Zusammenfassung
Ziel dieser Arbeit war es, anhand eines Datenpools die Möglichkeit der Differenzierung
von Vaginalzellen zu untersuchen. Die Fragestellung lautete: kann man anhand
meßbarer Merkmale wie z. B. Zellgröße, Zellfläche, Grauwertstufen im Zelleib und
Zellkern oder der Zellkerngröße klar definierbare Unterscheidungsmerkmale für die
verschiedenen Vaginalzellen finden? Sind die sich überlappenden Größenintervalle in
der Literatur für diesen Datenpool genauer zu begrenzen? Es handelte sich bei dieser
Untersuchung um einen ersten Versuch, mit Hilfe eines Zellvermessungsprogramms
Vaginalzellen zu vermessen und zwischen den einzelnen Klassen meßbare
Unterscheidungsmerkmale zu finden.
Für die Untersuchung standen Vaginalabstriche von 76 Hündinnen aus dem Patientengut
der Tierklinik für Fortpflanzung (Standort Mitte) der Freien Universität Berlin zur
Verfügung. Die Vaginalausstriche wurden im Rahmen der Zyklusdiagnostik entnommen
und umfaßten den gesamten Zyklusverlauf. Ausgewählt wurden jeweils 100 Zellen der
Gruppen der Basal-, Parabasal-, Intermediärzellen, Superfizialzellen mit intaktem
Zellkern, Superfizialzellen mit pyknotischem Zellkern und Schollen nach histologischen
Kriterien, mittels Videokamera in den PC eingespeist und mit einem Computerprogramm
ausgewertet. Pro Zellart wurden von mindestens zehn Ausstrichen maximal zehn Zellen
pro Ausstrich erfaßt, zum Teil wurden von einem Ausstrich zwei Zellarten beurteilt. Jede
einzelne Zelle wurde auf die gleiche Art vermessen: Flächenbestimmung in µm²,
Grauwertprofile von Zelleib und Zellkern (Mittelwert und Standardabweichung),
Größenangaben in Pixeln und durchschnittliche Zelleib- und Zellkernausdehnung in µm.
Es wurden verteilungsfreie Methoden zur Analyse der Daten verwendet: die
verteilungsfreie Varianzanalyse nach dem Kruskal-Wallis-Test zum Vergleich der
verschiedenen Zellarten und im Falle eines signifikanten Ergebnisses, wurde für jedes
Merkmal ein paarweiser Vergleich nach dem Dunn-Test mit Holm-Korrektur durchgeführt.
In den Ergebnissen wurde von Unterschieden in den Zellarten gesprochen, wenn der
entsprechende Test p < 0,05 ergab. Sämtliche Aussagen bezogen sich nur auf die in
diesem Pool bestimmten Daten. Die Möglichkeit einer Übertragung auf die Gesamtheit
der Vaginalzellen wurde nicht geprüft.
Ziel der Untersuchung war es, Kriterien für eine eindeutige Klassifizierung der
unterschiedlichen Vaginalzellen zu finden.
Es ergaben sich folgende Ergebnisse:
1. Alle Zellarten sind in mindesten einem Merkmal von den anderen Zellarten in diesem
Datenpool zu differenzieren.
2. Das Merkmal ?Fläche? hat die meisten paarweisen Unterschiede in dieser
Untersuchung erreicht. Nur die Parabasalzellen lassen sich nicht von den
Intermediärzellen und die Superfizialzellen mit pyknotischem Zellkern nicht von den
Schollen anhand dieses Merkmals unterscheiden. Die Parabasalzellen unterscheiden
sich in fünf weiteren Merkmalen von den Intermediärzellen, so daß über eine verknüpfte
Abfrage eines dieser Merkmale eine Differenzierung zwischen diesen beiden Zellarten
möglich ist. Die Superfizialzellen mit pyknotischem Zellkern unterscheiden sich in dem
Merkmal ?mittlere Grauwertstufen im Zelleib? von den Schollen, so daß hier ebenfalls
über eine Verknüpfung eine Differenzierung zwischen diesen beiden Zellarten möglich ist.
3. Von den hier untersuchten Merkmalen eignete sich keines als alleiniges
Unterscheidungsmerkmal.
4. Bei den Größenvergleichen dieser Zellen mit den Literaturwerten ergaben sich engere
Größenintervalle für diesen Datenpool. Dennoch ist die Größe als alleiniges
Unterscheidungsmerkmal auch in dieser Zellpopulation nicht ausreichend. |