88. Bibliothekartag - Kurzreferate

Themenkreis III: One-Person-Libraries

Mittwoch, 3.6.98, 9.00 - 10.45, HS IV


Image und Management von One-Person-Libraries
Meinhard Motzko, Bremen

"Und als sie ihr Ziel aus den Augen verloren hatten, verdoppelten Sie ihre Anstrengungen" (Mark Twain)

Gerade die One-Person-Libraries stehen vor existentiellen Problemen. Es droht die völlige Überleitung in ehrenamtlich organisierte Bibliotheken.

Gründe dafür sind:

Der Vortrag soll an praktischen Beispielen zeigen, aus welchen Bestandteilen sich "Image" zusammensetzt und wie es gemessen und aktiv beeinflußt werden kann. Darüber hinaus sollen Thesen zum zukünftigen Aufgabenprofil "Management" in One-Person-Libraries die Diskussion um die Verwaltungsreform in Bibliotheken bereichern. Zukünftige Hauptaufgabe der "One-Person" in Bibliotheken wird das gesamte Spektrum des "Kommunikations-Managements" nach innen und außen sein.

Sind Bibliothekar-/innen dafür eigentlich gerüstet?

7 Thesen:

  1. One-Person-Libraries benötigen klare Aufgabendefinitionen mit abrechenbaren qualitativen und quantitativen Leistungszielen. Der Nutzen dieser Leistungen muß klar beschrieben sein. Wer soll das tun, wenn nicht die Bibliotheken selbst? Diese Leistungsprofile müssen als Auftrag vom Auftraggeber (z.B. der Politik) lang-, mittel- und kurzfristig beschlossen werden und mit klaren Ressourcenvorgaben versehen sein.
  2. Die Budgetierung muß kommen. Sie muß auch die Ressourcenhoheit für Personalkosten umfassen.
  3. Vor dem Hintergrund der Aufgaben und der zur Verfügung stehenden Ressourcen müssen die Qualifikationen des Personals analysiert und ggf. angepaßt werden. Bei Stellenneubesetzungen müssen auch andere Berufsbilder wie z.B. Betriebswirte eine Chance erhalten.
  4. Das kooperative Neben- und Miteinander von haupt-, neben- und ehrenamtlichem Personal erfordert moderne Führungsqualifikationen. Dazu gehören in erster Linie geeignete Personalauswahlmethoden, klare Aufgabenbeschreibungen incl. Entscheidungskompetenzen (Kontrakt-Management), gemeinsame und meßbare Zielkataloge (Leitbild, Jahresplanung, usw.) sowie eine ausgeprägte Kundenorientierung aller aktiven Personen (dialogorientierte Befragungsinstrumente).
  5. Die One-Person-Library ist wie kaum eine andere Einrichtung auf ein Netzwerk außerhalb der Bibliothek angewiesen. Diese Netzwerke sind intensiv zu pflegen, Kooperationsbeziehungen sind ständig auszubauen und durch gemeinsame Aktivitäten (z.B. gemeinsame Veranstaltungen, Raumnutzungen in der Bibliothek auch außerhalb der Öffnungszeiten, usw.) zu stabilisieren.
  6. Das visuelle Erscheinungsbild ist einheitlich, unverwechselbar und wiedererkennbar zu gestalten. Das visuelle Chaos muß überwunden werden.
  7. Die Finanzierungsgrundlage der Bibliotheken muß im Sinne eines Mixes aus öffentlichen und privaten Mitteln verbreitert werden. Dazu gehört professionelles Sponsoring, Spendenakquisition und Spender/innenpflege, Mäzenatentum und das Nutzen von Fördermitteln für Projekte (insbesondere Wirtschaftsförderungsmittel). Bibliotheken sind Publikumsmagneten! Das muß besser verkauft werden.

"Könnten Sie mal schnell..." - Praxisbericht aus der Bibliothek des Statistischen Landesamtes Saarland
Werner Tussing, Saarbrücken

Nach einer kurzen Vorstellung der Bibliothek des Statistischen Landesamtes Saarland wird auf die spezifischen Probleme einer OPL eingegangen. Neben dem täglichen Kampf um Anerkennung im eigenen Haus, in dem die Leistungen der Bibliothek wie selbstverständlich in Anspruch genommen werden und in dem kaum eine Kollegin oder ein Kollege um die bibliothekarischen Arbeitsabläufe und Hintergründe weiß, geschweige denn fachliche Hilfestellung leisten kann, steht der permanente Anspruch auf Benutzerorientierung, verbunden mit Freundlichkeit und Schnelligkeit.

Die Schlagworte Zeitproblematik, Selbstmotivation, Improvisation, Allroundtätigkeit, Flexibilität und Engagement sprechen bestimmt vielen OPL-Kolleginnen und -Kollegen aus der Seele und haben bisher auf den Bibliothekartagen noch kein Forum gefunden oder besser gesagt erhalten.

Soweit es der eng bemessene Zeitrahmen zuläßt, soll auch noch auf aktuelle Entwicklungen eingegangen werden, so zum Beispiel die Nutzung des Internet in einer OPL und der Anschluß der Bibliothek an den Südwestverbund.

An einigen Beispielen wird aufgezeigt, wie die fachliche und persönliche "Isolierung" aufgebrochen werden kann und wie entsprechende Kontakte gewinnbringend bei der täglichen Arbeit eingesetzt werden können.

Seit Ende 1997 wird im Statistischen Landesamt eine Organisationsüberprüfung durchgeführt, bei der alle freiwilligen Leistungen dieser Behörde in Frage gestellt werden, u.a. auch die Leistungen der Bibliothek bzw. ihre Existenz überhaupt. Je nach Stand der Untersuchung wird auf die aktuelle Entwicklung eingegangen und die Strategie bzw. die Argumentation aufgezeigt, die (hoffentlich) eine Abwicklung dieser Bibliothek verhindert.


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