Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat im Dezember 1995 Empfehlungen unter
dem Titel
"Neue
Informations-Infrastrukturen für Forschung und Lehre" verabschiedet.
Die Empfehlungen wurden erarbeitet von einer Kommission,
die sich zusammensetzte aus Mitgliedern
Ein wesentlicher Anstoß zu dieser Initiative kam übrigens von
der gemeinsamen Arbeitsgruppe des Deutschen Bibliotheksverbandes und der
Zentren für Kommunikation und Informationsverarbeitung, die auch die
Initiatoren der heutigen Veranstaltung sind.
Ziel der DFG-Expertengruppe war es, die Auswirkungen der neuen Medien und
Informationsnetze auf die Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu analysieren.
Dabei sollten in einer Gesamtschau, die Rechenzentren und Bibliotheken ebenso
einbezogen sein wie die Hochschul-Fachbereiche und das wissenschaftliche
Publikationswesen. Die Absicht der Empfehlungen war es, mit beizutragen zu
einer durchgreifenden Innovations-Initiative für wissenschaftliche
Information und Kommunikation in Deutschland.
Im Zentrum der DFG-Empfehlungen steht der Gedanke der Kooperation. Vorgeschlagen
wird ein kooperatives Verbundförderkonzept zum Aufbau neuer
Informations-Infrastrukturen für Forschung und Lehre.
Danach sollten im wesentlichen 4 Felder zu einem
aufeinander abgestimmten Maßnahmenbündel zusammengefaßt
werden:
Die DFG-Expertengruppe hat sich entschieden dafür ausgesprochen, bei
der Gestaltung dieses Zusammenspiels nicht den Weg der Top-Down-Planungskonzepte
zu gehen, wie dies etwa die USA in ihrem
"National Information
Infrastructure"-Programm oder Großbritannien mit dem
Förderprogramm
"eLib" getan haben.
Die USA haben vor einigen Jahren ein "National
Information Infrastructure"-Programm im Kongress verabschiedet, das von
der Halbleitertechnologie und dem Hochleistungsrechnen, über
Telematik-Systeme für öffentliche Verwaltung und Gesundheitsvorsorge
bis hin zu den digitalen Bibliotheken reicht. Die einzelnen öffentlich
geförderten Aktivitäten werden in einem Gesamtkonzept
zusammenfaß, Ziele und Erfolgskriterien für die Einzelaktionen
definiert und die Verantwortlichkeiten der beteiligten Government-Agencies
bis ins Einzelne festlegt.
Auch in Großbritannien wird zumindest für den Hochschulbereich
ein weitgehend zentralisierter Ansatz umgesetzt. Ausgehend vom Reformkonzept
des Follett-Reports
wird seit zwei oder drei Jahren ein zentrales Innovationsprogramm für
Electronic Libraries - das
"eLib"-Programm - mit
einer Vielzahl von untereinander eng verzahnten und in den Lehr- und
Forschungsbereich gut integrierten Projekten durchgeführt.
Die DFG-Experten waren der Meinung, daß wir diese zentralisierten
Vorgehenskonzepte bei uns nicht einfach übernehmen sollten. Wir sollten
auf unsere eigenen Traditionen und Stärken setzen, also eher eine
Koordinierung von unten nach oben anstreben, in den vorhandenen
Selbstorganisations- und Selbstverwaltungsstrukturen des Wissenschaftsbereichs.
Diese Prinzipien sind Grundlagen der Forschungsförderung im Rahmen der
DFG. Sie sollten es nach Auffassung der Expertengruppe auch für die
Entwicklung der neuen Infrastrukturen im Informationsbereich sein.
Allerdings müssen die Ziele, die wir mit einem koooperativen
Förderkonzept verfolgen, im wesentlichen die gleichen sein, wie in den
anderen Ländern auch.
Im Vordergrund muß dabei der Gedanke der Umsetzung
stehen. Das bedeutet
Für all dies braucht man letztlich ein entsprechendes Umfeld kooperativer
Zusammenschlüsse auf der fachlichen und institutionellen Ebene, um
Informationsaustausch und Transparenz herzustellen, fachliche Initiativfunktionen
wahrzunehmen, strategische Fachkonzepte kooperativ zu entwickeln, Bewertungen
gemeinsam zu diskutieren und den Konsens über fachliche
Richtungsentscheidungen zu finden.
