German Design as an Experiment |
New design theories and aesthetic manifestations since the 1960s |
Schlüsselwörter:
Designgeschichte, Designtheorie, Postmoderne, Funktionalismus-Diskussion, Neues deutsches Design
History of Design, Theory of Design, Postmoderne, New German Design
Sachgruppe der DNBAbstract
This doctoral thesis interprets “German design as an experiment”. It describes and analyses various processes of
development, change and discussions by which designers changed - and finally left - the known ways of functionalistic
design theory. By this it is proven that the “New Design” of the 1980s was by no means a sudden eruption of
anti-functionalism. Since the mid-1960s designers began to take an increasingly critical look at their own role and heritage
as industrial designers. They reflected upon, criticized and finally overcame a “narrow” view of functional design, which
centred on functional and practical solutions for end products. They no longer agreed with the traditional “ideal” views on
design, which were formed by their industrial employers. Following their individual inquisitiveness, a new group of
independent designers established itself. They started to realize their own ideas from production, free of any influence from
large companies. Thus designers parted from a supposed self-contained working hypothesis which was based on the
assumption that each form follows a practical function or vice versa that a perfect form results from practical functions. They
rather realized that one single form always contains a variety of functions beyond practical utility by pointing out “invisible”
aspects like psychological or social needs. Realizing this led to the insight that “function” is by no means a term of
everlasting validity; moreover, “design” has continually to react to social changes as well as all sorts of individual needs.
This doctoral thesis follows a chronological scheme dealing with three decades of German design history from the 1960s up
to the beginnings of the 1990s: As an example for theoretical positions of the sixties, theories which tend to extend functional
design theory are introduced. Following this, interdependencies between art and design are examined. These
interdependencies demonstrate the influence of artistic developments on an increasingly tolerant comprehension of design.
The second part analyses German “New Design” with characteristic designers like Andreas Brandolini or “Stiletto”, groups
like “Kunstflug”, “Ginbande” or “Bellefast”, galleries like “Stilbruch”, “Lux Neonlicht”, “Weinand” or “Unikate” /
“Pentagon” and even agencies like the so called “Berliner Zimmer” or Christian Borngräber´s “Designwerkstatt”. Interviews
with designers of different generations document oral history. These are Günter Beltzig, who became known because of his
“Floris” collection in the late 1960s; Gerd Schulz-Pilath, who founded the “Galerie Stilbruch”; Gerda Müller-Krauspe,
former student at the Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG), who made herself a name as a design theoretician and editor of
the magazine “form”; Heiko Bartels and Harald Hullmann, founding members of the designer group “Kunstflug” and
“Dreistädter”; Andreas Brandolini, who belonged to the design group “Bellefast”; Claudia Schneider-Esleben, who besides
her own career as designer and exhibition organizer, ran the design galleries “Lux Neonlicht” and “Möbel perdu”; and
finanlly, designer Herbert Jakob Weinand, who ran his own gallery.
Die Untersuchung versteht „Deutsches Design als Experiment“. Sie analysiert und stellt verschiedene, oftmals parallel
verlaufende Ablösungs-, Entwicklungs- und Diskussionsprozesse vor, mit denen die Designer konventionelle Vorstellungen
funktionalistischer Designtheorie immer stärker durchbrachen und schließlich verabschiedeten. Damit werden bislang gültige
Vorstellungen aufgegeben, das „Neue Design” der achtziger Jahre vornehmlich als einen eruptionsartig entstandenen
Anti-Funktionalismus aufzufassen. Gezeigt wird, wie sich die Designer seit Mitte der sechziger Jahre zunehmend radikaler
mit ihrem „eigenen“ funktionalen "Erbe" und ihrer Rolle als Industrie-Designer auseinandersetzten. Sie reflektierten,
kritisierten und überwanden schließlich ein "enges" funktionales Designverständnis, das sich vornehmlich auf
praktisch-funktionale Aufgabenlösungen am Einzelprodukt konzentriert und ideale Gestaltungsvorstellungen umgesetzt hatte.
