Thesis
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Schlüsselwörter:
Selektivoxidation, Ethan, Essigsäure, Ethen, Kinetik, Mechanismus, Festbettreaktor, Wirbelschichtreaktor
selective oxidation, ethane, acetic acid, ethylene, kinetics, mechanism, fixed-bed reactor, fluidized-bed reactor
Sachgruppe der DNB
30 Chemie
Doctoral Dissertation accepted by: Technical University of Berlin , Department of Chemistry, 2001-05-14
Die partielle Oxidation von Ethan zu Essigsäure ist von großem industriellen Interesse, da sie mit hoher Selektivität durchgeführt werden kann. Trotz des wirtschaftlichen Potentials der Reaktion, das sich auch in zahlreichen Patenten widerspiegelt, gab es bislang kaum Arbeiten über den Mechanismus, die Kinetik oder die technische Verfahrensführung der Reaktion. In der vorliegenden Arbeit wurde die Kinetik der Oxidation von Ethan zu Essigsäure an Mischoxid-Katalysatoren Mo1V0,25Nb0,12Pd0,0005Ox im Temperaturbereich von 500 K bis 580 K bei Drücken von 1,1 MPa bis 2,8 MPa in einem Festbettreaktor untersucht. Ethan wurde im stöchiometrischen Überschuß eingesetzt. Folgende Ergebnisse wurden erzielt:
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Mit steigender Temperatur wurde ein Wechsel im Reaktionsmechanismus beobachtet: Bei niedriger Temperatur wurde eine Folgereaktion zu Essigsäure über Ethen als Zwischenprodukt gefunden; bei hoher Temperatur dominiert dagegen die parallele Bildung von Ethen und Essigsäure.
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Der aus der Literatur bekannte positive Einfluß von Wasser wurde bestätigt: Die Addition von Wasser zum Eduktstrom steigert die Selektivität zu Essigsäure in der Oxidation von Ethan auf Kosten der Selektivität zu Ethen (z.B. von 45 % auf 74 %). Dieses Ergebnis wurde mit der beschleunigenden Wirkung von Wasser auf die Oxidation von Ethen zu Essigsäure erklärt. Zur Unterstützung dieser Erklärung wurden Experimente mit Ethen als Edukt bei verschiedenen Wasserpartialdrücken durchgeführt.
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Durch Zugabe von Essigsäure zum Eduktstrom der Ethanoxidation konnte gezeigt werden, daß (i) die Geschwindigkeit der Ethanoxidation durch Essigsäure nicht beeinflußt wird und daß (ii) Kohlendioxid teilweise durch Totaloxidation von Essigsäure gebildet wird. Zur Bildung von Kohlendioxid tragen auch die Totaloxidation von Ethan und Ethen bei.
Die Kinetik der partiellen Oxidation von Ethan zu Essigsäure wurde auf Basis von Daten ermittelt, die in einem integral betriebenen Festbettreaktor gemessen wurden. Zwischen zwei kinetischen Modellen, die auch Prozesse an der Katalysatoroberfläche wie Reduktion durch Ethan, die Reoxidation durch Sauerstoff und die Bildung von Hydroxylgruppen betrachten, wurde auf Basis experimenteller Daten diskriminiert. Das überlegene kinetische Modell berücksichtigt zwei katalytische Zentren für die Aktivierung von Ethan und für die Oxidation von Ethen zu Essigsäure. Die letztere Reaktion erfolgt in Analogie zur heterogenen Wacker-Oxidation und hängt von der Anwesenheit von Wasser ab. Das Modell beschreibt die Bildung der Produkte Ethen, Essigsäure und Kohlendioxid in der Ethanoxidation sowohl für die An- als auch für die Abwesenheit von Wasser im Temperaturbereich von 500 K bis 580 K.
Für die Oxidation von Ethan zu Essigsäure wurde unter Verwendung des ausgewählten kinetischen Modells das reaktionstechnische Verhalten von Festbett- und Wirbelschichtreaktoren technischen Maßstabs simuliert. Für den Festbettreaktor konnte ein Durchgehen des Reaktors bei ausreichend guter Wärmeabfuhr, geringer Temperatur am Reaktoreingang und verdünntem Katalysator vermieden werden. Im isothermen Wirbelschichtreaktor wurden im Vergleich zum Festbettreaktor geringere Raumzeitausbeuten an Essigsäure erhalten. Der Grund dafür liegt im langsamen Stoffübergang von der Blasen- in die Emulsionsphase. Durch Wahl kleinerer Partikel, die zur Beschleunigung des Stofftransportes und zur Reduzierung der Rückvermischung führen, kann die Ausbeute an Essigsäure in der Wirbelschicht und auch die Essigsäureselektivität bei gleichem Ethanumsatz gesteigert werden. Die Essigsäureselektivität bleibt jedoch immer unterhalb derjenigen im Festbettreaktor.