DARWIN Digitale Dissertationen English Version Strich

FU Berlin
Digitale Dissertation

Björn Rabenstein :
Monte-Carlo-Methoden zur Simulation der Faltung und Titration von Proteinen
Monte Carlo Methods for Simulation of Protein Folding and Titration

FU Logo


|Zusammenfassung| |Inhaltsverzeichnis| |Ergänzende Angaben|

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil behandelt die Faltung von Peptiden mit einer Monte-Carlo-Methode zur Langzeitdynamik von Proteinen. Der zweite Teil enthält Studien zum Titrations- und Redoxverhalten des bakteriellen photosynthetischen Reaktionszentrums und von Myoglobin. Durch die Kombination beider Teile skizziere ich am Schluß der Arbeit eine neue Methode zur Titrationsberechnung von Proteinen mit vollständiger Konformationsflexibilität.

Die Arbeitsgruppe Knapp arbeitet bereits seit langer Zeit an der Entwicklung einer Monte-Carlo-Methode zur Langzeitdynamik von Proteinen. Diese Methode wurde von mir für den ersten Teil meiner Arbeit weiterentwickelt. Es gelang daraufhin nicht nur, wie bereits zuvor, ein Modellpeptid zu einem Helix-Turn-Helix-Motif zu falten, sondern auch die Faltung eines ß-Hairpins zu simulieren. Diese Berechnungen beinhalteten jedoch noch kein Modell für das Lösungsmittel. In einem weiteren Schritt wurde daher das Analytical Continuum Solvent-Modell von Michael Schaefer in unsere Methode integriert. Mit diesem Modell konnte der Aufbau und das Schmelzen einer alpha-Helix aus Polyalanin in Übereinstimmung mit Ergebnissen einer Molekulardynamik mit explizitem Lösungsmittelmodell simuliert werden. Auch die Faltung eines Fragmentes der Ribonuclease A war erfolgreich, wohingegen die Faltung des ß-Hairpin-bildenden Peptids BH8 mißlang. Hier zeigten sich bislang nicht erkannte Schwächen unseres Proteinmodells mit starrer Geometrie der Peptidebene und speziellen effektiven Potentialen für die Torsionswinkel. Die Faltung von BH8 konnte erfolgreich mit einem voll flexiblen Proteinmodell simuliert werden, allerdings weitaus weniger effizient als man es bei Verwendung des starren Proteinmodells erwarten würde.

Die Berechnung der Protonierungs- und Redoxzustände von titrierbaren bzw. redoxaktiven Gruppen in Proteinen erfolgte, wie auch schon beim für die Simulation der Proteinfaltung verwendeten Lösungsmittelmodell, auf Basis der Kontinuumselektrostatik, bei der das Lösungsmittel durch einen Bereich erhöhter Dielektrizitätskonstante simuliert wird. Durch numerisches Lösen der Poisson-Boltzmann-Gleichung auf einem Gitter lassen sich die resultierenden elektrostatischen Potentiale und damit auch die elektrostatischen Interaktionsenergien berechnen. Damit kann man die elektrostatische Energie eines bestimmten Protonierungs- und Redoxzustandes des Gesamtproteins bestimmen. Ein Protein verfügt in der Regel über eine große Zahl n von titrierbaren bzw. redoxaktiven Gruppen. Die Gesamtzahl an möglichen Zuständen (2n) ist extrem groß, so daß sich thermodynamische Mittelwerte, die zur Bestimmung von Titrationskurven und Redoxpotentialen nötig sind, praktisch nicht exakt berechnen lassen. Daher verwende ich in der vorliegenden Arbeit eine Monte-Carlo-Methode, mit der eine Teilmenge der Vielzahl möglicher Zustände gemäß des Metropoliskriteriums durchmustert wird. Durch diese Methode erlangt man nach kurzer Zeit Ergebnisse hoher statistischer Genauigkeit, was durch Auswerten einer Korrelationsfunktion gezeigt werden kann.

