Enrico
Fermi

Fachliche Leistung
Fermi gilt als einer der bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts, der
maßgeblichen Einfluss auf die Quantentheorie, die Festkörperphysik
und die Physik kosmischer Strahlen und Magnetfelder hatte.
In Rom entwickelte er nach 1927 die schon in Florenz konzipierte Fermi-Dirac-
Statistik von Teilchen, die dem Paulischen Ausschließungsprinzip unterworfen
sind. Mit ihr kann man das Verhalten von Elektronen und anderen Teilchen mit
halbzahligem Spin beschreiben.
1934 entwickelte Fermi auf der Grundlage der Paulischen Neutrinohypothese
die Theorie des Beta-Zerfalls. Im gleichen Jahr forschte er an der Erzeugung
künstlicher Radioaktivität, indem er alle Elemente nacheinander
mit Neutronen beschoss.
Beim neunten Element, Fluor, maß ein selbstgebauter Detektor Radioaktivität.
Wie sich bald herausstellen sollte, ließen sich noch zahlreiche andere
chemische Grundstoffe durch Neutronenbestrahlung aktivieren. Unter Aussendung
von Betastrahlen wandelten sich diese aktivierten Substanzen zumeist in Atome
des nächsthöheren Elements um; damit hatte Fermi die durch Beschießen
mit Neutronen induzierte Radioaktivität gefunden.
Fermi zeigte im Anschluss an die Joliot-Curiesche Entdeckung der künstlichen
Radioaktivität, dass aus fast allen Elementen durch Neutronenbombardement
radioaktive Isotope hergestellt werden können. Die Beobachtung, dass
die bei Neutronenbeschuss entstehende künstliche Radioaktivität
wesentlich vom umgebenden Material abhängt und z.B. bei Wasser oder Paraffin
infolge der im Wasserstoff auftretenden Bremseffekte besonders hoch ist, führte
ihn zur Entdeckung der hohen Wirksamkeit langsamer Neutronen. Für jedes
Element existiert eine spezifische optimale Neutronengeschwindigkeit für
die Absorption. Für letztere Arbeit wurde Fermi 1938 der Nobelpreis für
Physik verliehen.
Nach der ersten erfolgreichen Kernspaltung durch Otto Hahn und Fritz Straßmann
kam Fermi wie andere Wissenschaftler zu dem Schluss, dass bei der Spaltung
von Urankernen mit einer gewaltigen Menge frei werdender Energie zu rechnen
war.
Fermi postulierte eine Emission von Neutronen als Nebenprodukt der Kernspaltung,
die weitere Urankerne spalten und somit eine Kettenreaktion auslösen
könnten.
1939 zeigte Fermi experimentell, dass Kettenreaktionen ablaufen können
und wies bereits auf die Möglichkeit des Baus von Atombomben hin. In
einem Sportstadion in Chicago setzte er 1942 die erste atomare Kettenreaktion
in Gang und war im Manhattan-Projekt in Los Alamos maßgeblich an der
Schaffung der technischen Voraussetzungen für den Bau der ersten Atombombe
beteiligt.
Der zu seinem Gedächtnis eingerichtete Enrico-Fermi-Preis wird jährlich
an eine Person verliehen, die sich besonders um die Entwicklung, Nutzung oder
Kontrolle der Kernenergie verdient gemacht hat.