Zusammenfassung
In dieser Studie wurden Organproben, sowohl von 145 Seeadlern (Haliaeetus albicilla) aus Deutschland und z.T. aus Österreich, als auch von 62 Habichten (Accipiter gentilis) aus regional unterschiedlichen Populationen auf chlororganische Pestizide, polychlorierte Biphenyle (PCB) und potentiell toxische Schwermetalle analysiert. Eine signifikante Abnahme von Hexachlorbenzol und für DDT, und dessen Metabolit DDE, in Leberproben von 127 Seeadlern von 1990 bis 2001 konnte gezeigt werden. Diese Abnahme der DDT-Konzentrationen, nach dem Verbot von DDT in der DDR im Jahre 1988, wird mit der aktuell verbesserten Reproduktion der Seeadler diskutiert. Die Organ-Konzentrationen von gamma-Hexachlorcylohexan, PCB 28 und PCB 52 sind vernachlässigbar gering, insbesondere die höher chlorierten Biphenyle (PCB 118, PCB 138, PCB 153, PCB 180) akkumulieren in der Leber und im Fettgewebe. Die Interpretation der Konzentrationen der chlorierten Kohlenwasserstoffe (CKW) ist durch die starke Abhängigkeit von dem individuellen Ernährungszustand des Vogels erschwert. Mit der Metabolisierung von Fettreserven werden die lipophilen CKW mobilisiert und über das Blut im Organismus verteilt, dabei kommt es zu einer Akkumulation von CKW in metabolisch stark aktiven Organen, wie z.B. der Leber. Dadurch haben Vögel mit abnehmenden Fettreserven höhere Organwerte für CKW. Während nur ein Seeadler aus dem Jahre 1979 extrem hohe Leberkonzentrationen für DDT hatte, die eine letale Intoxikation vermuten lassen, konnte eine weiterhin bestehende starke Gefährdung für Seeadler gezeigt werden. Von 57 Seeadlern aus Deutschland und Österreich hatten 28% der Vögel Bleikonzentrationen in der Leber, die eine Bleiintoxikation anzeigen. Die Quellen einer Bleiexposition bei Greifvögeln sind das Erbeuten von angeschossenen und dadurch gehandicapter Wildtiere, z.B. von Wasservögel, der Verzehr von angeschossenen und anschließend verendeter Wildtiere oder von bleihaltigem Wildaufbruch. Die Organkonzentrationen von Quecksilber (Hg) sind deutlich niedriger als zu Zeiten, als Hg-Verbindungen als Saatgutbeizmittel in der Landwirtschaft verwendet wurden. Die Konzentrationen von Cadmium sind in der Regel in der Niere zwei- bis zehnfach höher als in der Leber und im Bereich der natürlichen Hintergrundkonzentrationen bei Wildvögeln. Eine akute Bleivergiftung konnte bei einem Habicht diagnostiziert werden. Zwei weitere hatten Bleikonzentrationen in den Organen, die eine Bleiexposition anzeigen. Alle weiteren Schwermetallkonzentrationen lagen im Bereich der natürlichen Hintergrundkontamination. Die Organkonzentrationen für Cadmium entsprechen der Verteilung, die bereits bei den Seeadlern beschrieben wurde. Signifikant höhere Leberkonzentrationen für DDT hatten Habichte aus Berlin und Brandenburg im Vergleich mit Habichten aus Niedersachsen. Diese hohen DDT-Werte werden durch die verstärkte DDT-Applikation in den Jahren 1983/84 und das späte Verbot von DDT in der DDR, als auch die ehemalige Herstellung von DDT innerhalb Berlins diskutiert. Stark kontaminierte Stadttauben als Hauptbeutetier der Berliner Habichte werden als Vektor für deren hohe CKW-Belastung vermutet. Wie bei Seeadlern besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Ernährungszustand und den Organkonzentrationen der CKW. |