Ich möchte nun darauf eingehen, wie die DFG im Zusammenwirken mit anderen,
versucht hat, zur Umsetzung dieser Ziele beizutragen.
Die DFG-Empfehlungen hatten vier Aktionsbereiche für die inhaltliche
Umsetzung hervorgehoben; wobei allerdings gesagt wurde, daß sich die
DFG selbst nicht in allen Bereichen mit gleicher Intensität engagieren
sollte.
Auf die erste Aktionslinie, Ausbau der Netzinfrastruktur
will ich nur kurz eingehen.
Der Aufbau eines einheitlichen, flächendeckenden Hochgeschwindigkeits-Netz
mit bezahlbaren Entgeltstrukturen im Rahmen des
DFN ist in den letzten Jahren weit
vorangekommen. Vor allem auch durch die Anstöße, die der
Technologierat der Bundesregierung
hierfür gegeben hat. Ich darf vielleicht darauf hinweisen, daß
wir als eine erste Aktivität zur Umsetzung unserer DFG-Empfehlungen
erreichen konnten, daß der Vorsitzende unserer Arbeitsgruppe, Herr
Prof. Mittler, an den Arbeiten des Technologierates zu diesem Thema mitwirken
konnte.
Der zweite große Aktionsbereich war elektronische Kommunikation und
elektronische Publikation für Forschung und Lehre. Hier haben die
Empfehlungen die kooperative Durchführung von Leitprojekten
vorgeschlagen.
Die Differenzierung von elektronischer Publikation und elektronischer
Kommunikation hat in der Expertengruppe eine wichtige Rolle gespielt. Ohne
Zweifel verändern die neuen Informations- und Publikationssysteme die
traditionelle Rollenverteilung zwischen Wissenschaft und Verlagen. Die
Unsicherheiten darüber, welche Strukturen sich zukünftig auf Dauer
etablieren werden, sind in den letzten Jahren nicht geringer, sondern eher
größer geworden.
Die Empfehlungen verfolgen hier die Strategie, keine starren definitorischen
Abgrenzungen oder gar feste Rollenzuteilungen zu schaffen. Der Unterscheidung
von Kommunikation und Publikation mit elektronischen Medien liegt vielmehr
die Überlegung zugrunde, Freiräume zu schaffen, damit sich in
unterschiedlichen und auch konkurrierenden Projektansätzen
herausdestillieren kann, inwieweit die Forscher selbst direkt und
möglicherweise auch weitgehend entgeltfrei ihre Resultate untereinander
austauschen können, und wo die spezifischen Leistungen der
wissenschaftlichen Verlage auch in Zukunft unverzichtbar sein werden. Die
DFG-Empfehlungen sehen spezifische Aufgaben der wissenschaftlichen Verlage
in dem neuen Umfeld, z.B. bei der Entwicklungen von anspruchsvollen und
aufwendigen Multimedia-Produkten für die Lehre; ebenso auch bei der
Dokumentlieferung oder beim "publication on demand", also dem hochwertigen
Ausdruck digitaler Dokumente auf Einzelanforderung.
Grundtenor der Empfehlungen ist es, in beiden Bereichen zunächst einmal
relevante Erprobungsprojekte auf den Weg zu bringen, um solche Fragen nicht
vorab am grünen Tisch, sondern auf der Grundlage praktischer Erfahrungen
zu entscheiden.
Leitprojekte werden sicherlich in erster Linie vom
BMBF gefördert werden. Die DFG ist
unter zwei Gesichtspunkten daran interessiert ,sich hier in Abstimmung und
Zusammenarbeit mit den Förderkonzepten des BMBF und anderer Träger
zu engagieren,
Bei den beiden letzten Aktionslinien der retrospektiven Digitalisierung von
Bibliotheksmaterialien und der angewandten Grundlagenforschung hat die DFG
selbst im Anschluß an die Empfehlungen neue Schwerpunkte gesetzt.
Zunächst haben wir unsere auf neue Medien und
Informationstechniken ausgerichteten Förderprogramme in einem neuen
Förderbereich "Verteilte Digitale Forschungsbibliothek"
zusammengefaß.
