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Projekt SSG-Fachinformation (SSG-FI)
Bericht über einen Workshop an der SUB Göttingen zum DFG-Projekt Sondersammelgebiets-Fachinformation" (SSG-FI) Zusammenfassung / Abschußbericht
Am 11. Dez. 1997 fand an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) ein Workshop mit über 50 Teilnehmern zum Thema SSG-Bibliotheken und Fachinformation im Internet" statt. Hintergrund ist das derzeit an der SUB Göttingen laufende, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt Sondersammelgebiets-Fachinformation" (SSG-FI), dessen Ergebnisse erstmals Kolleginnen und Kollegen anderer SSG-Bibliotheken vorgestellt wurden. Über das Projekt selbst ist bereits letztes Jahr im Bibliotheksdienst kurz berichtet worden; die Vorträge des Workshops sind mittlerweile im Netz öffentlich zugänglich ( http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/aw/ssgfiwork/inhalt.htm), ebenso das SSG-Fachinformationssystem (http://www.sub.uni-goettingen.de/ssgfi/) für die SSG-Bereiche Reine Mathematik" und Geowissenschaften, Geographie und thematische Karten". Um das an der SUB entwickelte Konzept in den Kontext des derzeitigen Standes der Erschließung von Fachinformation im Internet einordnen zu können, wurde nach einer grundsätzlichen Einführung in die Thematik durch Elmar Mittler (SUB Göttingen) einleitend zunächst einmal von Frank Klaproth und Ralf Schimmer (SUB Göttingen) über Elektronische Fachinformation im Internet - eine Übersicht vorhandener Konzepte" berichtet, wobei vor allem die qualitativen Unterschiede zwischen den derzeit bereits weit verbreiteten Linklisten und Clearinghouses sowie den qualitativ weiter entwickelten, auf der Erfassung von Metadaten basierenden Systemen dargelegt wurde. Im diesem Kontext wurde auch auf das an der SUB Göttingen laufende Metadatenprojekt verwiesen. SSG-Programm, virtuelle Fachbibliotheken und das Förderkonzept der DFG" stellte Reinhard Rutz als Vertreter der DFG vor, wobei er - unter Bezug auf das in der Subito Arbeitsgruppe 2 erarbeitete Konzept - als eine der künftigen Aufgaben von SSG-Bibliotheken den Aufbau und die Pflege virtueller Fachbibliotheken in Kooperation mit anderen Facheinrichtungen formulierte. Die DFG wird in diesem Bereich auch ausgewählte Pilotprojekte fördern, welche prototypisch konzeptionelle und organisatorische Modelle entwickeln sollen. Ein bereits etabliertes DFG-Projekt stellte Thorsten Ahlers von der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg vor, der ausführlich die Konzeption und Zielsetzung von WEBIS erläuterte, einem zentralen WWW-System, das bei der SUB Hamburg entwickelt wurde, als Einstieg in die Dienstleistungen aller SSG-Bibliotheken. Damit ist ein Modul einer umfassenden virtuellen Fachbibliothek, nämlich ein übergreifender, zentraler Einstiegspunkt für alle Fachgebiete, welche die SSG-Bibliotheken betreuen, bereits vorhanden. Nachdem mit diesen drei Vorträgen das Umfeld, in dem das SSG-FI-Projekt der SUB Göttingen angesiedelt ist, umrissen wurde, stellte Wilfried Enderle (SUB Göttingen) die Konzeption des SSG-FI-Projektes der SUB Göttingen im Überblick" dar. Für das Verständnis der Konzeption des Projektes ist die Bestimmung des Begriffs Fachinformation entscheidend. Im SSG-FI-System werden Fachinformationen, also thematische Server erfaßt, nicht aber einzelne elektronische Dokumente. Das SSG-FI-System liegt damit eine Ebene über Suchmaschinen und Katalogen, welche direkt auf Dokumentebene verweisen, bietet aber mit einer intellektuellen Erfassung und Bewertung der wissenschaftlichen Relevanz thematischer Server die Voraussetzung, für eine qualifizierte und automatisierte Erfassung elektronischer Dokumente. Das technische Konzept des SSG-FI-Systems wurde von Thomas Fischer (SUB