Der
Friedensnobelpreis
Der Friedensnobelpreis ist wahrscheinlich der angesehenste Preis, der für
einen Beitrag zur Wahrung oder Förderung des Friedens in der Welt vergeben
wird. In seinem Testament hatte Nobel verfügt, dass ein Preis der Person
verliehen werden sollte, "die am meisten und besten für die Verbrüderung
der Völker gewirkt hat und für die Abschaffung oder Verminderung
der stehenden Heere sowie für die Bildung und Verbreitung von Friedenskongressen".
Den Friedensnobelpreis vergibt nach dem Willen Nobels ein "Ausschuss
von fünf Personen, die vom norwegischen Storting [dem norweg. Parlament]
gewählt werden. Seit der ersten Vergabe des Preises 1901 hat es bis zum
Ende des 20. Jahrhunderts 107 Träger des Friedensnobelpreises gegeben.
Organisierte Friedensbewegung
Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wandelte sich der Friedensnobelpreis in der
Folge sozialer, wirtschaftlicher und politischer Entwicklungen. In den ersten
Jahren lag das Hauptgewicht auf der organisierten Friedensbewegung und der
Kodifikation des internationalen Rechts, was sich beispielsweise in der Auszeichnung
des Institut de droit international (Institut für Internationales Recht/Gent,
Belgien) 1904 zeigte.
Menschenfreunde und Abrüstungsaktivisten
Während der 1920er und 1930er Jahre verschob sich der Schwerpunkt der
Verleihungen weg von der organisierten Friedensbewegung hin zu humanitär
gesinnten Einzelpersonen und Abrüstungsbefürwortern. Ein Preisträger
aus der Gruppe der Abrüstungsbefürworter ist Carl von Ossietzky
(1889-1938), der 1935 für sein Eintreten gegen die deutsche Wiederaufrüstung
ausgezeichnet wurde.
Menschenrechte
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Bereich "Menschenrechte" eine
immer wichtigere - vielleicht die wichtigste - Rolle bei der Vergabe des Friedensnobelpreises
zu spielen. Einer der berühmtesten Preisträger aus diesem Bereich
ist der US-amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. (1929-1968),
der den Preis 1964 erhielt.
Ermutigung zum Frieden
In den letzten Jahren hat das norwegische Nobel-Komitee die Preisvergabe zunehmend
dafür genutzt, nicht nur bereits Erreichtes zu belohnen, sondern die
Preisträger zu weiteren Anstrengungen zu ermutigen. In diesem Sinne ist
beispielsweise die Vergabe des Friedensnobelpreises 1993 an Nelson Mandela
(*1918) und Frederik Willem de Klerk (*1936) und 1994 an Yasser Arafat (*1929),
Shimon Peres (*1923) und Yitzhak Rabin (1922-1995) zu verstehen.
Es liegt im Wesen des Friedensnobelpreises begründet, dass er am meisten
politischer Kritik und Meinungsverschiedenheiten ausgesetzt war. Von allen
Nobelpreisen ist er am häufigsten nicht vergeben worden.
Jan Kornelis Oosthoek