Der Förderbereich "Verteilte Digitale Forschungsbibliothek" besteht
aus drei Einzelprogrammen
Das Programm
"Retrospektive
Digitalisierung von Bibliotheksmaterialien" ist als unmittelbare Konsequenz
der Infrastruktur-Empfehlungen neu eingerichtet worden und mit zusätzlichen
Fördermitteln ausgestattet worden. Dieses neue Förderprogramm
läuft seit Anfang 1997. Es gibt keine zeitliche Begrenzung für
das Programm. Es ist jedoch vorgesehen, nach 6 Jahren eine Bewertung der
erzielten Ergebnisse vorzunehmen und dann ggfls. Weichen für die weitere
Zukunft zu stellen.
Das Programm ist in der Fachöffentlichkeit - und zwar von Bibliotheken
und Fachwissenschaftlern - gut angenommen worden. Bis Mitte des Jahres konnten
bereits 20
Projekte
bewilligt werden. Erfreulich ist die Vielfalt der Themenstellungen, die von
hochspezialisierten Sammlungen, z.B. orientalischen Handschriften und
Hyroglyphen-Wörterbüchern, bis zu Zeitschriften des deutschen Exils,
Musikdrucken, rechtshistorischen Quellen, Parlamentsprotokollen und
geographischen Karten reicht.
Die Vision des Förderprogrammes "Retrospektive Digitalisierung" ist
es, einen wesentlichen Teil der seltenen, besonders wertvollen, oder aus
anderen Gründen nur schwer zugänglichen Werke, also Bestände,
die in ihrer klassischen papiergebundenen Form gar nicht angemessen benutzt
werden können, direkt über das Internet am Arbeitsplatzrechner
zur Verfügung zu stellen. Die Vision ist also gewissermaßen eine
virtuelle Forschungsbibliothek mit herausragenden Beständen, die 24
Stunden offen ist und wie eine klassische Freihandbibliothek genutzt werden
kann. Natürlich soll der Nutzer die Werke nicht in erster Linie am
Bildschirm lesen, aber er soll sie am Bildschirm suchen und auffinden
können, sie anlesen und dann herunterladen und an seinem Arbeitsplatz
ausdrucken.
Die gute Resonanz auf das Programm ist auch darauf zurückzuführen,
daß die DFG bei der Vorbereitung sehr wirkungsvoll unterstützt
worden ist durch eine fachliche Initiative der Bibliotheken und
Forschungseinrichtungen, die von einem kleinen Arbeitsstab an der Staats-
und Universitätsbibliothek Göttingen aus koordiniert wurde.
Diese Arbeitsgruppe hat sich inzwischen zu einem
Servicezentrum für
Digitalisierung weiterentwickelt. Ein zweites solches Zentrum ist an
der Bayerischen
Staatsbibliothek München eingerichtet worden. Die Zentren sollen
eine beispielhafte technische Infrastruktur für die Bereitstellung
digitalisierter Bibliotheksbestände im Netz aufbauen und Beratungs-
und Servicefunktionen für Projekte zur retrospektiven Digitalisierung
bereitstellen.
Bei unserem Programm steht die Digitalisierung von historischen, d.h. damit
auch urheberrechtsfreien Materialien im Vordergrund. Aber das Programm ist
hierauf nicht eingeschränkt. Auch Kooperationsprojekte mit Verlagen
sind gewollt.
Wir könnten theoretisch, wenn man Durchschnittskosten zugrundelegt,
mit unserem Programm etwa 30.000 Bände pro Jahr digitalisieren. Das
wäre natürlich auch bei einem langlaufenden Programm nur ein
verschwindend kleiner Teil der gesamten aktiv genutzten
Bibliotheksbestände. In diesem Bereich kommt es also auf Kooperation
- vor allem internationale Kooperation - an. Viele bedeutende Partnerländer
haben vergleichbare Programme zur retrospektiven Digitalisierung aufgelegt.
Es ist erfreulich, daß die
National Digital Library
Federation der USA neben
Australien, die Bundesrepublik
Deutschland als ein Land einschätzt, das gegenwärtig auf diesem
Gebiet mit am weitesten ist, und Kooperationen mit uns anstrebt.
Das zweite Förderprogramm -
"Elektronische
Publikationen im Informationsangebot wissenschaftlicher Bibliotheken"
- im Bereich "Verteilte Digitale Forschungsbibliothek" bezieht sich
auf Materialien, die von vornherein in elektronischer Form vorliegen und
in das Informationsangebot der wissenschaftlichen Bibliotheken einbezogen
werden müssen.
