88. Bibliothekartag - Kurzreferate

Themenkreis VI: Regionalbibliotheken

Mittwoch, 3.6.98, 14.00 - 15.45, HS V


Das Erwerbungsprogramm der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB Dresden) - zwischen Traum und Wirklichkeit (Brücke zwischen Universität und Land)
Manuela B. Queitsch, Dresden

Nach der 1996 erfolgten Fusion der beiden großen Dresdener Bibliotheken, Sächsische Landesbibliothek und Universitätsbibliothek, zur "SLUB Dresden" sind viele Bereiche und Aufgaben neu zu strukturieren und definieren. Das nunmehr vorliegende "Erwerbungsprogramm", das aus den Erwerbungsrichtlinien der Vorgängerbibliotheken weiterentwickelt wurde, verbindet universitäre Anforderungen mit regionalen Versorgungsaufgaben. Grundlage dafür ist das Gesetz über die SLUB.

Unter einem Erwerbungsprogramm wird eine wissenschaftlich fundierte, längerfristig wirkende Strategie verstanden, die insbesondere durch die objektive Entwicklung des Fachgebietes und eine jeweils existente Nutzererwartung bestimmt wird.

Abweichungen zwischen diesem objektiven, idealtypischen Profil und tatsächlichen Realisierungsvarianten, in Abhängigkeit vom Etat, sind als solche deutlich zu machen. Das Erwerbungsprogramm beschreibt gedruckte und audiovisuelle Publikationen, Medienkombinationen und virtuelle Bestände.

Das schriftlich fixierte Erwerbungsprogramm ist gerade in Zeiten schmaler Etats argumentatives und unverzichtbares Hilfsmittel für die finanzielle Mindestversorgung einer Bibliothek und spiegelt den Auftrag der Bibliothek zum weiteren Ausbau der Bestände wider. Es wirkt als Instrument für einen systematischen und nachfrageorientierten Bestandsaufbau. Es ist desweiteren als Handlungsrahmen zur Selbstkontrolle zu verstehen.

Ein Erwerbungsprogramm kann durch die beiden Merkmale Programmbreite und Programmtiefe im Kontext mit den jeweiligen speziellen Funktionen einer Bibliothek beschrieben werden. Die Programmbreite ist thematisch bedingt. Sie wird durch den Fächerkanon innerhalb eines komplexen Wissenschaftsgebietes bestimmt.

Die Differenzierung des Erwerbungsprogrammes sollte so grob wie möglich und so fein wie nötig erfolgen. Enge, differenzierte Untergliederungen sollten nur dort niedergeschrieben werden, wo eindeutig definierte Sammelaufträge oder Forschungsschwerpunkte über eine längere Zeit bestehen.

Das Erwerbungsprogramm wird vorgestellt. Die Vorgehensweise bei der Erarbeitung, die Kriterien in den einzelnen Fächern und Medienarten sowie die bibliothekspolitische Bedeutung werden erläutert und sollen zur Diskussion anregen.


Eine neue Landesbibliothek im Veränderungsprozeß: die Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Dr. Claudia Lux, Berlin

Nach dem Mauerfall wurde im Zuge der Vereinigung von Ost und West eine neue Landesbibliothek für Berlin begründet: die Zentral- und Landesbibliothek Berlin.

Funktionen einer Regionalbibliothek waren in Ostberlin im wesentlichen auf die Berliner Stadtbibliothek konzentriert gewesen.

In Westberlin hatte es immer wieder Auseinandersetzungen um die Aufgaben einer Landesbibliothek gegeben. Zwischen der Freien Universität, der Senatsbibliothek und der Amerika-Gedenkbibliothek fanden in früheren Jahren Diskussionen über landesbibliothekarische Aufgaben statt. Auch das Pflichtexemplarrecht war in beiden Teilen der Stadt sehr unterschiedlich geregelt.

Im Oktober 1995 wurde der Zusammenschluß der beiden großen Öffentlichen Bibliotheken Berlins - der Berliner Stadtbibliothek und der Amerika- Gedenkbibliothek - vollzogen. Die neu gegründete Stiftung Zentral- und Landesbibliothek erhielt gleichzeitig die Aufgabe als große Öffentliche Bibliothek der Stadt Berlin und als neue Berliner Landesbibliothek die Literaturversorgung der Bevölkerung zu garantieren, das Pflichtexemplarrecht wahrzunehmen und die Erstellung der Landesbibliographie zu sichern.

Was wird die neue Landesbibliothek für Berlin bieten? Mit dieser Frage beginnt ein Umgestaltungsprozeß in beiden traditionellen Bibliotheken, die dieses neue Profil nun gemeinsam in beiden Häusern darstellen wollen. Menschen, Medien und Räume sind in diesen Vorgang eingebunden. Wie wurde geplant, wie entschieden? Der Vortrag stellt es dar und zeigt, welche Planungen bereits abgeschlossen sind und wo die Veränderungen schon begonnen haben.


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