2.1 Zugangs-, Lizensierungs- und Accountingverfahren
Im Rahmen des WebDOC-Projektes wurden auf Seiten der PICA-Partner
technische Verfahren für die Zugangskontrolle, Lizenzüberwachung
und das Accounting entwickelt, die ein verbundweit einheitliches
Serviceangebot gegenüber dem Benutzer ermöglichen.
Im GBV wird die Abrechnung aller Dienstleistungen einschließlich
Fernleihgebühren, Lieferentgelten, Lizenzgebühren, lokale
Benutzungsgebühren und -entgelte, usw., über ein einziges, weltweit
gültiges Benutzerkonto abgewickelt. Die Benutzerindentifikation wird
nicht mehr an IP-Domainnamen o.ä., nur lokal wirkende Mechanismen
gebunden, sondern erfolgt über eine ortsunabhängige persönliche
Indentifikation. Die Mechanismus macht die Verwendung
unterschiedlicher Accounts für verschiedene Dienstleistungen und
Zugangswege überflüssig.
Für die Abrechnung von Lizenzgebühren gebenüber unterschiedlichen
Anbietern elektronischer Publikationen wurde ein "Lizenzserver" entwickelt,
der die PICA-Abrechnungsverfahren in dieser Hinsicht unterstützt.
Berücksichtigt sind, neben lizenzfreien Publikationen, der Zugriff über
organisationsgebundene und Einzellizenzen (pay per view). Über technische
Details wurde bereits an anderer Stelle im Zusammenhang mit
dem WebDOC-Projekt berichtet.
2.2 Erschließung und Nachweis elektronischer Publikationen
Die erfolgreiche Integration des Angebotes elektronischer Publikationen
in ein Gesamtangebot des Verbundes hängt nicht zuletzt von der
komfortablen und einfachen Erfassung der einzelnen Objekten in den
Nachweissystemen des Verbundes ab. Im WebDOC-Projekt wurde für
die PICA-Partner ein entsprechendes Datenmodell entwickelt. Dies
wird bereits seit einiger Zeit für die Erschließung und Katalogisierung
in den Niederlanden und im GBV genutzt.
Die manuelle Katalogisierung ist zwar bei der Erfassung von in
elektronischer Form vorliegenden Dissertationen und ähnlicher, eng mit
Papierausgaben verküpfter, Publikationen machbar, nicht jedoch beim
Einbringen von Aufsatznachweisen elektronischer Zeitschriften u.ä. Im
WebDOC-Projekt wurde für diesen Zweck zunächst ein Datentransfer
auf Basis des PICA-Formates entwickelt und beim Aufbau der WebDOC-
Datenbank bei PICA praktiziert.
Zur Zeit wird an der Definition eines geeigneten Metaformates auf
Basis des Dublin-core-sets gearbeitet. Kurzfristiges Ziel ist hier die
Schaffung eines automatisierten Verfahrens zur Übermittlung und
Speicherung dieser Daten in den Nachweissystemen der PICA-Partner.
Auf Basis dieses Metaformates können dann automatisierte Übergabeverfahren
installiert werden, die eine manuelle Bearbeitung der Nachweise
weitgehend überflüssig machen.
2.3 Integration elektronischer Publikationen in das Serviceangebot des GBV
Im Verlauf des WebDOC-Projektes wurde sehr schnell klar, daß ein
isoliertes Angebot elektronischer Publikationen wenig sinnvoll ist. Als
erster Schritt der Integration in das Gesamtangebot des GBV wurde die
integrierte Katalogisierung in der Verbunddatenbank realisiert. Auf die
ursprünglich vorgesehene separate Katolgisierung in der WebDOC-
Datenbank wurde zugunsten einer Offline-Datenabgabe verzichtet.
Die WebDOC-Datenbank unterscheidet sich für die Benutzer nicht
vom gewohnten Angebot der traditionellen Nachweisdatenbanken.
Die Benutzung des Get-Buttoms führt dagegen nicht zu einer Dokumentbestellung,
sondert zur direkten Anzeige des Dokumentes am
Bildschirm.
2.4 Integration von Inhaltsdaten, Abstrakts und Volltexten
Benutzer suchen i.d.R. Literatur und Informationen zu einem bestimmten
Thema, nicht speziell nach elektronischen Publikationen. Die direkte
Zugriffsmöglicheit wird jedoch als willkommener Zeitgewinn gegenüber
einer traditionellen Kopiebestellung angenommen.
Als nächster Schritt wird daher unter dem Label PiCarta die Verknüpfung
von elektronischen Volltexten, Abstracts und konventionellen
Zeitschrifteninhaltsdaten zu einem einheitlichen Angebot gegenüber
dem Benutzer realisiert.
Die Verknüpfung von Zeitschrifteninhaltsdaten mit Abstrakt- und
Volltextnachweisen ermöglicht dem Benutzer den Sucheinstieg über alle
Indexeinträge aus zusammengehörigen Elementen (Basic Index. Die
Suche über Indexeinträge aus den Volltextexten ist, sofern diese
maschinenlesbar vorliegen, ebenfalls möglich.
Bei der Präsentation einer Titelinformation werden dem Benutzer je
nach Verfügbarkeit ein Icon für das Abstrakt und den Volltext eines
Artikels, sowie das Inhaltsverzeichnis der Zeitschrift angeboten.
Ein entsprechender Mechanismus sorgt dafür, daß der Benutzer nur
die Daten zu sehen bekommt, für die er die Zugangsberechtigung
besitzt, d.h. wenn er keine Zugriffsberechtigung für die Volltexte hat, wird
der "Volltext-Buttom" nicht präsentiert
Abb. PiCarta-Strukturkonzept
2.5 Viele Datenbanken, ein Zugang
Die Zusammenführung aller Bibliographischen Datenbanken des GBV
zu einem Gesamtangebot ist nicht spezifisch für elektronische Publikationen
zu sehen und geht weit über den obigen Ansatz hinaus. Das
Ziel ist hier, das Wirrwar der einzelnen Angebote - Verbunddatenbank,
OLC, IBZ, PCI usw. - mit seinen unterschiedlichen Zugangsregelungen
und Einstiegspunkten durch einen einzigen Zugang zu ersetzen. Aus
Sicht des Benutzer soll hier der OPAC der virtuellen Bibliothek GBV
geschaffen werden.
Das Retrievalsystem informiert den Benutzer am Anfang über die
vorhandenen und die für ihn zugänglichen Angebote. Auf Grund der
Benutzeridentifikation werden im anschließendem Suchvorgang nur die
Indexeinträge benutzt, für die die notwendigen Berechtigungen
vorhanden sind, bzw. die der Benutzer zu sehen wünscht.
Das hier vorgestellte Konzept wird z.Z. für PICA-eigene Datenbanken
realisiert und wird noch in diesem Jahr zur Verfügung stehen. Eine
Ausdehnung auf beliebige Datenbanken, die über Z39.50 zur
Verfügung stehen, wird dann im nächsten Jahr realisiert.
2.6 Die Verifikation der Verfügbarkeit elektronischer Publikationen
Zu einer umfassenden Integration in ein Verbundangebot gehört auch
die Verifikation und permanente automatische Überprüfung der Verfügbarkeit
der elektronischen Angebote. Auf Verbundebene kann eine
elektronische Publikation mehrfach nachgewiesen sein. Denkbar ist,
daß diese von mehreren Anbietern beziehbar ist, aber auch das
Vorhandensein mehrerer Mirrorserver (multiple Sources). Die
Zugriffsmechanismen des Verbundes erlauben hier z.B. das Ausweichen auf
alternative Angebote bei Ausfall eines Servers.