Herausforderungen für die Hochschulen und ihre Informations- und Kommunikationseinrichtungen
15/16 September 1997;
Universität Göttingen
Grußworte, 15.09.1997
Dr. Eilhard Cordes, UB Osnabrück / DBV
Zum Symposium
"Informationsstruktur im Wandel - Herausforderungen für die Hochschulen und ihre
Informations- und Kommunikationseinrichtungen"
möchte ich Sie herzlich begrüßen und mich für Ihr zahlreiches Erscheinen bedanken.
Das Thema führt uns über die Probleme der allgemeinen Veränderung in der Informationsentwicklung hinaus, wie sie bereits vielerorts diskutiert werden. Hier sollen die notwendigen Veränderungen der Struktur in den Hochschulen, die diesen Informationsfluß tragen sollen, beispielhaft vorgestellt und für die Zukunft geplant werden.
Für die wissenschaftlichen Bibliotheken, für die ich hier spreche, steht der eigentliche Wandel in der Informationsvermittlung erst jetzt bevor. Elektronische Datenverarbeitung wird in Bibliotheken zwar seit 30 Jahren betrieben, aber es ging zunächst um Verwaltungsvorgänge der konventionellen Publikationen, um gedruckte Bücher und Zeitschriften, die beschafft, erschlossen, archiviert und zur Benutzung bereitgestellt werden mußten. Dies ließ sich prinzipiell mit eigenem Know-how bewältigen, wie auch der Einsatz der ersten elektronischen Textdatenbanken, zumal wenn sie auf CD-ROM verfügbar waren.
Jetzt ist jedoch ein neues Arbeitsfeld hinzugekommen, nämlich der Bereich der frei verfügbaren Daten, auf verstreuten Servern gespeichert, u. U. nicht mehr in räumlichem Zusammenhang, im Netz schnell zu beschaffen. Und für die Bewältigung dieser Aufgaben bedürfen die Bibliotheken - oder wie sie künftig auch heißen mögen - der Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen.
Die Kernaufgaben werden bleiben, wie das Auffinden von Informationen, das Speichern bzw. gezielte Wissen um den richtigen Speicher, das Bereitstellen, ja vielleicht auch vermehrt das Verbreiten der wissenschaftlichen Ergebnisse der eigenen Hochschule.
Dazu werden qualifizierte Partner benötigt, die die technische Entwicklung beobachten und vorantreiben, oder die den Transportweg - das Netz - sicherstellen. Und das nicht nur auf lokaler Ebene, sondern im überregionalen Verbund.
Der Zusammenschluß der Zentren für Kommunikation und Informationsverarbeitung und der Deutsche Bibliotheksverband mit seiner Sektion 4 haben schon seit Jahren Kontaktgespräche geführt, 1994 ein gemeinsames Memorandum verabschiedet und gestalten jetzt - sicher unter dem wohlwollenden Schirm ihrer Hochschulen - diese umfassende Aussprache. Intensivere Kooperation auf lokaler Ebene zwischen Rechenzentren, Audiovisuellen Medienzentren und Bibliotheken gibt es schon vielerorten, publiziert sind Ergebnisse beispielsweise aus Freiburg, Dortmund oder auch der Humboldt-Universität in Berlin. Aber es bedarf der weiteren Verbreitung dieser Ideen unter dem neuen Aspekt des Multimedia-Einsatzes, unter dem Eindruck von Gutachten der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Hochschulrektorenkonferenz, unter dem - heilsamen - Zwang der Förderprogramme der Länder und der Bundesregierung.
Die beiden veranstaltenden Institutionen haben ihre Anregungen in einem Thesenpapier zusammengestellt, das Ihren Tagungsunterlagen beiliegt. Sie fordern u. a. die volle Ausnutzung vorhandener Technik und anderer Ressourcen, eine laufende Qualifizierung des Personals und ein integriertes Informationsmanagement, den Aufbau leistungsfähiger Kompetenzzentren in den Hochschulen und Angebote an alle Nutzer - und das nicht nur in lokaler, sondern überregionaler, vielleicht weltweiter Zusammenarbeit.
Es ist zu hoffen, daß die Hochschulen die Aufforderung zu einer Zusammenarbeit, wie sie jetzt im Entwurf des neuen Hochschulrahmengesetzes festgelegt sind, auch auf im Bereich des Informationsaustauschs ernst nehmen - trotz aller erwarteten Konkurrenz. Ob es eine günstige Entscheidung war, die dafür notwendigen Einrichtungen aus diesem Gesetz herauszunehmen und die Kompetenz auf die Ländergesetze bzw. die einzelnen Hochschulen zu verlagern, muß sich beweisen. Nur feste Vereinbarungen und längerfristige Verpflichtungen lassen das globale Informationsnetz sicher betreiben, individuelle Einzelentscheidungen würden sich hemmend und letztlich uneffektiv auswirken.
Dank gesagt sei bereits jetzt nicht nur Herrn Kollegen Prof. Mittler, der so bereitwillig die Organisation dieser Veranstaltung übernommen hat, sondern auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die großzügige Finanzierung der unausbleiblichen Unkosten.
Als Beitrag zu einer neuen Kooperation aller am Informationswesen beteiligten Institutionen aber vielleicht zunächst nur zum wechselseitigen Kennenlernen, wünsche ich unserer Tagung gutes Gelingen.
Eilhard Cordes