Zusammenfassung
Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die für die Existenz spezifischer T-Zellen gegen TAAs bei Tumorpatienten sprechen. In den meisten Studien wurden die
Tumor-reaktiven T-Zellen dabei aus Tumorgewebe oder dem peripheren Blut expandiert. Bisher ist noch wenig über ihre tatsächliche Funktion "in-vivo" bekannt,
unter anderem weil viele Analysen nach "in-vitro"-Stimulation durchgeführt wurden, die zu quantitativen und qualitativen Veränderungen der Tumor-reaktiven
T-Zellen führen.
In dieser Arbeit gelang die Etablierung eines ELISPOT-Assays zum direkten "ex-vivo"-Nachweis tumorreaktiver T-Zellen. Dabei untersuchte ich zunächst die
Eignung allogener, in bestimmten HLA-Merkmalen übereinstimmender Tumorzellen als Zielstrukturen im ELISPOT Assay, welche die Analyse eines breiten
Antigenspektrums bieten. Um zu bestimmen, ob zirkulierende Tumor-reaktive T-Zellen im peripheren Blut nachweisbar sind, wurden dann unstimulierte T-Zellen von
Melanompatienten und von einem gesunden Normalkollektiv mittels IFNg -ELISPOT-Assays auf die Erkennung von HLA-A2 oder A1-identen Melanomzellinien
getestet.
Die Untersuchung des gesunden Normalkollektives ergab keine oder nur eine niederfrequente T-Zell-Antwort gegen die allogenen HLA-A1- bzw. HLA-A2-identen
Tumorzelllinien. Elf von 19 Patienten mit metastasiertem Melanom zeigten eine T-Zell-Antwort mit Frequenzen von 0,04% bis 0,81% der PBMCs, die IFNg nach
Kontakt mit verschiedenen HLA-A2 oder A1-identen Melanomzelllinien freisetzten. Diese T-Zell-Antworten wurden von CD8+ T-Zellen vermittelt und konnten bei
HLA-A2+ Patienten durch einen anti-HLA-A2-Antikörper spezifisch blockiert werden. Zur näheren Charakterisierung wurden bei einem Patienten CD8+ T-Zellen
in (CD8+/CD45RA+)- und (CD8+/CD45R0+)-Subpopulationen aufgetrennt und im ELISPOT-Assay getestet. Tumor-reaktive T-Zellen konnten sowohl im CD8+
Effektor-T-Zell- (CD45RA+/IFNg +) als auch im CD8+ Gedächtnis-T-Zell-Kompartiment (CD45RO+/ IFNg +) nachgewiesen werden. Zudem waren diese
Tumor-reaktiven T-Zellen zur Granzyme-B-Freisetzung in der Lage, als Hinweis darauf, dass sie "in-vivo" direkte zytotoxische Funktion ausüben können.
Bei drei von fünf Patienten, bei denen zusätzlich autologe Tumorzellen zur Verfügung standen, konnten ähnliche T-Zell-Frequenzen wie gegen die allogenen HLA-A1
oder A2- identen auch gegen die autologen Tumorzelllinien beobachtet werden. Zwei dieser Patienten zeigten allerdings nur eine Antwort entweder gegen die
autologe oder gegen die allogenen Tumorzelllinien. Dies kann als Hinweis auf die Erkennung privater Antigene bzw. auf das Vorliegen von
Tumor-Escape-Mechanismen gewertet werden. Auch wenn der Vergleich von autologen und allogegenen Tumorzelllinien keine 100% Übereinstimmung ergab,
bestätigten diese Ergebnisse die grundsätzliche Eignung des ELISPOT-Assays mit allogenen Melanomzelllinien als Zielstrukturen.
Insgesamt gelang in der vorliegenden Arbeit der Nachweis von Tumor-reaktiven CD8+ T-Zellen bei mehr als der Hälfte der untersuchten Melanompatienten. Dabei
sind die Tumor-reaktiven T-Zellen womöglich z.T. gegen bisher nicht definierte Antigene gerichtet. Einige der Patienten, bei denen Tumor-reaktive T-Zellen
nachgewiesen wurden, zeigten klinische Hinweise für eine möglicherweise immunologisch-vermittelte Tumor-Kontrolle. Andererseits hatten viele Patienten
progredient wachsende Tumoren, denen Tumor-Escape-Mechanismen zugrunde liegen könnten. |