Wilhelm
C. W. Wien
Fachliche Leistung
Wilhelm Wiens Hauptinteresse gehörte Untersuchungen von Licht (Optik),
Wärmestrahlung und Teilchenstrahlen. Er führte Beugungs- und Interferenzversuche
des Lichts durch und bestätigte die Randwellen. Seine hydrodynamischen
Arbeiten, insbesondere über Energieströmung, schlossen an die
seines Lehrers H. L. F. von Helmholtz an. Durch eine glückliche Kombination
thermodynamischer Betrachtungen mit dem Dopplerschen Prinzip in seiner Anwendung
auf die Lichtreflexion an bewegten Spiegeln gelangte Wien 1893 zu einem
allgemeinen Satz betreffs des Einflusses der Temperatur auf die Energieverteilung
im Spektrum schwarzer Körper.
Das so genannte Wiensche Verschiebungsgesetz verknüpfte die Wellenlänge
maximaler Emission des Schwarzen Körpers mit seiner Temperatur. Wien
fand heraus, dass sich das Maximum der Intensitätsverteilung einer
solchen Hohlraumstrahlung mit wachsender Temperatur zu kurzen Wellenlängen
hin verschob.
Dies erklärt zum Beispiel, warum eine Herdplatte zunächst rot
und mit zunehmender Temperatur dann gelb glühend wird.
Gemeinsam mit seinem Lehrer O. Lummer gelang Wien 1895 die Realisierung
eines Schwarzen Körpers. Es zeigte sich, dass das Wiensche Verschiebungsgesetz
ein exaktes Naturgesetz darstellt. Mit dem Verschiebungsgesetz konnte das
Energiemaximum für jede Temperatur berechnet werden, wenn es für
eine bekannt war.
Es wurde auch verständlich, dass die Wärmestrahlung bei niedrigen
Temperaturen unsichtbar ist und dass erst bei 6.000 Grad Kelvin ihr Maximum
in den sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums rückt.
Zudem konnte aus dem gemessenen Energiemaximum im Spektrum der Sonne oder
eines Fixsternes auf ihre Temperatur geschlossen werden. Das Wiensche Strahlungsgesetz
für die Wärmestrahlung des schwarzen Körpers bildete eine
wesentliche Vorstufe zur Quantentheorie. Für seine Entdeckungen bezüglich
der Gesetze der Wärmestrahlung wurde Wien 1911 mit dem Nobelpreis für
Physik ausgezeichnet.
Wien führte zudem ab 1897 Messungen an Kathoden- und Kanalstrahlen
durch und zeigte deren negative bzw. positive Ladung. (Kathodenstrahlen
sind von der Kathode ausgehende Elektronen.) Wien
wies die Ablenkbarkeit der neuen Strahlen durch elektrische und magnetische
Felder nach. Aus diesen Ablenkversuchen schloss er auf den Teilchencharakter.
Die Kanalstrahlen erwiesen sich als positive Ionen des Füllgases des
Entladungsrohres, die sich entgegen der Kathodenstrahlrichtung bewegen.
1898 konnte Wien die ungefähre Geschwindigkeit und spezifische Ladung
der Teilchen angeben.
Die Untersuchung der von der Anode ausgehenden Kanalstrahlen durch Wien,
Philipp Lenard und J. J. Thomson trug wesentlich zum Verständnis des
atomistischen Aufbaus der Materie und der Struktur des Atoms bei.