DARWIN Digitale Dissertationen English Version Strich

FU Berlin
Digitale Dissertation

Matti Kiupel :
Prognostische Faktoren zur Beurteilung von caninen malignen Lymphomen unter besonderer Berücksichtigung der Bedeutung von argyrophilen Nukleolus organisierenden Regionen (AgNORs)
Prognostic factors for the evaluation of canine malignant lymphomas with special consideration of the importance of argyrophilic nucleolar organizer regions (AgNORs)

FU Logo


|Zusammenfassung| |Inhaltsverzeichnis| |Ergänzende Angaben|

Zusammenfassung

Maligne Lymphome sind die dritthäufigste Neoplasie und der häufigste Tumor des hämatopoetischen Systems des Hundes. Das biologische Verhalten caniner maligner Lymphome histomorphologisch vorherzusagen ist schwierig, und die derzeit verwendeten Klassifikationen sind kompliziert in ihrer Anwendung und haben nur geringe prognostische Signifikanz. Neue Methoden werden deshalb benötigt, um unkomplizierte, prognostisch orientierte Klassifikationen zu entwickeln. Dabei hat die Rolle der Proliferationsaktivität besondere Aufmerksamkeit erlangt.
Das Ziel dieser Studie war die Bewertung der klinischen Beurteilung, der histomorphologischen Klassifizierung, des Immunophänotyps und verschiedener Proliferationsmarker, insbesondere AgNORs, für die Prognose caniner maligner Lymphome in behandelten und unbehandelten Hunden, wobei der Versuch unternommen werden sollte, eine prognostisch aussagekräftige Klassifikation zu erarbeiten.
Es wurden 122 periphere Lymphknotenbioptate von 122 Hunden mit malignem Lymphom histologisch und immunhistologisch untersucht. Nach erfolgter Biopsie waren 87 der untersuchten Hunde mit Chemotherapie nach einem standardisierten Protokoll (Vincristin, Cyclophosphamid, Prednisolon, Doxorubicin und L-Asparaginase) behandelt worden, wogegen 35 Hunde unbehandelt blieben.
Das Alter, das Geschlecht, die Masse, das klinische Stadium, der histomorphologische Malignitätsgrad (Kiel-Klassifikation, Working Formulation), der Immunophänotyp (T-Zell-Marker CD3 und B-Zell-Marker CD79a) und die Zellproliferation (Ki-67, PCNA, Mitoserate und AgNORs) wurden auf ihre prognostische Bedeutung analysiert. Die AgNORs wurden sowohl qualitativ als auch quantitativ mit und ohne Hilfe der Mikroskopbildanalyse bewertet. Alle Marker wurden an routinemäßig formalinfixiertem, paraffineingebettetem Gewebe eingesetzt.
Als Überlebensparameter wurden die Reaktion des Tumors auf die Behandlung, die krankheitsfreie Überlebenszeit und die Überlebenszeit für behandelte Hunde und die Überlebenszeit für unbehandelte Hunde erfaßt. Die prognostische Signifikanz der zuvor beschriebenen Parameter für die Überlebenszeit und die krankheitsfreie Überlebenszeit von behandelten Hunden wurde mittels univariater (74 Hunde) und multivariater (53 Hunde) Überlebensanalyse ("multivariate logistic regression analysis based on the Cox proportional hazard model regression method with a forward step selection") untersucht. Unbehandelte Hunde wurden aus Vergleichsgründen untersucht und bedeutende prognostische Kriterien für die Überlebenszeit mittels univariater Überlebensanalyse ("univariate logistic regression analysis based on the Cox proportional hazard model regression method with a forward step selection") bestimmt. Alle Parameter für behandelte Hunde mit P-Werten kleiner 0,3 in der univariaten Analyse wurden mittels multivariater Analyse ausgewertet. Ein P-Wert (Irrtumswahrscheinlichkeit) von 0,05 wurde als signifikant erachtet.