Göttingen) vorgestellt. In Göttingen wird das SSG-FI-System konkret mit Hilfe einer Allegro-Datenbank aufgebaut und verwaltet, aus der für den Zugriff über das WWW entsprechende HTML-Dateien exportiert werden können, wobei aber in dem Vortrag unterstrichen wurde, daß das Konzept des SSG-FI-Projektes in technischer Hinsicht völlig neutral ist. Die Datenstruktur orientiert sich am Dublin Core Metadatenstandard, der Zugriff aus Sicht des Benutzers erfolgt über das WWW, so daß die Verwaltung der Daten mit jedem anderen Datenbanksystem ebenfalls möglich ist, das über eine http-Schnittstelle verfügt. Eine ausführliche Demonstration des Systems gaben anschließend am Beispiel der Geowissenschaften Heike Neuroth und Norbert Pfurr (beide SUB Göttingen). Der Zugriff aus Sicht des Nutzers kann über drei unterschiedliche Einstiegspunkte erfolgen: Es gibt einen fachsystematischen Einstieg (der sogenannte Subject Guide"), einen Einstieg über eine Liste formaler Kriterien (Formal Guide") und natürlich auch über eine lokale Suchmaschine, welche die direkte Eingabe von Begriffen, Fach- oder DDC-Notationen erlaubt. In kleineren Arbeitsgruppen wurde anschließend die konkrete Datenerfassung vorgestellt, wobei diese sowohl durch die direkte Eingabe in Allegro als auch über einen WWW-Browser, der auf ein entsprechendes HTML-Formular zugreift, möglich ist. Eckhard Eichler (UB Heidelberg) berichtete einleitend zur Abschlußdiskussion kurz über seine Erfahrungen beim Aufbau eines Führers elektronischer Fachinformationen für das SSG Ägyptologie, das an der UB Heidelberg geführt wird. Die Abschlußdiskussion selbst zeigte, daß einhellig die Notwendigkeit für die SSG-Bibliotheken gesehen wurde, in ihr umfassendes, fachliches Erwerbungsprofil auch die neuen elektronischen Medien und Informationsmöglichkeiten des Internet zu integrieren. Das Konzept des SSG-FI-Projektes wurde als ein sinnvoller Ansatz gesehen auf dem Weg zu einer virtuellen Fachbibliothek, wobei freilich kontrovers diskutiert wurde, ob die SSG-Bibliotheken mit ihrer derzeitigen personellen Ausstattung generell in der Lage sein werden, zusätzliche umfassende elektronische Dienste aufzubauen und kontinuierlich zu pflegen, oder ob es hierfür nicht einer zusätzlichen Finanzierung, zumindest im Sinne einer Anschubfinanzierung, seitens der DFG bedürfte. Auch wenn darauf verwiesen werden konnte, daß zum Beispiel das SSG-FI-Projekt von Beginn an seine Konzeption daraufhin ausrichtete, das System in Kooperation mit anderen Bibliotheken und Fachinformationseinrichtungen pflegen zu können, und generell der Aufbau und die Pflege umfassender elektronischer Dienste nur in Kooperation sinnvoll erfolgen kann, wurde als Faktum konstatiert, daß mit der neuen Informationswelt des Internet für die Bibliotheken zusätzliche Aufgaben entstehen, ohne daß derzeit ein Rückgang traditioneller Aufgaben bei der Erwerbung und Erschließung gedruckter Publikationen zu sehen ist. Thematisiert wurde in der Abschlußdiskussion auch die Frage der Nachnutzbarkeit der Projektergebnisse. Dabei wurde nochmals unterstrichen, daß das Konzept des SSG-FI-Systems so angelegt ist, daß es von allen Fachgebieten adaptiert werden kann. Was die konkrete technische Basis angeht, so wird die SUB Göttingen natürlich die im Rahmen des Projektes entwickelten Allegro-Konfigurationsdateien und Programme zum Export von HTML-Dateien jeder interessierten Bibliothek zur Nachnutzung überlassen, die dann nur noch eine Basislizenz für eine Allegro-Datenbank benötigt. Soweit möglich kann die SUB Göttingen gegebenenfalls auch eine entsprechende Datenbank auf ihrem eigenen Server installieren, in die dann von den zuständigen Referenten über ein WWW-Formular Daten eingegeben werden können.
Göttingen
[Letztmalige Aktualisierung: 22.01.1998 / cl] |