Johannes
Stark

Fachliche Leistung
Starks wissenschaftliches Wirken erstreckte sich über drei große
Gebiete der Physik: Er beschäftigte sich mit den elektrischen Strömen
in Gasen, mit der Spektralanalyse sowie der chemischen Wertigkeit. 1905 entdeckte
Stark den optischen Dopplereffekt an Kanalstrahlen und lieferte damit eine
glänzende Bestätigung der Quantentheorie des Atoms an den im Jahr
1896 von Eugen Goldstein gefundenen, von der Anode ausgehenden Kanalstrahlen.
Stark kam zu dem Ergebnis, dass die Kathodenstrahlen keine Wellen, sondern
eine Korpuskel- (Teilchen-) Strahlung darstellen.
Stark setzte diesen Doppler-Effekt 1906 in Bezug zur gerade veröffentlichten
speziellen Relativitätstheorie Albert Einsteins und ein Jahr später
zur Quantenhypothese, wodurch er zu einem der ersten Verfechter des noch umstrittenen
Quantenkonzepts wurde. Mithilfe der Quantenhypothese erklärte er die
ultraviolette Grenze der Röntgenbremsstrahlung. Für seine Forschung
über den Dopplereffekt an Kanalstrahlen, die den Physikern einen Einblick
in die innere Struktur von Atomen und Molekülen gegeben hat, erhielt
er 1919 den Nobelpreis für Physik.
Stark entwickelte um 1910 die erste Valenztheorie unter Zugrundelegung von
Atommodellen, und er wandte das von Einstein formulierte Quantenäquivalentgesetz
auf photochemische Prozesse an.
1913 fand Stark das elektrische Analogon zum Zeeman-Effekt, der Aufspaltung
der Spektrallinien im magnetischen Feld, der schon 1896 entdeckt worden war.
Dieser neue, sogenannte Stark-Effekt beschreibt die Aufspaltung der Spektrallinien
im elektrischen Feld in scharfe Komponenten. Mit einem sehr guten Spektrografen
und der bereits im Jahr 1906 ausgearbeiteten sog. Kanalstrahlenmethode stellte
er nach anfangs vergeblichen Versuchen an einem Gemisch von Wasserstoff und
Helium erneut ein entsprechendes Experiment an. Gleich die erste spektrografische
Aufnahme lieferte den gesuchten Effekt. In weiteren Untersuchungen spielte
die Frage nach dem Träger dieser Wirkungen eine entscheidende Rolle.
Auf der Grundlage der genauen Analyse der Ursachen der Aufspaltung und von
nachfolgenden Experimenten Wilhelm Wiens konnte Stark abschließend die
Erkenntnis formulieren, dass weder das neutrale Atom noch das positive Atom-Ion
für sich allein ist der Träger des Serienspektrums ist, sondern
das aus einem positiven Atom-Ion und einem Elektron zusammengesetzte System;
die Emission der Serienlinien des Spektrums entsprechen der Rückkehr
des Elektron in eine ihm mögliche nähere Lage am positiven Ion.
Leider hielt Stark mit den Entwicklungen in Quanten- und Relativitätstheorie
nicht Schritt, sondern lehnte sie ab und bekämpfte die moderne theoretische
Physik von seinen ihm im 3. Reich verliehenen Machtpositionen aus.