Reuse: Vorschläge zur verbesserten Umsetzung Mehrteiliger MARC-Strukturen

 

1. Allgemeine Bemerkungen zum funktionalen Datenmodell in amerikanischen und deutschen Verbundsystemen

Ausgangspunkt des Reuse-Folgeprojektes (Reuse+ 1 ) war die Überlegung, die deutlich divergierenden Formen der Abbildung Mehrteiliger Strukturen in den Formaten USMARC, MAB2 und PICA durch eine gezielte und breitgefächerte Analyse zu untersuchen mit den Zielen a) Vorschläge für eine optimiertere programmtechnische Umsetzung von MARC-Daten und Daten in MAB2 und PICA in beide Richtungen abzuleiten und b) so zukünftig einen verbesserten internationalen Datenaustausch zu gewährleisten.

Die bisherige Praxis der Formatanwendung wie auch Umsetzungsroutinen sind bereits in der ersten Projektphase von Reuse in Kooperation zwischen OCLC, GBV/SUB und BSZ sehr genau untersucht worden 2.

Ein Ergebnis dieser ersten Projektphase war die Feststellung, daß die unterschiedliche Handhabung bei der bibliographischen Beschreibung von Mehrteiligkeit letztlich auf einer voneinander abweichenden datentechnischen Gestaltung in amerikanischen und deutschen Datenbanken und Verbundsystemen basierend auf unterschiedlicher Funktionalität bibliographischer Entitäten beruht: "The big difference of handling the volumes seems to be that in Germany they are part of the bibliographical record. In the US the work of establishing item records for individual volumes is done locally (...) - in local systems, while in German library networks, the work is done only for all local libaries" (Dr. Stefan Gradmann: Reuse-Final Report). 3

Das heißt: Die deutsche Praxis in Verbundsystemen verankert die Mehrteiligkeit bereits auf bibliographischer Ebene, was zur Folge hat, daß die Aufsplittung eines Titels für jeden Anwender gilt und keine Entscheidungen in dieser Richtung auf lokaler Ebene getroffen werden müssen. Systeme dieser Art sind grundlegend für kooperatives Vorgehen insgesamt, d.h. auch Bereiche wie Dokumentbestell und-liefersysteme können im zentralen System verwaltet werden.

Für den bibliothekarischen Anwender wie für den Benutzer bedeutet dies eine Erleichterung im Umgang mit den einzelnen Funktionalitäten, weil die Informationen bezüglich eines Titels in allen Teilen systemgesteuerte Zuordnungen zu Lieferanten und Anbietern erlauben. Der Bibliothekar braucht seinen Bestand nur an den bibliographischen Satz zu hängen, der Benutzer markiert nur seinen gewünschten Titel und das System liefert ihm den ersten verfügbaren.

In der amerikanischen Praxis wird die Mehrteiligkeit nicht im Sinne von shared cataloging (wie oben beschrieben) bereits auf bibliographischer Ebene soweit abgebildet, daß auch einzelne Bände eigene bibliographische records mit Verknüpfung an die Hauptaufnahme erhalten: die einzelnen Bände werden vielmehr -bis auf Stücktitel- bibliographisch in der Hauptaufnahme aufgeführt, die datensatztechnische Aufsplittung der Titel erfolgt dann auf der lokalen Ebene. D.h. neben dem unterschiedlichen Vorgehen bezüglich der Abbildung der Teile einer mehrteiligen Einheit, ist auch das organisatorische Vorgehen beim Bestell- und Dokumentlieferverfahren jeweils lokalspezifisch anders konzipiert, angepasst an das zugrundeliegende datentechnische Modell. Hier entscheidet der Bibliothekar wie er die Mehrteiligkeit auf seinem lokalen System darstellen will und der Benutzer sucht seinen Titel durch die im Angebot nachgewiesenen Bibliotheken.

Beide Formen haben unterschiedliche Ausgangspunkte, abweichende Gewichtungen und insgesamt jeweils Vor- und Nachteile für die Benutzung: Die deutsche Vorgehensweise basiert auf dem Modell des kooperativen Katalogisierens in einem Verbundsystem. Eine Titelaufnahme wird nur einmal für alle Verbundteilnehmer erstellt. Das heißt auch ein mehrteiliges Werk ist für alle Anwender repräsentativ maßgeblich, auf lokaler Ebene wird nur noch der eigene Bestand angehängt. Aus Benutzersicht hat das den Vorteil, daß dieser Antwort erhält auf die Frage, welche Teile eines mehrbändigen Ganzen in welcher Bibliothek verfügbar sind. Der Nachteil besteht darin, daß die Präsentation, insbesondere bei mehrteiligen Werken mit bis zu drei Hierarchiestufen, sehr undurchsichtig wird.

Die amerikanische Vorgehensweise basiert nur bedingt auf dem Prinzip des shared cataloging, zumal ein überwiegender Teil der Daten von der Library of Congress erstellt werden, so daß hier keine Absprache bezüglich des Katalogisats auf bibliographischer Ebene erforderlich ist. Die Titelaufnahmen weisen eine flache Hierarchie auf, die Anwender müssen dann jeweils auf lokaler Ebene die Strukturen eines mehrbändigen Werkes definieren. Unter Benutzungsaspekten hat das den entscheidenden Vorteil, daß der Benutzer auch mehrteilige Werke als Ganzes komplett zu sehen bekommt, er braucht sich nicht mit der z.T. komplizierten hierarchischen Struktur auseinanderzusetzen. Der Nachteil ist der, daß der Benutzer dann aber suchen muß, welche Teile in welcher Bibliothek verfügbar sind.