Das Programm "Elektronische Publikationen im Informationsangebot
wissenschaftlicher Bibliotheken" geht auf entsprechende
Empfehlungen
einer Expertengruppe des Bibliotheksausschusses zurück und läuft
bereits seit Anfang 1995. Derzeit werden etwa 10
Projekte
zu unterschiedlichen Themenstellungen gefördert.
Hervorheben möchte ich die laufenden Projekte zur
kooperativen
Erschließung von Internet-Ressourcen in ausgewählten
DFG-Sondersammelgebieten, z.B. der Mathematik und der Geographie.
Dieser Ansatz soll zukünftig weiter ausgebaut werden, mit dem Konzept
der "Virtuellen Fachbibliotheken". Hier sollen unter Federführung von
DFG-Sondersammelgebieten die elektronisch verfügbaren Materialien im
jeweiligen Fachgebiet umfassend erschlossen und bereitgestellt werden. Es
ist vorgesehen exemplarische Projekte zunächst für ausgewählte
Fächer in den Natur- und Ingenieurwissenschaften und den
Geisteswissenschaften durchzuführen. Diese DFG-Fördermaßnahme
ist eng koordiniert mit der Bund-Länder-Initiative SUBITO-2, in deren
Konzept die "Virtuellen Fachbibliotheken" einen Hauptbestandteil bilden.
Ein weiteres zentrales, ebenfalls nur kooperativ zu realisierendes Vorhaben
ist das Projekt
"Dissertationen
online", das derzeit im Programm elektronische Publikationen vorbereitet
wird. Träger dieses Projekts wird die
IuK-Kooperative der
Fachgesellschaften sein. Das Vorhaben wird eng mit den Hochschulfachbereichen
und den Hochschulbibliotheken, sowie
Der Deutschen
Bibliothek als vorgesehener zentraler Archivbibliothek für elektronische
Dissertationen abgestimmt.
Schließlich das dritte Standbein des Förderbereichs "Verteilte
Digitale Forschungsbibliothek": das Programm
"Modernisierung
und Rationalisierung in wissenschaftlichen Bibliotheken", das auf die
Entwicklung innovativer Anwendungssysteme ausgerichtet ist. Hier werden derzeit
22
Projekte
gefördert. Ich will hier nur zwei davon im Hinblick auf Kooperation
und Strukturbildung besonders erwähnen.
Das erste ist DBV/OSI,
oder mit dem ausführlichen Titel "Verbund der deutschen Bibliotheks-
und Fachinformationssysteme". Ein Großprojekt zum Aufbau eines integrierten
Verbundes von bibliothekarischen Katalogsystemen, Fachinformationsdatenbanken
und Dokumentliefersystemen auf der Basis des internationalen Standards Z39.50.
Das Projekt wird gemeinsam gefördert von BMBF und DFG; auch dies eine
bemerkenswerte, in diesem Bereich erstmals und - ich glaube man kann sagen
- erfolgreich praktizierte Verbundförderung.
Das Projekt wird bis zum Frühjahr nächsten Jahres abgeschlossen
sein. Die technischen Projektziele sind weitgehend erreicht.
Auch die Nutzung der Komponenten in verschiedenen Anwendungen und Diensten
- auch im europäischen Rahmen - ist gewährleistet. Am wichtigsten
vielleicht, und ein Beispiel für eine - zwar nicht immer leichte - aber
letztlich doch gelungene Kooperation: Während der Laufzeit wurde DBV/OSI
mit der Bund-Länder-Initiative
SUBITO zusammengeführt, sodaß
die DBV/OSI-Komponenten die technische Grundlage für den
Dokumentlieferverbund SUBITO-1 bilden, der im Herbst dieses Jahres an die
Öffentlichkeit gehen wird.
Ein Kernthema neuer Infrastrukturen für elektronische Medien, das auch
auf die konventionellen Medien zurückwirken wird, sind
Metadaten, oder
mit dem klassischen bibliothekarischen Terminus: Katalogisierungs-Standards.
Die Bedeutung dieses Themas wird in Zukunft noch weiter steigen, wenn sich
- wie jüngst geschehen - die großen Internet-Konkurrenten
Netscape und
Microsoft
auf diesem Feld engagieren; Stichwort:
XML-Spezifikationen
für Meta-Content-Framework.
