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Kapitel 2 - Schenkungen vollständiger Sammlungen| Übersicht |


13 Die wunderbaren Reisen des Freiherrn von Münchhausen

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[Rudolf Ernst Raspe; Gottfried August Bürger]:
Wunderbare Reisen zu Wasser und Lande, Feldzüge und lustige Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen, wie er dieselben bei der Flasche im Zirkel seiner Freunde selbst zu erzählen pflegt.
London [i.e. Göttingen: Johann Christian Dieterich], 1788.
Signatur: Münchhausen Bibl. 3170
Provenienz: Börries von Münchhausen, 1991

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Münchhausen Bibl. 3170 (Ausschnitt)
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Mit den Worten „Der Freyherr von Münchhausen, dem diese Erzählungen größtentheils ihr Daseyn zu danken haben, gehört zu einer der ersten adeligen Familien Deutschlands …“ beginnt die Vorrede der Wunderbaren Reisen des Freiherrn von Münchhausen. Der deutsche Gelehrte Rudolf Ernst Raspe (1737 – 1794) legte 1786 in England mit der anonymen Veröffentlichung seiner Erzählungen von den Abenteuern Münchhausens den Grundstein für deren Welterfolg. Als Vorlage dienten ihm vermutlich die 1781 anonym im VadeMecum für lustige Leute in Berlin erschienenen „Erlebnisse eines Herrn von M-h-s-n”. Raspe übertrug die Anekdoten ins Englische, erweiterte sie und verzierte den Band mit Kupferstichen. Mit seinem Verweis auf die Person des Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen (1720 – 1797) aus Bodenwerder erhielten die phantastischen Erzählungen einen Realitätsbezug. Bereits ein halbes Jahr später erschien eine deutsche, anonyme Fassung der Geschichten.

Für den realen Münchhausen bedeutete diese Veröffentlichung einen deutlichen Eingriff in sein Leben. Bis zu jenem Zeitpunkt galt der ehemalige russische Offizier in seinem Umfeld als geistreicher und kurzweiliger Geschichtenerzähler. Auch in Göttingen war die Erzählkunst des Barons, der das Hotel „Zur Krone“ frequentierte, beliebt. Rasch wurden die Lügengeschichten der Wunderbaren Reisen mit ihm in Verbindung gebracht und führten dazu, dass ihm der Spottname „Lügenbaron“ verliehen wurde. Die Identität des deutschen Bearbeiters der Erzählungen wurde 1798 aufgedeckt. Der Göttinger Gelehrte und Dichter Gottfried August Bürger (1747 – 1794) übersetzte das englische Büchlein und fügte 16 neue Geschichten hinzu, darunter den „Ritt auf der Kanonenkugel“ und die „Rettung am Zopf aus dem Morast“.

Die Erstausgabe erschien 1786 mit der fingierten Druckortangabe London in der Dieterichschen Verlagsbuchhandlung in Göttingen. Zwei Jahre später wurde die vorliegende zweite Ausgabe veröffentlicht. Ihre 15 Illustrationen stammen vermutlich von dem Göttinger Universitätskupferstecher Ernst Ludwig Riepenhausen (1765 – 1839). Die dargestellten Zeichnungen sind den Erzählungen „Rettung am Zopf aus dem Morast“ und „Sprung durch das Fenster“ zugeordnet.

(DW)