Ein extremes Beispiel ist die Abbildung von mehrteiligen Lexika: Der Brockhaus von A-Z würde im GBV Verbundkatalog für den Benutzer im diagnostischen Format (dies gilt nicht für die ISBD-Anzeige) als ein Haupteil (Datensatz für die Gesamttitelaufnahme) mit einer Reihe von einzelnen Teilen (jeweils eigener Datensatz für die einzelnen Bände), die mit diesem Datensatz für den übergeordneten Titel verknüpft sind, angezeigt werden, was gerade in diesem Fall unnötig ist. In der OCLC-Datenbank ist das Ganze ein Datensatz, und in der diagnostischen wie auch in der ISBD-Anzeige für den Benutzer somit auch als ein zusammengehöriges Ganzes sichtbar.

Überlegungen dieser Art sind ohnehin grundlegend für den regen internationalen Disput zur Gestaltung logischer Datenmodelle ("Functional Requirements for Bibliographic Records"4 ). Das Reuse-Folgeprojekt hebt diesen Punkt nochmal deutlich hervor und stellt die Ergebnisse des Projektauftrags als weitere Anregungen in diesem Kontext zur Diskussion.

 

2. Projektrahmen

Der Projektauftrag (wie o.a.) basiert im wesentlichen auf den Ergebnissen des ersten Reuse-Projektes, dem Arbeitspapier von Sally McCallum zu hierarchischen Strukturen in USMARC „Multilevel descriptions in USMARC", der Stellungnahme von Glenn Platton/OCLC zu diesem Arbeitspapier und letztlich den ansatzweise angedachten Lösungsvorschlägen der Reuse-Arbeitsgruppe.

Dabei sollte unterschieden werden zwischen Erfordernissen an USMARC, die für eine optimiertere Nachnutzbarkeit bibliographischer Informationen in deutschen Verbundsystemen zweckdienlich wären, und Modifikationen in USMARC, die in der amerikanischen Verbund- und Katalogisierungspraxis durchführbar sein könnten.

 

Ausgangspunkte waren:

  1. Festlegung von Regelfällen in der praktischen Anwendung von USMARC für die Abbildung mehrteiliger Strukturen
  2. Praktikable Lösungsvorschläge für eine verbesserte Umsetzung
  3. Linking-Konzept in USMARC und die Durchführbarkeit dieses Konzepts
  4. Statistische Auswertung verschiedener Kategorie-Kombinationen in USMARC

 

Das zu untersuchende Datenmaterial umfaßte folgende Teilmengen:

  1. Kategorie 300 (Physical Description) in Kombination zu 505 (Contents Note), (300_500.txt)
  2. Kategorie 490 (Series Statement) in Kombination zu 8XX (Series Added Entry), (4xx_8xx.txt)
  3. Entsprechungen der Kombinationen im GBV (bsp1.doc; bsp3.doc)
  4. Entsprechungen der Kombinationen im BSZ (wird noch beigefügt)
  5. Statistische Analysen der Kombinationen in OCLC
  6. Statistische Auswertung von Titeln der LoC (locsta.doc)

 

3. Modelle zur Abbildung Mehrteiliger Titelaufnahmen in USMARC

Die folgenden ausführlich beschriebenen Modelle sind aus analytischen Gründen und zur besseren Bewertung der verschiedenen Kategoriekombinationen getrennt aufgeführt worden. Letztendlich können nur zwei grundlegend unterschiedliche Vorgehensweisen definiert werden. Diese sind: a) Bei einem mehrteiligen begrenzten Werk mit Stücktiteln wird im allgemeinen der Stücktitel des Teiles in der Kategorie 245 abgelegt und der Gesamttitel kommt in eine der Kategorien 4XX; b) bei einem mehrteiligen begrenzten Werk mit nur Bandaufführungen werden die Angaben zum Band i.d.R. in der Kategorie 505 aufgelistet und die Volume-Angabe in der Kategorie 300. In der Kategorie 245 ist dann der Gesamttitel abgelegt.

Die Kategorie 245 bietet aber innerhalb ihrer Subfieldstruktur auch die Möglichkeit für eine reine Bandaufführung. Zu fragen ist, in welchen Fällen Bandaufführungen in der Kombination 300 und 505 oder in der Kategorie 245 verzeichnet werden. Eine Überlegung wäre, sofern eine mehrbändig begrenztes Werk ohne Stücktitel komplett vorliegt, wird die Variante in Kategorie 300 und 505 eher verwendet und umgekehrt, wenn ein mehrbändig begrenztes Werk nicht komplett vorliegt, sondern erst einzelne Teile, wenn nicht sogar der erste Band, dann ist die Nutzung der Kategorie 245 für den Stücktitel oder auch nur für die Bandaufführung sinnvoller. Wie weit diese Überlegungen praxisrelevant sind, muß noch überprüft werden.