Mit der genanten Vorgehensweise war es mir möglich, eine Vielzahl wertvoller Erkenntnisse zu sammeln. So konnte erstmalig die Energie des Elektronentransfers von QA.- zu QB im bakteriellen Reaktionszentrum korrekt berechnet werden. Die Berechnungen ergaben auch wichtige Hinweise für die zuvor ungeklärte weitere Reihenfolge der Elektronentransfer- und Protonierungsschritte der Chinone im Reaktionszentrum. Desweiteren konnte auch von theoretischer Seite die conformational gating-Hypothese betreffend den Elektronentransfers von QA.- zu QB untermauert und das Verständnis der zugehörigen Vorgänge im Reaktionszentrum vertieft werden. Ich entwickele in der vorliegenden Arbeit mehrere Ansätze zur Einführung multipler Konformationen und von Konformationsflexibilität in die Titrationsberechnungen. In einem Fall konnte durch die explizit berücksichtigte strukturelle Relaxiation die Dielektrizitätskonstante für das Innere des Proteins entsprechend allgemeiner Prinzipien stark verringert werden. In einem anderen Fall wurde die Energetik pH-induzierter struktureller Änderungen von Myoglobin durch Einbeziehen eines Ensembles von Kristallstrukturen verstanden. Die dabei berechneten pKa-Werte zeigen eine Übereinstimmung mit dem Experiment, die in dieser Genauigkeit niemals zuvor mit nicht-trivialen Methoden zur pKa-Wertberechnung erzielt worden sind. In einem Ausblick erörtere ich die in Zukunft möglichen Verbesserungen der Monte-Carlo-Methode zur Langzeitdynamik von Proteinen und die Vor- und Nachteile der existierenden Methoden zur Titrationsberechnung mit Konformationsflexibilität. Ich zeige auf, wie sich durch eine zukünftige Kombination der Monte-Carlo-Dynamik mit der Titrationsberechnung die meisten Nachteile der existierenden Methoden umgehen lassen. Diese Methode verwirklicht das uneingeschränkte und verzerrungsfreie gleichzeitige Durchmustern des Konformationsraumes und des Raumes der Titrationszustände.


Inhaltsverzeichnis

Die gesamte Dissertation können Sie als gezippten tar-File oder als zip-File laden.

Durch Anklicken der Kapitelüberschriften können Sie das Kapitel in PDF-Format laden:

1. An introduction to continuum electrostatics 1
1.1 The Poisson-Boltzmann equation 2
1.2 The Analytical Continuum Solvent (ACS) 4
2. Folding 13
2.1 An off-lattice Monte Carlo method for protein folding 13
2.2 Folding in vacuo 17
2.3 Folding in solution 25
3. Titration 31
3.1 Titration of a single, rigid protein structure 31
3.2 Conformational relaxation 58
3.3 Titration of an ensemble of protein conformations 66
4. Outlook 79
4.1 Improving the Monte Carlo folding 79
4.2 Improving the Monte Carlo titration 80
Appendix 83
Bibliography 109

Ergänzende Angaben:

Online-Adresse: http://www.diss.fu-berlin.de/2000/124/index.html
Sprache: Englisch
Keywords: Monte Carlo methods - titration - protein folding - Poisson-Boltzmann equation - bacterial photosynthetic reaction center
DNB-Sachgruppe: 30 Chemie
Datum der Disputation: 25-Oct-2000
Entstanden am: Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie, Freie Universität Berlin
Erster Gutachter: Prof. Dr. Ernst-Walter Knapp
Zweiter Gutachter: Dr. Heinz Sklenar
Kontakt (Verfasser): rabe@chemie.fu-berlin.de
Kontakt (Betreuer): knapp@chemie.fu-berlin.de
Abgabedatum:27-Oct-2000
Freigabedatum:03-Nov-2000

 


|| DARWIN|| Digitale Dissertationen || Dissertation|| English Version|| FU Berlin|| Seitenanfang ||


Mail-Icon Fragen und Kommentare an:
darwin@inf.fu-berlin.de

© Freie Universität Berlin 1999