Manfred
Eigen
Fachliche Leistung
Manfred Eigen begann seine wissenschaftliche Arbeit als Doktorand von Arnold Eucken und promovierte 1951 im Fach Physik an der Universität Göttingen. 1953 holte Karl Friedrich Bonhoeffer ihn an das Max-Planck-Institut für physikalische Chemie in Göttingen. Dort wurde er 1958 zum wissenschaftlichen Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft, 1962 zum Leiter der Abteilung für chemische Kinetik und 1964 zum Direktor am Institut berufen. Auf seine Initiative hin konnte das Institut 1971 erheblich erweitert werden; es heißt heute Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie.
Eigens besondere wissenschaftliche Leistung ist in dem Herausarbeiten der atomaren und molekularen Elementarvorgänge zu sehen, auf denen die physikalischen und chemischen Eigenschaften biologischer Materie beruhen. Mit den von ihm entwickelten Messmethoden ließen sich Reaktionen untersuchen, die innerhalb einer Zeit von Millionstel bis Milliardstel Sekunden ablaufen. Die Ergebnisse führten zur Begründung einer neuen dynamischen Biochemie. Diese Arbeiten wurden 1967 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Eigen bereits Fragen der molekularen Evolution des Lebens zugewandt. 1971 legte er eine wegweisende Arbeit mit dem Titel: „Selbstorganisation der Materie und die Evolution biologischer Makromoleküle“ vor. Für die darin entwickelte Theorie und deren weitreichende Folgen erhielt er 1992 den Paul-Ehrlich/ Ludwig-Darmstädter-Preis.
In neuerer Zeit gilt Eigens Interesse einer technologischen Nutzung der Evolutionsidee. In den sogenannten Evolutionsmaschinen werden neue Wirkstoffe nach den Prinzipien der biologischen Evolution optimal an ihre Funktion angepasst. Neue Verfahren wurden entwickelt, mit deren Hilfe sich einzelne Moleküle nachweisen lassen. Anwendungen befassen sich mit dem molekularen Nachweis von Viren und Prionen, sowie mit einer molekularen Diagnostik der Alzheimerschen Krankheit. Eigen war von 1982 bis 1993 Präsident der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Vierzehn Ehrendoktorate, die Mitgliedschaften in vielen in- und ausländischen Akademien, sowie zahlreiche Preise und Medaillen wurden ihm für sein Lebenswerk zuteil.