In diesem Bereich ist es der deutschen Fach-Community sehr gut und sehr schnell
gelungen, sich aktiv in die internationale Diskussion einzuklinken. Das ist
zunächst einmal - ganz unabhängig von DFG Förderung - ein
großes Verdienst
der
IuK-Kooperative der Fachgesellschaften. Aber auch die Bibliotheken sind
hier am Ball. Die DFG fördert seit Mitte dieses Jahres ein kooperatives
Metadatenprojekt als gemeinsames Vorhaben des Deutschen Bibliotheksinstituts
mit Der Deutschen Bibliothek, der Bayerischen Staatsbibliothek und der
Universitäsbibliothek Göttingen.
Die bisher genannten Förderprogramme sind Infrastrukturprogramme für
das wissenschaftliche Bibliothekswesen.
Als eine weitere Maßnahme zur Umsetzung der DFG-Empfehlungen wurden
diese Infrastrukturaktivitäten unmitttelbar verzahnt mit einem
Schwerpunktprogramm zur anwendungsorientierten Grundlagenforschung in unserem
Informatik-Fachreferat. Der Titel lautet:
"V
Verzahnung mit den Bibliotheksprogrammen bedeutet in diesem Fall, daß
bibliothekarische Anwender an einer großen Zahl der Forschungsprojekte
beteiligt sind. Darüberhinaus wurde das Schwerpunktprogramm aus Mitteln
der Bibliotheksförderung aufgestockt, um zusätzliche, eher anwendungs-
und infrastrukturbezogene Projekte einzubeziehen.
Sie sehen also, wir haben in Umsetzung der Empfehlungen
den Gedanken der Koordinierung und der Kooperation ernst genommen.
Zunächst einmal die Koordinierung innerhalb der DFG. Innerhalb der DFG
wirken auf diesem Feld die Infrastrukturabteilungen und der
Forschungsförderungbereich eng zusammen. Die Infrastrukturabteilungen,
das sind neben der
Gruppe
Wissenschaftliches Bibliothekswesen vor allem die
Apparategruppe,
die im Hinblick auf technische Ausstattung und Netzinfrastruktur an der Umsetzung
der Empfehlungen mitwirkt.
Wir werden demnächst gemeinsam mit unserem
Verlagsreferat
ein großes Rundgespräch zum Thema "Multimedia - Neue
Publikationstechniken und Publikationskulturen", ausgerichtet auf den
geisteswissenschaftlichen Bereich durchführen. Weitere Gespräche
für andere Fachgruppen sollen folgen.
Auf die Kooperation mit dem
Fachreferat
Ingenieurwissenschaften 6 (Informatik) wurde im Zusammenhang mit dem
Schwerpunktprogramm bereits hingewiesen.
Die DFG hat in der Umsetzung der Infrastrukturempfehlungen auch die Kooperation
mit den anderen Förderen, auf Bundesseite vor allem mit dem BMBF
intensiviert. Das DFG-Schwerpunktprogramm ist z.B. als Ergänzung zum
BMBF-Projekt "MEDOC"
konzipiert worden, weil dort ganz bewuß die Grundlagenforschung ausgespart
wurde. Bei der Bund-Länder-Initative SUBITO-1 sind
DFG-Fördermaßnahmen wie, z.B. unsere
Sondersammelgebietsstrukturen
oder DBV/OSI konstruktiv einbezogen worden. Ebenso wird es bei SUBITO-2
sein, indem wir das Konzept der "Virtuellen Fachbibliotheken" mit den
DFG-Sondersammelgebieten verbinden.
Die Förderer haben sich auch Gedanken darüber gemacht, wie die
Aktivitäten nach außen hin besser dargestellt und vermittelt werden
können. Als erster, bescheidener Ansatz hierfür wurde das gemeinsame
WWW-Informationssystem
"Digitale Bibliotheken" aufgebaut, in dem über die wesentlichen
Förderkonzepte und Programme, aber auch die einzelnen Projekte informiert
wird. Diese Initiative wird gemeinsam getragen vom BMBF, der DFG, dem
Projektträger
Fachinformation in Darmstadt und dem DBI.