 

3.1 Anwendung der Kategorie 245

3.1.1 Modell 1: 245 in Kombination mit 440 und/oder 490

Bei mehrteiligen Werken mit einem aussagekräftigen Bandtitel (Stücktitel) wird dieser in den meisten Fällen in 245 $a abgelegt, der Gesamttitel allerdings entweder in der 440 oder in der 490, abhängig davon, ob zusätzlich eine Eintragung unter einer Serie vorliegt.

a) Mehrteiliges begrenztes Werk mit Stücktitel
245 $a Stücktitel
440 $a Gesamttitel oder
490 $a Gesamttitel
b)

1.
2.
Stücktitel in Serie
245 $a Stücktitel
490 $a Serienangabe
490 $a Gesamttitel
c) oder
440 $a Gesamttitel
490 $a Serienangabe

 

3.1.2 Modell 2: 245 nicht in Kombination mit 440 und/oder 490

Hierunter fallen alle die mehrteiligen Werke mit nicht aussagekräftigem Bandtitel (Bandaufführungen) bzw. nur reiner Bandzählung auf Bandebene. In diesen Fällen werden die Kategorien 440 und 490 ausschließlich für Serien-Gesamttitel genutzt.

a) Mehrteiliges Werk mit reiner Bandzählung
245 $a Gesamttitel
245 $n Bandzählung
245 $.. alle weiteren Angaben zum Band
b) Mehrteiliges Werk mit Bandtitel
245 $a Gesamttitel
245 $n Bandzählung
245 $p Bandtitel

 

3.2 Anwendung der Kategoriekombination 490 und 800 oder 830

3.2.1 Modell 1.1: 490 in Kombination zu 800 oder 830

a) Mehrteiliges Werk mit aussagekräftigem Bandtitel
245 $a Stücktitel
245 $..alle weiteren Angaben zum Band
490 $a Gesamttitel Vorlageform
800 $t Gesamttitel Ansetzungsform

Diese Kombination ergänzt Modell 1: Nutzung der Kategorie 245 für mehrbändig begrenzte Werke mit Stücktiteln. Da aber nicht unterschieden wird zwischen Serien-Gesamttitel und Gesamttitel eines mehrbändigen Werkes, kann mit dem Vorhandensein dieser Kategoriekombination 490 und 8XX nicht davon ausgegangen werden, daß hier ein mehrstufiges begrenztes Werk vorliegt mit dem jeweiligen Stücktitel des Teiles in Kategorie 245. Bei Kombinationen der Kategorie 490 mit 830 handelt es sich im wesentlichen um Serien.

Hinzu kommt, daß, wenn z. B. Kategorie 800 vorkommt, auch ein Normdatensatz zum übergeordneten Titel vorliegen kann, aber nicht muß. Das heißt auch hier war nicht klar zu erkennen, wann immer ein Normdatensatz erstellt wird! Dies könnte aber wichtig sein, wenn es um weitere Angaben zum Gesamttitel geht, die nicht in beiden Kategorien zu finden sind.

 

3.3 Anwendung der Kategorie 300 und 505

3.3.1 Modell 2.1: 300 in Kombination zu 505

a) Mehrteiliges begrenztes Werk
300 $a v.
Ø <Bandzählung>
505 $a Bandzählung Bandttitel
Ø --ØBandzählung....

Diese Kombination kommt in Verbindung mit Modell 2 vor: Nutzung der Kategorie 245 ohne die Kategorien 4XX und 8XX. Die Kategorie 505 (Formatted Contents Note) ist an sich eine allgemeine Fußnotenkategorie und wird u.a. für Kapitelüberschriften und auch enthaltene Werke (Table of contents) verwendet. In Kombination mit Kategorie 300 (Physical Description) liegt in der Regel ein mehrteiliger Titel vor, wenn eine Bandangabe eingeleitet mit „v." oder eine von-bis-Angabe in spitzen Klammern „<..>„ vorliegt, unabhängig davon, ob der Titel des Bandes aussagekräftig ist oder nicht und auch unabhängig davon, ob das mehrteilige Werk komplett vorliegt oder nicht. Wenn es sich um enthaltene Werke handelt, fehlt i.d.R. in der 300 die Bandangabe eingeleitet mit „v.".

 

4. Zur Abbildung Mehrteiliger Titelaufnahmen in Deutschen Formaten

Die deutsche Praxis (im wesentlichen basierend auf PICA und MAB2) hat einen grundsätzlich anderen Ansatz. Mehrteiligkeit wird in Form von hierarchischen Linking-Strukturen ausgedrückt. Bernhard Eversberg hat in seiner umfassenden Darstellung zu Linking-Konzepten die Vorgehensweise in deutschen Verbund-systemen sehr treffend beschrieben:" The solution typically implemented in Germany consists of --one main record for the series or multipart item (...). It contains no links to the subordinate records. No holdings are attached to this main record. It is not a „work record", for every manifestation gets its own record. --One subordinate record for every part or volume, wether it has a distinctive title or not. These subordinate records are linked (upwards only!) to the main record via IDNr. In the union catalog databases, holdings are attached to these records so as to accurately reflect which library has which parts of the publication. Volumes with non-distinctive titles just have no title field-as you may well guess. All other fields, like date, pagination, names of persons relating to that volume, whatever, it can all be there." (Bernhard Eversberg, Linking Concepts, Part 3, linking.doc)

Hierzu ein Beispiel:

Stücktitel eines mehrbändig begrenztes Werkes mit Abteilungen und Stücktitel:

ISBD-Anzeige aus dem GBV/Verbundkatalog
[Mehrbändiges Werk]
Gesammelte Schriften / Walter Benjamin. Unter Mitw. von ...hrsg. von Rolf Tiedemann...-Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1972-

VERFASSER/HERAUSGEBER:
Walter Benjamin
Rolf Tiedemann

[Band]
Suppl. 2: Im Schatten der jungen Mädchen / Marcel Proust. Übers. von Walter Benjamin...-, 1987. -535 S.

