88. Bibliothekartag - Kurzreferate

Themenkreis V: Neue Formen der Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Bibliotheken in Mittel- und Osteuropa

Mittwoch, 3.6.98, 11.15 - 13.00, HS VI


Das Projekt "Kooperation zwischen deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken und wissenschaftlichen Bibliotheken in Mittel- und Osteuropa und in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion"
Gabriela Ullrich / Ursula Bertz, Berlin

Das vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) geförderte und vom Deutschen Bibliotheksinstitut (DBI) betreute Projekt hat eine Laufzeit von Oktober 1996 bis Dezember 1999. Das Gesamtprojekt besteht aus 21 Teilprojekten in den Ländern Armenien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Estland, Georgien, Kroatien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Rußland, Slowakei, Ukraine, Usbekistan und Weißrußland.

Das Projekt hat das Ziel, Kooperationsbeziehungen zwischen deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken und wissenschaftlichen Bibliotheken in den MOE-Staaten aufzubauen, um dadurch die Informations- und Literaturversorgung in diesen Bibliotheken zu verbessern.

Auf dem 88. Deutschen Bibliothekartag in Frankfurt a. M. sollen allgemeine Projektinformationen über geplante zentrale Maßnahmen und erste Erfahrungen und Ergebnisse aus dem Gesamtprojekt präsentiert werden. Vorgestellt wird u.a. das dreijährige Zeitschriftenlieferprogramm (unter Einbindung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels) sowie Ziel und Zweck der bisher getätigten EDV-Investitionen.

Nach dem Einführungsvortrag werden weitere Referenten ausgewählte Teilprojekte vorstellen. Dabei handelt es sich um die Kooperationsvorhaben zwischen der Staatsbibliothek zu Berlin und den Nationalbibliotheken Vilnius und Riga, der Universitätsbibliothek Bochum und der Bibliothek des Ruder Boskovic Institutes Zagreb sowie der Universitätsbibliothek Bielefeld und den Universitätsbibliotheken Bratislava und Kosice.

Anschließend möchten die Referenten das Publikum zu einem Gedankenaustausch über das Projekt einladen.


Kooperation mit der Zeitschriftendatenbank
Dr. Hartmut Walravens, Berlin

Der Umschwung in den osteuropäischen Ländern hat die Zeitschriftendatenbank auf die Idee gebracht, einigen der dortigen Bibliotheken eine Kooperation bei der Erfassung und dem Nachweis von Periodica anzubieten. Im Gegensatz zu manchen anderen Hilfsprogrammen liegt hier der Schwerpunkt nicht auf Geschenken oder der Vermittlung von Kenntnissen, sondern auf der Vermittlung von Infrastruktur nach dem Motto: Hilfe zur Selbsthilfe. Dabei handelt es sich um eine angestrebte echte Zusammenarbeit, denn wie die Partnerbibliotheken von den umfassenden in der ZDB nachgewiesenen Beständen profitieren können, so sind die Mengen deutschsprachigen Materials in osteuropäischen Bibliotheken teils noch ungehobene Schätze, die für die Forschung im deutschsprachigen Raum interessant sind.

Die Präsentation stützt sich auf die bisher mit zwei Bibliotheken im Rahmen des sog. MOE-Projekts des BMBF gemachten Erfahrungen und beleuchtet sowohl die Zielvorstellungen wie auch die praktischen Probleme.


Die Zusammenarbeit zwischen der Universitätsbibliothek Bochum und der Bibliothek des Ruder Boskovic Institutes Zagreb
Sigrid Woeste, Bochum

Die Kooperation zwischen der Universitätsbibliothek Bochum und der Bibliothek des Ruder Boskovic Institutes Zagreb (RBI) ist Teilprojekt 6 des 21 Teilprojekte umfassenden Gesamtprojektes "Kooperation zwischen deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken und wissenschaftlichen Bibliotheken der Staaten in Mittel- und Osteuropa sowie den Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion" (MOE-Staaten). Es wird vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) gefördert und hat eine Laufzeit bis Dezember 1999.

Systematischer Aufbau von Kooperationsbeziehungen zwischen der UB Bochum und dem RBI Zagreb

Der erste Schritt bestand darin, eine Kooperationsvereinbarung zu formulieren und diese von dem Rektor der Ruhr-Universität Bochum, Herrn Prof. Dr. Manfred Bormann, und dem Generaldirektor des Ruder Boskovic Institutes, Herrn Dr. Nikola Zovko, unterzeichnen zu lassen. Diese Kooperationsvereinbarung – datiert auf den 1. Januar 1997 - schließt den Austausch von Informationen und Ideen ein sowie gegenseitige Unterstützung.

