Kapitel 3 - Herkunft aus öffentlichen Institutionen | Übersicht |
17 Die erste gedruckte Bibel:
Die Gutenbergbibel oder
42-zeilige Bibel (B 42)
Beschreibung | Großbild
Biblia, lateinisch.
[Mainz: Drucker der 42-zeiligen Bibel (Johannes Gutenberg,
zusammen mit Johannes Fust und Peter Schöffer), um 1454, nicht nach August 1456].
Signatur: 2° Bibl. I, 5955 Inc. Rara Cim.
Provenienz: Universitätsbibliothek Helmstedt, 1812
Obwohl Gutenberg – wie bei allen ihm zugeschriebenen Drucken – als Drucker nicht namentlich genannt ist, gilt es heute als gesichert, dass dieses erste große Werk nach der Erfindung des Buchdruckes von ihm in der Gemeinschaftsdruckerei mit Fust und Schöffer geschaffen wurde. Es stellt mit der eleganten Form der Typen (Missalschrift, Textura) und der harmonischen Geschlossenheit des Satzbildes ein unübertroffenes Meisterwerk der Druckkunst dar. Die Bindung an das handschriftliche Vorbild zeigt der von Gutenberg geschaffene umfangreiche Apparat von Typen nicht nur für Buchstaben, sondern auch für Abkürzungen und Ligaturen. Man schätzt, dass die Auflage etwa 180 Exemplare (150 Papier- und 30 Pergamentexemplare) betragen hat. Heute sind weltweit – zusammen mit den beiden noch verschollenen Leipziger Exemplaren – 49 vollständige und unvollständige Stücke bekannt, darunter 12 auf Pergament gedruckte Bibeln. Zu den vier vollständigen Pergamentdrucken gehört auch das Exemplar der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek; die übrigen befinden sich in London (British Library), Paris (Bibliothèque Nationale) und Washington (Library of Congress).
Im 15. Jahrhundert wurden Werke dieser Art meist erst auf Veranlassung des Käufers rubriziert (mit roten Einzeichnungen versehen), illuminiert (mit Verzierungen und Bildern ausgemalt) und gebunden. Jedes Exemplar der Gutenbergbibel ist deshalb (ähnlich den Handschriften) als ein Unikat anzusehen. Das Göttinger Exemplar ist durch vielfältige Formen der Einzeichnungen und Ausmalung gekennzeichnet: Seitenüberschriften in roter Missalschrift, Kapitelzahlen, Kapitelanfänge abwechselnd rot und blau, große Initialen reich in Gold und Farben mit anschließendem Blattwerk an den Rändern, vor allem der großartige Schmuck des Bibelanfangs sowie der einzelnen Bücher mit Blattwerkinitialen und Ranken in Akanthus, Farn- oder farbigem Dornblatt. Als Vorlage für diese Illuminierung hat wohl das Göttinger Musterbuch gedient (s. Nr. 18).
Ursprünglich gehörte das Göttinger Exemplar einem Kloster, das wahrscheinlich im Calenberg-Göttingischen Teil der Welfenlande gelegen war, und kam dann in den Besitz der Herzogsfamilie. Über Wolfenbüttel (1587) gelangte die Bibel 1614 an die Universitätsbibliothek Helmstedt und von dort nach Göttingen.
(HK)