Wolfgang
Pauli

Fachliche Leistung
Pauli gehörte zu den großen Physikern des 20. Jahrhunderts. An
den wichtigen Entwicklungen zu seinen Lebzeiten, der Quantenmechanik, der
Kernphysik, der modernen Feldtheorie und der Teilchenphysik, hatte er wesentlichen
Anteil.
In den Jahren 1924/25 gelang Pauli mit der Definition des Ausschließungsprinzips
grundlegende Entdeckungen, die für das Verständnis der Atomstruktur
unentbehrlich geworden sind. Bohr hatte bei seiner Theorie des periodischen
Systems den etwas vagen Begriff der Resonanz zwischen den Elektronenbahnen
gebraucht. Pauli ersetzte diesen Begriff durch eine ganz andersartige Vorstellung,
nach der jede Quantenbahn im Atom nur durch ein Elektron besetzt werden kann.
Im (Wasserstoff-) Atom dürfen die Elektronen demnach niemals in allen
(vier) Quantenzahlen übereinstimmen. Dieses sogenannte Pauli(-sche Ausschließungs)prinzip
lieferte unmittelbar den Schlüssel zum völligen Verständnis
des periodischen Systems der Elemente und wurde grundlegend für die Atomphysik.
Es erklärte die Stabilität chemischer Verbindungen und war auch
für das Verständnis der Struktur der Atomkerne unentbehrlich. Für
diese Entdeckung erhielt er 20 Jahre später den Nobelpreis.
Mit dem 1925 publizierten Ausschließungsprinzip war die Entdeckung einer
bis dahin unbekannten, klassisch nicht beschreibbaren Zweiwertigkeit verbunden,
die sich wenig später als Elektronenspin herausstellte. 1927 gelang es
Pauli, den Spin mit Hilfe zweidimensionaler Matrizen, die heute seinen Namen
tragen, in den quantentheoretischen Formalismus einzuführen. Ende der
dreißiger Jahre konnte er den Zusammenhang zwischen Teilchenspin und
Statistik klären.
1931 konnte Pauli durch eine sorgfältige Analyse der Beobachtungen beim
Beta- Zerfall die Existenz eines neuen Elementarteilchen, des sogenannten
Neutrinos, vorhersagen. Seine Hypothese der Existenz des Neutrinos war ein
grundlegender Beitrag zur Entwicklung der Elementarteilchentheorie. Der direkte
experimentelle Nachweis dieses Teilchens wurde allerdings erst 1956 mit den
modernsten Hilfsmitteln der Experimentiertechnik geführt.
Neben der Begründung der Quantenelektrodynamik mit Werner Heisenberg
wurde Pauli in der Quantenfeldtheorie durch einen allgemeineren Beweis des
auf einer Arbeit des Göttinger Theoretikers Gerhard Lüders ruhenden
CTP-Theorems bekannt, das eine grundlegende Symmetrie nachweist. Sie verbindet
Raum- und Zeitspiegelungen (P, T) mit der Änderung des Vorzeichens der
elektrischen Ladung (C).
Hinter der Sachlichkeit Paulis verbarg sich auch ein Interesse an dem Zusammenspiel
von rationalen und irrationalen Elementen in der menschlichen Persönlichkeit.
Seine ausgedehnten Gespräche über dieses Thema mit dem Psychologen
Carl Gustav Jung führten zu einem gemeinsamen Buch (Naturerklärung
und Psyche 1952).