Ende 1996 erhielt die Bibliothek des RBI folgende Bibliographien bzw. Kataloge: die Zeitschriftendatenbank (ZDB), die Deutsche Nationalbibliographie und den Verbundkatalog maschinenlesbarer Daten; auf Initiative der UB Bochum bekam das RBI außerdem einen Zugang zu DBI-Link.

Finanzieller Rahmen

Bei dem Projekt ist nicht in erster Linie an Hilfe bei der Ausstattung mit Technik gedacht; in der Kostenplanung des Projektes sind berücksichtigt worden:

Kosten für Zeitschriftenabonnements
Kosten für Workshop, Präsentation, Gespräche und gegenseitige Besuchsaufenthalte
Kosten für Bestellscheine / Dokumentenlieferung
Kosten für technische Nachrüstung / Zugriff auf Internet und andere elektronische Dienste

Das Projekt wird unterstützt von der Vereinigung der Deutschen Buchhändler.

Projektgrundlage: CARNet (Croatian Academic Research Network)

Die Basis des Projektes ist CARNet, der kroatische Teil des Internet. CARNet wurde 1991 gegründet, bedeckt mittlerweile das ganze Land und hat Knotenpunkte in allen größeren kroatischen Städten.

Projektkoordination, Projektabwicklung

Koordinierung und Organisation liegen in der Regie des Deutschen Bibliotheksinstitutes (DBI).

Das kroatische Ministerium für Wissenschaft und Technologie hat die Leiterin der Bibliothek des Ruder Boskovic Institutes, Frau Jadranka Stojanovski, als Projektleiterin auf kroatischer Seite benannt; Projektleiterin der deutschen Seite ist Frau Dr. Erdmute Lapp, Direktorin der Universitätsbibliothek Bochum.

Der Informationsaustausch erfolgt durch e-mail und persönlichen Kontakt; vierteljährlich zu beantwortende Fragebögen erfassen den Verlauf des Projektes.

Maßnahmen und Aktivitäten

Die Bibliothek des RBI Zagreb erhält:

Die UB Bochum fungiert als:

Geplant sind außerdem:


"JASON-Slowakei" - ein gemeinsames Projekt der Universitätsbibliothek Bielefeld und den Universitätsbibliotheken Bratislava und Kosice.
Dr. Karl-Wilhelm Neubauer, Bielefeld

Zunächst mit Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung Nordrhein-Westfalens, dann gefördert von dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie wurde in Zusammenarbeit der Technischen Zentralbibliothek Bratislava, der Universitätsbibliothek Bratislava und der Bibliothek der Universität Bielefeld ein Konzept entwickelt, um neben der üblichen Literaturlieferung an die Slowakei im Rahmen des MOE- Programms der Bundesregierung ein an JASON-NRW angelehntes Zeitschriftenartikelliefersystem aufzubauen. Das System ist seit zwei Jahren im Einsatz, zunächst als MS-DOS-System mit Telnet-Verbindung nach Bielefeld. Im Dezember 1997 wurde nunmehr die WWW-Version mit der Internet-Kommunikation eröffnet. Dabei werden zwei komplette Server mit Bestandsnachweisdatenbank und Bestellsystem in den beiden wissenschaftlichen Zentren der Slowakei, nämlich in Bratislava im Westen und in Kosice im Osten, betrieben, die über die lokalen Internet-Verbindungen ihre Wissenschaftsregionen versorgen. Im WWW-System wurde auch eine slowakische Zeitschriftendatenbank hinzugefügt, die auf dort vorhandene, bereits seit langem regelmäßig erfaßte Daten für ausländische und slowakische Zeitschriften zurückgreift. Auf die Weise entsteht nicht nur ein Lieferverbund zwischen JASON und den slowakischen Hochschulen sondern auch für die Bestände innerhalb der Slowakei selbst. Der Aufbau von zwei regionalen Server-Systemen ist wegen der nach wie vor geringen Internetleitungskapazität über größere Entfernungen erforderlich. Im Hinblick auf die inzwischen stark gefallenen Hardwarepreise halten sich die Kosten dafür aber in Grenzen. Die dafür verwendete Basissoftware BRS/Search von Dataware wurde von der Herstellerfirma als Sponsoring für diese Nutzung kostenlos zur Verfügung gestellt. Damit kann jeder WWW-fähige Arbeitsplatz in der Slowakei in JASON-SL Aufsätze aus rd. 140.000 Zeitschriften online bestellen und per e-mail erhalten. Die Erfahrungen mit dem bisher betriebenen Telnet-System zeigen, daß Bibliotheken und Benutzer vor Ort sehr verantwortungsvoll damit umgehen, um die Dienstleistungen der deutschen Partnerbibliothek nicht zu überlasten. Die Entwicklung nach der Öffnung für Internet und WWW bleibt noch abzuwarten.


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