Das Alter, das Geschlecht, die Masse, das klinische Stadium und der histomorphologische Malignitätsgrad (Kiel-Klassifikation, Working Formulation) hatten keine prognostische Bedeutung für die Überlebenszeit von unbehandelten Hunden und für die Überlebenszeit und die krankheitsfreie Überlebenszeit von behandelten Hunden mit malignem Lymphom. Die Mitoserate war prognostisch nicht signifikant für die Überlebenszeit von unbehandelten Hunden, während die Proliferationsmarker Ki-67 (P = 0,001) und PCNA (P = 0,001) nur prognostisch signifikant für einzelne Gruppen von Hunden waren. Eine ähnliche Bedeutung hatten der maximale Abstand zwischen zwei AgNORs (MAXDIST, P = 0,025) und die maximale AgNOR-Fläche (MAXNOR, P = 0,026). Prognostisch bedeutsame Parameter für die Überlebenszeit von unbehandelten Hunden mit malignem Lymphom waren die durchschnittliche AgNOR-Anzahl (NORNBC, P = 0,001), die durchschnittliche AgNOR-Fläche (MEANAR, P = 0,001), die Lage der AgNORs im Zellkern (LOCAT, P = 0,048), die Anzahl randständiger AgNORs (BORDER, P = 0.027) und der AgNOR-Typ (P = 0,004). Allerdings wurden diese Angaben nur mit der univariaten Überlebensanalyse ermittelt.
Bei der Bewertung der Überlebenszeit von behandelten Hunden mit malignem Lymphom waren der Immunophänotyp (P = 0,027), die durchschnittliche AgNOR-Fläche (MEANAR, P = 0,001), der maximale Abstand zwischen zwei AgNORs (MAXDIST, P = 0,009), das Verhältnis zwischen der AgNOR-Summenfläche und der Zellkernfläche (AR_RAT, P = 0,008) und die AgNOR-Summenfläche (S_AREA, P = 0,003) prognostisch signifikant in der multivariaten Analyse, wobei die AgNOR-Summenfläche (S_AREA, P = 0,003) nur eine prognostische Bedeutung für die Überlebenszeit von einzelnen Gruppen behandelter Hunde mit malignem Lymphom hatte. Mitoserate (P = 0,028), PCNA (P = 0,009), Ki-67 (P = 0,087), durchschnittliche AgNOR-Anzahl (NORNBC, P < 0,001), maximale AgNOR-Fläche (MAXNOR, P = 0,001), Lage der AgNORs im Zellkern (LOCAT, P = 0,019) und AgNOR-Typ (P = 0,008) hatten nur in der univariaten Analyse eine prognostische Bedeutung für die Überlebenszeit von einzelnen Gruppen behandelter Hunde mit malignem Lymphom. Die durchschnittliche AgNOR-Anzahl (NORNBC, P = 0,001), die durchschnittliche AgNOR-Fläche (MEANAR, P = 0,001), die AgNOR-Summenfläche (S_AREA, P = 0,001) und die maximale AgNOR-Fläche (MAXNOR, P = 0,01) waren prognostisch signifikant für die krankheitsfreie Überlebenszeit in der multivariaten Analyse, wobei sich die durchschnittliche AgNOR-Anzahl (NORNBC, P = 0,001) als prognostisch wichtigster Parameter herausstellte. Mitoserate (P = 0,02) und AgNOR-Typ (P = 0,012) hatten nur in der univariaten Analyse eine prognostische Bedeutung für die krankheitsfreie Überlebenszeit von einzelnen Gruppen behandelter Hunde mit malignem Lymphom.
Der Immunophänotyp und AgNORs sind die wichtigsten prognostischen Marker für die Behandlung caniner maligner Lymphome. Eine längere Überlebenszeit behandelter Hunde mit malignem Lymphom korrelierte mit Lymphomen vom B-Zell-Typ, einer größeren durchschnittlichen AgNOR-Fläche, einem kleineren Abstand zwischen zwei AgNORs und einem kleineren Verhältnis zwischen der AgNOR-Summenfläche und der Zellkernfläche. Eine längere krankheitsfreie Überlebenszeit korrelierte mit einer kleineren AgNOR-Anzahl pro Zellkern.
