Der Nobelpreis für Physik  


Der Preis für Physik ist einer der fünf ursprünglichen, von Alfred Nobel testamentarisch gestifteten Preise und wird jährlich von der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm vergeben. 1901, als die Nobelpreise zum ersten Mal verliehen wurden, schien die Physik nahezu vollendet, und die meißten Naturphänomene waren mithilfe der Newton'schen Mechanik, der elektromagnetischen Theorie Maxwells, der Thermodynamik und Boltzmanns statistischer Mechanik erklärbar geworden. Nur einige wenige Probleme, wie die Beschaffenheit des Äthers und die Erklärung der Strahlungsspektren von Festkörpern und Gasen, schienen ungelöst.
Diese ungeklärten Fragen wurden jedoch zu Ausgangspunkt für die Revolution der Physik im 20. Jahrhundert. Sie wurde vorbereitet durch eine Reihe bemerkenswerter Entdeckungen im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts: beispielsweise entdeckten 1895 Wilhelm Conrad Röntgen (1845-1923) die nach ihm benannten Röntgenstrahlen, Sir Joseph John Thomson (1856-1940) das Elektron und 1896 Antoine Henri Becquerel (1852-1908) die Radioaktivität.

Es muss als historischer Zufall betrachtet werden, dass der Nobelpreis gerade zum richtigen Zeitpunkt gestiftet wurde, um die vielen herausragenden Beiträge zur Physik jener Epoche zu würdigen.
Seit der ersten Vergabe des Preises 1901 hat es bis zum Ende des 20. Jahrhunderts 163 Träger des Nobelpreises für Physik gegeben.

 

Entdeckungen durch Beobachtung

Die ersten Nobelpreise für Physik wurden an Wissenschaftler verliehen, die durch ihre Beobachtungen und Entdeckungen die Physik des 19. Jahrhunderts in ihren Grundfesten erschüttert hatten. Röntgen etwa erhielt 1901 den ersten überhaupt vergebenen Preis, Becquerel bekam den Preis 1903, Thomson 1906


Quantenmechanik und Relativität


Max Planck
Die Erklärung der Ende des 19. Jahrhunderts gemachten Entdeckungen gelang im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts durch zwei Entwicklungen der theoretischen Physik: die Quantenmechanik und die Relativitätstheorie. Die Namen der an der Entwicklung dieser neuen, grundlegenden Theorien Beteiligten dominieren die Liste der Physik-Preisträger in den ersten vier Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Zu den wichtigsten unter ihnen gehören Albert Einstein (1879-1955, ausgezeichnet 1921), Max Planck (1858-1947, ausgezeichnet 1919), Werner Heisenberg (1901-1976, ausgezeichnet 1932) und Erwin Schrödinger (1887-1961, ausgezeichnet 1933).


Technischer Fortschritt

Die rasante Entwicklung der Physik in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde einerseits durch die grundlegenden Entwicklungen im ersten Drittel des Jahrhunderts ermöglicht, andererseits durch aktuelle technische Fortschritte, insbesondere in der Computertechnologie, der Elektronik, der Anwendung der Kernenergie und der Hochenergie-Teilchenbeschleuniger. Dies spiegelt sich wider in den Verleihungen des Physik-Nobelpreises etwa an Charles Hard Townes (*1915, ausgezeichnet 1964) für die Entwicklung des Lasers, an Dennis Gabor (1900-1979, ausgezeichnet 1971) für die Entwicklung der Holographie oder an Jack S. Kilby (*1923, ausgezeichnet 2000) für die Entwicklung des Computerchips. Auch die Auszeichnung Herbert Kroemers (*1928 in Weimar, Nobelpreis 2000) für seine Verdienste um die Halbleiterforschung gehören in diesen Bereich.


H. Kroemer


Astronomie

Die Astronomie stellt einen Sonderfall dar, da es für sie keinen eigenen Nobelpreis gibt. Verständlicherweise begründeten darum von Anfang an Entdeckungen auf dem Gebiet der Astrophysik eine Anwartschaft auf den Physik-Nobelpreis. Als Beispiel dafür möge die Verleihung des Preises an die Entdecker der Pulsare, Russell A. Hulse (*1950) und Joseph H. Taylor Jr. (*1941) im Jahr 1993 dienen.

Jan Kornelis Oosthoek