VERFASSER/HERAUSGEBER:
Marcel Proust
Walter Benjamin

 

Titelaufnahme im USMARC-Format in der OCLC-Datenbank

001ocm20318067
1001 $aProust, Marcel,$d1871-1922.
24010$aA l`ombre des filles.$lGerman
24510$aIm Schatten der jungen Mädchen / $cMarcel Proust ; übersetzt von Walter Benjamin und Franz Hessel.
250 $a1. Aufl.
260 $aFrankfurt am Main :$bSuhrkamp,$c1987.
300 $a535 p. ;$c21 cm.
4901 $aGesammelte Schriften, Supplement / Walter Benjamin ;$v2
500 $aTranslation of: A l`ombre des filles en fleurs.
7001 $a Benjamin, Walter,$d1892-1940.
7001 $aHessel, Franz,$d1880-1941.
8001 $aBenjamin, Walter,$d1892-1949.$tTranslations ;$v2.

 

Titelaufnahme im PICA-Format in der GBV-Datenbank in Kategorienstruktur

Datensatz für den Gesamttitel: Acu (c-Stufe als oberstem Level)
0100 029112885
0500 Acu
1100 1972 $ 1972-
1500 /de
1700 /de
3000 Walter@Benjamin
3010 Rolf@Tiedemann [Hrsg.]
3011 Hermann@Schweppenhäuser [Hrsg.]
3012Theodor@Wiesengrund-Adorno!135597838!Theodor Wiesengrund@Adorno
3013 Gershom@Scholem [Mitarb.]!035211776!Gersom@Solem
3200 Sammlung
4000 Gesammelte Schriften / Walter Benjamin. Unter Mitw. Von Theodor W. Adorno und Gersom Solem hrsg. Von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser

 

Datensatz für den Titel der Zwischenstufe: Aeu (e-Stufe als Abteilung)

0100 029113059
0500 Aeu
3010 Hella@Tiedemann-Bartels [Hrsg.]
4000 #500#!029112885!@Gesammelte Schriften / Benjamin, Walter. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1972-
4004 *Suppl.* [Übersetzungen] / hrsg. Von Hella Tiedemann-Bartels

 

Datensatz für den Stücktitel des Bandes: Afu (f-Stufe als unterstem Level)

0100 02911067
0500 Afu
1100 1987
3000 Marcel@Proust
3010 Walter@Benjamin [Übers.]
3211 @ A l`ombre des jeunes filles en fleurs <dt.>
4000 #20#!029113059!@Gesammelte Schriften / Benjamin, Walter. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1972-. Suppl.: [Übersetzungen] / Tiedemann-Bartels, Hella
4004 *2*@Im Schatten der jungen Mädchen / Marcel Proust. Übers. Von Walter Benjamin..

 

Im GBV (PICA-Format) wird ein Datensatz für den Gesamttitel eines mehrteiligen Werkes angelegt, der Datensatz für die c-Stufe, und weitere Datensätze für die einzelnen Teile mit Abteilungen, wobei die Abteilungen Zwischenstufen (Datensatz der e-Stufe) darstellen und die einzelnen Bände die unterste Stufe bilden (Datensätze für die f-Stufen). Die Verknüpfung erfolgt vom einzelnen Band zur Überordnung über die Identifikationsnummer des dazugehörigen Gesamttitels, also von unten nach oben. Über ein fam-Kommando werden alle Teile einer mehrbändigen bibliographischen Einheit in hierarchischer Abfolge angezeigt.

 

5. Auswertung der statistischen Analysen und Beispiele

5.1 Auswertung der statistischen Analysen

Der OCLC-Verbund hat für einen kleinen Prozentsatz (ca. 1%) seines Gesamtbestands eine statistische Analyse durchgeführt, die als Schnittmenge durchaus maßgeblich ist für die Fragestellung, wie oft die Kategorien 300, 505, 490 und 8XX jeweils einzeln und in Kombination miteinander vorkommen. Darüber hinaus hat OCLC jeweils 50 Beispiele mit den zwei Komnbinationen 300 und 505 sowie 490 und 8XX zusammengestellt. Diese Beispiele sind in der GBV-und BSZ-Verbunddatenbank gegengeprüft worden.

Die Ergebnisse der OCLC-Statistik decken sich ungefähr mit den Zahlen der Gesamtstatistik zu ca. 4 Millionen Titel der Library of Congress (Anlage 5). An dieser Stelle sollten einige Zahlen kurz genannt werden.

 

Zur OCLC-Statistik:

  • Kategorie 505 hat einen Anteil von 3.76 % bei Print-Medien
  • Kategorie 490 hat einen Anteil von 14.47 % bei Print-Medien
  • Kategorie 800 hat einen Anteil von 0.50 % bei Print-Medien
  • Kategorie 505 in Kombination zu 300 („vol.") hat einen Anteil von 40.69 % bei Print-Medien, die eine 505 beinhalten.
  • Kategorie 490 in Kombination zu 8XX hat einen Anteil von ca. 9.70 % bei Print-Medien, wenn in 490 der Indikator 1 belegt ist.