Der Immunophänotyp, die durchschnittliche AgNOR-Fläche (MEANAR) und die durchschnittliche AgNOR-Anzahl (NORNBC) waren die am leichtesten erfaßbaren und prognostisch bedeutensten Parameter. Schon unter Einsatz dieser drei Parameter ist eine Trennung zwischen Risikohunden mit niedrigen Überlebenschancen und Hunden mit Überlebenszeiten von bis zu drei Jahren unter Einsatz von Chemotherapie möglich. Die Erfassung weiterer AgNOR-Parameter würde zwar einer genaueren prognostischen Klassifizierung dienen, setzt jedoch die Benutzung entsprechender Computersoftware voraus und dürfte somit für viele kleinere Laboratorien einen zu hohen Kostenaufwand darstellen. Neben der Erfassung quantitativer AgNOR-Parameter stellen deshalb Verteilungsmuster von AgNORs einen einfachen und nützlichen diagnostischen Parameter zur Indikation der Überlebenszeit dar. Die hier vorgeschlagene Klassifikation basierend auf dem AgNOR-Typ hatte nur in der univariaten Analyse eine prognostische Bedeutung für die Überlebenszeit unbehandelter Hunde mit malignem Lymphom und für die krankheitsfreie Überlebenszeit und die Überlebenszeit von einzelnen Gruppen behandelter Hunde mit malignem Lymphom. Allerdings waren das Verhältnis zwischen der AgNOR-Summenfläche und der Zellkernfläche (AR_RAT) und der maximale Abstand zwischen zwei AgNORs (MAXDIST) wichtige prognostische Faktoren für die krankheitsfreie Überlebenszeit behandelter Hunde mit malignem Lymphom. Das Verteilungsmuster von AgNORs sollte weitergehend unter besonderer Berücksichtigung dieser beiden Parameter untersucht werden, um ein Klassifikationsschema für die prognostischer Bewertung caniner maligner Lymphome zu entwickeln. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bietet die hier vorgeschlagene AgNOR-Typenklassifikation, gekoppelt mit der Bestimmung des Immunophänotyp und der AgNOR-Anzahl, das schnellste, kostengünstigste und akkurateste Verfahren zur prognostischen Analyse caniner maligner Lymphome.
Die Bedeutung prognostischer Marker wird erst mit der Verwendung von Chemotherapie deutlich, da die Überlebenszeiten behandelter Hunde wesentlich länger waren, als die Überlebenszeiten unbehandelter Hunde. Überlebenszeiten von durchschnittlich nur zwei Monaten von unbehandelten Hunden mit malignem Lymphom, eine frühzeitige Euthanasie nach Diagnosestellung und eine kleine Untersuchungsanzahl verhinderten eine multivariate Analyse für unbehandelte Hunde mit malignem Lymphom und lassen die Resultate der univariaten Analyse nur indikativ erscheinen.
Die Ergebnisse dieser Arbeit belegen die Möglichkeit und den Nutzen einer prognostischen Bewertung caniner maligner Lymphome. Ein entscheidender Gesichtspunkt ist hierbei die Verwendbarkeit von routinemäßig formalinfixiertem, paraffineingebettetem Gewebe zur prognostischen Analyse. Derartiges Material kann ohne größeren Zeit- und Kostenaufwand in der tierärztlichen Praxis gewonnen und entweder weiterverarbeitet oder verschickt werden.

Inhaltsverzeichnis

Die gesamte Dissertation können Sie als gezippten tar-File oder als zip-File laden.

Durch Anklicken der Kapitelüberschriften können Sie das Kapitel in PDF-Format laden:

diss.pdf

Ergänzende Angaben:

Online-Adresse: http://www.diss.fu-berlin.de/1998/58/index.html
Sprache: Deutsch
Keywords: Lymphom; AgNORs; dog-diseases; histopathology; lymphoma; neoplasms; prognosis
DNB-Sachgruppe: 34 Veterinärmedizin
Datum der Disputation: 29-Apr-1999
Entstanden am: Fachbereich Veterinärmedizin, Freie Universität Berlin
Erster Gutachter: Univ.-Prof. Dr. V. Bergmann
Zweiter Gutachter: Univ.-Prof. Dr. H. Martin
Kontakt (Betreuer): tomcat@purdue.edu
Abgabedatum:14-Dec-2000
Freigabedatum:06-Feb-2001

 


|| DARWIN|| Digitale Dissertationen || Dissertation|| English Version|| FU Berlin|| Seitenanfang ||


Mail-Icon Fragen und Kommentare an:
darwin@inf.fu-berlin.de

© Freie Universität Berlin 1999