeiten folgende Bibliotheken mit Teilprojekten zusammen:
Sacherschließung optimiert: Klassifikation und SWD
Dr. Bernd Lorenz, Regensburg
Die Erschließungsarbeit der Bibliotheken muß sich kritische Anfragen gefallen lassen nach dem Ergebnis in Relation zu Aufwand und Kosten, nicht zuletzt angesichts von international verfügbaren Daten, besonders dank elektronischer Medien.
In den Hintergrund tritt dabei häufig die Überlegung, daß auch ein optimierter Nachweis von Daten und die Arbeit mit neuen Medien in aller Regel eben nicht die automatische Verfügbarkeit der gewünschten Literatur bedeutet.
Die in den letzten Jahrzehnten immer wieder bekräftigte Forderung gerade von wissenschaftlicher Seite nach einer - zwangsläufig sachlich geordneten - Freihandaufstellung von Dokumenten ist somit nicht zurückgedrängt, sondern in ihrer Wichtigkeit unterstrichen.
Die Freihandaufstellung ansehnlicher Bestände - noch dazu oft gemäß einer Verbundklassifikation mit vielen Anwenderbibliotheken - kann nun ohne ein Register als Instrument zur Nutzung und zur Terminologiekontrolle nur mit wesentlich vermindertem Effekt geleistet werden.
Für diese Arbeit bietet sich das durch die RSWK geprägte Vokabular der SWD weithin als geeignete Basis an, das beispielsweise bei der Regensburger Verbundklassifikation verwendet wird.
Damit bezieht sich die Bemühung um die RSWK längst nicht mehr nur auf die Arbeit der Erschließung durch Schlagwörter, sondern ermöglicht den terminologischen Einstieg in klassifikatorische und verbale Erschließung. Dadurch verschafft die SWD einer großen Anzahl von Bibliotheken mit paralleler Sacherschließung einen erheblichen Rationalisierungseffekt.
In diesem Kontext stellt sich allerdings auch die Frage wieder neu, ob die traditionell und von vielen Hauslösungen gekennzeichnete "Klassifikationslandschaft" in Deutschland sich nicht doch auf wenige Klassifikationen konzentrieren sollte, die dann rationeller zu optimieren wären und deren (auch internationale) Daten durch Konkordanzen auf (relativ) einfache und auch rationelle Weise von möglichst vielen Partnern genutzt werden könnten. Dabei wäre es sicher hilfreich, diese Entwicklung durch eine Arbeitsgruppe koordinieren zu lassen