Dabei verabschiedeten sie das damit verbundene Berufsbild als Industrie-Designer, der sich fremdbestimmt der
Neugestaltung bzw. dem Re-Design singulärer Produkte widmet. Dagegen etablierten die Designer selbstbestimmtes
Arbeiten sowohl auf der herstellungstechnischen als auch auf der inhaltlichen Seite, indem sie ihren persönlichen
Erkenntnisinteressen folgend, unbelastet von Vorgaben anderer eigenen Ideen realisierten. Aufgegeben wurde damit ein
vermeintlich in sich geschlossenes Denkmodell, das von der Überzeugung ausging, jede Form habe einer praktischen
Funktion zu folgen, bzw. umgekehrt, sich die vollkommen „schöne“ Form aus praktischen Funktionen ergebe. Vielmehr
gelangten die Designer zu der Erkenntnis, dass eine Form immer mehrere Funktionen beinhaltet, die über eine rein praktische
Funktionserfüllung hinausgehen und die auf "unsichtbare" Aspekte und Bedürfnisse hinweisen, etwa psychischer oder
sozialer Natur. Dies manifestierte wiederum die Erkenntnis, dass "Funktion" nicht in einem ahistorischen Sinn zeitlose
Gültigkeit besitzen kann, sondern dass Gestaltung auf gesellschaftliche Veränderungen und die verschiedensten individuellen
Bedürfnisse reagieren muss. Inhaltlich folgt die Arbeit einer chronologischen Ausrichtung. Behandelt werden drei Jahrzehnte
deutscher Designgeschichte, von den sechziger bis zum Beginn der neunziger Jahre: Für die sechziger Jahre werden
beispielhaft designtheoretische Positionen vorgestellt, die auf eine Erweiterung funktionalistischer Designtheorie abzielten.
Des weiteren wird nach Interdependenzen zwischen Kunst und Design gefahndet und gezeigt, daß künstlerische
Entwicklungen Einfluß auf ein zunehmend tolerantes Designverständnis hatten. Danach folgt ein zweiterer Teil, der das
„Neue Design" in der Bundesrepublik anhand charakteristischer Designer wie Andreas Brandolini oder „Stiletto“,
Designer-Gruppen wie “Kunstflug”, “Ginbande” oder “Bellefast”sowie der -Galerien “Stilbruch”, “Lux Neonlicht”,
“Weinand” oder “Unikate” beziehungsweise “Pentagon”, aber auch Design-Agenturen wie das „Berliner Zimmer“ oder
Christian Borngräbers „Designwerkstatt-Projekte“ behandelt. Ergänzt wird diese Untersuchung durch Interviews mit
Designern und Designerinnen unterschiedlicher Generationen wie Günter Beltzig, der mit seiner „Floris“-Kollektion in den
späten sechziger Jahren bekannt geworden ist, mit Gerd Schulz-Pilath, Designer und Gründer der Galerie „Stilbruch“, mit
der ehemaligen HfGlerin, Designtheoretikerin und „form“-Redakteurin Gerda Müller-Krauspe, mit Heiko Bartels und Harald
Hullmann von der Gruppe „Kunstflug“ bzw. „Dreistädter“, mit Andreas Brandolini, Mitglied der Gruppe „Bellefast“, mit
Claudia Schneider-Esleben, Designerin, Ausstellungsorganisatorin und Design-Galeristin von „Lux Neonlicht“ und „Möbel
perdu“ sowie mit dem Designer und Galeristen Herbert Jakob Weinand.
Betreuer | Haus, Andreas; Prof. Dr. |
Gutachter | Haus, Andreas; Prof. Dr. |
Gutachter | Burkhardt, Francois; Prof. |
Upload: | 2003-01-13 |
URL of Theses: | http://edocs.tu-berlin.de/diss_udk/2001/eisele_petra.pdf |