 

Die Anteile der Kombinationen, die ein mehrteiliges Werk darstellen, sind bei einem Gesamtanteil der Zahlen, wenn diese sich nur auf ein Prozent des Gesamtbestandes von OCLC beziehen, nicht hoch. Die Nutzung der Kombination 490 und 800 ist dabei wesentlich geringer als die erstere Kombination 300 und 505 (siehe oben). Man kann davon ausgehen, daß, wenn Kategorie 300 und 505 zusammen auftauchen, in der Regel auch ein mehrbändig begrenztes Werk vorliegt.

Zu fragen ist, ob die Kombination 490 und 800 (die Angaben von OCLC beziehen sich auf alle möglichen Kombinationen der 490 mit den Kategorien 8XX) im allgemeinen ein mehrteiliges Werk abbilden. Denn, und dies wirkt sich erschwerend auf die Konvertierungsvorgaben aus, in der amerikanischen Praxis wird strukturell nicht unterschieden zwischen einer Serie und einer mehrteiligen begrenzten Veröffentlichung.

 

Zur LoC-Gesamtstatistik (insgesamt 4.106.347 Sätzen):

  • Kategorie 300 kommt insgesamt 4.106.403 mal vor:
Kategorie 300 mit einem „v." kommt 228.418 mal vor
Kategorie 300 mit „<..>„ kommt 57.333 mal vor
  • Kategorie 505 kommt insgesamt 135.690 mal vor
  • Kategorie 490 kommt insgesamt 743.909 mal vor
  • 300 in Kombination mit 505 kommt 135.670 mal vor
  • Kategorie 4XX in Kombination zu 8XX kommt 399.288 mal vor

 

Bei insgesamt 4 Millionen Titel sind die Zahlen anteilmäßig für die Nutzung der einzelnen Kategorien bei mehrteiligen Titeln eher gering, die Zahlen für die Nutzung der Kombinationen bestätigen das Ergebnis der Analyse von OCLC. Die Anwendung 300 (mit vol.-Angabe) und 505 ist mit einem Anteil von 136.670 gemessen an der Gesamtanzahl der Sätze sehr gering, im Vergleich allerdings zur Anwendung der 4XX und 8XX, wobei die Kombinationsmöglichkeiten hier noch unterschiedliche Varianten umfassen, die mehr auf Serien, sehr viel weniger auf mehrteilige begrenzte Werke zugeschnitten sind, immer noch eindeutiger und höher.

Ebenso gering und kaum von Bedeutung ist die Nutzung der Titelkategorie 245 mit einem $n und $p für den Titel des Teiles, wenn der Gesamttitel in 245 $a abgelegt ist. Das Subfield $n (number of part/section of a work) kommt insgesamt nur 3.118 mal vor, das Subfield $p (name of part/section of a work) 11.509 mal.

Was statistisch nicht ermittelt werden kann ist die Nutzung der 245 $a für den Titel des Teiles, sofern ein Stücktitel eines mehrbändigen Werkes vorliegt! Die Kombination mit Kategorie 440 und/oder 490 ist nicht eindeutig, da es sich hier auch um einen Stücktitel in einer Serie handeln kann.

 

5.1 Auswertung der OCLC-Beispiele in den Verbundkatalogen des GBV und BSZ

Die Beispiele von OCLC sind bezüglich der Kombination 300 und 505 aussagekräftig, d.h. es handelt sich in jedem Fall um ein mehrteiliges Werk - und zwar in der Regel um Fälle, in denen nach RAK Bandaufführungen gemacht werden- und ist somit auch programmtechnisch umsetzbar.

Von 49 untersuchten Titeln sind sowohl im BSZ als auch im GBV 15 als mehrbändig begrenzte Werke (mit Bandaufführungen) vorhanden. Die Kombination 490 mit 8XX ist bei der Auswahl der Beispiele auf die gleichzeitige Verwendung der Kategorie 830 beschränkt worden, so daß es sich bei diesen Fällen im wesentlichen um Monographien innerhalb von Serien handelt.

Um jedoch genaueres über die Kombination 490 und 800 sagen zu können, wurde zusätzlich eine Teilmenge von ca. 5.000 Daten der Library of Congress untersucht. In dieser Teilmenge taucht die Kategorie 490 6.880 mal auf, die Kategorie 800 275 mal und die Kombination von beiden 272 mal. Das zeigt, daß die Kategorie 800 (im wesentlichen, trotz drei abweichender Fälle) immer zusammen mit der Kategorie 490 belegt wird. In der Regel handelt es sich dann um mehrteilige Werke, wobei in Subfield $t von Kategorie 800 der Gesamttitel und in Subfield $v die Bandzählung zu finden ist. In Kategorie 490 ist dann entsprechend in $a der Gesamttitel und in $v wieder die Bandzählung untergebracht. In Kategorie 245 $a finden wir dann den Titel des Teiles (Stücktitel).

 

6. Vorschläge für eine verbesserte Umsetzung von MARC-Daten

6.1 Zur Terminologie und Codierung

„English and German terminology are awfully incongruent. German catalogers jargon uses „mehrbändige Werke" (multivolume works) to comprise both of the above (!). The English „series" is often misunderstood (...), (...) and there is simply no exact equivalent for „series". One would have to say „mehrbändiges Werk mit Stücktiteln" - multivolume work with distinctive title volumes. But that`s not quite the same. Because: Works by personal authors, since their lifetime are all finite, are always regarded in the sense of „multipart items" in the sense that they will have a finite number of separate parts („mehrbändiges begrenztes Werk") whereas AACR2 quite often treats these as series, just because there is no indication as to exactly how many volumes there will be. (B. Eversberg, Linking Concepts Part 3) .

