Zusammenfassung
Forschung und Entwicklung (F&E) gilt als ein bedeutender Einflußfaktor auf die
Zieldimensionen des Unternehmens Zeit, Kosten, Qualität und Kundenzufriedenheit. Bei der
Organisation von F&E werden jedoch vielfach noch suboptimale Lösungen beobachtet.
Nachdem F&E in Japan lange Zeit mit Skepsis betrachtet wurde, galt sie in den letzten Jahren
als vorbildlich im Sinne der Erfüllung der o.g. Zieldimensionen. Die Referenzen bezogen sich
jedoch im wesentlichen auf Unternehmen aus wenigen exponierten Branchen wie bspw.
Automobilbau und Elektronikindustrie. Die daraus extrahierten "Merkmale japanischer F&E"
müssen sich nun erst in weiteren Branchen und Unternehmen als konsistent erweisen. Bei der
Suche nach Industrien, die nicht so populär sind wie der Automobilbau oder die
Elektronikindustrie, aber trotzdem ein Gewicht in ihrer Bedeutung besitzen, wurde für die
vorliegende Arbeit der Werkzeugmaschinenbau gewählt.
Basierend auf dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Diskussion in der Organisation von
F&E werden die bisherigen Erkenntnisse zur F&E in Japan zusammenfassend dargestellt.
Damit soll einerseits ein theoretisches Verständnis zur Organisation von F&E aufgebaut
sowie Beobachtungsfelder innerhalb der F&E identifiziert werden. Gleichzeitig wird mit der
Darstellung von Merkmalen "Japanischer F&E" ein Rahmen für die empirische Untersuchung
festgelegt. Auf Basis der theoretischen Grundlagen wurde eine explorativ angelegte
empirische Untersuchung im japanischen Maschinenbau angestrengt. Die Ergebnisse werden
in Form von Fallstudien und in einer Cross-Case-Analyse vorgestellt.
Unter Zuhilfenahme des theoretischen Fundamentes und mit Bezug zu den allgemeinen
Merkmalen japanischer F&E werden die empirischen Ergebnisse ausgewertet und dabei
branchenspezifische Erfolgsfaktoren extrahiert. Durch das Herausstellen von Differenzen und
Ähnlichkeiten in der Organisation von F&E wird gezeigt, daß aufgrund industrie- und
unternehmensspezifischer Ausrichtungen unterschiedliche organisationale Ausgestaltungen
zum Erfolg in F&E führen können, ohne einen "one best way" zu suchen. Die Bedeutung des
Managements von Informationen für die Neuproduktentwicklung wurde in diesem
Zusammenhang beispielsweise dahingehend differenziert, daß ein informaler Informations-austausch
zwar ein Erfolgsfaktor für innovative Produkte sein kann, jedoch je nach
strategischer Ausrichtung des Unternehmens unterschiedlich gewichtet und durch
verschiedene organisatorische Gestaltungsmaßnahmen wie Konzentration auf bestimmte
Akteure oder "Gatekeeper" auch in formalisierter Form zum Erfolg beitragen kann.
Die wesentlichen Erkenntnisse aus der japanischen Empirie werden abschließend den
Gegebenheiten im deutschen Maschinenbau gegenübergestellt. Hier zeigt sich, daß nicht nur
innerhalb der japanischen Branche Differenzen in der Organisation von F&E bestehen,
sondern auch im nationalen Vergleich spezifische Differenzen zu beobachten sind. |