Wir meinen aber eigentlich, daß ein solcher, letztendlich fachlicher
Informationsdienst auf Dauer nicht von den Fördereinrichtungen inhaltlich
betreut werden kann, sondern ähnlich wie etwa
D-LIB in den USA oder
ARIADNE in England, von der
Fach-Community selbst unterhalten und inhaltlich ausgefüllt werden
muß. Dies ist eine der typischen Querschnittsaufgaben, die wirksam
nur von einer kooperativen fachlichen Initiative, projekt- und
institutionenübergreifend angegangen werden kann.
Auch andere Querschnittsaufgaben gibt es in großer Zahl: auf eher
methodischen Gebieten, wie der Festlegung gemeinsamer Standards, ebenso wie
auf dem Gebiet der sich dramatisch verändernden
ökonomischen und
kommerziellen Beziehungen bei der elektronischen Informationsversorgung im
Hochschulbereich. Die DFG hat in ihren Empfehlungen die Bereitschaft
erklärt, zur Lösung dieser Querschnittsaufgaben fördernd
beizutragen und wo immer notwendig fachliche Rundgespräche und Kolloqiuen
zu unterstützen.
Wir haben in Deutschland bereits erfolgreich arbeitende fachliche Kooperativen.
An erster Stelle ist hier sicherlich die IuK-Kooperative der Fachgesellschaften
zu nennen.
Aber ich glaube wir brauchen gerade seitens der Hochschulen und ihrer
Informations-Einrichtungen mehr kooperative Aktivitäten, wenn wir hier
eine Innovations-Initiative umsetzen wollen, die mit den Aktivitäten
in unseren Partnerländern Stand hält. Hierzu beizutragen ist ja
eine der Zielsetzungen der heutigen Tagung.
Sehen Sie sich die Situation in den USA an, wo eine nun wirklich kaum noch
überschaubare Anzahl von Kooperativen agiert.
Das reicht von Zusammenschlüssen einzelner
Hochschulen mit übereinstimmenden Lehr- und Forschungsprofilen, wie
dem Committee on Institutional
Cooperation, das gemeinsame "Electronic Library"-Aktivitäten entwickelt,
Verbünden von Hochschulbibliotheken wie der
Research Libraries Group, Kooperativen
zu inhaltlichen Fragen wie der
National Digital Library
Federation, der Commision
on Preservation and Access bis zu den mehr technischen und netzwerkbezogenen
Aktivitäten, wie dem
Center of National
Research Initiatives, der
Internet Engineering
Task Force oder dem
W3-Consortium. Schließlich
die Coalition of Networked Information als
Promoter mit einer großen Beteiligung von Einrichtungen nicht nur aus
dem Hochschulbereich sondern auch vielen maßgeblichen
Industriefirmen.
Bemerkenswert ist die intensive Vernetzung der einzelnen Aktivitäten
über personelle Verknüpfungen in Arbeitsgruppen und über die
Aufgabenteilung zwischen den jeweiligen Arbeitsprogrammen.
Für Fördereinrichtungen wie die DFG sind
kooperative Fachinitiativen nicht nur als Initiatoren von Projekten wichtig.
Sie werden, gerade wenn die Autonomie der Hochschulen wächst, ein
entscheidender Schrittmacher dafür sein müssen, Pojektergebnisse
in einen kohärenten Strukturwandel umzusetzen.
Dafür benötigen solche Initiativen eine angemessene professionelle
Ausstattung, einen eigenen, kleinen Arbeitsstab und eigene finanzielle
Ressourcen.
Ebenso wichtig ist aber, daß die Gründung und Mitwirkung in solchen
Initativen eine Managamenet-Entscheidung der beteiligten Einrichtungen ist,
die unter Kosten- / Nutzengesichtspunkten getroffen wird.
Nur eine wirkliche - auch finanzielle - Mitträgerschaft durch die Mitglieder
schafft die erforderlichen Anreize und Steuerungen für ergebnis- und
zielorientiertes Arbeiten und schafft eine auf dem Eigeninteresse der Mitglieder
aufgebaute stabile Operationsgrundlage.
Das schließ natürlich nicht aus, daß auch
Fördereinrichtungen konstruktiv über Starthilfen und
Projektförderungen für solche Initiativen nachdenken.
Ich wünsche der Tagung und den Zielsetzungen ihrer Initiatoren einen
guten Erfolg.