Die Ausführungen von Eversberg sind grundlegend, nicht nur für die Katalogisierungspraxis, sondern auch für die in Formaten verankerte Codierung bibliographischen Einheiten. Denn bislang ist es schwierig, aus den codierten Feldern in USMARC Mehrteiligkeit i. S. der deutschen Anwendung abzuleiten oder anders ausgedrückt, bibliographische Termini adäquat umzusetzen.

Das USMARC-Format bietet sehr detallierte und umfassende Codierungen an. Mehteiligkeit kann abgeleitet werden aus dem Record Label, Position 7 (bibliographic level) mit folgenden Indikatoren:

Record Label: Pos. 7 (bibliographic level)

a
b
c
d
m
s
monographic component part
serial component part
collection
subunit
monograph item
Serial

Darüber hinaus bietet die Kategorie 008 im Authority Format an der Position 12/13 die Möglichkeit den Type of Series (gezählt oder ungezählt) zu bestimmen:

008 (Authority) Pos. 12 (Type of series):

a
b
c
n
z
monographic series
multipart item
series like phrase
not applicable
other

008 (Authority) Pos. 13 (Numbered or unnumbered series):

a
b
c
n
numbered
unnumbered
numbering varies
not applicable

Der Begriff „series" und „serial" ist dabei deutlich voneinander zu unterscheiden. Mit „serial" sind im allgemeinen fortlaufende Veröffentlichungen (gezählt oder ungezählt) i. S. von Zeitschriften und zeitschriftenartigen Reihen gemeint. Der Begriff „series" umfaßt alle mehrteiligen Werke, deren Teile eigene Titel haben, also auch Stücke in Serien und mehrbändig begrenzten Werken. D. h. in der amerikanischen Praxis werden „mehrbändig begrenzte Werke mit Stücktiteln" als „Serie" definiert. Daraus folgt, daß die Unterscheidung zwischen mehrbändig begrenzt und fortlaufend wie sie im deutschen Verständis eher prägend ist, hier keine wesentliche Rolle spielt.

Die Übersetzung der innerhalb dieser o.g. Felder festgelegten Varianten in deutsche Entsprechungen ( bzw. Festlegung von terminologischen Äquivalenzen in beide Richtungen) ist kaum zu leisten. Eine begriffliche Klärung der wichtigsten Codierungen im internationalen Kontext wäre insofern wünschenswert und eine erhebliche Erleichterung für die Konvertierungspraxis!

 

6.2 Zur Kombination 300 und 505

Die Kombination 300 (mit vol.-Angaben) und 505 handelt es sich i.d.R. um mehrteilige Werke mit Bandaufführung! Um umständliche (z.T. fehleranfällige) maschinelle Abfragen zu vermeiden, wird im Rahmen des Reuse-Projektes vorgeschlagen, den zweiten Indikator der Kategorie 505, der zur Zeit nicht benutzt wird, für die Kennzeichnung eines mehrbändigen Titels zu belegen!

 

6.3 Zur Nutzung der 245

Die Kategorie 245 wird -wie in Modell 1 und 2 beschrieben- in zweierlei Art verwendet! Zum einen wird in 245 $a der Gesamttitel abgelegt und in weiteren Subfeldern Angaben zum Teil, zum anderen findet sich in 245 $a der Titel des Teils, sofern es ein Stücktitel ist, und der Gesamttitel in den Kategorien 4XX in Kombination zu 8XX. Diese sinnvolle unterschiedliche Belegung wird nicht konsequent gehandhabt. Hinzu kommt, daß die Subfieldstruktur der Kategorie 245 auch eine reine Bandaufführung möglich macht. In der Regel aber werden Bandaufführungen in der Kombination 300 und 505 verzeichnet.

Es wird deshalb vorgeschlagen, die Nutzung der Kategorie 245 und die Nutzung der Kategorienkombination 300 und 505 deutlicher voneinander zu trennen: Bei komplett vorliegenden mehrteiligen Werken mit Bandaufführungen wäre die Nutzung der letzteren Kombination 300 und 505 sinnvoll, bei nicht komplett vorliegenden mehrbändig begrenzten Werken, unabhängig davon, ob es sich um einen Stücktitel handelt oder nicht, wäre die Nutzung der Kategorie 245 angebrachter!

 

6.4 Zur Nutzung der Kombination 490 und 800

Die Kombination 490 und 800 bei mehrbändig begrenzten Werken ist gekoppelt an Modell 1, das heißt der Stücktitel wird dann in Kategorie 245 $a abgelegt! Es wäre wünschenswert, die Kategorie 800, sofern ein mehrbändiges Werk mit einem aussagekräftigem Titel des Teiles vorliegt, häufiger in Kombination zur 490 zu nutzen! Zudem ist die genormte Vorlage des Gesamttitels in der Kategorie 800 im Hinblick auf einen Tausch der authority records von wesentlicher Bedeutung. Zu klären bleibt allerdings, in welchen Fällen zusätzlich ein Normdatensatz für den collective title erstellt wird.

