Zusammenfassung
Es wurden zentralamerikanische und westafrikanische Heilpflanzen untersucht, deren Anwendung in der traditionellen Malariatherapie aufgrund von Literaturdaten bzw. ethnobotanischen Informationen bekannt war. Von acht Pflanzenarten El Salvadors und elf pflanzlichen Drogen Ghanas, die jeweils in der landeseigenen traditionellen Phytotherapie angewendet werden, wurden aus verschiedenen Pflanzenteilen Rohextrakte unterschiedlicher Polaritaet hergestellt. Diese Extrakte wurden einem in-vitro-Testsystem zugefuehrt um deren Hemmwirkung gegenueber dem Chloroquin-sensiblen Stamm PoW und dem Chloroquin-resistenten Klon Dd2 von Plasmodium falciparum zu bestimmen. Aufgrund der gezeigten antiplasmodialen Aktivitaet wurden die Rindendroge von Exostema mexicanum GRAY (Rubiaceae), die Blattdroge von Calea tenuifolia KUNTH (Asteraceae) und die oberirdischen Pflanzenteile von Microglossa pyrifolia (LAM.) KUNTZE (Asteraceae) im Sinne einer aktivitaetsgeleiteten Fraktionierung untersucht.
Aus aktiven Fraktionen von E. mexicanum wurden sieben 4-Phenylcumarine erhalten. Bei 4',5,7,8-Tetramethoxy-4-phenylcumarin [O-Methyl-exostemin], 4',8-Dihydroxy-5,7-dimethoxy-4-phenylcumarin [Exomexin A] und 3',4'-Dihydroxy-5,7,8-trimethoxy-4-phenylcumarin [Exomexin B] handelt es sich um neue Naturstoffe. Die hoechste antiparasitaere Hemmwirkung besass O-Methyl-exostemin (IC50-Werte: 10,5 µM [PoW] und 4,7 µM [Dd2]). Zusaetzlich wurde von allen aktiven Verbindungen der zytotoxische Effekt an der humanen Endothelzelllinie ECV 304 untersucht. Hierbei zeigten die getesteten 4-Phenylcumarine eine signifikante zytotoxische Aktivitaet mit IC50-Werten zwischen 1,2 µM und 10,0 µM. Alle erhaltenen in-vitro-Daten deuten daraufhin, dass eine uneingeschraenkte phytotherapeutische Anwendung von E. mexicanum nicht empfohlen werden kann.
Aus aktiven Fraktionen von C. tenuifolia konnten fuenf Flavone und zwei ungesaettigte Fettsaeuren isoliert werden, die alle eine antiplasmodiale in-vitro-Aktivitaet aufwiesen. Die hoechste Hemmwirkung gegenueber dem Parasiten zeigte 7-Methylacacetin (IC50-Werte: 20,1 µM [PoW] und 17,1 µM [Dd2]). Alle Inhaltsstoffe wurden dem in-vitro-Zytotoxizitaetstest an der humanen Endothelzelllinie ECV 304 zugefuehrt. Anhand der erhaltenen in-vitro-Daten kann die phytotherapeutische Relevanz von C. tenuifolia nicht vollstaendig bewertet werden. Jedoch konnte die antiplasmodiale Aktivitaet der zentralamerikanischen Heilpflanze in vitro bestaetigt werden.
Die aktivitaetsgeleitete Fraktionierung von M. pyrifolia fuehrte zur Isolierung von achtzehn Inhaltsstoffen, u.a. verschiedene Furanoditerpene und Geranylgeraniol-Derivate. Bei Sinapyldiangelat und 1-Acetyl-6E,10E,14E-geranylgeraniol-19-carbonsaeure und 19-Oxo-6E,10E,14E-geranylgeraniol handelt es sich um neue Naturstoffe. Die hoechste Hemmwirkung gegenueber P. falciparum wiesen 2E-Phytol und 6E,10E,14E-Geranylgeraniol-19-carbonsaeure auf (IC50-Werte zwischen 8,4 µM [PoW] und 16,3 µM [Dd2]). Die aktiven Verbindungen besassen eine geringe Zytotoxizitaet gegenueber ECV 304 mit IC50-Werten zwischen 95,6 µM und 200,2 µM bzw. erwiesen sich als nicht zytotoxisch. Im Laufe der Untersuchungen an M. pyrifolia konnte die antiplasmodiale in-vitro-Aktivitaet der Droge nachgewiesen werden.
In einer weiteren Studie wurde die antiparasitaere in-vitro-Wirkung von monomeren Ergolinen und semi-synthetischen N,N'-verknuepften Oligomeren, mit Festuclavin, Tergurid und Pergolid als Monomer, bestimmt. Die Ergebnisse zeigten, dass eine N?1,N?1'- bzw. eine N-6,N-6'-Dimerisierung zu einer Erhoehung der antiplasmodialen Aktivitaet fuehrte. Fuer ein N-6,N-6'-verknuepftes Dimer mit Depropylpergolid als Monomer wurde die staerkste Hemmwirkung festgestellt (IC50-Werte: 0,14 µM [PoW] und 0,13 µM [Dd2]). Von allen Verbindungen wurde zusaetzlich der zytotoxische Effekt an der murinen Fibroblastenzelllinie NIH 3T3 bestimmt. Fuer weitergehende Untersuchungen sind ein N-1,N-1'-verknuepftes Tergurid-Tetramer und ein N-1,N-1'-substituiertes Festuclavin-Trimer von Interesse. Beide Verbindungen erwiesen sich als nicht zytotoxisch bei einer gleichzeitig guten antiplasmodialen Wirkung mit IC50-Werten zwischen 0,54 µM [Dd2] und 1,53 µM [Dd2]. |