Ilja Metschnikow
Fachliche Leistung
Metschnikows
Forschungen lagen auf den Gebieten der vergleichenden Embryologie und der
Immunologie, wobei sein Name vor allem mit der Entdeckung des Phänomens
der Phagozytose in Verbindung gebracht wird.
Im Winter 1882/83 machte der Zoologe eine für die Entstehung der modernen
Immunologie wegweisende Beobachtung. Seine Vermutung, dass die intrazelluläre
Verdauung durch besondere Fresszellen schädliche Eindringlinge beseitigen
könnte, konnte er bei seinen Forschungen in Messina, Italien, bestätigen.
Bei seinem Versuch steckte er kleine Dornen in die Haut von Seesternen und
beobachtete anschließend, wie sich einzelne Zellen im gallertartigen Körper
der Seesternlarve zu den dorthin eingedrungenen Fremdkörpern bewegten, denselben
belagerten und schließlich durch Auflösung zerstörten. Den beweglichen Fresszellen
gab Metschnikow später auf Anregung des Wiener Professors Claus den Namen
Phagozyten. Metschnikow löste den Vorgang dieser Zellwanderung wiederholt
im Experiment aus und verfolgte den Prozess unter dem Mikroskop. Er hatte
damit an einem einfachen Organismus die Abwehr von Eindringlingen durch
körpereigene Zellen festgestellt.
Das an Seesternlarven beobachtete Verhalten der wandernden Fresszellen (Phagozyten) – den Prozess der Phagozytose – wollte er nun an anderen, komplexen Organismen nachweisen. Zu diesem Zweck untersuchte er den Vorgang auch an höheren Tieren und besonders bei den Säugetieren. Durch unzählige Versuche mit diversen Krankheitserregern vervollständigte Metschnikow nach und nach die Kenntnis jener Prozesse, die zwischen Erregern und den vom Organismus zur Abwehr aufgebotenen Phagozyten stattfinden. Es stellte sich heraus, dass Phagozyten dazu in der Lage sind, Erreger zu verschlingen, die von Bakterien freigesetzten Giftstoffe wirkungslos zu machen und zudem auch Gifte nichtbakteriellen Ursprungs erfolgreich zu bekämpfen. Mit der Feststellung, dass eine lebhafte Phagozytose bei solchen Säugern auftrat, die gegen den Milzbranderreger widerstandsfähig waren, und dass die Phagozytose bei milzbrandempfindlichen Tieren nur schwach ausgeprägt war, hatte sich Metschnikow mit seiner Phagozytentheorie in das noch völlig offene Gebiet des innerorganismischen Wirkungsmechanismus der Immunreaktion begeben.
In seiner letzten Lebensphase wandte sich Metschnikow den Voraussetzungen einer erfolgreichen Abwehr von Erregern zu, erforschte verschiedene Blutkrankheiten und entwickelte eine Ernährungslehre, die auf dem Prinzip beruht, dass das durch körpereigene Gifte bedingte Altern durch die richtige Diät verlangsamt werden könne. Durch seine Studien über das Immunitätsproblem bei Infektionskrankheiten und über die Darmflora schuf er die Grundlage einer vergleichenden Pathologie, der Lehre von den krankhaften Lebensvorgängen und ihren Folgezuständen.