Ein zweiter wichtiger Aspekt ist die strukturelle Gleichbehandlung von Serie und Mehrbändig begrenztem Werk in USMARC. Das heißt, für die programmtechnische Umsetzung ist es kaum möglich, Kriterien für die eine oder andere Vorlage zu ermitteln. Dies ist aber insofern erforderlich, als die deutsche Praxis noch weitgehend zwischen einer Serie und einem mehrbändigen Werk unterscheidet. Es wäre insofern wünschenswert, daß hier ein Abrufzeichen oder ein Indikator zwecks Differenzierung eingesetzt wird.

 

6.5 Zum Linking-Konzept in USMARC nach dem Arbeitspapier von Sally McCallum

Das Arbeitspapier von Sally McCallum zu hierarchischen Strukturen in USMARC beschreibt mögliche (aber derzeit nicht in die Praxis umgesetzte) Linking-Modelle in USMARC neben den bisherigen Möglichkeiten der Abbildung von Mehrteiligkeit, die unter Punkt 3 auf den Seiten 4-6 beschrieben worden sind. Demzufolge unterscheidet sie zwischen mehrteiligen Werken mit jeweils Stücktiteln der Teile, mehrteiligen Werken mit nicht durchgehend selbständigen Bandtiteln und mehrteiligen Werken mit nur Bandaufführungen. Sie stellt diese 3 Fallbeschreibungen jeweils differenziert nach Hierachieebenen vor: Einmal mit nur einer flachen Hierarchie und zum anderen mit Zwischenstufen, d.h. mit zwei und mehr Hierarchieebenen.

Vereinfacht ausgedrückt, ergänzt McCallum die bisherigen Varianten zur Abbildung von hierarchischen Strukturen in USMARC durch die Einführung eines Link zum übergeordneten Titel über die Identifikationsnummer und durch die Möglichkeit, die jeweilige Hierarchieebene expizit anzugeben. Dafür verwendet sie die bislang in USMARC anders oder gar nicht genutzten Kategorien 773 und 774. Diese zwei Kategorien werden zusätzlich zum textualen Link zum Gesamttitel ergänzt. In allen Fällen wird für den Gesamttitel auch ein Normdatensatz erstellt.

In den ersten 3 Modellen mit nur einer Hierarchieebene wird der ID-Link in der 773 zusätzlich aufgeführt bei einem mehrbändigen Werk mit Stücktiteln oder teilweise Stücktiteln. Diese Unterscheidung, ob durchweg oder nur teilweise Stücktitel vorliegen, ist eine wichtige und sinnvolle Unterscheidung bezüglich der unterschiedlichen Nutzung der Kategorie 245: zum einen findet sich in der Kategorie 245 der Stücktitel des Teils zum anderen der Gesamttitel. Im letzteren Fall wird dann der Stücktitel in den einzelnen Subfields der Kategorie 245 verzeichnet.

Im ersten Modell - einem mehrteiligen Werk mit Stücktiteln- wird neben einer Gesamttitelaufnahme im bibliographischen Datensatz zum einzelnen Volume in Kategorie 245 der Stücktitel verzeichnet, in 4XX der Gesamttitel oder textuale Link zum Gesamttitel und in 773 der Link über die Identifikationsnummer des Gesamttitels.

Im zweiten Modell - einem mehrteiligen Werk mit teilweise Stücktiteln- wird im Datensatz für den einzelnen Band die Kategorie 245 anders genutzt: im Subfield $a von 245 steht der Gesamttitel und in den weiteren Subfields dann die Angaben zum Band. Auch hier wird der Link über ID in der Kategorie 773 ergänzt.

Im dritten Modell - einem mehrteiligen Werk mit Bandaufführungen- steht in der bibliographischen Beschreibung der unselbständigen Teile in Kategorie 245 der Gesamttitel. Für die Bandaufführungen wird die Kategoriekombination 300 und 505 genutzt. Die einzelnen Teile werden aber nochmal zusätzlich in der wiederholten Folge der Kategorie 774 einzeln aufgelistet.

Diese Fallunterscheidungen werden im zweiten Teil für mehrteilige Werke mit mehr als zwei Hierachieebenen durchgespielt: Angelehnt an Modell 1 wird im ersten Fall im Datensatz für den Band in der Kategorie 245 der Stücktitel verzeichnet, in 440 und 830 die Titel der jeweiligen Hierarchieebene mit dazugehörigen Bandzählungen, in Kategorie 773 dann die Angaben zum jeweiligen Level jeweils einzeln aufgeführt.

In Anlehnung an Modell 2 werden die Zwischenstufen und Abteilungen in der Kategorie 245 nachfolgend aufgezeichnet mit dem Bandtitel auf der untersten Stufe. In Kategorie 773 erfolgt dann wieder jeweils die Aufführung der einzelnen Stufen.

In Entsprechung zu Modell 3 werden alle Ebenen mit Bandzählungen in Kategorie 245 nachfolgend aufgeführt, in 505 dann der Reihenfolge nach alle Bände mit Angaben zu diesen. In Kategorie 773 werden Angaben zur Stufe und in 774 Angaben zum jeweiligen Band aufgeführt.

In allen drei Fällen, ob mit flacher Hierarchie oder mehreren Hierarchiestufen, werden jeweils auch Gesamttitelaufnahmen und Normdatensätze für den collective title erstellt.

Es wäre zu prüfen, wie weit diese Überlegungen in den amerikanischen Bibliotheken und Verbundeinrichtungen zur Diskussion stehen und inwieweit diese strukturell einbezogen werden könnten. Die Reuse-Projektgruppe würde es begrüßen, wenn grundsätzlich ein Link zum Gesamttitel über ID vorhanden wäre. Die Umsetzung der Modelle mit mehr als einer hierarchischen Stufe wäre sehr sinnvoll, aber wahrscheinlich zunächst mal eine aufwendige Variante. Zudem ist in allen Modellen mit mehreren hierarchischen Ebenen die zusätzliche Aufführung der Angaben zu den einzelnen Stufen und Bänden in den Kategorien 773 und 774, wodurch an sich die Zuordnung der Titel zum jeweiligen Level eindeutiger wird, nach McCallum optional.

 

6.6 Verbesserung der Abbildung von Mehrteiligkeit in der deutschen Praxis

Die Reuse-Projektarbeiten und Analysen haben auch Rückwirkung gezeigt auf das bisherige Vorgehen in deutschen Bibliotheken. Die differenzierte hierarchische Rekonstruktion eines umfangreichen mehrteiligen Titels erschwert nicht nur den internationalen Datenaustausch, sondern auch die Suche für den Benutzer, der mit dieser eher bibliothekarisch-wichtigen Information nicht leicht zurechtkommt. Der GBV arbeitet derzeit an einem neuen Modell für mehrbändige Strukturen, bei dem auf der Satzebene des Bandes die Hierarchiestufen zusammen aufgeführt werden und somit keine eigenen Datensätze mehr erhalten. Dadurch reduziert sich der bibliographische Level um die Abteilungen auf eine Hierarchieebene. Ein entsprechender Vorschlag der Arbeitsgruppe für Formalerschließung (AGFE) ist inzwischen von der Regelwerkskonferenz sanktioniert.

Ein zweites Anliegen, welches durch die Ergebnisse der Reuse-Analysearbeiten noch verstärkt wurde, ist die in der deutschen Praxis noch weitgehend geläufige strukturelle Unterscheidung zwischen Serien und mehrbändig begrenzten Werken. Die amerikanische Anwendung differenziert hier nicht mehr, woraus sich auch die jeweils unterschiedlichen Belegungen der Kategorien 4XX und 8XX erklären. Für den derzeitigen Datenaustausch wäre es sehr hilfreich, wenn in USMARC durch ein Abrufzeichen oder einen Indikator die unterschiedliche Anwendung der Kategorien 4XX erkennbar würde. Auf der anderen Seite sollten die deutschen Formate diese Differenzierung aufgeben und Mehrteiligkeit einheitlich geltend für Serien und Mehrbändige Werke zu definieren versuchen.

Ziel ist Mehrteiligkeit international zu beschreiben und hier nicht mehr zwischen mehrbändig begrenzten oder fortlaufenden Veröffentlichungen oder Serien zu unterscheiden (vgl. Modell Ongoing Publications im Vortrag von Jean Hirons und Crystal Graham in Toronto„Issues of Seriality"5).

Abschließend sollte hervorgehoben werden, daß die Ergebnisse dieses Projektes in die bisherigen Umsetzungsprogramme des GBV und des BSZ einfließen werden.

 

7. Zusammenfassung der Vorschläge

Die folgende kurze Zusammenfassung der Vorschläge für einen verbesserten internationalen Datenaustausch umfaßt die aus der Projektarbeit abgeleiteten Anregungen für die amerikanische und deutsche Praxis in wenigen Stichworten!

Verbesserungen des USMARC-Formats:

  1. Belegung des 2. Indikators in der Kategorie 505 zur Kennzeichnung von Bandaufführungen in USMARC
  2. Intensivere Nutzung der Kategoriekombination 490 und 8XX in USMARC
  3. Deutlichere Trennung der Nutzung der Kategorie 245 und Kategoriekombination 300 und 505 in USMARC
  4. Differenzierung via Indikator oder Abrufzeichen zwischen Serie und mehrbändig begrenzten Werken in USMARC

Verbesserungen der deutschen Formate (MAB2 und PICA):

  1. Vereinheitlichung der unterschiedlichen Strukturen für Serien und mehrbändig begrenzten Werken in deutschen Formaten
  2. Flachere Gestaltung der Hierarchien und Integration der Abteilungen bzw. Zwischenstufen auf Bandebene in deutschen Formaten

Konsensfindung in der internationalen Praxis:

  1. Klärung terminologischer Festlegungen in der internationalen Praxis
  2. Erarbeitung von Datenmodellen zur Mehrteiligkeit auf der Grundlage der Veröffentlichung von Hirons und Graham

 

Dr. Feruzan Akdogan

 

References

1 Das Folgeprojekt: Reuse. Suggestions for a detailed analyze of Multivolume structure in MARC-MAB2 and PICA-Format vom 29.09.1997 ist am 5.11.1997 wie beantragt von OCLC in Zusammenarbeit mit der SUB Göttingen und dem GBV/VZ genehmigt worden.

2 Reuse-Final Report vom 15. Juli 1997: http://www.oclc.org/oclc/cataloging/reuse_project/index.htm

3 ebenda.

4 Functional Requirements for Bibliographic Records Recommended by the IFLA Study Group on the Functional Requirements for Bibliographic Records. IFLA Universal Bibliographic Control and International MARC Programme. Deutsche Bibliothek, Frankfurt am Main, 1997

5 Vgl. http://www.nlc-bnc.ca/jsc/r-serial.pdf